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Du befindest dich im Forum: Kummer und Sorgen. Dieses Forum bietet dir die Möglichkeit, deine Sorgen nieder zu schreiben, welche nichts mit Liebe oder Herzschmerz zu tun haben. Liegt dir etwas auf dem Herzen, was dir Sorgen bereitet und du nicht weiter weisst? Dann wartet hier immer ein offenes Ohr auf dich. Bitte beachte, daß hier zwar kontrovers und auch mal emotional diskutiert werden kann, persönliche Beleidigungen aber nicht geduldet werden. Wir wollen spannende Diskussionen, in denen das Thema im Vordergrund steht, nicht der Verfasser der Beiträge.

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Alt 30.07.2017, 21:36   #1
Kanadier92
Member
 
Registriert seit: 12/2009
Beiträge: 153
Todesfall als Wendepunkt

Hey Leute,
nach gut einem halben Jahr Abwesenheit melde ich mich mal wieder zurück - speziell in diesem Teil des Forums, weil ich gerade nicht weiß, wo mir der Kopf steht.

Die Situation:
Vor einem halben Jahr ist meine Mutter an den Folgen einer schweren Krebserkrankung verstorben und hinterließ mich (23) und meinen Vater. Von der Diagnose bis zum Tag X sind ziemlich exakt 6 Monate vergangen.
Meine Eltern waren bis dahin glücklich verheiratet, sie zogen 2 Jahre zuvor in das Traumhaus meiner Mutter, mein Vater stand aufgrund glücklicher, innerbetrieblicher Umstände kurz vor der verfrühten Rente, mein Studium sowie meine Beziehung liefen knapp 3 h entfernt ebenfalls sehr gut.
Seitdem hat sich vieles verändert, ich habe damals in meiner anfänglichen Ratlosigkeit auch einen Thread speziell zum Thema "Beziehung" eröffnet. Bei diesem Post soll es sich jedoch nicht vorrangig darum drehen. Überhaupt erhoffe ich mir hier keine Patentlösung, sondern möchte einfach nur mal erzählen. Vielleicht ergibt sich ja ein zweiter oder sogar dritter Blick auf die Sachlage..

Ich habe dank netter Dozenten die Möglichkeit bekommen meine durch die Situation verpassten Klausuren kurzfristig noch im Winter nachzuholen. Auch dieses Semester lief im Endergebnis sehr gut, hat mich allerdings auch einen immensen Kraftaufwand gekostet.
Nebenher habe ich einen Nebenjob, der mich an den Wochenenden an meinen Studienort bindet. Den Job brauche ich leider, so dass ich nicht so viel Zeit habe, am Wochenende mal zu meinem Vater zu fahren, wie ich mir anfangs gewünscht hätte.
Die Situation in meiner Beziehung hat sich leider stark verschlechtert, momentan sieht es eher nach einer Trennung aus, als dass ich an eine Fortsetzung glaube. Seit der Diagnose habe ich Sport verzichtet, mir fehlte einfach die Zeit. Vor 2 Monaten jedoch habe ich mich mit Freunden zum Fussball angemeldet und ich merke, dass es mir gut tut. Der Sport wird mir seitens meiner Freundin leider insgesamt so ausgelegt, dass ich das nur täte, weil sie nicht interessant genug wäre, es würde Zeit für uns fehlen etc...

Meine momentane Situation fühlt sich für mich einfach erdrückend an. Ich habe kaum das Gefühl einer Sachlage Herr werden zu können, sondern vielmehr immer nur kleine Brände in Schach halten zu können. Mir fehlt Zeit für mich, ich schaffe es kaum zur Ruhe zu kommen, weil ich ständig an Verpflichtungen denken muss, sei es die Uni, der Job, der Wunsch aber auch ihr Verlangen etwas mit meiner Freundin zu tun und auf gar keinen Fall zuletzt, zu meinem Vater zu fahren. Außer seinen Eltern habe ich keine weitere Verwandtschaft. Im Übrigen wird er sehr wahrscheinlich zum September in Rente gehen.
Ich hoffe inständig, dass er danach in kein Loch oder ähnliche Situationen fällt, ich wüsste definitiv nicht was ich dann tun sollte.
Gut einen Monat nach dem Todesfall habe ich mir eine psychologische Betreuung gesucht, weil ich mir gedacht habe, dass der Moment kommen wird, an dem ich es definitiv brauchen würde - gute Entscheidung.

