Kaesekuchen

Es gibt gerade so viele Artikel, wenn man nach Hotpants-Verbot googlet und auch die sozialen Medien sind so voll davon, dass ich es mir spare, einen als Aufhänger rauszugreifen und hier einzufügen. Ganz aktuell geht es um eine Realschule im Schwarzwald, die große T-Shirts an Mädchen verteilen will, wenn sie sich zu aufreizend kleiden.

Dieses Thema ist ja aber nicht wirklich neu und wurde schon in den vergangenen Sommern immer mal wieder diskutiert.

Mir selbst fällt es sehr schwer, dabei Stellung zu beziehen. Einerseits finde ich, dass jeder seine Kleidung selbst wählen sollte, andererseits sehe ich neben Mädchen, denen bauchfrei und Hotpants gut stehen auch viele Mädchen, denen dieses Outfit nicht wirklich schmeichelt und die sich auch nicht wirklich wohlzufühlen scheinen.
Deshalb frage ich mich oft, wie die Mädels ihre Klamotten auswählen. Immerhin haben viele Hotpants doch auch oft den Zweck, den Po zu betonen. Wissen das die jungen Dinger? Wollen sie das? Wollen sie angesehen werden? Oder gehen sie nur mit der Mode?
Immer wenn es darum geht, dass solche Kleidung verboten werden soll, weil sie anzüglich ist, frage ich mich, ob das die Intention der Mädchen war und/oder ob sie darüber überhaupt nachgedacht haben.

Ich weiß noch, dass ich als Teenager auch bauchfrei rumgelaufen bin, weil es angesagt war. Weitere Gedanken habe ich mir darüber nicht gemacht.
Heute würde ich das nicht tun. Ich trage aber auch keine Leggins ohne Shirts, die den Po verdecken. Auch nicht zum Sport. Denn ich will nicht "ausversehen" meinen Hintern in Szene setzen und somit (männliche) Blicke auf mich ziehen. Mir ist das unangenehm.
Dann frage ich mich aber auch wieder, ob dabei nicht ich das (verklemmte) Problem bin und mir zu viele Gedanken mache.

Tja, ich suche jedenfalls noch den Fehler im System.
Warum wird jegliche nackte Frauenhaut heute gleich mit Sex verbunden? Weil andererseits die gleiche nackte Frauenhaut in der Werbung, im Fernsehen, bei Musikvideos eben in Szene gesetzt wird? Weil heute alles sexualisiert wird?

Noch ein kleiner Exkurs, ich mag die Band um Jennifer Weist (Jennifer Rostock) und die Frau selbst. Sie präsentiert gerne auch öffentlich ihre (gemachten) Brüste und sagte dazu mal: Tja, das frage ich mich auch.
Haben Männer diese ganzen Probleme eigentlich nicht, weil sich "kein Schwanz" dafür interessiert, wenn sie sich ausziehen? Dabei wurde doch auf Mallorca auch mal das oben-ohne-Thema bei Männern diskutiert, wenn ich mich recht erinnere... auch wenn es dabei nicht darum ging, dass es zu aufreizend ist.
Andererseits wären Männer doch bestimmt auch dankbar, wenn sie kurze Hosen im Büro tragen dürften - aber es ist ja auch nun nicht so, dass Frauen Hotpants oder bauchfrei dort tragen dürfen und vielleicht auch gar nicht wollen? Das sind Looks für die Freizeit. Betrifft das nicht auch die Schüler? Oder ist es zu früh, ihnen bereits in der Schule Kleidungsregeln aufzuzwängen?


Ihr merkt vielleicht, in meinem Kopf geht dieses Thema in so viele verschiedene Richtungen, dass ich selbst kaum einen Überblick behalte. Besonders wenn es um die Henne-Ei-Frage geht.
Ich bin gespannt, was eure Gedanken hierzu sind.

hoefti

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NBUC

Es sollte meines Erachtes jeder anziehen dürfen was er oder sie will und dann darf auch jeder gucken.
Auf Privatgelände mag das der Bewohner entscheiden, aber im eigenen Heim und öffentlichen Gelände sollte das Privatsache sein - eigentlich inklusive nackig sein.

