liselotte

Man kann nur über Bewusstes reden. Was wollt Ihr unbewusst? Was wollt Ihr nicht wollen?
Ich glaube, das ist alles viel komplizierter. Ich dachte auch immer, wir reden ja über alles. Aber über manchen Punkt haben wir nicht genug geredet, ohne es zu bemerken.
Manchmal will man sich selbst Dinge nicht eingestehen, versucht sich durch seine eigene Meinung zu überzeugen. Erzählt man jeden kleinen Zweifel dem Partner? Es muß ja nichtmal ein Zweifel an der Beziehung sein, nur eine kleine unebenheit in der eigenen Meinung oder im Gefühl.
Was will man unbewußt?

Heiraten, lange zusammenbleiben - in der Zukunft. Mir könnte das Angst einjagen. Ich könnte davon das Bedürfnis kriegen, mit anderen zu schlafen.

Jaw

KleinBelita:
Vielen lieben Dank

liselotte:
Ja, das Heiraten hat mir Angst gemacht, jetzt weniger aber macht es mir immer noch. Ich bin da ideologisch ich will nur einmal im Leben heiraten und nicht 4 Scheidungen haben. Darum ist es für mich ein finaler Schritt, der wohlüberlegt sein will.
Darum habe ich auch ganz klare Regeln aufgestellt, erst mein Studium fertig, dann zusammenziehen und mindestens 2 oder 3 Jahre miteinander leben, und wenn man dann sieht, es ist wirklich felsenfest, auch bei Stress und Tiefen und Problemen, und wir wollen beide immer noch, dann machen wir das.

Aber ja auch in Hinblick auf diese Bindung fragt man sich dann, nur noch eine und sonst keine? Und da bietet die offene Beziehung ein Schlupfloch. Irgendwo ist es eine Rosinenpickerei, man nimmt sich neben der Beziehung noch ein paar Extras raus, die eigentlich nicht inklusive sind. Eine Aktion mit Risiko, wo man viel verlieren aber auch gut gewinnen kann. Man ist ja flexibel, man kann ja die Offenheit starten und beenden und auch wieder starten, wie man lustig ist, solange beide dafür sind oder einer dagegen. Umentscheiden kann man sich.

Das mag im Leben kommen, ne Phase wo man sagt, ich will das jetzt mal nicht mehr, und irgendwann sagt man vielleicht wieder, ich könnts mir wieder vorstellen.


Zum Thema Unterbewusst. Da weiss man nicht immer, das ist klar. Da kann man manchmal nur raten. Früher oder später merkt man wohl, wenn in einem was brodelt. Und dann muss man versuchen das zu ergründen und ehrlich mit sich sein.

Ich rede oft, bei "jedem kleine Zweifel" mit einem oder zwei guten Freunden. Mit denen bespreche ich das und oft vergeht es allein dadurch, das ist dann nur so ein kleines Druckbläschen was sich aufgebaut hat, was dadurch abdampft. Vielen Stress muss man garnicht in die Beziehung einbringen, den kann man vor der Tür lassen. Die Freunde bringen auch eine andere Sichtweise und kritische Fragen und sehr oft findet man heraus, dass man falsch liegt oder oft zumindest findet man andere Sichtweisen und geht die Sache wesentlich vernünftiger, bedachter und ruhiger an. So wird aus einer Anschuldigung, die man in sich trägt, einer Art Anklage, ganz schnell ein konstruktiver Vorschlag, wenn man das nur mal mit Aussenstehenden sachlich vorbereitet.

Nun das ist so eine Einbahnstrassensache. Man kann mit Sicherheit sagen, wenn man einen Fehler gemacht hat. Aber man kann im Vorfeld nie mit Sicherheit ausschliessen, dass man nie einen Fehler machen wird. Darum heisst es "nach bestem Wissen und Gewissen". In einer Beziehung muss auch irgendwo der gute Wille man über dem Ausrutscher stehen und wenn was schief geht ist noch nicht alles verloren.

Hier kann man nur spekulieren, schätzen oder raten. Wie gross ist ein Risiko, wie wahrscheinlich ist es und wie stark wäre die Auswirkung. Das in Relation nimmt man dann zur Entscheidung. Der Schaden einer Trennung wäre enorm, aber die Möglichkeit schätze ich sehr unwahrscheinlich ein, und dadurch reduziert sich das auf ein kleines Mass. Ich könnte auch überfahren werden, wenn ich auf die Strasse gehe, und der Schaden wäre fatal, aber ich mache es trotzdem, weil es unwahrscheinlich ist. Wir gehen im Alltag permanent Risiken ein, die an sich gross wären, wenn sie eintreten würden, aber die unbedeutend wirken, weil sie wohl nie eintreten werden.