dear_ly

Das kannst du bei uns zB knicken. Das wurde uns frühestens am Ersten Tag gesagt. Und die Patenstudenten habe ich glaube ich 2 mal in meinem Leben gesehen. Sie haben uns ein mal mehr oder minder über den Campus geführt (unsere Gruppe bliebt in der Mitte stehen und es wurde lediglich auf die Gebäude gezeigt) und eine Bibliotheksführung gab es noch.
Den Rest mussten wir uns eigentlich mehr oder minder selber erarbeiten, oder aber eben Leuten aus der Nase ziehen.
Grade so lustige Details wie "Ein Zweitversuch ist IMMER im nachfolgenden Semester anzutreten." oder so sagt einem kein Mensch.
Wir haben einen Guide gekriegt, wo aber mehr die Fächer zusammen gefasst wurden. Und die Studentenkarte (die bei uns für alles gilt) wurde noch erklärt. Das wars dann auch schon.
Bei einer Freundin war es sogar noch weniger, was ihr erklärt wurde (die hat aber viel früher angefangen zu studieren).

und bei der Emailflut, die man als Student kriegt wundert es mich auch absolut nicht, wenn mal was unter geht. Ich hab sogar schon mal die Mail mit dem Anmeldezeitraum übersehen, einfach, weil ich ca 30 Mails am Tag bekomme

Lilli Marlene

Naja, bei uns kannstes ja aber auch "knicken" - weil eben vielleicht maximal 5% aller Erstis diese Veranstaltungen überhaupt besuchen.

Und für die "Emailflut" hat man für gewöhnlich eine Uni-Adresse, welche dann eben nur das Uni-System sowie Profs, Dozenten und nichtbefreundete Mitstudenten erhalten.

Hex

Eine Kollegin von mir ist hauptberuflich Studentin. Sie regte sich eines Tages fürchterlich darüber auf, weil ihre Dozentin sie "beleidigt" hätte.
Auf Nachfrage kam dann: "Und das nur, weil ich nicht wußte was "thematisieren" bedeutet". Ich war da schon etwas baff.
Die Gute studiert nämlich Deutsch auf Lehramt.....

Aber auch außerhalb solcher "Klopfer" fällt uns immer mehr auf, dass die Studenten, die bei uns einen Nebenjob haben, im Verhältnis immer unselbständiger werden. Keine Arbeit von sich aus sehen (wir arbeiten mit Kindern, da bekommt man schon mit, wenn es notwendig ist einzugreifen..)
Manchmal hat man natürlich auch Glück, aber im Großen und Ganzen sind studentische Mitarbeiter recht anstrengend.

Was auch ein Problem ist: das Verstehen von vorherrschenden Regeln, wie z.B. "wenn ich einen Prüfungstermin habe darf ich nicht einfach wegbleiben, sondern tausche mit einem Kollegen Dienst" oder "Bin ich krank, muß ich mich bis 9 Uhr krankmelden" oder "Ferienbetreuungsdienst ist tatsächlich Pflichtdienstzeit, einfach zuhaus bleiben geht nicht".
Das sind alles Dinge, die tatsächlich mehr als einmal bei mehr als einem Studenten passiert sind.

Liegt aber vielleicht auch daran, dass der Job in dem Fall an zweiter Stelle kommt. Aber: sie haben sich für einen (gut bezahlten) Job mit KINDERN beworben, studieren alle Lehramt (das ist Vorraussetzung). Da kann man sich eine "Larifarieinstellung" normalerweise nicht erlauben...

Was mir wirklich "Angst" macht ist aber die Entwicklung, die man schon bei Grundschülern sehen kann: sie werden von den Eltern häufig (unbewußt) unstelbständig gehalten. Da wird dem 2.Klässler die Jacke angezogen und Schuhe, wenn er abgeholt wird und solche Dinge... wundert es dann eigentlich noch wirklich, dass diese Kinder als Studenten nicht in der Lage sind ihre Dinge selber zu regeln?

Manati

Ich hatte eine Weile einen ähnlichen Job wie Lilli Marlene und kann das nur bestätigen.
Bei uns kamen Anfragen rein, die waren an - man muss es so nennen - Dummheit nicht zu überbieten. Zumal unsere Uni-Website wirklich ein Musterbeispiel für Übersichtlichkeit ist, es FAQ-Listen zu mehreren Themen gibt und dort die wichtigsten Sätze optisch hervorgehoben wurden.
Wer also über eine grundlegende Lesekompetenz verfügt, findet sich dort problemlos zurecht. Sollte man meinen.