Sailcat

Ich will im Supermarkt keinen nackich sehen.

Klemmer

Verbieten sollte man sowas nicht. Allerdings brauchen sich die Frauen nicht wundern daß sie dann von den Männern angegafft werden. Das liegt in der Natur des Mannes, da hat man dann einfach keine Kontrolle mehr über die eigenen Augen. Man schaut automatisch hin. Wenn Frauen das unangenehm ist dann sollen sie halt was anderes anziehen. Wobei ich denke daß die meisten Frauen sich eben genau deshalb auch aufreizend anziehen. Es gibt schliesslich auch andere legere Kleidung.

Iskander

1. 13 - 17 jährige (oder jünger, oder älter) werden hauptsächlich anziehen , was die anderen anziehen, was cool rüberkommt etc., wo sie dazu gehören.

Bei uns waren das halt Skaterklamotten und Sneaker etc.

2. Das Ganze wird wahrscheinlich dazu führen, dass ein Wettbewerb um die meisten xxl T Shirts geführt wird.

3. Man weiss mal wieder nicht was konkret dahinter steckt, es gibt nur diese Agenturmeldung etc. was an der Schule ganz konkret für Vorgänge waren, weiss man nicht

whatIwant

Würden Frauen nicht auch auf "heiße nackte Kerle" stehen, gäbe es im TV weder Formate wie "die Bachelorette" oder Muckibuden-Großstadt"helden" bei anderen scripted Reality-Formaten wie Berlin Tag und Nacht.

Der Thread ist fast schon ein eigenes "victim blaming" (mal abgesehen davon, dass ich den Begriff für diese Diskussion als eher unglüchlich erachte).

Wird sie nicht. Manche werden auch mit Kotzreiz gleichgesetzt.

Und die Frauenrunde will ich sehen, die bei halbnackten Coca-Cola-Kerlen oder Davidoff-Klippenspringern nicht proseccosabbernd ihre Sprüche ablässt.

Der größte Unterschied ist eher (juhu, victim blaming), dass Frauen von selbst aus der eigenen Optik (NOCH) ein viel größeres Wertegefühl verpassen als Männer.

Da wird sich eben gestylt, geschminkt, herausgeputzt - und das sicherlich nicht immer nur "weil ich mich dann so wohlfühle".

Lustigerweise sind es dann nämlich die ganzen alternativen Trullern, die viel weniger Sex-Reize transportieren als die Mädels, die morgens erstmal zwei Stunden im Bad verbringen...wer halt seine Reize durch Klamotten und Co betont, der...nein, der muss nicht automatisch Rollkragen tragen. Aber es fängt eben doch schon beim BH an. Da wird gepusht, da wird das Hängetittchen in Form gepresst - und sich dann beschwert, dass Mann drauf guckt.

Ein vermeintlich errigierter (oder großer) Penis reicht dabei auch schon:

https://www.youtube.com/watch?v=JV8JPZyJiuE

Also brav die anderen die Steinchen werfen lassen...

...was einen jetzt aber daran wundern soll, dass Hotpants (die kaum größer als die eigene Unterwäsche sind) eher sexualisierend sind, versteh ich weiterhin nicht. Ich komm doch auch nicht mit enganliegender Radlerhose in den Unterricht, wenn ich ein Referat halten sollen...

dear_ly

Generell sehe ich nichts schlimmes an einer Kleiderordnung in der Schule - hat man ja oft am Arbeitsplatz auch.
Was ich kritisch sehe ist eben diese gern betriebene victimshaming ala "Da brauchen die Mädels sich ja nicht wundern, wenn sie betatscht werden. (wohlgemerkt rede ich hier nicht von "begafft" )" und genau das finde ich unmöglich, denn selbst wenn jemand nackt rumrennt hat man ihn oder sie nicht anzutatschen und wenn das einer macht, dann ist er automatisch ein Täter und nicht der/die Begrapschte.

