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Du befindest dich im Forum: Kummer und Sorgen. Dieses Forum bietet dir die Möglichkeit, deine Sorgen nieder zu schreiben, welche nichts mit Liebe oder Herzschmerz zu tun haben. Liegt dir etwas auf dem Herzen, was dir Sorgen bereitet und du nicht weiter weisst? Dann wartet hier immer ein offenes Ohr auf dich. Bitte beachte, daß hier zwar kontrovers und auch mal emotional diskutiert werden kann, persönliche Beleidigungen aber nicht geduldet werden. Wir wollen spannende Diskussionen, in denen das Thema im Vordergrund steht, nicht der Verfasser der Beiträge. |
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Themen-Optionen |
19.12.2020, 12:35 | #431 | ||
jolly cynic & Inklishman
Registriert seit: 02/2003
Ort: NW1
Beiträge: 17.094
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Es tut mir sehr leid, das zu lesen.
Einen Schmerz, der im Hintergrundrauschen immer da ist, kann ich nachvollziehen. Ich finde aber, du solltest nicht versuchen, deine Mutter *bei Laune* zu halten, wenn es dir selbst doch auch nicht gut geht. Natuerlich kenne ich eure Familienkonstellation nicht, ich beziehe mich nur auf die wenigen Worte, die ich hier lese, und das ist ja nur ein klitzekleiner Ausschnitt. Ich meine aber herauszulesen, dass du dich selbst zu weit zurueckstellst, trifft das zu?
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19.12.2020, 23:00 | #432 | |||
Registriert seit: 05/2006
Ort: Alb Donau Kreis
Beiträge: 12.606
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Liebe Jane,
Zitat:
dung getroffen hat, seinem Leben ein Ende zu setzen. Natürlich hinterlässt ein solches Ereignis viele Wunden, viele Fragen und man mag mitunter darüber seinen eigenen Lebensmut verlieren. Man lädt Schuld auf sich, bereut etwas übersehen oder unterlassen zu ha- ben usw. usf. und man wird trotzdem niemals mehr erfahren, ob man es selbst hätte verhindern können. Du empfindest dich als ungeliebt (von deinem Vater zumindest), deiner Mutter ist in der Beziehung zu deinem Vater Gewalt wieder fahren usw. usf. Der eigene Sohn nahm vermutlich eher aus eigener Verzweiflung, aber sicher auch, weil er es von seinem männlichen Vorbild nicht besser kannte, ähnlich destruktive Züge an. Aber immerhin richtete sich sein- ne körperliche Gewalt (laut deiner Schilderungen) "nur" gegen einen Gegenstand (Tisch). Er hatte keine "besseren" Werkzeuge für sein Leben mitbekommen, als eben jene. Da schlägt man um sich bzw. seine Wut aus sich heraus. Da fehlt einem der Mut zur Offenheit, zum Reden und somit leider oft auch, um sich professionelle Hilfe zu suchen oder um einfach mal nur sich sei- ne eigene Wut, Traurigkeit, Verletzbarkeit, Hilflosigkeit zuzugestehen... Du hast früher mal geschildert, er sei zurück gekehrt und habe so dann eure Mutter angeklagt, den "geliebten Vater" verlassen zu haben. Wenn du das auseinander pflückst, werdet ihr nicht drum herum kommen, ei- ne gewisse Hilflosigkeit seinerseits und Verantwortungsumkehr dahinter zu deuten. Ich meine, dass er seinen Vater selbst als den schwächeren Part damit ausgemacht hat. Deshalb hat er wohl eurer Mutter zuzuschie- ben versucht, dass seine "heile, stabile Welt" (die so ja nur in Form einer Idealisierung gegeben haben kann) nun, aufgrund ihrer Trennung, kaputt sei. Und wenn dein Vater wirklich so tickte, wie du ihn hier geschildert hast, dann kann dieser kein gesundes Verhältnis Frauen gegenüber gepflegt haben. Dein Bruder wird es so, von klein auf an, zudem vermittelt be- kommen haben. Also diese "Geringschätzung" des weiblichen Geschlechts. Dafür kann er selbst -erstmal- nichts. Und als Kind folgt man i.d.R. eher eben dem Überlebenstrieb, ohne kritisch etwas zu hinterfragen. Demnach konnte er froh sein, nicht wie eine "Frau" zu sein und nur deshalb von An- griffen verschont zu bleiben. "Mitgefühl" hätte ihn selbst in bedrohliche Zu- stände gebracht, denen man sich als Kind hilflos ausgeliefert sieht. Als Schwester (Kind) mag ich meinen (so priveligierten) Bruder trotzdem, menschlich betrachtet, abgöttisch lieben. Dennoch spüre ich diese Unge- rechtigkeit mir gegenüber. Und fordere vielleicht nur zaghaft-still oder so- gar demonstrativ, das selbe Recht für mich vom Vater ein. Allerdings wer- de ich genau darin immerzu auf`s Neue verletzt, weil er genau das nicht leisten kann (will). Da wird es auch bei mir Momente geben, wo ich mei- nen Bruder (als Kind) stellvertretend für das Unvermögen meines Vaters "hasse". "Hass" im Sinne von "Unfähigkeit, die