Ingenieur

Meine Affäre hat bei mir übernachtet. Erst lecker gekocht, dann auf der Couch versackt, romantische Musik gehört und dann "gekuschelt". Sie ist sexuell total aufgeschlossen. Ich hatte noch nie ne Frau, die so hart angefasst und rangenommen werden möchte. Es ist der helle Wahnsinn. Ein Spiel mit dem Feuer.

leonora

Eigentlich tragisch.
Deine Noch-Freundin hat mit ihren Ideen, wie du Karriere machen sollst, dich "geändert".
Nur dass mit dieser Änderung eben auch andere Veränderungen einhergingen, die sie nicht mit einberechnet hat.

Sie war diejenige, die dir sagte, du müssest "mehr" wollen, und jetzt erlebst du, dass es "noch mehr" gibt.

Nach dem was du erlebst mit deiner Affaire wirst jetzt du nie mehr zufrieden sein mit deiner Freundin.

So oder so wird sie verletzt sein, insofern kannst du es nur begrenzen, in dem du alles beendest (ohne die Affaire zu erwähnen), weil ihr euch auseinanderentwickelt habt.

Dr. Grey

Schön langsam zweifle ich an der Ernsthaftigkeit deines Threads. Wenn es dir
nur darum geht, der Community Details aus deinem Liebesleben mitzuteilen,
dann spar dir das bitte. Das ist hier weder erwünscht noch nötig.

Ingenieur

Okay Dr. Grey, ich versuche meine Kommentare mit Fragen zu verknüpfen. Meistens spiele ich ja hier mit meiner Dokumentation auf meine neue Gefühlslage an und erhoffe mir den ein oder anderen Hinweis von nachfühlenden Anderen.

Ich weiß nämlich gar nicht, warum ich mich jetzt so glücklich und ausgeglichen fühle? Warum ich überhaupt kein schlechtes Gewissen habe?
Es ist das erste Mal seit dem ich aus meiner Heimat weggezogen bin, dass ich mich selbst und die komplette Situation positiv wahrnehme und es irgendwie akzeptiere. Ich spüre die neue Lebensfreude in mir und freue mich auf den nächsten Tag.

Ich war jetzt das Wochenende bei meiner Freundin. Ich habe ihr natürlich nichts von meiner Affäre gesagt. Ich habe mit ihr geflirtet und sie an meinen positiven Gefühlen in humorvoller und selbstbewusster Art teilhaben lassen, was sie sehr schön fand. Sex gab es auch, aber der ist im Vergleich zu meiner Affäre eher "romantisch" vorsichtig und weniger wild, fast langweilig.

Es gab einige seltsame Situationen. Irgendwie machte sie über verheiratete Freunde, wo einer fremd gegangen war, so einen "Na-und"-Kommentar nach dem Motto sowas kommt wohl in den besten Ehen vor.

Dann habe ich per Handy über Facebook einer Freundin aus meiner Heimat zum Geburtstag gratuliert, wo sie heftig eifersüchtig war und ich ihr das erklären musste, dass diese Freundin mir kurz zuvor zum Geburtstag gratuliert hatte und ich nichts von ihr wollte (sie will aber schon was von mir, anderes Thema).

Desweiteren waren wir in ihrer Heimatstadt ihre Eltern besuchen und ich habe sie spontan gefragt, was sie davon halten würde, ob wir statt in meiner Heimatstadt nicht in ihrer ruhigen Heimatstadt eine Familie gründen wollen. Ob wir nicht einfach das kleine sanierungsbedürftige Stadthaus ihrer 87 jährigen Oma irgendwann als Basis für eine Familie nehmen wollen, was sie sich überhaupt nicht vorstellen kann, da in der Stadt nix los sei und das Haus als spießig empfand. Die Stadt ist halt sehr ruhig und sehr familienfreundlich. Selbst eine ihrer besten Freundinnen hat dort Familie.

Dann habe ich sie gefragt, was ihre Ziele im Leben sind. Sie meinte, ihre wichtigsten Ziele sind Geld verdienen und unabhängig sein. So zeigte auch keine wirklichen Ambitionen, sich mal nach Jobs ihres Großkonzerns in meiner Region umzusehen. Vielleicht mal nächstes Jahr. Auch eine von mir vorgeschlagene Paartherapie lehnt sie ab.

Wir haben jetzt einen teuren gemeinsamen Urlaub im Dezember in die USA gebucht. Ich meine, ich liebe sie und sie mich, aber ich kann nicht unglücklich "weiter so" leben. Ich will versuchen, dass meine Freundin und ich glücklich in der gemeinsamen Zeit sind. Aber auf die ein oder andere Affäre kann und will ich nicht mehr verzichten. Ich habe auch ständig so Fantasien, wenn ich z.B. im Alltag wildfremde Frauen treffe, wie ich diese verführe. Ich habe das Gefühl, nahezu jeden Tag und mehrmals Sex haben zu wollen. Ist das schon eine Sexsucht?

leonora

Du erlebst gerade, dass du dich mit Sex darüber hinwegtrösten kannst, dass deine Freundin weder sexuell noch in der Lebensplanung mit dir kompatibel ist.

Klar, dass sich das zur Sucht entwickeln kann, deine Droge, der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen zu müssen und sich vor Konsequenzen drücken zu können.

Dass sie eifersüchtig ist ist auch klar, sie weiß ja von deinen Träumen, dass nur mitspielst in ihren Träumen und wer verliert schon gerne jemanden, der alles mitmacht und sich komplett zurücknimmt, so jemand findet sich so schnell nicht wieder.

Lynxx

Leo, kannst Du den Satz nochmal anders ausführen?
Ich finde den Sinn gerade nicht...

leonora

Sie hat ihn sich "zurechgebastelt". Aus dem, der gerne in seiner Heimat gearbeitet hat ist der "erwünschte" Karrieremensch geworden, aus dem, der Freunde und Familie schätzt wurde der "Unabhängige" - und er macht mit, so wie sie sich das vorstellt - jede Idee von ihm wird abgebügelt.

Sie kann auch darauf setzen, dass er als "Guter" sie nicht "verletzen will und sich deahlb mit SEINEN Wünschen an das Leben hinten an stellt.
Selbst was den Sex betrifft, steckt er da zurück.

Jetzt frag dich mal, wie schnell sie jemand anderen finden könnte, der Karriere macht, unabhängig sein will und auf Blümchensex steht?
Oder sich dahingehend ihr anpasst, wie es der TE macht?

Insofern sind alle, die "alte Wünsche" des TEs zum Leben erwecken könnten (alte Freunde/Freundinnen, die Heimat usw.) eine Bedrohung, da der TE sich ja daran erinnern könnte und irgendwann dem den Vorzug gibt.

Nur rechnet sie (noch) nicht damit, dass der TE diese Diskrepanz sich anderweitig "schönt".

Lynxx

Danke.
Im ersten Ansatz hatte ich den Umkehrschluss
herausgelesen.

Im Grunde hat sie sich ihr Ideal geformt, ohne
sich bewegen zu müssen. Welchen Namen das
Ideal dann trägt, ist möglicherweise unerheblich.

leonora

Nur dass es halt schwierig ist, eines "gehen zu lassen", dass man "sicher hat" - und mühsam, sich ein Neues zu suchen bzw. heranzuerziehen.

Janina*

wobei man dabei nicht vergessen sollte,
daß, damit eine solche Dynamik überhaupt entsteht,
beide Seiten daran beteiligt sein müssen.
Einer der macht, und der Andere , der mit
sich machen läßt .