Ich denke, solche Klamotten ziehen Jugendliche in erster Linie eben an, weil sie "cool" sein wollen. War bei uns auch so. Ich wollte damals auch so cool sein und war traurig, dass es eben bei mir Pummelchen scheiße aussah. Ich wollte genauso sein wie die anderen und genauso coole Sachen tragen.

Und ich finde es mehr als kritisch, wenn immer mal wieder laut wird, dass selbst Lehrer sich nicht auf ihren Beruf konzentrieren können, wenn ihre minderjährigen Schülerinnen angeblich zu aufreizend angezogen sind.

Ein weiteres Thema ist dann auch die Ungleichbehandlung...wird den Jungs auch verboten oben ohne auf dem Pausenhof rumzulaufen? Oder Shirts mit abwertenden Sprüchen zu tragen? (war auch mal ne Debatte)

Und dann gibt es da noch das Problem "Wo fängt man an, wo hört man auf?"
Da gab es ja erst kürzlich diesen Fall eines angeblich "zu aufreizend" angezogenen Mädchens.


Unterm Strich finde ich es echt schwierig, aber generell bin ich gegen ein Verbot, allein um jungen Mädchen nicht von vorne herein das Gefühl zu geben "sie wären Schuld" bloss, weil andere sich nicht unter Kontrolle haben.

Zumal ich eh glaube, dass der Großteil der Jungs im Unterricht mehr von ihren Smartphones abgelenkt wird, als von ihren Mitschülerinnen.

FrauBlume

Ich seh das wie dear_ly

man sollte weniger heraus arbeiten, dass das Männer ablenkt, als viel mehr, dass Schule ähnlich einem Arbeitsplatz einem gewissen Dresscode unterliegt.
Der muss jetzt nicht so streng sein, wie am Arbeitsplatz, jede Schule sollte das selbst festlegen.

Ich persönlich trage auch mal Hotpants (wenn auch selten), kurze Kleidung usw., aber halt nicht in Universitätsveranstaltungen und auch nicht auf der Arbeit.


Und es gibt einen Unterschied zwischen "gucken" und "gucken". Wenn mich ein Mann anlächelt, wenn er mich sieht, ist das vollkommen in Ordnung und ich fasse es als Kompliment auf. Wahrscheinlich können Männer auch gar nicht anders, wenn sie eine -für sie- attraktive Frau sehen. Aber mir kann niemand erzählen, dass Männer sich nicht nach ein paar Sekunden wieder fangen können, wenn sie es wollen.

wikinger11

Jennifer Rostock kann bei sich zu Hause zeigen, was sie will. Andernorts muss sie aber bitte auch auf andere Rücksicht nehmen.
Ich kann da auch nicht plötzlich blankziehen und sagen: "Ich möchte in einer Gesellschaft leben, in der ich meinen Körper zeigen kann."

Natürlich ist das nur PR von Jennifer Wismar. Aber sehen musste man es ja trotzdem.

Sternenmeer

Ich finde es richtig, dass es an der Schule verboten wird. Am Arbeitsplatz darf man sich normalerweise auch nicht so kleiden.

Auch wenn es keine Rechtfertigung ist, knapp bekleidete Mädels zu betatschen und schlimmstenfalls mehr, kommt sowas eben vor.

So sieht die Welt derzeit nunmal aus und ich weiß nicht, warum man das provozieren muss. Wenn sowas passiert, weil sich ein schräg denkender Typ von der aufreizenden Kleidung aufgefordert fühlt, dann hat das Mädel nachher den Schaden. Ganz egal, ob es richtig oder falsch war.

Ich gehe nachts auch nicht allein durch dunkle, gefährliche Gassen, nur weil es eigentlich falsch wäre, wenn mir jemand etwas tut. Darauf kann ich mich ja nicht verlassen.

Deshalb sollte man schon aus Selbstschutz darauf achten, welche Botschaft die eigene Kleidung vermittelt. Und ne Hotpants, die ja eigentlich nicht mehr als Unterwäsche ist, bringt einem nunmal nicht sonderlich viel Respekt ein.
Bei hohen Temperaturen kann man sich auch luftig kleiden und dennoch vernünftig angezogen sein.