Realität ertragen zu kön- nen". Hier die "Realität" im Unvermögen des Vaters, mich ebenso lieb- und wertschätzen zu können, wie den geliebten Bruder. Deine Mutter hat diese ungünstigen Prozesse mit einem Verweilen in die- ser toxischen Partnerschaft begünstigt. Es spielt dabei keine Rolle, wes- halb sie das tat (also bevor sie sich dann endlich doch trennte), denn es prägte euch beide, ihre Kinder. Dein Vater hatte keine besseren Werkzeuge fürs Leben mitbekommen. Deine Mutter ebenso nicht. Dein Bruder ohnehin nicht, genau so wenig wie du selbst. Es könnte sein, dass dein Bruder in seiner gesamten Unfähigkeit mit seinem Suizid zugleich noch mal einen Rundumschlag verwirklichen hat wollen. Indem er seiner eigenen Verzweiflung dadurch Ausdruck verleiht, euch beide mit aller Schuld für alles zu belasten. Und genau: er steht zu- gleich nie mehr für euch zur Verfügung, um irgend etwas miteinander ge- sund klären zu können. Das hätte er im Grunde geschafft, wenn ihr beide (Du, als auch deine Mutter) selbst nach über 8 Jahren immer noch vor einem Trümmerhau- fen verweilt und ihr keine gesündere Lösung für euer eigenes Leben fin- det. Dann nehmt ihr diesen indirekten, verzweifelten Schuldvorwurf seiner- seits nämlich an und richtet euch selbst, euer Leben, eure Zeit hier auf Erden. Dann sprecht ihr euch darüber eure eigene Liebenswürdigkeit ab, so, wie es dein Vater tat, dem der Sohn nur als Werkzeug einst dien- te. Ich wünsche dir, dass zumindest du den Weg eines gesunden Loslassens und zu dir selbst, zu deinem eigenen Leben und Glück findest. Anderen- falls kannst du tatsächlich dein Leben selbst direkt in die Tonne knallen- was für eine tolle Option! Dein Bruder hat sich (leider) selbst zu diesem Schritt entschieden. Und mit nichts wirst du dieses Ereignis rückgängig machen können. Du kannst allerdings für dein eigenes Leben daraus lernen, dieser Destruktivität, mit der ihr als Kinder habt aufwachsen müssen, bewusst den Rücken kehren und den Anspruch auf dein Recht auf dein eigenes Glück durchsetzen. Das mag unter diesen Umständen mehr als schwer sein. Aber, es ist alles, was dir bleibt, möchtest du dich selbst und dein Leben lieben lernen. Jede weitere Minute, die du selbst in Destruktivität verstreichen lässt, ist nichts anderes, als was dein Bruder hinterlassen hat: eine unschöne Ver- gangenheit, die niemand mehr ändern, bessern oder gar zurück holen könnte! Lass deine Vergangenheit, deinen Bruder, deinen Vater los und in Frieden ziehen. Mit 38 ist dein Bruder längst kein Kind mehr gewesen und hätte Eigenverantwortung für sein eigenes Leben übernehmen, ansich ziehen können. Hat er nicht und stattdessen sein Außen verdammt. Mach es al- so selbst besser, als dein Bruder. Denn auch du bist längst erwachsen. Alles Gute.
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21.12.2020, 10:25 | #433 | |||
Landvogt
Registriert seit: 04/2010
Ort: Sachsen
Beiträge: 7.956
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Zitat:
das liest sich sehr schlimm. Ist es nicht an der Zeit, die Entscheidung deines Bruder zu akzeptieren? - so weh es auch immer noch tut. Du kannst nichts dafür. Es ist 8 Jahre her und das Ergebnis ist immer noch dasselbe...Dein Bruder hat diese Tatsache geschaffen und euch aufgebürdet damit umzugehen. Damit zu leben. Das ist eine sehr schwere Bürde. Aber die musst du nun mit dir herumtragen...deswegen wäre es vielleicht angebracht, nicht das eigene Leben daran auszurichten. Es ist nicht deine Schuld. Gerade da braucht es eine Aufarbeitung. Für dich selbst. An dem Zustand kannst du doch eh nix ändern. Nur deinen Umgang damit.
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23.12.2020, 21:56 | #434 | ||
Special Member
Registriert seit: 06/2011
Beiträge: 2.214
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Wie tot fühlst du dich, Jane?
Du versteckst dich hinter ihm. Das hat er ganz bestimmt nicht gewollt. Ich bin mir sehr sicher, er wollte dich lebendig und glücklich sehen.
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25.12.2020, 22:00 | #435 | ||
Registriert seit: 05/2006
Ort: Alb Donau Kreis
Beiträge: 12.606
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Und selbst, wenn er das so nicht wollte, muss Jane sich deshalb
nicht selbst richten. Es ist ihr Leben, das sie in ihre eigene Hand nehmen sollte, anstatt sich fremdbestimmt leiten zu lassen. Ich weiß, dass du es sich gut gemeint hast und will mit diesem Post nur anstoßen, dass auch im anderen Fall Jane ihr Recht auf ihr glückliches Leben hat.
