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Alt 25.05.2012, 14:20   #1
GreatBallsofFire
Ein Buch über Nerds!!
 
Registriert seit: 01/2007
Ort: Hoch den Rock, rein den Stock!
Beiträge: 11.530
Meine Damen, der Faulpelz in der Literatur und im Leben - gibt es ihn denn überhaupt,

Richtige Faulpelze sind in der mir bekannten Literatur kaum zu finden.

Mir fallen nur Gontscharows "Oblomov" und aus Huysmans' "Gegen den Strich"
des Esseintes ein.

Wobei die beiden schon wieder durch Geldausgeben beschäftigt sind, besonders de Esseints.
Kennt jemand aus der Literatur noch andere Personen, die man als Faulpelz bezeichnen könnte?

Und im Leben?
Ist das Cleversein, also das geschickte Geldmachen, letztlich eine aktive Form des Faulseins?

Wer jeden Tag acht Stunden bis zur Rente zur Arbeit geht, der kann nichts, da kommen die Frauen nicht mehr ins Träumen, und der damit verbundene jahrelange Alltagsstress erdrückt wahrscheinlich beizeiten die Liebe.

Stimmt das so?

Ist ein Playboy ein "junger, reicher Nichtstuer", der ständig auf Partys herumhängt?
Ist das ein Faulpelz?

Und: wer oder was ist denn eigentlich überhaupt ein Faulpelz?
GreatBallsofFire ist offline  
Alt 25.05.2012, 14:20 #00
Administrator
Hallo GreatBallsofFire, in jeder Antwort auf deinen Beitrag findest du eine Funktion zum Melden bei Verstössen gegen die Forumsregeln.
Alt 25.05.2012, 14:54   #2
shiila
Special Member
 
Registriert seit: 03/2011
Ort: Munich
Beiträge: 3.927
Cool, endlich mal ein interessantes Thema.

Stimmt, man muss echt nachdenken, es gibt in der Literatur kaum Storys, die das zum Thema haben.

Faulpelz ist btw. ja auch ein ganz schön negativ besetztes Wort.
Die Frage ist ja auch, was mit der Darstellung von sog. Faulpelzen erreicht werden soll (dazu müsstest du erstmal klar stellen, was für dich denn einen solchen kennzeichnet).

Ich hab mal ein Buch gelesen von Hemingway, weiß aber den Titel nicht mehr. Da gings um ein Paar, die den ganzen Tag nichts anderes machen als abzuhängen und zu saufen.
Dabei geht dann langsam die Beziehung in die Brüche.

Wenn man denn so will, ist die Botschaft, dass durch die ständige Beschäftigung mit dem Ego alles andere in den Hintergrund tritt.
Die äußere Welt wird zunehmend wichtiger, alles dreht sich nur noch um Befindlichkeiten, die dann wieder hinterfragt werden. Dabei kann man dann als Leser dabei zusehen, wie die beiden psychisch immer kaputter werden.

Oder umgekehrt: Das Kaputtsein war eigentlich schon vorher da, aber durch das Nichtstun tritt es erst deutlich zu Tage.

Also ganz schön negativ.


Ein anderes Beispiel wäre Walden von Thoureau (dieser Selbstversuch). Da gehts ja darum, dass sich jemand bewusst entscheidet, der Welt den Rücken zu kehren - zwar ist er in den Augen der Gesellschaft vielleicht ein ,,Faulpelz", aber untätig ist er ja auf keinen Fall.
Im Gegenteil, durch die bewusste Ablehnung einer Tätigkeit, die kein Geld einbringt, wird sich der Protagonist wieder des Werts des Lebens an sich bewusst.

Gruß
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shiila ist offline  
Alt 25.05.2012, 15:05   #3
Manati
Forumsgast
 
Beiträge: n/a
Greatchen scheint eine Arbeit über Stereotype in der Literatur - und im Leben schreiben zu müssen.
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Alt 25.05.2012, 18:27   #4
Parabell
abgemeldet
Zitat:
Ich hab mal ein Buch gelesen von Hemingway, weiß aber den Titel nicht mehr. Da gings um ein Paar, die den ganzen Tag nichts anderes machen als abzuhängen und zu saufen.
Dabei geht dann langsam die Beziehung in die Brüche.
rannten in dem buch auch viele stiere herum? dann war es "fiesta".
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Parabell ist offline  
Alt 25.05.2012, 18:55   #5
GreatBallsofFire
Ein Buch über Nerds!!
Themenstarter
 
Registriert seit: 01/2007
Ort: Hoch den Rock, rein den Stock!
Beiträge: 11.530
Zitat:
Zitat von shiila Beitrag anzeigen
Cool, endlich mal ein interessantes Thema.

Stimmt, man muss echt nachdenken, es gibt in der Literatur kaum Storys, die das zum Thema haben.

Faulpelz ist btw. ja auch ein ganz schön negativ besetztes Wort.
Die Frage ist ja auch, was mit der Darstellung von sog. Faulpelzen erreicht werden soll (dazu müsstest du erstmal klar stellen, was für dich denn einen solchen kennzeichnet).

