sadness75

Ich kann das Wort Polemik nicht mehr hören.

sadness75

Nochmal zu der Polemik aus dem Spiegel.
Mag sein, dass ich diese Zeilen anders aufgefasst habe, als die echte Bedeutung. Ich hab mich nur gewundert, dass wieder die alte Leier kommt.

Zu meinem Ausspruch "Lügen-Presse". Ich glaub nichts mehr was uns von den Medien erzählt wird, ganz einfach weil ich glaube, dass all unsere Nachrichten "nach-gerichtet" werden. Das gilt übrigens auch für RTdeutsch.

Nein, das habe ich nicht geschrieben.
Ich habe nicht geschrieben, dass Journalisten wie in Rußland "beseitigt" werden.

Aber Luthor, du kannst mir sicher erklären, warum in einer Demokratie weder Abgeordnete, noch das Volk, Einsicht in die TTip Verträge bekommen.
Versteh ich nämlich nicht.

shiila

Genau das, finde ich, ist nicht der Fall.
Der Kommentar ist wirklich, sorry, nix für ungut, grottenschlecht, und definitiv für Leute geschrieben, die sich nicht näher mit der Thematik auseinandergesetzt haben.
Die Mär vom Chlorhühnchen wird aufgewärmt als wäre sie DIE Entdeckung und alle würden natürlich, schafmäßig, diese Horrorstory glauben, bzw. als wäre dies eine Hauptmotivation für die Beteiligung vieler am Protest.
Und das ist halt nun mal lächerlich (und das weiß doch auch der Journalist, der das geschrieben hat ).

Es ist ja außerdem ein alter Hut, das bei allen Themen, die von allgemeinem Interesse für die Öffentlichkeit sind, bis hin zu Umwelt- und Tierschutz, die Rechten versuchen, die Leute für sich einzunehmen.

Dass die Initiatoren gegen TTip komplett andere Gruppen sind, wird einfach geflissentlich verschwiegen.
Polemik schön und gut, aber, die ist ja hier gar nicht zu finden.

Es wird sich halt ein bisschen pauschal lächerlich gemacht, über Teilnehmer, die anscheinend zu doof sind, die Sprüche auf Transparenten richtig einzuordnen.

Naja, und das ist selbst einfach etwas sehr doof, weil sehr pauschalisierend und regelrecht albern.
Mit einer Polemik, die, wenn sie gut aufgezogen ist, auch immer klug und differenzierend darstellt, hat das null zu tun.

Talamaur

Auch an dich dann nochmal der Aufruf: Was ist so bedeutend schlimm an TTIP, abgesehen davon, dass es hinter verschlossenen Türen ausgehandelt wird? Ich hab vor ein paar Seiten schonmal diese Frage gestellt, eine Antwort hat darauf noch niemand gegeben.

Und dieser Sachverhalt zeigt mir genau eines: Es geht schlicht und ergreifend um Anti-Amerikanismus. Es kann auch um gar nichts anderes gehen. Denn niemand - auch nicht die Demonstranten - wissen tatsächlich, was drin steht. Es sind lediglich ein paar klitze kleine Info-Fetzen an die Öffentlichkeit gedrungen. Info-Fetzen, zu denen hinzugeglaskugelt wird, die aus dem Zusammenhang gerissen sind (weil der Zusammenhang ja gar nicht an die Öffentlichkeit gelangt ist), das reinste Orakel.

Natürlich. Ängste werden bedient. Genmais, buhuhuhu. Niemand weiß, ob das Zeug wirklich gefährlich ist. Niemand weiß, ob sich der Transport von Chlorhühnchen und Hormon-Fleisch über den großen Teich lohnt und er überhaupt statt findet. Und niemand weiß, ob Schiedsgerichte nicht sogar ne tolle Sache sind (die es übrigens auch in der EU und in Deutschland gibt und sich bislang immer bewehrt haben). All das, worüber sich aufgeregt wird, ist reine Orakelei. Das einzige, um das es geht, ist ein Feindbild zu schaffen und zu haben: Wie üblich die pöhsen, kapitalistischen USA. Das ist alles, was bisher in irgendwelchen Berichterstattungen, Demos und Kritiken zutage gefördert wurde. Und dann ist da natürlich noch der große Skandal: TTIP wird hinter verschlossenen Türen verhandelt. Aber mit jedem Info-Fetzen, der nach außen dringt, tritt dieser große Skandal weiter zurück.

shiila

Naja, du sagst es doch schon selbst:
Es wird hinter verschlossenen Türen verhandelt.
Das allein ist schon mal ein Skandal und reicht völlig. Oder, wie siehst du das?