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25.10.2021, 10:12 | #436 | ||
Überlebende
Themenstarter
Registriert seit: 10/2009
Ort: Göttingen
Beiträge: 2.380
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was ist schon zeit, wenn erinnerung unendlich ist!?
mein leben selbst beenden...und warum das unnormal/krank wäre? eine simple antwort habe ich erst letzte woche bekommen:" weil es unnatürlich ist, kein anderes lebewesen begeht selbstmord." wie einleuchtend und ich bin nicht darauf gekommen?! diese option des selbstbestimmten ablebens hat mir immer einen ausweg vorgezeigt und nichts anderes. nun werde ich aber leben ohne mein ende selbst zu bestimmen. ich bin der typische durchschnittsmensch und lebe nun damit. mit allen ängsten, schmerzen, freuden und tränen. mein bruder??? er hasste mich von anfang an, hat mich im kinderwagen umgeworfen. versucht mich zu ersticken. einen berg runter rollen lassen usw im märz sind 10 jahre um und sein grab wird eingeebnet...
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25.10.2021, 12:00 | #437 | ||
Special Member
Registriert seit: 08/2018
Beiträge: 2.001
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Liebe Jane, ich wünschte, du könntest dein Leben unabhängig von dem Leben und Tod deines Bruders betrachten. Er hat dich in seine Entscheidungen nicht einbezogen. Dennoch lässt du es nach so vielen Jahren immer noch zu, dass er (quasi aus dem Grab heraus) darüber mitentscheidet, ob du leben oder sterben willst.
Du und dein Leben, ihr seid es wert, gelebt zu werden, so gut, wie es nur möglich ist.
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25.10.2021, 16:28 | #438 | |||||
Registriert seit: 05/2006
Ort: Alb Donau Kreis
Beiträge: 12.606
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Hallo dunkle jane,
Zitat:
wiegenden Teil bleiben es aber eben auch nur Gedanken, die über akute Krisen sogar hinweg helfen. Von daher meine ich aus deinem hiesigen Post heraus zu lesen, dass Du of- genbar die "schlimmste Zeit" nun hinter dir gelassen hast und auf neuen We- gen unterwegs bist: Zitat:
Schau nach vorn und lass die dunkle Zeit hinter dir. Zitat:
gegenüber gepflegt haben. Daran trägst Du aber keine Schuld. Mach es bes- ser als er und suche nicht nach Schuldigen usw. usf., um in negativen Gedan- ken und Gefühlen verstrickt zu bleiben. Wenn Du merkst, dass Du es allein so nicht schaffst, suche dir stattdessen lieber professionelle Hilfe. Das solltest Du dir selbst wert sein und zwar jeder Zeit. Wenn sein Grab eingeebnet wird, ist sein letzter Ort damit ja nicht "weg". Er verbleibt ja dennoch weiterhin dort, selbst, wenn das Drumherum verändert würde. Du könntest rein theoretisch also immer noch dort hin gegen, so Du das möchtest usw. Allerdings könntest Du es symbolisch auch als Ende deines eigenen, langen und schweren Prozesses betrachten und dich danach selbst mehr in den Mit- telpunkt, ins Leben, zurück bringen. Es quasi als "Friedensakt" zwischen euch beiden sehen bzw. akzeptieren. Du lässt ihn ziehen und er (nun endlich) auch dich. Alles Gute.
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25.10.2021, 17:50 | #439 | ||
Überlebende
Themenstarter
Registriert seit: 10/2009
Ort: Göttingen
Beiträge: 2.380
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vielen dank für die lieben antworten.
ja der weg geht immer nach vorn, egal welches paket der einzelne mit sich trägt. ich war bei einer psychologin, fast zwei jahre. an meinem geburtstag habe ich erfahren, dass sie plötzlich verstorben ist. das ist nun 2 jahre her und ich kann mich nicht überwinden nochmal von vorn anzufangen. sie hat mir geholfen, irgendwann nehme ich diese hilfe sicher nochmal in anspruch. mein bruder war sehr eifersüchtig, ich liebte ihn einfach nur. man braucht keine fragen stellen auf die niemand eine antwort hat.
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25.10.2021, 18:21 | #440 | ||||
Landvogt
Registriert seit: 04/2010
Ort: Sachsen
Beiträge: 7.956
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Zitat:
Zitat:
Der Stand der Dinge ist aber auch, das du dich nicht danach bemessen solltest. Dein eigenes Leben hat mit dieser Entscheidung nichts zu tun. Es ist deshalb nicht weniger wert. Es ist deins. Nur das. Und allein das, sollte es sehr wichtig machen. Und nicht abhängig von Entscheidungen, die Menschen vor vielen Jahren getroffen haben. Auch wenn es dein Bruder war.
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