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29.08.2012, 19:55 | #41 | ||||
Cosmic Hobo
Registriert seit: 03/2004
Ort: Im Wunderland
Beiträge: 2.754
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Zitat:
Zitat:
Zweitens befindet sich hinter deinem Konzept kein existenzieller Rückhalt. Religionen vermitteln eine praktische Orientierung für das eigene Leben. Damit diese Orientierung keine Illusion bleibt, treibt der Glaube das Nachdenken über sich selbst an, womit wir wieder bei dem ersten Punkt wären. Das gleiche Spiel könnte man nun auch mit Alltagsgegenständen oder den Naturwissenschaften machen, indem man ihre Begriffe ändert. Hinter den jeweiligen Begrifflichkeiten verbergen sich aber mehr oder weniger identische Sachverhalte. Das erklärt den Umstand, warum es fromme Atheisten gibt, die gerne von Gott reden, nur dass sie andere Begriffe für ihn verwenden. Der religiöse Mensch kann dafür sensibilisiert sein, solche Maskeraden zu erkennen, damit die religiösen Semantiken im vermeintlich säkularen Leben bewusster werden und die Menschen ehrlich sich selbstv gegenüber bleiben. Der Atheist muss nämlich die Mühe aufbringen, angemessen von der Nicht-Existenz Gottes zu reden. Das ist gar nicht so einfach, wenn man nicht religiös vorgebildet ist.
Geändert von MadHatter (29.08.2012 um 20:35 Uhr) |
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29.08.2012, 21:57 | #42 | |||||
abgemeldet
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Aber sicher doch. Warum das so ist, habe ich oben erklärt.
Der Naturalismus wird von den methodischen Prinzipien der Wissenschaft erzwungen. Theorien & Hypothesen müssen überprüfbar sein. Um etwas zu überprüfen muss man damit wenigstens indirekt interagieren können und es muss sich gesetzmäßig verhalten. Das schließt übernatürliche Wesenheiten wie Götter aus. Zitat:
Zitat:
Zitat:
In der Wissenschaft herrscht jedenfalls das Sparsamkeitsprinzip, also die methodologische Maxime bei der Erklärung von Sachverhalten keine unnötigen Annahmen zu machen.
Geändert von Oneiric (29.08.2012 um 22:17 Uhr) |
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29.08.2012, 23:46 | #43 | |||
Cosmic Hobo
Registriert seit: 03/2004
Ort: Im Wunderland
Beiträge: 2.754
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Zitat:
2. Nicht alle Teile der Wirklichkeit verhalten sich gesetzmäßig. Man spricht hier von Indeterminismus. 3. Um die Wirklichkeit naturwissenschaftlich zu erklären, müssen immer abstraktere Modelle entworfen werden, wie z.B. die spekulativen String-Theorien oder die Aktivitäten der relativen Quantenfelder, auf die sich Krauss vor kurzem berufen hat. 4. Du skizzierst ein Welt- und Gottesbild, nach dem Gott die Schöpfung verlassen hat und dann nur noch für die Brechung der Naturgesetze zuständig wäre. Das kann anders gesehen werden ohne mit den Erkenntnissen der Naturwissenschaft in einen Konflikt zu geraten (siehe schon Spinoza). Bei all dem macht die Naturwissenschaft den Anschein, dass sie sich logisch fortbewegt, so dass sie uns die Welt immer besser erklären würde, aber auch das ist so nicht der Fall, was spätestens in der zweiten Hälfte des 20. Jhs. aufgezeigt wurde. Das regt zur Bescheidenheit an. Wir haben keinen exklusiven Zugang zur Wirklichkeit, deshalb muss man alle Vorannahmen streng prüfen, realistische wie antirealistische, nämlich um eine voreilige Deutung der natürlichen Abläufe weitgehend zu vermeiden. Das Forschersubjekt mit seiner individuellen Einstellung zur Welt werden wir aber nie ausschalten können. Hinzu kommt der menschliche Drang, sich zu den Naturabläufen existenziell irgendwie positionieren zu müssen.
Geändert von MadHatter (29.08.2012 um 23:51 Uhr) |
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30.08.2012, 01:03 | #44 | ||||||
abgemeldet
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Zitat:
Es ist natürlich klar das dieser ein Ärgernis für Gläubige aller Art darstellt aber ohne einen wenigstens schwachen Naturalismus ist Wissenschaft nicht möglich. Zitat:
Das bedeutet jedoch nicht das die Welt vollkommen indeterministisch ist. Zufälligkeit ist eine Form von Ordnung, denn es gibt stochastische oder prohabilistische Gesetzte und auch zufällige Ereignisse hängen oft von Umständen ab. Zufälligkeit und nicht-Zufälligkeit sind keine absoluten Gegensätze: Zufälligkeit ist graduell. Zitat:
Zitat:
Die Wahrheit religiöser Aussagen hängt außerdem nicht von wissenschaftlichen Erkenntnissen ab. Und wer würde schon ernsthaft in Betracht ziehen das es Geister & Dämonen gibt bloß weil diese Möglichkeit denkbar ist (jedenfalls nicht ohne gute Gründe) Ein gemäßigter Konstruktivismus läßt sich sehr gut mit Wissenschaft vereinbaren. Und wenn das Forschungsergebniss vom erkennenden Subjekt mit Abhängt, gibt es Wege und Möglichkeiten dessen Einfluß zu veringern.
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30.08.2012, 08:15 | #45 | |||
abgemeldet
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Zitat:
Ich denke da insbesondere ans Christentum, deren Leitsätze aus der Römerzeit stammen. Viele Ideale aus dieser Zeit sind nicht mehr haltbar, da sie nur für diese Zeit und die Nöte ihre Gültigkeit haben und wir aktuell größtenteils in völlig anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen leben. Mit Blick auf die gegenwärtige Situation in Syrien frage ich mich allerdings, wo da die Religion bleibt, wo da Allah ist?