Trotz allem weiß ich einfach nicht wie es weitergehen soll.
Ich weiß nicht, ob meine Beziehung mir gerade den Halt bietet, den sie mir bieten sollte, oder ob es derzeit lediglich Stressfaktor ist.
Ich stehe bei allem was ich in Bezug auf die Zeitplanung mit meinem Vater tue in dem Zwiespalt, in meinem Interesse zu handeln und ihn alleine zu lassen, oder Zeit mit ihm zu verbringen und Freunde zu Hause oder mich selbst hintenan zu stellen.
Ich weiß nicht wo ich mein weiterführendes Studium fortsetzen soll, ich würde ungern eine größere räumliche Entfernung aufbauen.

Ich war immer ein sehr selbstständiger Mensch, habe für mich gearbeitet, mir Dinge geleistet und war fleißig. Trotzdem fühlt es sich so an, ins kalte Wasser geschmissen worden zu sein..scheinbar muss ich schon jetzt vollends erwachsen sein.

Wie gesagt, ich wollte es einfach mal formuliert haben. Keine Quantensprünge erforderlich

Lieben Gruß
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Alt 30.07.2017, 21:36 #00
Administrator
Hallo Kanadier92, in jeder Antwort auf deinen Beitrag findest du eine Funktion zum Melden bei Verstössen gegen die Forumsregeln.
Alt 30.07.2017, 21:53   #2
Matze1985
Landvogt
 
Registriert seit: 04/2010
Ort: Sachsen
Beiträge: 7.956
Hallo Kanadier92

ich erinner mich an deinen letzten Thread. Dein Verlust tut mir leid...gerade in deinen jungen Jahren muss es schwer sein.

Zitat:
Mir fehlt Zeit für mich, ich schaffe es kaum zur Ruhe zu kommen, weil ich ständig an Verpflichtungen denken muss, sei es die Uni, der Job, der Wunsch aber auch ihr Verlangen etwas mit meiner Freundin zu tun und auf gar keinen Fall zuletzt, zu meinem Vater zu fahren.
Lass dir gleich gesagt sein...du kannst nicht für alles den Feuermann spielen...du kannst versuchen für jeden in einem angemessen Zeitraum da zu sein, aber du darfst dich selbst dabei nicht vergessen.

Dein Vater wird auch selbst mit der Situation zurecht kommen...du kannst ihm dabei Halt geben...aber du kannst keine Rundumbetreuung schaffen.

Ich meine...Du bist 23 und musst jetzt ohne Mutter zurecht kommen.

Ich war 25, als mein Vater abgehauen ist und selbst in dem Alter hab ich festgestellt...man braucht eine Vaterfigur. Überhaupt einen konstanten Punkt. Und dann ist der Punkt plötzlich weg

Das musst du ja auch erstmal verdauen...und wenn das jemand in deinem Umfeld nicht tolerieren mag, dann sind es wohl leider einfach die falschen Personen

Wie gesagt, du musst nicht für alles sofort DIE Lösung haben. Erwarte das nicht von dir.
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Alt 31.07.2017, 05:50   #3
Curly2013
 
Registriert seit: 08/2013
Ort: RLP
Beiträge: 14.883
Ich habe vor ca. einem halben Jahr auch meine Mutter an Krebs verloren.
Ich war froh, danach wieder arbeiten zu gehen, so war ich abgelenkt. Genauso brauchte ich aber auch mal die kompletten Wochenende für mich alleine, wo ich nur im Bett lag und geweint habe.
Ich kann dir nur raten, schau genau was dir gut tut und was nicht. Und was dir nicht gut tut, streiche, so weit möglich, aus deinem Leben.
Ich weiß nicht, ob du mal ein Semester aussetzen könntest, um mal mehr Luft für dich zu haben.
Es ist schön, dass du für deinen Vater da sein willst, aber vergiß dich selber nicht dabei. Er muss für sich selber den Verlust verarbeiten.
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Alt 31.07.2017, 07:01   #4
wlove
Member
 
Registriert seit: 12/2009
Beiträge: 113
Hallo, lieber Kanadier.
herzliches Beileid zu Eurem Verlust.
Es sieht aus, als ob Du alles ziemlich gut meistert.

