Lilly 22

Weshalb "nicht für klug" und muss es denn klug sein?

Ich würde es probieren, bliebe mir nichts anderes übrig.
Und wie meinst du das mit "nicht antworten"? Auf Mails,
SMSen oder wie? Geht er noch ans Telefon?

amelji

Nein leider nichts mehr! Er hatte WhatsApp, Mail und halt Anruf. Mail beantwortet er nicht, in WhatsApp ist er seit Monaten nicht mehr online gewesen, SMS beantwortet er nicht und wenn man klingelt kommt der Anrufbeantworter also ausgemacht.
Habe ihm zum Geburtstag einen Kuchen gebacken mit ner Karte drauf und sie ihm vor die Tür gestellt - keine Reaktion

Dachte daran vielleicht einmal seine Therapeutin anzurufen und bei ihr nachzufragen, was ich tun könnte...
Die Nr. könnte ich bestimmt über seinen Vater ausfindig machen Obwohl das mit dem Patientengeheimnis natürlich so ne Sache ist und sie wohl nicht viel sagen darf?!

Lilly 22

Hallo amelji,

scheint ein harter Fall zu sein. Ich sehe das als
ein "ist mir alles zu viel".

Ich würde nichts tun, was ihn unter Druck setzt,
er also z.B. das Gefühl hat, reagieren zu müssen.
Das klappt in solchen Phasen meist ohnehin nicht
und die Scham darüber wird nur größer.

Regelmäßige Angebote sind zum Beispiel aber
meist gut, weil man sie ohne vorherige Zusage
annehmen oder eben sausen lassen kann, je nach
Stimmung. Man ist eben niemanden eine Erklärung
schuldig, weshalb man nicht "funktionierte", kann
aber dennoch am sozialen Leben teilhaben bzw.
hier wieder Kontakte knüpfen, wenn die Stimmung
es zu lässt.

Wenn man als Freund die Nicht-Reaktion nicht per-
sönlich nimmt, bietet man halt immer wieder etwas
an, z.B., einen Spaziergang, ein Gespräch oder was
auch immer ihm eher liegt. Jedoch nichts, wo ein
Zwang, ein Sich-Einbringen-Müssen etc. dahinter
steht. Etwas leichtes, einfaches, das nicht zu viel
Kraft und Aufwand kostet. Und man akzeptiert es
einfach, also ohne besorgtes Nachfragen, wenn er
nicht annimmt, bleibt aber dennoch am Ball.

Die Eltern, als auch Freunde könnten ein Angehöri-
gengespräch beim Therapeuten wünschen. Das
geht ohne Verstoß gegen die Verschwiegenheitsver-
pflichtung und bei Mitwirkung des Patienten auch
mit diesem zusammen.

Mikelinho

Amelji, es gibt auch die Möglichkeit, dass er aufgrund Deiner Vorgeschichte das bewusst abblockt.
Logisch gedacht müsste er denken: "sie kann das besser als Andere verstehen..."
Aber es kann auch gut möglich sein, dass er wegen Dir und noch tieferer, eigener Verstrickung das so nicht möchte.
Es ist zwar schön, dass Du Dich um ihm kümmern möchtest, aber mit gefühltem Druck für ihn kann das noch hinten losgehen.
Ein schwieiriger Sapagt, keine Frage, wenn man sich um Jemanden sorgt.

Daher eher, wie schon hier erwähnt ein schriftliches Angebot machen, dass er sich jederzeit bei Dir melden kann WANN/WENN er möchte.
Nicht mit solchen Zusatzdruckmitteln, auch wenn sie sicher nicht so Deinerseits gemeint sind wie "ich mache mir Sorgen, bitte melde Dich etc..."
Das ist dann auch keine Freiwilligkeit, mehr dann der Tatsache geschuldet DEINEM Wunsch nach Kontakt zu entsprechen.

Zudem darf Dir, wie Du ja selbst auch wissen solltest, seine Therapeutin gar nichts sagen, schon zweimal nicht am Telefon.
Das ist auch sein geschützter Raum, den Du respektieren solltest.


Edit:
Was sagen andere Menschen dazu, die ihn kennen?