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Alt 20.12.2017, 09:30   #31
r.u.m.b.i
Nachtschwärmer
 
Registriert seit: 02/2004
Beiträge: 6.623
Zitat:
Zitat von Manati Beitrag anzeigen
Alles, was in kurzer Zeit als Feedback kommen kann, bringt nicht viel. "Ihr Plot hat Schwächen." würde dich nicht weiterbringen.
Tatsächlich würde es das, Baustein-Mail heißt eben nicht nur "1 Satz" sondern nach Schema F kurz einordnen (keine Ahnung vom Schema F, ich bin wie gesagt kein Schriftsteller ):
Figuren - ok
Grundkonflikt - ok
sprachlicher Ausdruck - mittelmäßig
Plot - nok
..

Damit weiß ich als absoluter Neuling zumindest wo ich ansetzen muss. Ganz ohne Antwort - und seien wir ehrlich, in der Mehrzahl der Fälle ist es genau das - weiß ich gar nichts: Ist es angekommen? War es unbeschädigt? Hat es jemand gelesen? Was es kompletter Müll? Oder nur in Teilen verbesserungswürdig? Bin ich kurz davor oder noch nicht mal gestartet? Wie stehe ich im Vergleich? Folgt man deiner Argumentation, wären Kostenvoranschläge ein Ding der Unmöglichkeit - denn eigentlich kann man nur sagen wo das Problem liegt, wenn man es schon behoben hat.

Wenn jemand sich die Mühe macht mein Werk oder einen Teil davon zu lesen, gehe ich mal von einem Zeiteinsatz von im Schnitt 5-60 Minuten aus, je nachdem wie lange er für einen ersten Eindruck braucht. Da kann es kein Problem sein 4-5 Klicks zu machen um mir nur damit ein paar grundlegende Fragen zu beantworten.

Zum Thema Wohlfahrt - oh da hast du was angeschnitten. Es wird ein bisschen rantig, lass dich aber bitte davon nicht angreifen - ich spreche hier mit einem gedachten Verlagsleiter, man stelle sich die Zigarre in seinem rechten Mundwinkel vor, wie er mich hämisch und überheblich angrinst während er mit den Fingern auf seinen Mahagoni-Schreibtisch trommelt.

Niemand verlangt eine detaillierte Rezension mit Verbesserungsvorschlägen, aber Verlage sind nun mal Dienstleister, die einen Teil der Arbeit zwischen Kreation und Konsum übernehmen. Nicht mehr und nicht weniger. Keine Götter, kein Alleinstellungsmerkmal (mehr), keine uneingeschränkte Marktmacht (mehr). Viele (alle?) Aufgaben die der Verlag früher hoheitlich inne hatte, werden heute durch Konkurrenten übernommen. Ohne ein Profi im Bereich des Verlagswesens zu sein, würde ich schätzen dass zwischen DTP-Software, freiberuflichen Lektoren, Buch-Plattformen und Cover-Designern nicht mehr so wahnsinnig viel Platz für einen All-In-One-Verlag ist.

Sich hier herauszunehmen auf Kunden- oder Lieferantenanfragen nicht zu reagieren grenzt schon an wirtschaftlichen Selbstmord. Auch wenn das Unternehmen für diese Reaktion bei der Anbahnung von Neugeschäft im ersten Schritt (natürlich!) kein Geld bekommt. Und da füllen Zuschusskostenverlage eine Lücke, die Verlage aufgerissen haben. Ob deren Leistung jetzt gut ist, kann ich nicht beurteilen. Aber Zuschusskostenverlage würden sicher keinen Cent verdienen, wenn Verlage sich vernünftig um ihre Schriftsteller kümmern würden.

Da werden aber stattdessen lieber Interessenvereinigungen gegründet, um den Z-Verlagen den Ruf zu ruinieren. Echt jetzt? Dafür ist dann Zeit da, die man für die Schriftsteller nicht hat? Das ist die strategisch klügste Antwort auf die sich verändernden Märkte? Ein paar inhaltlich und designerisch fragwürdige Denunziationswebseiten vom Webentwickler nebenan?

Es mag mal so gewesen sein, dass man sich das aufgrund entsprechend ausgeprägter Marktmacht leisten konnte auf Zuliefer- und Absatzmärkten den Kopf in den Sand zu stecken, aber die Zeiten sind in so gut wie allen Branchen längst vorbei. Selbst vormalige Komfortindustrien wie Automobil, Pharma, Verteidigung, oder auch unser hochgelobter Mittelstand - wo teilweise viel Geld verdient wurde und wird - haben längst gelernt sich innerhalb ihrer Wertschöpfungskette professionell aufzustellen. Und es ist ein gefährlicher Trugschluss den Kunden für wichtiger zu halten als den Lieferanten, denn ohne letzteren gibt es auch kein Geschäft. Wenn die Verlage über diesen verkrusteten Status Quo noch nicht weg sind, dann werden sie es bald sein.

Gerade in dieser Branche leben wir nun schon seit ein paar Jahren in einer Welt in der Verlags-Bücher mit Medien (Amazon, Spotify, Google, Sony, Nintendo lassen recht freundlich grüßen) und Self-Publishern um die eng begrenzte Konsumzeit ihrer Kunden konkurrieren. Wenn jemand Zahlen hat wie viel Marktkapitalisierung Verlage im Vergleich zu diesen Giganten haben, dann immer her damit. Zahlreiche dieser Anbieter locken Kunden mit kostenlosen Inhalten auf Ihre Plattformen, machen Spezialangebote für Neu-Künstler und schaffen Reichweite wie kein Verlag der Welt es kann. In einem solchen Umfeld braucht man schon eine gehörige Portion Ignoranz auch nur einen potenziellen Bestseller-Schreiberling durch (miserable Prozesse =) schlichte Null-Reaktion vom Schreiben abzuhalten, oder der Konkurrenz in die Arme zu treiben.

Verlage sind tatsächlich keine Wohlfahrt, sondern Dienstleistungsunternehmen die dem Gebot der Wirtschaftlichkeit unterworfen sind, weil sie sonst insolvent gehen. Als solches Unternehmen macht es Sinn sich mal ein bisschen auf den eigenen Absatzmärkten umzuschauen, sich die Konkurrenz anzuschauen und auch die Inhaltlieferanten - und sich mit dem eigenen Portfolio in diesem Umfeld klug zu positionieren. Sollten sie zumindest dann tun, wenn sie auch weiter mitspielen wollen. Die großen Jungs sind parallel schon dabei den Spielplatz zu übernehmen.
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