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Du befindest dich im Forum: Gesundheitsfragen. Das neue Gesundheitsforum im Lovetalk. An dieser Stelle sollen sich die Beiträge ausschließlich um das Thema Gesundheit und deren Aufklärung drehen. Fragen können gestellt und beantwortet werden, aber bitte nicht vergessen, hier sind keine Ärzte am Werk. Im Krankheitsfall solltet ihr immer die Meinung eines Arztes einholen.

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Alt 03.05.2021, 13:21   #1
Forengast
Forumsgast
 
Beiträge: n/a
Beschneidung macht normales Sexleben unmöglich

Hallo zusammen. Ich möchte mir einfach mal alles von der Seele schreiben und vielleicht finde ich hier Leidensgenossen. Durch biografische Umstände (ich arbeite gerade mein Leben auf) habe ich mich mit dem Thema Beschneidung ausführlichst beschäftigt und frage mich, wie Beschneidung in der heutigen Rechtlage überhaupt noch erlaubt sein kann: Stichwort Menschenrechte, Stichwort Gleichstellung der Geschlechter, Stichwort hippokratischer Eid. Sie sollte per se als verstümmelnder, zumindest in unseren geografischen Breitengraden nutzloser und nur schadender Eingriff verboten sein und wenn dann überhaupt nur volljährig durchgeführt werden. In Stichpunkten zusammengefasst:

- im Alter von 6 Jahren wurde ich natürlich ohne irgendetwas davon zu verstehen oder irgendeine Mitbestimmung radikal beschnitten, d.h. Frenulum, beide Vorhautblätter vollständig entfernt
- Diagnose war eine "Phimose". Phimose deswegen in ", weil es aus heutiger medizinischer Sicht völlig normal ist, dass man die Vorhaut in diesem Alter nicht zurückziehen kann --> heute gäbe es selbst bei einer echten Phimose andere Behandlungsmethoden
- Erinnerungen: unmenschliche Schmerzen danach, konnte keine Hosen anhaben, "heilendes" Kamillenbad danach: ich krallte mich am Badewannenrand fest, um diese Schmerzen zu vermeiden, meine Mutter wies mich aktiv an, das Bad zu nehmen
- Sexualität heute: ich spüre beim Sex aller Art wenig bis nichts, komme lediglich durch eine Kombination aus starker Hand- und Mundarbeit seitens meiner Freundin zum Samenerguss; Ohne diese Vorgehensweise kann ich eine Erektion mangels Stimulation nicht dauerhaft halten, sodass klassischer Geschlechtsverkehr länger als eine Minute gar nicht möglich ist; ich kann also nie auf klassischem Weg ein Kind haben; stattdessen widme ich mich völlig ihr und bereite ihr mehrere Orgasmen hintereinander; ich habe mittlerweile gelernt, mich an ihrem Vergnügen komplett selbst zu freuen und mir eine Art "spirituelle Befriedigung" zu verleihen
- Beim Lesen der Fachliteratur sehe ich unglaubliche Parallelen zu meiner Biografie: - Schamgefühle (z.B. Vermeiden des Duschens mit meinen Fußballkollegen in der Vergangenheit, Vermeiden von Intimität (Selbst in meiner Teeniezeit haben mich Mädels nicht wirklich interessiert), die wenigen intimen Momente bereiteten überhaupt kein Vergnügen (Handarbeit ihrerseits war schmerzvoll, Oralverkehr ohne jegliche Stimulation) --> ich habs dann einfach ganz gelassen; Selbstwert und -vertrauensprobleme (Noch heute denke ich mir oft, warum meine Freundin mit mir zusammen ist; sie könnte es ja bzgl. Sexualität viel einfacher, normaler und besser haben
- Und das schlimmste ist: dieses verzweifelte Gefühl der völligen Hilflosigkeit und Machtlosigkeit... es gibt keine Medikamente oder Mittel mir diese Empfindungen zurückzugeben: medizinisch zusammengefasst: das sensible Gewebe am Penis ist komplett irreversibel zerstört, durch das Freiligen der Eichel verhornt sie (Keratinisierung) und zusätzlich diese Hin-und-Her-Gerissenheit zwischen Wut und Verständnis für die Eltern, die das alles sicher entschieden haben ohne die Tragweite zu überblicken.
- Urologe sagt: aus medizinischer Sicht sei alles in Ordnung

Noch wütender macht mich, diese Bagatellisierung der "Vorteile":
1) Hygiene: Leben wir im Mittelalter ohne Zugang zu Bädern?
2) Prophylaxe gegen Peniskarzinom: Lassen sich Frauen reihenweise ihre Brüste amputieren als Brustkrebsvorsorge (--> gleiche Dimension des Arguments, mit Flaschen aus dem Supermarkt sind die ja eigentlich auch unnütz heute)
3) das verabscheuendste Argument mit "religiöser Tradition" treibt das noch auf die Spitze --> Körperverletzung durch das GG legitimiert auf Basis der Religionsfreiheit... widerlich!!!

Als nächstes steht der Besuch beim Neurologen + Sexualtherapeuten an! Story to be continued...
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Alt 03.05.2021, 13:21 #00
Administrator
Hallo Forengast, in jeder Antwort auf deinen Beitrag findest du eine Funktion zum Melden bei Verstössen gegen die Forumsregeln.
Alt 03.05.2021, 13:35   #2
Dexter Morgan
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Ort: Miami 🏝️
Beiträge: 6.400
Hallo Jacques,

auch früher(TM) gab es die erhaltende OP bei Phimose. Ob diese gewählt wurde, war wohl eine Frage der Beratung des Arztes, und damit wohl zumindest teilweise auch dessen Religion.