Zitat:
Ich stehe bei allem was ich in Bezug auf die Zeitplanung mit meinem Vater tue in dem Zwiespalt, in meinem Interesse zu handeln und ihn alleine zu lassen, oder Zeit mit ihm zu verbringen und Freunde zu Hause oder mich selbst hintenan zu stellen.
Es ist schön, dass Du Dich um Deinen Vater sorgst und für ihn da bist.
In der ersten Zeit ist das für Euch beide richtig und gut.

Dein Vater braucht Dich aber nicht als Ersatz für Verlorenes. Er wird stolz auf Dich sein, wie gut Du alles meisterst.
Damit hilfst Du ihm am Besten,
und wenn Du Zeit hast, fahr zu ihm. Doch wenn Du Deine Zeit für Dich brauchst, nimm sie Dir.
Nur wenn Du im Gleichgewicht bist, kannst Du ihm eine Hilfe sein.
Eltern sind zufrieden, wenn es den Kindern gut geht und sie mir ihrem Leben zurechtkommen.

Ach, alles was ich Dir raten kann, sei zuversichtlich und stolz auf alles, was die beiden Dir mitgegeben haben.

Trauer braucht Zeit.
Jeder hat ein anderes Zeiraum dafür.
Trauer braucht auch Verständnis.

Das scheint Deine Beziehung nicht zu haben.
Da würde ich noch mal genauer hinschauen.



Segen der Trauernden

Gesegnet seien alle, die mir jetzt nicht ausweichen.
Dankbar bin ich für jeden, der mir einmal zulächelt
und mir seine Hand reicht, wenn ich mich verlassen fühle.

Gesegnet seien alle, die mich immer noch besuchen, obwohl sie Angst haben, etwas Falsches zu sagen.

Gesegnet seien alle, die mir erlauben,
von dem Verstorbenen zu sprechen.
Ich möchte meine Erinnerungen nicht totschweigen.
Ich suche Menschen, denen ich mitteilen kann,
was mich bewegt.

Gesegnet seien alle, die mir zuhören,
auch wenn das, was ich zu sagen habe,
sehr schwer zu ertragen ist.

Gesegnet seien alle, die mich nicht ändern wollen,
sondern geduldig so annehmen, wie ich jetzt bin.

Gesegnet seien alle, die mich trösten....
(und mir zusichern, daß Gott mich nicht verlassen hat)...


Marie Luise Wölfing


In der Trauer erkennst Du, wer wirklich zu Dir steht und keine Angst vor Deiner Trauer und Deinem Schmerz hat.

Es ist schwer, in der ersten Zeit der Trauer, Kontakt mit anderen Menschen zu halten.

Mir fällt es immer noch schwer mich zu öffnen.
In der Zeit der Trauer ist man sehr verletzlich.
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wlove ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.07.2017, 10:15   #5
gastlovetalk
Forumsgast
 
Beiträge: n/a
Den Vater nicht total vernachlässigen, ihm aber auch Luft geben, sich selbst etwas aufzubauen.

Ich vermute, weder Dein Vater will, noch Deine Mutter hätte gewollt, dass Du Dein eigenes Leben hintanstellst.

Für die Freundin Zeit und Energie zu haben lohnt sich - selbst wenn eine gut begründete Trennung das Ergebnis sein sollte, ist dies einer Trennung oder gar einer Aufrechterhaltung aus Vernachlässigung und Zeitmangel erheblich vorzuziehen.