Es gibt ja auch noch eine Antwort, auf den Kommentar, von einer Kollegin des Journalisten, die find ich ganz okay.

Aber, halt auch "Mainstream" - man muss sich ja ständig neuerdings anhören (seit wann genau ist es eigentlich so gekommen, in der allgemeinen Debatte?), wer gegen TTip sei, wäre antiamerikanistisch (oder so was halt).
Dann ist es natürlich gut, wenn dieses Argument aus dem Ärmel gezaubert wird, man habe selbst Familie, Freunde, Bekannte in den USA ...
naja.
Wozu aber überhaupt diese Rechtfertigung?
Sie ist schon wieder eine Demonstration unterwürfigen Verhaltens; bzw. darin offenbart sich, mit welcher Vehemenz die Bildung der öffentlichen Meinung dahin geht, TTip-Gegner diskreditieren zu wollen.

Talamaur

Wie du selbst sagst, habe ich klar und deutlich geschrieben, dass es ein Skandal ist. Das ist aber auch schon der einzige Skandal, den ich an TTIP erkennen kann.

Ich habe ihn nicht gelesen. Und ehrlich gesagt interessiert er mich auch nicht sonderlich. TTIP steht allerdings zur Zeit auch nicht auf meiner Prioritätenliste.

Ich sehe in meinem eigenen Umfeld eine immer deutlicher werdende Anti-Amerikanische Haltung, von der ich nicht weiß, wo sie herrührt, und beobachte diese Tendenz auch schon seit mehreren Jahren in den Medien. Daher empfinde ich es nicht als "neuerdings", sondern als über Jahre hinweg schleichenden Prozess. Es muss ein Feindbild her, und da werden halt eben jetzt die USA genommen. Wahrscheinlich haben die etwas, was in Europa (und speziell in Deutschland) vermisst wird. Auch wenn ich nicht wüsste was das wäre - abgesehen vielleicht vom in Amerika offen lebbaren Patriotismus, anders als das in Deutschland der Fall ist. Ich schätze jedenfalls, dass dieser Anti-Amerikanismus aus Neid entstanden ist, wie viele Anti-Haltungen in der Geschichte aus Neid entstanden sind.

Ich habe in den USA nur zwei sehr lose Kontakte, die ich nicht gut kenne und zu denen ich auch keinen intensiven Kontakt habe. Keine Familie, als Freunde würde ich sie auch nicht bezeichnen. Interessanter Weise wollen diese zwei Kontakte gerne aus den USA raus - nach Deutschland.

Diesen Absatz verstehe ich irgendwie nicht.

sadness75

Talamur, dann solltes du dich schleunigst mit TTiP und dessen Begleiterscheinungen befassen. 250.000 Menschen waren eigentlich zu wenig. Es hätte ganz Europa auf die Straße gehen sollen.

Stichpunkte: Schiedsgerichte, Investorenschutz, Fracking, Senken der EU-Standarts usw. usf.