Ich teile deine Sicht auf die vermeintlichen Vorteile, ebenso denke ich, dass falsch verstandene Toleranz die Verstümmelung legalisiert hat. Undenkbar, was Stummelfüße, Giraffenhälse, Beschneidung bei Frauen angeht. Aber die Jungs sind ja Jungs, die müssen damit leben können .

Aber: Komm von der Wut-Schiene runter. Die hilft dir nichts, macht das Problem vielleicht noch schlimmer. Evtl. kannst Du die Energie kanalisieren, indem Du dich in Initiativen gegen die Verstümmelung von Kindern engagierst - falls es sowas gibt.
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Alt 03.05.2021, 13:44   #3
Forengast
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Beiträge: n/a
Zitat:
Zitat von Dexter Morgan Beitrag anzeigen
Aber: Komm von der Wut-Schiene runter. Die hilft dir nichts, macht das Problem vielleicht noch schlimmer. Evtl. kannst Du die Energie kanalisieren, indem Du dich in Initiativen gegen die Verstümmelung von Kindern engagierst - falls es sowas gibt.
Erstmal Danke für deine Antwort: Absolut richtig, aber (noch) schwierig. Bzgl. Initiativen ist es unglaublich, inwieweit sich auf die allgemeine Gesellschaft bezogen massenhafte Wiederholung der Pseudo-Vorteile auf gehirngewaschene Art und Weise zur Allgemeingültigkeit entwickelt hat...
Dementsprechend freut es mich, dass du das auch so siehst!
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Alt 03.05.2021, 13:51   #4
Dexter Morgan
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Beiträge: 6.400
Ich denke, das Herumreiten auf vermeintlichen Vorteilen ist einfach ein Schönreden der eigenen Situation. Man kommt da ja nicht raus und wird, wenn man es positiv sieht, durch das kulturelle Umfeld gestützt.

Die (ich unterstelle das) Minderheit, die extrem unter der Verstümmelung leidet, bleibt ungehört, auch wenn diese Minderheit sicher nicht verschwindend klein ist. Die halten nur die Klappe.
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Alt 03.05.2021, 13:57   #5
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Zusätzlich kommt aber noch dazu, dass selbst auf diversen Homepages von urologischen Praxen (also von Experten) über diese "Vorteile" schwadroniert wird.
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Alt 03.05.2021, 14:09   #6
Dexter Morgan
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Zitat:
Zitat von Jacques44 Beitrag anzeigen
Zusätzlich kommt aber noch dazu, dass selbst auf diversen Homepages von urologischen Praxen (also von Experten) über diese "Vorteile" schwadroniert wird.
Viele Urologen sind Moslems.
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Alt 03.05.2021, 14:22   #7
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Beiträge: n/a
Das mag sein! Ich denke aber, dass auch bei vielen nicht-muslimischen Urologen diese Meinung über die Vorteile vorherrscht, da sie nach wie vor in einigen Lehrbüchern verbreitet wird, ohne sich über die Folgen für die Sexualität (in meinem Fall) im Klaren zu sein. Ich will jetzt nichts Spezifisches verlinken, nicht dass mir Werbung vorgeworfen wird, aber bei Google findet man Hunderte Seiten mit dieser Argumentation - auch von Nicht-Muslimen.
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Alt 03.05.2021, 14:31   #8
Dexter Morgan
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Ok, das entspricht aber nicht der Lehrmeinung. Prophylaktisch ist die Beschneidung sinnlos. Die vollständige Entfernung ist nur in Ausnahmefällen überhaupt indiziert.

Was die Urologen, die Du da rausgesucht hast, propagieren, widerspricht ihrem Eid, den Patienten vor Schaden zu bewahren.
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Alt 03.05.2021, 14:47   #9
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Beiträge: n/a
Streitpunkt ist (und war in meinem Fall) einfach der Phimose-Begriff. Damals (1996) ging man nach medizinischem Standard davon aus, dass die Vorhaut schon im Kleinkindalter völlig zurückgezogen können werden muss.
Dies hat sich mittlerweile geändert: es gibt neuere Studien, wonach dies mitunter erst während der Pubertät passiert.

Nichtsdestotrotz sind nach wie vor ca. 15% der deutschen Männer beschnitten. Dies sind weit mehr als die ca. 5% der Einwohner, die muslimischen Glauben haben. Die Zahlen der jüdischen Bevölkerung sind so klein, dass sie statistisch vernachlässigbar sind. Es geht also um nahezu 10%, die zu einer Verstümmelung bewegt wurden.
Selbst wenn man die Freiwilligen und medizinisch absolut notwendigen Fälle weglässt, bleibt immer noch eine viel zu hohe Zahl übrig.
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Alt 03.05.2021, 15:00   #10
Dexter Morgan
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Beiträge: 6.400
Zitat:
Zitat von Jacques44 Beitrag anzeigen
Es geht also um nahezu 10%, die zu einer Verstümmelung bewegt wurden.
Bist Du sicher, dass da die erhaltende OP nicht eingerechnet ist?

Ich denke immer noch, dass die Wurzel des Übels eine kulturelle ist, auch wenn die Beschneidung die Kulturgrenze so sehr überschritten hat wie der Döner. Die erhaltende Therapie ist ja nicht neu. Sie ist wesentlich älter als dein "damals". Ansonsten haben wir keinen Streitpunkt. Auch gesellschaftlich nicht. Das Problem ist eher ein 'Elefant im Raum', wie der Russe sagt. Man weiß es, man spricht nicht drüber.

Du bist als Mann, der das Problem thematisiert und ihm Gewicht gibt, auch eher die Ausnahme. Als Mann hat man hier ja eher die Klappe zu halten, was das angeht.
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