Allerdings besteht gar nicht das Bedürfnis, selbst zu denken, sich also selbst Informationen zu beschaffen.
Ich habe ja kürzlich etwas absolut Irrsinniges getan - und die PO noch einmal gelesen.
Das habe ich zwei, drei Leuten erzählt, die meinten, auf die Idee wären sie gar nicht gekommen. Das sei nämlich totaler Quatsch.

Das wirkt sich dann auch auf Bereiche aus wie selbstständige Literaturrecherche. Die ist nicht mehr möglich, weil es unglaublich schwierig ist, alleine in die Suchmaske des Online-Katalogs einen Begriff einzufügen, der auch nur halbwegs zum Thema passen könnte.
(Von richtigem Bibliographieren mal abgesehen. Wenn die das noch offline hätten machen müssen, mit Zettelkästen und so - urgs...)

Solange in der Schule aber alles einfach nur vorgekaut wird und kaum über den Tellerrand geschaut wird, ist das ja logisch.
Meine Lieblingsfrage, die ich in der Nachhilfe stelle, gerade bei neuen Kindern: Und, was für ein Thema macht ihr gerade?
Weiß keiner. Weiß nie (!) einer.
Und wenn ich den Kindern dann erkläre, dass im Inhaltsverzeichnis ganz genau aufgeschlüsselt ist, was in welcher Lektion vorkommt - große Augen. Denn das sagt denen kein Lehrer und selbst nachschauen - nääääh.

Was Hex geschrieben hat, erinnert mich an Fälle, die wir momentan bei der Nachhilfe haben. Da können einige Kinder an bestimmten Tagen nicht in die Ferienkurse kommen, weil sie mit 12 Jahren nicht in der Lage sind (laut Eltern), in einer Kleinstadt mal drei Kilometer alleine mit dem Fahrrad zu fahren.
So vielen Kindern wird die Fähigkeit zur Selbstständigkeit einfach abgenommen.

Ich sehe große Probleme auf eine Gesellschaft zukommen, in der Eigenständigkeit schon fast einen schrulligen Touch hat. Und in der viele erwarten (!), dass Informationen an ihn rangetragen werden.

Wenn ich an der Uni den Satz "Das hat mir aber keiner gesagt" höre, bekomme ich regelmäßig das Kotzen. Denn wer nicht einmal in der Lage ist, Dinge selbst zu "recherchieren" (heißt, den fettgedruckten Teil der Website anzuschauen), hat da nichts verloren. Ganz einfach.
Ich rede hier nicht nur über Ersties, sondern über MA-Studenten.

dear_ly

Gut, das ist bei uns nicht so. Grade in den ersten Wochen waren wirklich alle da. Aber bringt halt nicht so viel, was gewisse Sachen angeht
Gibt bei uns exakt einen Professor, der so nett ist und auch mal über Sachen informiert, die nicht zu seinem Gebiet gehören.
Ja, aber auch da kriegst du sämtlichen Scheiß. Von wichtigen Emails, über blöde Werbung zu irgendwelchen studentischen Veranstaltungen bis hin zur Speisekarte der Mensa plus die mittlerweile 3(!!) Restaurants, die sich nun in Campusnähe befinden.

Manati

Manche Dinge sind aber auch einfach nicht Aufgabe des Profs.
Und niemand (!) wird Professor, weil er planlosen Studis das Modulhandbuch erklären möchte. Das gehört nicht zu seinen Aufgaben und Spaß macht es auch nicht. (Zumal es ja, wie gesagt, mit einem Mindestmaß an Lesekompetenz - auch alleine schaffbar ist.)

Und das ist bei uns so. Einer erzählte mir mal, dass er von Studis regelmäßig (!) gefragt werde, in welchem Modul sie bei ihm die Vorlesung besuchen würden. Eine Vorlesung, die in einem Dutzend Modulkontexten besucht werden kann, was ja auch noch nicht mordsmäßig viel ist.
Aber: Woher soll er das wissen? Und warum weiß dass der Student nicht, der sich ja dafür angemeldet hat?