Ich hab mal ein Buch gelesen von Hemingway, weiß aber den Titel nicht mehr. Da gings um ein Paar, die den ganzen Tag nichts anderes machen als abzuhängen und zu saufen.
Dabei geht dann langsam die Beziehung in die Brüche.

Wenn man denn so will, ist die Botschaft, dass durch die ständige Beschäftigung mit dem Ego alles andere in den Hintergrund tritt.
Die äußere Welt wird zunehmend wichtiger, alles dreht sich nur noch um Befindlichkeiten, die dann wieder hinterfragt werden. Dabei kann man dann als Leser dabei zusehen, wie die beiden psychisch immer kaputter werden.

Oder umgekehrt: Das Kaputtsein war eigentlich schon vorher da, aber durch das Nichtstun tritt es erst deutlich zu Tage.

Also ganz schön negativ.


Ein anderes Beispiel wäre Walden von Thoureau (dieser Selbstversuch). Da gehts ja darum, dass sich jemand bewusst entscheidet, der Welt den Rücken zu kehren - zwar ist er in den Augen der Gesellschaft vielleicht ein ,,Faulpelz", aber untätig ist er ja auf keinen Fall.
Im Gegenteil, durch die bewusste Ablehnung einer Tätigkeit, die kein Geld einbringt, wird sich der Protagonist wieder des Werts des Lebens an sich bewusst.

Gruß
Danke für das ausführliche Posting.

Ja, was ist eigentlich ein Faulpelz? Und ist das vielleicht eine typische Männerrolle?

Historisch gesehen wohl ja, die Männer gingen zur Arbeit, noch früher zur Jagd,
und wenn jede Hand gebraucht wurde, und einer packt nicht mit an, dann waren alle sauer.
"Mit dem stimmt irgendetwas nicht. Da ist der doch Wurm drin. Bei dem ist doch etwas faul." Ein Gruppenkonsens bei einem so gegebenen Sachverhalt ist schnell hergestellt, denn keiner mag den Faulpelz, der nicht mit anpackt.


Der Wort selbst ist jedem bekannt, und wohl jeder wurde schonmal als Faul, oder als Faulpelz bezeichnet.

Zitat aus dem Internet:
"Der Begriff "Faulpelz" bezeichnete ursprünglich keine menschliche Verhaltensweise, sondern die Schimmelschicht, die sich auf Lebensmitteln oder Handwerkssachen bildete, wenn diese zu lange lagerten.
Der Wortteil "faul" leitet sich also von Fäulnis ab, ebenso wie beim Wort Faulheit, das denselben Wortstamm besitzt."


Aus "Meyers 25 bändigen enzyklopädischen Lexikon", aus den späten 80er Jahren:

Fehlanzeige!! Den Faulpelz gab es also in den 80er Jahren noch nicht?

Aber immerhin wird Faulheit erklärt: "Abneigung gegen ein Tätigsein; meist im Sinne von Trägheit gebraucht, so den fehlenden Antrieb kennzeichnend."


Einen richtig Untätigen, den perfekten Faulpelz, habe ich immernochnicht gefunden. Das Extremste bisher ist der Russe Oblomov, der Gutsbesitzer.

Wer clever genug ist, vermeidet schwere körperliche Arbeit. Ist er deshalb faul? Kopfarbeit wird ja besser entlohnt, als körperliche Arbeit, denke ich.

Aber immerhin hat Brecht mal versucht, der körperlichen Arbeit ein Denkmal zu setzen. Auszug aus den "Fragen eines schreibenden Arbeiters" von B. Brecht:

Wer baute das siebentorige Theben
In den Büchern stehen die Namen von Königen.

Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?

Und das mehrmals zerstörte Babylon,
Wer baute es so viele Male auf? In welchen Häusern
Des goldstrahlenden Lima wohnten die Bauleute?

Wohin gingen an dem Abend, wo die chinesische Mauer fertig war,
Die Maurer?....usw.

In die nächste Kneipe, würde ich sagen.


Und die Frauen, meine Damen?

Die faule Pechmarie? Wird mit Pech überschüttet!
Und die fleissige Goldmarie? Wird natürlich mit Gold überschüttet.

Aber eigentlich geht es mir garnicht darum, wie im Gesellschaftssystem menschliche Arbeit verrechnet wird.
Es geht um geschickte Faulpelze. Um Playboys. Um Dandys?

Na gut, die Bezeichnung Faulpelz ist letztlich ja auch eine Art Abrechung einer mangelhaft oder garnicht erbrachten Leistung.

Meintest Du vielleicht "Der Garten Eden" von Hemingway?
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Geändert von GreatBallsofFire (25.05.2012 um 22:18 Uhr)
GreatBallsofFire ist offline  
Alt 25.05.2012, 19:05   #6
GreatBallsofFire
Ein Buch über Nerds!!
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Registriert seit: 01/2007
Ort: Hoch den Rock, rein den Stock!
Beiträge: 11.530
Zitat:
Zitat von Manati Beitrag anzeigen
Greatchen scheint eine Arbeit über Stereotype in der Literatur - und im Leben schreiben zu müssen.
Komchen! Du meinst ich mache meine Hausaufgaben?