Talamaur

Sadness, wie du gelesen hast, habe ich mich mit dem befasst, was an die Öffentlichkeit gedrungen ist. Zumindest mit ein wenig. Und ich sage es jetzt auch gerne nochmal: Schiedsgerichte gibt es schon lange, haben sich bewährt, vor allem im Versicherungs- und Bankenbereich, Investoren MÜSSEN zwingend vor staatlicher Willkür geschützt werden, es ist ein Unding, dass es sowas noch nicht gibt, was bitte soll daran schlecht sein; Fracking ist eine wunderbare Methode, um vom importierten Öl deutlich unabhängiger zu werden - und lässt auf Grund des höheren Angebots auch noch die Preise purzeln, augezeichnet! Welche EU-Standards abgesenkt werden sollen, weiß ich hingegen nicht, die wurden in noch keiner Veröffentlichung dazu genannt, die ich gelesen habe bisher. Vermutlich die Bananen- und die Gurkenverordnung. Aber damit könnte ich gut leben.

Luthor

Mann, ist das anstrengend mit dir!
Ich habe es doch zitiert und extra gefettet.
Du schriebst *entfernt* und ich fragte, wer denn entfernt worden sei.
Lies doch noch mal nach und dann sage mir bitte, wer entfernt wurde.
Wenn du das behauptest, wirst du eine Veranlassung dafuer haben und genau das interessiert mich.
Also?



Wieso sollte ich dir das sicher erklaeren koennen?
Du koenntest mal den Typen aus deinem Wahlkreis fragen, als Repraesentant der Bevoelkerung. Es waere interessant, ob und wenn ja, was der darauf antwortet.

Die mangelnde Transparenz ist fuer mich der groesste Kritikpunkt.
Dass das Volk keine oder wenig Einsicht hat ist aber keineswegs neu.
Wenn ich mich richtig erinnere war das bei dem Abkommen zwischen EU und Canada ebenso (kann aber sein, dass ich mich irre). Erstaunlicherweise hat das weniger Aufregung erzeugt.
Warum eigentlich?

Ein bisschen hat sich in dieser Hinsicht aber schon getan. Es gibt eine Beratergruppe, die aus Leuten aus verschiedenen Positionen besteht (Verbraucherschutz, Landwirtschaft, etc.) und die Bevoelkerung konnte auch zu verschiedenen Aspekten Stellung nehmen. Ob das ausreichend ist? Scheinbar nicht.

Ich habe da uebrigens nicht hingeschrieben.
Hast du das getan?


Ich sehe den Grund fuer die mangelnde Transparenz darin, dass der Verhandlungsspielraum weniger gross ist, wenn zuvor einer breiten Oeffentlichkeit die Parameter bekannt sind.
Ob das positiv oder negativ ist, darueber kann man geteilter Ansicht sein.

Trimalchio

Das ganze rechte Lager hat, wenn es drauf ankam, für TTIP gestimmt. So war es auch im EU-Parlament bei Entscheidungen, die in Vorbereitung von TTIP wichtig waren. Die AFD-Leute stimmten der resolution ganz überwiegend zu:

http://blog.campact.de/2014/05/damit...parteiencheck/

Hier noch mal allgemein zur Resolution:

http://www.heise.de/newsticker/meldu...P-1868539.html

Die Rechten zu einer nennenswerten Gruppe bei den Protesten gegen TTIP, CETA oder TISA zu erklären, geht aber völlig daneben. Die meistens sind eher links oder kommen aus Parteien wie CDU, CSU oder FDP, die sonst für diese Abkommen sind. Die erste Gemeinde, die sich zur TTIP-freien Zone erklärte, stammte dann auch aus einem von der Landwirtschaft geprägten Ort, der in Händen der CSU ist. Hier mal zu den TTIP-freien Zonen:

http://www.attac.de/TTIP-in-Kommunen

Hier mal ein nachdenklicher Artikel zu dem, was da Spiegel-Online geschrieben hat:

http://www.nachdenkseiten.de/?p=27897

Wohlgemerkt: Sonst liefern die Journalisten bei Spiegel-Online nach meinem Eindruck auch eine bessere Arbeit ab. Wer übersieht, wie breit der Protest von einem eher bürgerlichen bis eher linken Bündnis von attac, LINKEN, Grünen, Compact, Mehr Demokratie, Foodwatch, ... getragen ist, hat vieles verschlafen. Ausgerechnet ein so schlechter recherchierter Artikel bei Spiegel-Online sollte da nicht in den Vordergrund gestellt werden.