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Alt 05.08.2016, 22:53   #611
PIcasso1989
Der Hund
 
Registriert seit: 07/2009
Ort: BW
Beiträge: 12.790
Zitat:
Zitat von Luthor Beitrag anzeigen
Das ist ein interessanter Gedanke. Sozusagen ein universelles Bewusstsein, also ein Pool, in dem alles vorhanden ist und irgendwann bedient sich einer oder mehrere durch ... welchen Umstand? .... daraus?

Wenn dort auch Erinnerungen gespeichert sind, dann waere das ja ein El Dorado fuer jeden Historiker.
Und es wuerde auch so vieles erklaeren.
Nach meinem Bild darf man sich auch das nicht mechanistisch vorstellen. Sondern eher goetheanistisch. Es gibt die Idee "Pflanze" (seine "Urpflanze"). Oder es gibt die von Haeckel entwickelte Idee eines, ich nenne es einmal "Urorganismus", die dann zum biogenetischen Grundgesetz Haeckels geführt hat.
Oder, um noch einen Denker der gleichen Richtung zu nennen, C.G. Jung mit seinen Archetypen: Erkennbare Grundlagen des Lebens, aus denen wir schöpfen können. Die Arbeit, das zu tun, bleibt uns nicht erspart. Sie ist unsere Aufgabe.

Zitat:
Zitat von Luthor Beitrag anzeigen
Es ist doch sicher kein Zufall, dass du ausgerechnet eine DS19 erwaehnst.
Vielleicht sind wir uns einig, daß es zwar Koinzidenzien, aber keine Zufälle gibt?

Zitat:
Zitat von Luthor Beitrag anzeigen

Das ist fuer mich gar kein Argument. Ungeachtet des Gedankens weiter oben, dass aus dem Pool geschoepft wird und Entdeckungen soz. abgegriffen werden, ist fuer mich unstrittig, dass vieles (noch) nicht oder eventuell auch nie messbar ist, obwohl es existiert.
Vielleicht sollen (oder koennen) wir Menschen auch nicht alles wissen und verstehen. Wer weiss ...
Es wäre grauenhaft, alles zu wissen - wer könnte das aushalten.
Unsere begrenzte Sicht ist ein Geschenk. Beispielhaft wird das u.a. von Robert Oppenheimer formuliert, als er erkennt, welche furchtbare Erkenntnis (über das Wesen der Materie) er mit der Atombombe auf den Tisch der Welt gelegt hat. ("jetzt bin ich der Tod geworden, Zerstörer der Welten....").
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PIcasso1989 ist offline  
Alt 05.08.2016, 23:14   #612
Luthor
jolly cynic & Inklishman
 
Registriert seit: 02/2003
Ort: NW1
Beiträge: 17.094
Zitat:
Zitat von PIcasso1989 Beitrag anzeigen
Vielleicht sind wir uns einig, daß es zwar Koinzidenzien, aber keine Zufälle gibt?
Nun, ich gehe davon aus, dass du diese Bemerkung eventuell nicht zu einem anderen user gemacht haettest.


Zitat:
Es wäre grauenhaft, alles zu wissen - wer könnte das aushalten.
Information overflow, indeed. Ich glaube nicht, dass der Mensch dafuer geschaffen ist. Weder ist er mit den Kapazitaeten ausgestattet, das alles zu speichern, noch, damit umzugehen.
Man sieht es aktuell, ganz besonders in 2016. Es koennte alles so schoen und friedlich sein, wenn alle es wollten. Stattdessen schlagen wir uns gegenseitig die Koepfe ein, und das tun wir mit Hochtechnologie.
Auf viele soziale Fragen fallen einigen nur ein, noch mehr Bomben abzuwerfen.
Physisch, wie geistig.