Ebenso verhält es sich mit Zeit- und Energieaufwand für Sport und Freundeskreis (wo Du aber stets - das wäre auch so gewesen, wenn Deine Mutter noch heute lebendig und gesund wäre - ein Zeitgleichgewicht mit Freundin und Studium finden und einhalten müssen wirst.)
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Alt 01.08.2017, 09:21   #6
Kanadier92
Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 12/2009
Beiträge: 153
Erstmal vielen Dank für die verständnisvollen Antworten

In Bezug auf meine Beziehung wird mir häufig angelastet, dass ich immer gestresst sei und nicht zur Ruhe kommen könnte. Die Gründe, die ich dafür nenne, wie eben die Uni, Arbeit, den Wunsch mal wieder nach Hause zu fahren beispielsweise, sind aus meiner Sicht alles auch nachvollziehbare Dinge, denn wie CtrlAltDel schon gesagt hat, diese Aufgaben hätte ich auch ohne den Tod meiner Mutter.
Das kommt ja allerdings noch belastend hinzu und mag den ein oder anderen Blick auf Thematiken verzerren oder ändern.
Ich habe in letzter Zeit zB. häufig davon geträumt, dass meinem Vater etwas passiert, woraus ich mir eine Verlustangst ableite. Auch sonst wäre mMn was falsch, wenn sich mein Wunsch nicht steigern würde, ihn jetzt mehr zu sehen als bislang.
Trotz allem - und da gebe ich euch zu 100% Recht - ist es immer noch mein Leben und es stellt in Bezug auf meine Uni-Angelegenheiten, Beziehung usw. ganz eigene Anforderungen an mich, auch während dieser Zeit.


Schwierig ist für mich jetzt die Einordnung meiner Beziehung. Ich habe von Anfang an sofort gesagt, dass ich um keinen Preis noch jmd der mir Nahe stand (wenn auch auf eine andere Art) verlieren möchte.
Aus meiner Sicht ist die Darstellung dieses Konflikts, den ich oben beschrieben habe, die beste Erklärung die man geben/ bekommen kann, denn sie sollte eigentlich absolut eingängig sein. Vielleicht irre ich mich aber auch und ich biege im übertragenen Sinne an der immer gleichen Stelle links anstatt rechts ab..
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Kanadier92 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.08.2017, 10:36   #7
Matze1985
Landvogt
 
Registriert seit: 04/2010
Ort: Sachsen
Beiträge: 7.956
Zitat:
Zitat von Kanadier92 Beitrag anzeigen
In Bezug auf meine Beziehung wird mir häufig angelastet, dass ich immer gestresst sei und nicht zur Ruhe kommen könnte. Die Gründe, die ich dafür nenne, wie eben die Uni, Arbeit, den Wunsch mal wieder nach Hause zu fahren beispielsweise, sind aus meiner Sicht alles auch nachvollziehbare Dinge, denn wie CtrlAltDel schon gesagt hat, diese Aufgaben hätte ich auch ohne den Tod meiner Mutter.
Es belastet die Beziehung aber schon, wenn du ständig mit dem Kopf "woanders" bist.

Denn in deiner Aufzählung kommt deine Freundin eben nicht vor
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Matze1985 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.08.2017, 13:55   #8
Kanadier92
Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 12/2009
Beiträge: 153
@Matze1985:
Die Belastung ist auf jeden Fall gegeben, stimme ich dir zu.

Meine Beziehung habe ich nicht aufgezählt, weil ich meine Beziehungen grundsätzlich nicht als Belastungen empfinde. Dort habe ich keine Pflichttermine oder Fristen wie in anderen Bereichen meines Lebens. Trotzdem versuche ich ja - schon allein aus persönlichem Interesse an meiner Freundin - möglichst viel und häufig Dinge mit meiner Freundin zu unternehmen. Wie gesagt, nicht als Belastung oder belastend empfunden.
Für mich ist es jetzt gerade aber normal, dass sich Dinge neu ordnen, Prioritäten verschieben -zumindest momentan - und ich zumindest mal gestresst bin. Meine Psychologin meinte, dass das ganze erste Jahr eine einzige Stressreaktion sei und solche Informationen leite ich auch direkt an meine Freundin weiter.

Ich wollte also eigentlich nur sagen, dass ich verstehen kann, dass die Situation für sie auch anders und nicht unbedingt angenehmer geworden ist, nur fehlt mir so ein wenig das Verständnis für die Situation. Wenn ich sage, dass ich Sport brauche um den Kopf frei zu bekommen, dann sollte sich da kein Gefühl des "Austauschs" einstellen, sprich der Gedanke, dass sie davon abgelöst würde..
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Kanadier92 ist offline   Mit Zitat antworten
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