Aber übrigens, warst Du nicht vor einigen Tagen mit einem Faulpelz in Deiner Arbeitsgruppe beschäftigt?
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GreatBallsofFire ist offline  
Alt 25.05.2012, 19:26   #7
GreatBallsofFire
Ein Buch über Nerds!!
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Registriert seit: 01/2007
Ort: Hoch den Rock, rein den Stock!
Beiträge: 11.530
Und auch der Gigolo, der sich von den Frauen aushalten lässt, ist letztlich kein Faulpelz, er muss ja irgendeine Leistung erbringen, sobald sie verlangt wird.
Ob er real existieren kann, weiss ich nicht.

Aber zu Zeiten millionenfacher Arbeitslosigkeit wäre das vielleicht eine interessante Alternative, um notfalls voran zu kommen.

Hm. Es wird eng, mit den richtigen Faulpelzen. Das ist ja bisher alles Arbeit.
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GreatBallsofFire ist offline  
Alt 25.05.2012, 23:42   #8
Manati
Forumsgast
 
Beiträge: n/a
Zitat:
Zitat von GreatBallsofFire Beitrag anzeigen
Komchen! Du meinst ich mache meine Hausaufgaben?

Aber übrigens, warst Du nicht vor einigen Tagen mit einem Faulpelz in Deiner Arbeitsgruppe beschäftigt?
Ja, das stimmt.
Spannenderweise sagte sie mir aber später, dass sie froh wäre, mit so eifrigen Leuten zu arbeiten.
Mit Leuten, die so eifrig sind wie sie.

Also wohl auch eine Frage der Selbsteinschätzung.
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Alt 26.05.2012, 18:37   #9
Durden
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Registriert seit: 11/2011
Ort: nicht in Spanien
Beiträge: 1.982
also ich bin ja der Meinung, dass hedonistische Müßiggänger in der Literatur gang und gäbe sind.

So etwa besteht die gesamte Belegschaft des Berghofes aus Taugenichtsen, die den lieben langen Tag auf der faulen Haut liegen - meistens sogar im buchstäblichen Sinne, wenn man an Zießmens treffende Umschreibung "horizontale Lebensweise" denkt.

Auch Christian Buddenbrook, will ich in die Faulpelz-Sparte einordnen. Das Geld bringt Thomas nach Hause, während er hauptsächlich unehliche Kinder zeugt und seiner hypochondrischen Neigung frönt.

ich habe mich schon oft gefragt, wie es sich diverse Romanhelden leisten können, in Luxus zu schwelgen, ohne einer scheinbaren Arbeit nachzugehen? Vielöe von ihnen sind durch Erbschaft reich geworden und können ihren Fokus auf andere Dingen richten.

Da du des Esseintes erwähnst: Die meisten Dandys der Dekadenz sind im Grunde Faulpelze, ein gutes Beispirl ist etwa Chevalier d'Albert aus dem Roman "Madmoiselle de Maupin", der im Grunde nichts anderes tut, als auf der faulen Haut zu liegen und seine Mätresse flachzulegen und sich zu beklagen, dass sie nich seinem weiblichen Idealbild entspricht.
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Durden ist offline  
Alt 26.05.2012, 19:29   #10
shiila
Special Member
 
Registriert seit: 03/2011
Ort: Munich
Beiträge: 3.927
Hi,
Zitat:
Zitat von GreatBallsofFire Beitrag anzeigen
Meintest Du vielleicht "Der Garten Eden" von Hemingway?
Genau, das wars. Hab die Story nachgegoogelt, da ich ja das Buch nicht mehr hab. Wahrscheinlich mal verliehen. Lohnt sich aber zu lesen.


Zitat:
Zitat von Durden Beitrag anzeigen
Auch Christian Buddenbrook, will ich in die Faulpelz-Sparte einordnen. Das Geld bringt Thomas nach Hause, während er hauptsächlich unehliche Kinder zeugt und seiner hypochondrischen Neigung frönt.

ich habe mich schon oft gefragt, wie es sich diverse Romanhelden leisten können, in Luxus zu schwelgen, ohne einer scheinbaren Arbeit nachzugehen? Vielöe von ihnen sind durch Erbschaft reich geworden und können ihren Fokus auf andere Dingen richten.
Stimmt, wenn man ein bisschen nachdenkt, fallen einem garantiert noch ein paar mehr Beispiele ein.

Dieses Weichei aus dem Zauberberg zum Beispiel - aber alles vor dem konstruierten Hintergrund einer vermögenden Familie, das stimmt schon.

Oder bei Zweig ,,Rausch der Verwandlung", da gibts auch einen Onkel, der nichts anderes tut, als sein Leben im Hotel zu verbringen und Zeitung zu lesen - selbst reden ist ihm zu anstrengend. Aber, wie gesagt, zu den Figuren gehört selbstredend der Reichtum im Hintergrund.

Gruß
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shiila ist offline  
 

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