Zitat:
Unsere begrenzte Sicht ist ein Geschenk. Beispielhaft wird das u.a. von Robert Oppenheimer formuliert, als er erkennt, welche furchtbare Erkenntnis (über das Wesen der Materie) er mit der Atombombe auf den Tisch der Welt gelegt hat. ("jetzt bin ich der Tod geworden, Zerstörer der Welten....").
Der Oppenheimer ist in diesem Zusammenhang ein gutes Beispiel, was die Konsequenz von umfaenglichem Wissen sein kann, wenn man ein ethisches Gewissen hat.
Er haette eventuell anders gehandelt, haette er gewusst.
Aber ein ethisches Gewissen hat nicht jeder, so wie auch nicht jeder behaupten kann, er habe nicht gewusst, was seine/ihre Aktionen bewirken koennen.


Aber ich glaube, ich drifte jetzt ein bisschen zu sehr vom Thema ab.
Was ich mich auch frage ist, kann sich eine Spezies so weit entwickeln, dass sie ihr Bewusstsein abkoppelt und weiter existiert, wenn die Huelle stirbt?
Oder war das schon immer so?
Immerhin denken ja nicht nur die modernen Menschen ueber solche existentiellen Fragen nach, auch in alten Kulturen war das ein Thema und wenn man sich anschaut, wie frueh Menschen schon Begraebnisrituale und ueberhaupt Graeber entwickelt haben, dann scheint mir das fast schon ein urmenschliches Dilemma zu sein: die Frage nach dem was, warum, wohin.
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Luthor ist offline  
Alt 05.08.2016, 23:26   #613
PIcasso1989
Der Hund
 
Registriert seit: 07/2009
Ort: BW
Beiträge: 12.790
Wenn du mal nach Berlin kommst - dort läuft im Gropiusbau zur Zeit eine außerordentlich schöne Ausstellung über die Maya: andere Kultur, die selben Fragen. UND die selben Lösungsansätze.

Mir scheint, rein phänomenologisch, unbestreitbar, daß Mensch Religion und Götter braucht.

Wir vermögen ja nicht sehr weit in unsere Kulturgeschichte zurückzuschauen. Aber so weit wir blicken können, gibt es dieses Bedürfnis nach Göttern.

Dann wäre es doch gemein, wenn es sie nicht gäbe. Wenn wir einer Chimäre nachliefen. Wenn der Existenzialismus Recht hätte.
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PIcasso1989 ist offline  
Alt 05.08.2016, 23:34   #614
Luthor
jolly cynic & Inklishman
 
Registriert seit: 02/2003
Ort: NW1
Beiträge: 17.094
Zitat:
Zitat von PIcasso1989 Beitrag anzeigen
Wenn du mal nach Berlin kommst - dort läuft im Gropiusbau zur Zeit eine außerordentlich schöne Ausstellung über die Maya: andere Kultur, die selben Fragen. UND die selben Lösungsansätze.
In der naechsten Zeit nicht. Schade, das klingt interessant.


Zitat:
Mir scheint, rein phänomenologisch, unbestreitbar, daß Mensch Religion und Götter braucht.
Auf jeden Fall.
Und Trost. Vielleicht bedingt das eine das andere.


Zitat:
Wir vermögen ja nicht sehr weit in unsere Kulturgeschichte zurückzuschauen. Aber so weit wir blicken können, gibt es dieses Bedürfnis nach Göttern.
Das stimmt. Die Huegelgraeber und ihre pendants in anderen Gebieten sind aus der Steinzeit.
Sooo primtiv waren die also nicht.


Zitat:
Dann wäre es doch gemein, wenn es sie nicht gäbe. Wenn wir einer Chimäre nachliefen. Wenn der Existenzialismus Recht hätte.
Ich waere ziemlich sauer, wenn gar nichts mehr folgen wuerde. Keine Aufloesung der ganzen Geheimnisse, kein Sinn, gar nichts.
Andererseits haette ich keine Gelegenheit sauer zu sein, weil ich es ja nicht mitbekommen wuerde.
Das zeigt auch wieder auf, wie unsinnig es ist, darueber zu philosophieren.
Und trotzdem kann man (zumindest ich) es nicht lassen.
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Luthor ist offline  
Alt 06.08.2016, 04:28   #615
PIcasso1989
Der Hund
 
