lenii

Ich finde dieses generelle Abraten von einer Anzeige schwierig und auch wirklich falsch. Nicht nur speziell auf mich bezogen sondern was das ganze Thema Missbrauch angeht. Es geht auch darum ein Zeichen zu setzen. Woher soll ich zum Beispiel wissen ob nicht letztes Jahr oder in den kommenden Jahren ein weiteres Opfer eine Anzeige gegen ihn macht? Dann sind es bereits zwei Opferzeugen die unabhängig voneinander berichten. Nichts tun spielt den Tätern in die Hände.

Sportismylife

Natürlich muss sowas angezeigt werden, egal wie die Chancen stehen.

monochrom

Ich habe da einen ganz ähnlichen Eindruck wie Curly und habe weiterhin das Gefühl das die TE sich nicht über die möglichen Konsequenzen bewusst war. Ebensowenig das es auch zu keinem Prozess kommen kann. Sie schrieb ja selbst das sie dann den Glauben in das Rechtssystem verlieren würde. Menschlich schon irgendwie nachvollziehbar, objektiv betrachtet nicht.

monochrom

Allerdings sofort nach der Tat. Jahre später will das gut überlegt sein. Wegen Dir! Aber wie schon geschrieben, Du hast es getan, also ist der Drops gelutscht und wichtiger ist das was nun real ist.

Helmut Logan

Da hast du vollkommen recht.

Findus

Recht haben und Recht bekommen sind aber 2 paar Schuhe. Wenn Aussage gegen Aussage steht und es keine Indizien oder gar Beweise gibt, dann stehen die Chancen bei null. Selbst einen vorbestraften Täter kann man so nicht einfach belasten. Das Rechtssystem ist oft auch nicht gerecht. Darum gibt es in der Jurisprudenz auch so viele Grautöne...viele Diskussionen und Theorien. Fakt ist: Es muss eine Schuld bewiesen werden. Wie soll das in Deinem Fall funktionieren? Im Zweifel (wenn Deine schmerzhafte Geschichte stimmt) wird ein Schuldiger freigesprochen.

Ganz ehrlich: Da lässt Du Deinen Eltern aber ganz schön viel durchgehen.

Hast Du Dir mal Gedanken gemacht, was passiert, wenn in dem Prozess herauskommt (falls der Angeklagte gesteht), welche Rolle Deine Eltern in der ganzen Geschichte spielen? Mindestens unterlassene Hilfeleistung und das von einem Schutzbefohlenen würde ich mal prognostizieren...zumindest damit müssen sie und Du dann rechnen.

Dann ist der Täter auch "Zeuge"...

Da bin ich im Prinzip bei Dir und den Gedanken finde ich gut. Nur eben nicht mehr nach so vielen Jahren. Und das nicht zum Schutz des Täters, sondern zum Schutz des Opfers. Du gewinnst in meinen Augen dadurch nichts. Weil die Realitäten eben so sind, wie sie sind. Ich kann nur dazu raten, dass Opfer sich schnellstmöglich melden und handeln. Je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger...

Aber nur wenn Du die Realität anerkennst, dass das mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zum Erfolg führt.

Und hole Dir dringend Hilfe. Die Rolle Deiner Eltern bspw. finde ich komisch...und mir wäre es wert, das Verhältnis mal zu überdenken. Wer lässt denn zu, dass seine Tochter sexuell missbraucht wird, wenn man davon weiß?

Ich wünsche Dir alles Gute.

lenii

Mir wurde von meiner psychologischen Prozessbegleiterin gesagt dass sie es in über 20 Jahren in dem Beruf noch nie erlebt hat dass Eltern in so einem Fall etwas zu befürchten haben. Auch wenn dem Opfer vor Gericht Recht gegeben wird. Auch die zuständige Polizistin für Sexualdelikte bestätigte mir das unabhängig davon.

Was soll ich denn mit meinen Eltern machen? So sind sie eben. Soll ich jetzt Menschen die ich liebe aus meinem Leben verbannen? Mir selber damit schaden? Was würde mir das bringen?

Also hätte ich eurer Meinung nach keine Anzeige machen sollen. So tun sollen als wäre nie etwas passiert, alles klar.

Curly2013

Du liebst also Menschen, die wußten, dass das eigene Kind mißbraucht wurde ... das würde mir an deiner Stelle sehr zu denken geben.

Sportismylife

Ne! Meiner Meinung nach hast du (fast) alles richtig gemacht. So was muss angezeigt werden!

Da hat Curly nicht unrecht. Aber wenn du deinen Eltern das verzeihen kannst.

gastlovetalk

Das stimmt.

Das auch.

Auch das, natürlich.


Trotzdem, geschätzter Findus, kann es eine erwachsene und gute Entscheidung sein, sich das eine Paar anzuziehen und bezüglich dem anderen Paar dem Rechtssystem die Verantwortung in die Hand zu drücken.

Auch wenn die Erfolgsaussichten gering sind: auch mit einem Scheitern kann man unterschiedlich umgehen, und daher ist für mich in manchen Fällen auch ein absehbares Scheitern für mich noch kein Grund, keinen sowohl legalen als auch moralisch legitimen Versuch zu unternehmen.

Oder würdest Du behaupten, es hätte die Weiße Rose niemals geben sollen? Oder Sacco und Vanzetti? Beides jedenfalls saehe ich anders und daher sehe ich es auch bei lenii anders (die meiner Meinung nach sogar größere Erfolgsaussichten hat, und das bei geringerer persönlicher Gefahr.)

Ich glaube, dass in dieser Hinsicht noch nicht letzte Klarheit erreicht ist ... und auch nich unbedingt erreicht werden muss.

lenii sollte hier das Szepter allein in der Hand behalten. Es geht uns nichts an.

Dieser Teilsatz ist wohl als eine Unterstellung gemeint. Wenn es so ist, würde ich dies je nachdem, was Du mit Deiner nebelhaften Andeutung wirklich meinst, u.U. als psychologisch mehr als ungeschickt und als moralisch illegitim ansehen.

Was wieder zeigt: wer ein Minimum an Rücksichtnahme will, oder Qualitätsratschläge, der sollte zu einem Professionellen (z.B: rechtsanwalt, Psychologe, Arzt, ...) gehen, und sich nicht etwa einem offenen Forum a la Lovetalk anvertrauen.