(Und ich würde ja auch nicht vom Bäcker erwarten, dass er mir die Fleischtheke erklärt, nur weil die zufällig in der Nähe ist.)

dear_ly

Sicher nicht, aber wenn dann Professoren nicht mal Dinge erzählen, die zu ihrem Gebiet gehören, dann hört es irgendwann auf. (Und ja, solche Scherzkekse haben wir auch).
Man muss aber auch dazu sagen, dass der Prof, der uns über mehr informiert der Leiter unserer Fakultät ist und auch der Studentenbetreuer. (Allerdings ist er generell sehr nett).
Und wie gesagt gewisse Dinge weiss man nicht mal mit dem Mindestmaß an Lesekompetenz.
Bei uns wird zb auch über irgendwelche Verordnungsänderungen nicht immer ordentlich informiert.

Solche Probleme gab es bei uns noch nicht. Bei uns scheitert es eben echt an so Sachen wie einer ordentlichen Prüfungsordnung-Information. Oder, wenn Berichte geschrieben werden müssen, dann steht nirgendwo nach welchen Vorgaben (und es gibt Vorgaben) und der dazugehörige Professor sagt es einem auch nicht "einfach so".
Oder ein Fall war auch, dass wir zur Wahl bestimmter Fächer über unser Moodlesystem gehen sollten. Ganz neu Es ging lediglich eine Mail rum, die besagte, dass die Fächer Wahl ab sofort im Moodle System stattfinden würde. Natürlich ist erst ml der Server abgestürzt, weil alle drauf sind. Dann wusste erst mal niemand, wie das da nun gehen soll. Bis man raus hatte, dass man sich in einen sehr komisch benannten Kurs (also nicht einfach "Fächerwahl" oder so sondern ein ominöses Kürzel) eintragen musste verging schon eine Weile (ein Freund von mir bekam es per Zufall raus und sagte es mir dann im Skype).
Und als man sich dann nur noch, dank einer Umfrageartigen Konstruktion jeweils nur für 1!! Fach eintragen konnte (obwohl man evtl 3-6 wählen musste), da wars dann echt vorbei. Im Endeffekt wurde der ganze Mist eine Woche später noch mal gemacht und dann gab es sozusagen mehrere Unterkategorien, so dass man sich im Endeffekt für das gleiche Fach 2-3 mal eintragen konnte um "sichre zu gehen", dass man auch wirkich rein kam. Haben natürlich Viele gemacht und es gab wieder Chaos

Manati

Aber die PO gibt es sicher online. Oder in einer Druckversion im Studierendensekretariat.
Die kann man lesen! Und ich finde, das sollte man von einem Studi auch erwarten können.

Dazu bedarf es keiner Information. Diese Texte sind ja so deutlich formuliert, dass sie nicht angreifbar sind. Sonst könnte ja jeder Mist eingeklagt werden.
Ergänzend ein Blick ins Modulhandbuch, dann braucht man wirklich keine Infos mehr. Alles, was nebenher besteht (Verlaufspläne etc.) - ist doch nur ein Entgegenkommen an die Unselbstständigkeit.

Manati

Es ist deine Pflicht, dich zu informieren.
Das meine ich ja mit der Unselbstständigkeit.

Die Informationen müssen ja irgendwie zugänglich gemacht werden, sonst haben sie keine Gültigkeit. Und es ist deine Aufgabe als Student, dich aktiv immer wieder um so etwas zu kümmern.

Es ist praktisch, dass viele solcher Infos mittlerweile via Email mitgeteilt werden. Aber früher haben Studenten es auch geschafft, ein Studium abzuschließen, und sich die Infos auch zu großen Teilen selbst besorgen müssen.
Viele machen es sich einfach zu leicht. Und heulen dann rum.

dear_ly

Auch in der PO steht aber zb nicht, dass man einen Zweitversuch direkt im darauffolgenden Semester antreten muss. Und das ist echt einigen 2t Semestlern zum Verhängnis geworden. (Hingegen dazu stand nämlich drin, dass man einen Drittversuch 1 Jahr schieben dürfte. Da zum 2tVersuch nix Konkretes stand ging man eben davon aus, dass das ebenso galt)
Und ich denke solche grundlegenden Dinge, sollten ja wohl schon drinstehen, oder? Es ist ja wohl die Pflicht der Uni, das Zeug vollständig zugänglich zu machen.
Ich denke aber auch früher hat es weitaus weniger Vorschriften gegeben. Also meine Freundin musste zumindest nicht gewisse Klausuren bis zu einem gewissen Semester bestanden/angetreten haben etc (das stand bei uns übrigens, als ich mit dem Studium begann auch noch nicht in der PO, galt aber schon.