Registriert seit: 07/2009
Ort: BW
Beiträge: 12.790
Nein, es ist nicht unsinnig. Denn du gehst damit ja Fragen nach, die jetzt vorhanden sind.
Etwas jetzt zu tun, was jetzt als notwendig erachtet wird, ist richtig. Ggfs. sogar lebensnotwendig.
Beispielsweise esse ich jetzt - selbst wenn sich später herausstellen sollte, daß es, auf Dauer gesehen, überflüssig ist, falls ich dann dauerhaft tot bin.

Ohne eine spätere Existenz wäre das Leben und wäre vor allem Ethik völlig sinnlos. Warum sollten wir nicht Morden, wenn es uns Spaß macht? Was spräche dagegen, Hitler zu sein? Wenn ich im Rausch narzisstischen Glücks leben will, dann machte ich es - denn es gäbe kein Morgen.

Diese Lebenseinstellung ist problemlos möglich, wenn ich keine Verantwortung für das Morgen habe. Und wenn es mich morgen nicht mehr gibt, kann ich sie nicht dafür haben.

Also nehme ich im Interesse des Ganzen an, daß meine Verantwortung weiter alsfür das Heute reicht.

Zum Glück hat die Menschheit das bisher letztlich auch so empfunden - das ist die Quelle aller Religionen.
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PIcasso1989 ist offline  
Alt 06.08.2016, 21:39   #616
Luthor
jolly cynic & Inklishman
 
Registriert seit: 02/2003
Ort: NW1
Beiträge: 17.094
*unsinnig* im Sinn von, ich werde so schnell keine valide Antwort darauf bekommen.

Das Ethikdilemma habe ich auch schon mehrfach durchdacht. Wenn mit dem Tod alles endet, dann muss man sich bestenfalls im Leben seinen Taten stellen. Oft nicht mal das.
Andererseits .. Sollte man es abhaengig von einer eventuellen nachgelagerten Existenz machen oder gar von einem spaeteren Urteil, wie man sich jetzt verhaelt?
Reicht nicht die Ueberzeugung, es richtig zu machen, unabhaengig davon, was sein wird?
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Luthor ist offline  
Alt 07.08.2016, 21:32   #617
Lynxx
Elementar
 
Registriert seit: 04/2012
Ort: chersonesus cimbrica
Beiträge: 2.551
Zitat:
Zitat von Luthor Beitrag anzeigen
Reicht nicht die Ueberzeugung, es richtig zu machen, unabhaengig davon, was sein wird?
Ganz sicher, weil nicht geurteilt wird.

Und wer urteilt, tut dies aufgrund seiner eigenen Prägung, die in den seltensten Fällen der eigentlichen Natur entspricht.
Wäre es nicht spannend, vielen weltlichen Dingen ihre Wichtigkeit zu entziehen, nur um zu erfahren, was passiert?
Ich praktiziere das in meiner Arbeitswelt und in meinem Privatleben.
Zuerst als Experiment, nur aus Neugier.
Inzwischen kann ich es leben, weil die Erfahrungen durchweg positiv sind.
Eine ablehnende Haltung erfahre ich nur durch extrem verkopfte, materiell geprägte Menschen.
Aber es wirkt befreiend auf alle anderen. Auf mich, meine Kollegen, Freunde, Familie.
Der Gedanke "was wäre wenn" oder "was könnten andere denken" hemmt uns in aller Entwicklung - meine ich.
Nicht umsonst wurden historische Freigeister und Freidenker derart geächtet. Von wem? Von den Mächtigen, ob Kirche oder sonstwem - wer sich als Führer sah.
Wenn nicht jetzt und hier, in unserer freiheitlichen, meist demokratischen, westlichen Welt, kann sich ein neuer Geist entfalten? Ethischer vielleicht.
Liebender, mitfühlender, freier, aufmerksamer in jedem Fall.