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31.08.2012, 16:39 | #46 | |||
Nachtschwärmer
Registriert seit: 02/2004
Beiträge: 6.623
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Zitat:
Ja, auch das ließe sich mit ein bisschen feilen erreichen. Mir ging es nicht darum, eine gleichwertige Alternativ-Religion aufzuzeigen, sondern eher darum, darzustellen wie schnell man sich ein Gedankengebäude bauen kann. Das Problem ist exakt der existentielle Rückhalt, denn der manifestiert sich imho ausschließlich in der Historie, und in den Religiösen - aber nicht in der Sache an sich. Das wäre im Übrigen auch der Unterschied zwischen dem Konzept Religion und dem Konzept Apfel. Der Apfel hat eine physisch nachweisbare Repräsentation, die unabhängig davon besteht, ob man ihn Auto nennt.
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31.08.2012, 16:51 | #47 | ||
Forumsgast
Beiträge: n/a
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Koennte es sein, dass Einige hier immer noch nach Gottesbeweisen suchen (rumbi z.B.) ?
Dabei ist doch nicht das Wissen, sondern das Glauben das Wesentliche an der Religion. Wer Beweise braucht, wird das Goettliche wahrscheinlich nie erfahren koennen, weil ihm eine wesentliche Voraussetzung fuer diese Erkenntnismoeglichkeit fehlt. Wer nicht Glauben kann, dem fehlt m.E. etwas. Oder wenigstens MIR wuerde dann was fehlen. Denn derjenige / diejenige selbst kann das natuerlich anders einschaetzen und auch durchaus eine authentische Erfahrung damit machen, die ich nicht in Abrede stellen will.
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31.08.2012, 20:55 | #48 | ||||||||
Cosmic Hobo
Registriert seit: 03/2004
Ort: Im Wunderland
Beiträge: 2.754
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Zitat:
Dann ist der Begriff Naturalismus schwierig. Du siehst, dass du durch meine Einwände abgeschwächt hast. Nun müsstest du den schwachen Naturalismus noch genauer ausformulieren. Das philosophische Problem besteht aber darin, dass "Naturalismus" nicht genau abgegrenzt ist und im allgemeinen auch als Kampfbegriff gegen den Theismus bzw. die Religionen geführt wird (klingt bei dir im zweiten Satz sogar an). Besser ist es von "empirisch arbeitenden Wissenschaften" zu sprechen, anstatt, wie du, den Naturalismus auf alle Wissenschaften ausdehnen zu wollen. Da Gott kein Gegenstand der sinnlichen Erfahrung ist, kann er durch die empririschen Naturwissenschaften nicht direkt erfasst werden. So einfach ist das. Zitat:
Und "Zufälligkeit ist eine Form von Ordnung"....ah....interessant. Zitat:
Zitat:
Die Veränderung von Religion hängt mit ganz vielen Faktoren zusammen. Als ob religiöse Menschen nur aus Büchern leben würden. Religionen sind unheimlich flexible Gebilde, das sagen auch Naturalisten wie Daniel Dennett. Die großen Weltreligionen hätten die Jahrhunderte sonst gar nicht überstanden. Zitat:
Das spricht überhaupt nicht für die Irrationalität von Religion. Zitat:
Für viele Menschen macht es den Anschein, als ob die Beschreibung von Materie irgendwie verlässlicher wäre als die Beschreibung von immateriellen Anschauungen und inneren Erfahrungen. Diese Zweiteilung der Wirklichkeit halte ich für eine lebenspraktische Täuschung. Daher rührt im Grunde genommen unsere Diskussion. Wir äußern unsere Auffassungen über das Verhältnis von Vernunft und Glaube, eine alte religiöse Diskussion. Ja, und wie du vielleicht siehst, sind solche Diskussionen nicht belanglos oder beliebig, denn wir tauschen hier logisch nachvollziehbare Argumente aus, die uns zum Nach- und vielleicht auch zum Umdenken bewegen.
Geändert von MadHatter (31.08.2012 um 21:00 Uhr) |
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01.09.2012, 23:07 | #49 | |||
Nachtschwärmer
Registriert seit: 02/2004
Beiträge: 6.623
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01.09.2012, 23:24 | #50 | ||||
Nachtschwärmer
Registriert seit: 02/2004
Beiträge: 6.623
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Zitat:
und nebenbei, ich halte die diskussion darüber auch überhaupt nicht für belanglos. um das von ctrl angesprochene thema fortzuführen, der beweis gottes hängt natürlich extrem an der definition gottes. ich bin sicher, wir finden eine definition gottes der ich mich anschliessen könnte. aber es wäre dann eher eine umschreibung existierender zwischenmenschlicher konzepte (liebe, neugier, selbstlosigkeit, geburt, urknall, ..) Zitat:
bei religion ist das anders, sie ist schlicht nicht sinnlich, aber dennoch erfahrbar. man ist eben auf glauben angewiesen, wo die sinne nicht zur erkenntnis ausreichen. wo aber glaube beginnt, und sinnlichkeit endet, trägt so gut wie jedes gedankengebäude (auch abseits der religionen), so abstrus es auch sein mag. du ziehst die grenze zwischen religion und abstruser theorie bisher nur in der verbreitung (stichwort gesellschaftlicher einfluss). aber das ist mir zu wenig, denn auch für letzteres finden sich mit entsprechender mühe ein paar anhänger, aber das ändert ja nicht grundlegend die abstrusität.
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