Btw:
Ein Liter Chianti ist Medizin, keine Entschuldigung. Jawoll.
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Lynxx ist offline  
Alt 07.08.2016, 22:17   #618
wikinger11
Special Member
 
Registriert seit: 10/2010
Beiträge: 5.034
Wie nimmt man Dingen ihre Wichtigkeit, rein praktisch?
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wikinger11 ist offline  
Alt 07.08.2016, 22:33   #619
PIcasso1989
Der Hund
 
Registriert seit: 07/2009
Ort: BW
Beiträge: 12.790
Zitat:
Zitat von Luthor Beitrag anzeigen
*unsinnig* im Sinn von, ich werde so schnell keine valide Antwort darauf bekommen.

Das Ethikdilemma habe ich auch schon mehrfach durchdacht. Wenn mit dem Tod alles endet, dann muss man sich bestenfalls im Leben seinen Taten stellen. Oft nicht mal das.
Andererseits .. Sollte man es abhaengig von einer eventuellen nachgelagerten Existenz machen oder gar von einem spaeteren Urteil, wie man sich jetzt verhaelt?
Reicht nicht die Ueberzeugung, es richtig zu machen, unabhaengig davon, was sein wird?
Ich verstehe, was du meinst und glaube, diese Frage lässt sich beantworten.

Die "Ueberzeugung, es richtig zu machen, unabhaengig davon, was sein wird" kann es nicht geben.

Unsere Überzeugung (Lebenseinstellung, Lebensart, Weltbild) ist immer auch, und zwar wahrscheinlich sehr stark, vom Glauben, von Religion, von Gedanken an "Leben nach dem Tod" geprägt. Unsere Überzeugung ensteht nie aus einem "als ob"-Zustand heraus, sondern aus unserem konkreten, also unsere individuelle Ethik beinhaltenden Dasein heraus.

Ich will dabei nicht plump mit Kirchenfragen argumentieren, damit, daß das ein Unterdrückungsmechanismus sein kann.

Sondern: Wenn es das Ethikdilemma (schöner Ausdruck!) gibt, kann ich mich nicht mehr davon befreien. Ich kann dann nicht so tun, nicht vorgeben, unabhängig von meinem Glauben handeln zu können. "So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen..." hatte einst Goethe richtig gedichtet.

Und deshalb ist die Frage nach dem "danach" nicht nur der philosophischen Neugier geschuldet, sondern bestimmt das Handeln.

In Berlin saß 1945 ein Mann in einem Bunker, der sagte (das ist überliefert) er habe keine Probleme - eine Sekunde, und dann sei alles vorbei.

Wenn es kein danach gäbe, wäre Moral genauso unsinnig wie unnötig. Zum Glück hat die Welt als Ganzes diese Schwelle bisher noch nicht überschritten.

Umso mehr bekümmert mich, daß immer mehr Individuen meinen, nur sich selbst beachten zu müssen und für Andere nicht verantwortlich zu sein.
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PIcasso1989 ist offline  
Alt 07.08.2016, 22:37   #620
Luthor
jolly cynic & Inklishman
 
Registriert seit: 02/2003
Ort: NW1
Beiträge: 17.094
Zitat:
Zitat von Lynxx Beitrag anzeigen
Wäre es nicht spannend, vielen weltlichen Dingen ihre Wichtigkeit zu entziehen, nur um zu erfahren, was passiert?
Ich halte das nur bedingt fuer eine gute Idee.
Es ergibt schon einen Sinn, Dinge ein bisschen durchzudenken.
Denn sonst steht man ploetzlich mit heruntergelassenen Hosen da und fragt sich, warum man nicht vorher darueber nachgedacht hat.

In Bezug auf eine ethische Entscheidung halte ich auch weltliche Dinge fuer relevant.
Wuerde man diese nicht reflektieren, koennte man ganz leicht ganz lieblos in unserer wunderbaren westlichen Welt mit ihren vielgeruehmten europaeischen Werten sein.
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Luthor ist offline  
 

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