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Du befindest dich im Forum: Kummer und Sorgen. Dieses Forum bietet dir die Möglichkeit, deine Sorgen nieder zu schreiben, welche nichts mit Liebe oder Herzschmerz zu tun haben. Liegt dir etwas auf dem Herzen, was dir Sorgen bereitet und du nicht weiter weisst? Dann wartet hier immer ein offenes Ohr auf dich. Bitte beachte, daß hier zwar kontrovers und auch mal emotional diskutiert werden kann, persönliche Beleidigungen aber nicht geduldet werden. Wir wollen spannende Diskussionen, in denen das Thema im Vordergrund steht, nicht der Verfasser der Beiträge. |
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22.01.2020, 18:19 | #621 | |||
Quotenlesbe
Themenstarter
Registriert seit: 07/2018
Ort: Hinter den Bergen
Beiträge: 2.090
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Zitat:
Aber ich kann dagegen eben nichts machen und ich habe mich lange Zeit nicht mal getraut, mit irgendwem darüber zu reden. Irgendwie wollte ich das verheimlichen und alles überspielen. Nur ging das ja leider auch gründlich daneben. Es wird mit der Zeit auch nicht besser. Wenn man sich verrückt benimmt, denken die anderen auch das man es ist. Dann habe ich eben mein Aussehen benutzt, um meine eigenen Unzulänglichkeiten zu kompensieren. Das funktioniert leider nur eine Zeit. Im Moment habe ich aber gar nicht so das Gefühl, durch die anderen unbedingt meine Schwächen zu verdecken. Schon ein bisschen, aber sie alle wissen davon, weil ich offen damit umgehe. Sie sind alle bereit mir hindurch zu helfen und mir zumindest zur Seite zu stehen, wenn es schwierig wird. Psychologen sind sie natürlich nicht, aber ein stabiles Umfeld und das tut mir momentan gut.
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22.01.2020, 18:22 | #622 | ||||
Forumsgast
Beiträge: n/a
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Zitat:
Ich habe mich mein Leben lang fremd unter Menschen gefühlt, aber ich glaube, das ist weder krankhaft noch einzigartig. Und ich musste über 30 Jahre alt werden bis ich jemanden gefunden habe, der mich nicht nur cool findet, weil ich oft komische Sachen sage, sondern weil ich ich bin. Wenn man nicht so ein süßes und nettes unkompliziertes Ding ist, ist das Leben halt anders als im Bilderbuch. Wenn ich mich besonders fremd fühle, pfeife ich immer "People are strange" von den Doors. Das ist mein Anker. Zitat:
Dabei habe ich letztes Jahr jemanden kennengelernt, dem es auch so geht. Beim Smalltalk sagte er mir, einer Fremden, dass er sich lieber an den Rand stellen möchte, weil er sowieso schon Stunden vorher Angst hatte, weil ihm Smalltalk nicht liegt und er sich dabei so unwohl fühlt. Ich fand das gut. Denn tatsächlich geht es vielen Leuten so oder so ähnlich. Ich spreche über meine Ängste immer sehr offen - lustigerweise glaubt mir das dann nie jemand, weil jemand, der so stark ist, dass er darüber redet... Ich finde es gut, wenn du das aussprichst. Aber achte darauf, dass du dich nicht irgendwann dahinter versteckst.
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23.01.2020, 19:39 | #623 | |||||
Quotenlesbe
Themenstarter
Registriert seit: 07/2018
Ort: Hinter den Bergen
Beiträge: 2.090
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Zitat:
Offenbar besitze ich den Zeiten wo meine eigene Persönlichkeit kriselt eben die Fähigkeit andere Menschen sehr gut für mich einzunehmen. Ich bin nach Außen hin extrem umgänglich, erkenne gut was potentielle PartnerInnen gern haben und habe ein sehr feines Gespür für die richtigen Schritte um anziehend und verlockend zu wirken. Das sind regelrechte Jagden, in denen ich nur das Ziel zu haben scheine, mich nicht mit mir selbst beschäftigen zu müssen. Dann sind auch alle Ängste weg, alle Zweifel oder mangelndes Selbstwertgefühl. Ich weiß sehr gut genau wie ich wirke und wie ich es einsetzen muss. Die Thera sagt, an dieser Eigenwirkung kann ich mich dann auch regelrecht berauschen. Und das ich Sex eher locker sehe, hilft dabei natürlich auch. Das alles was ich hier beschreibe ist eben mit "Sex als Waffe" gemeint. Das sind fast manische Episoden, die ich leider sehr genieße, wie ich gestehen muss. Ich fühle mich dann schön und begehrt, (selbst) sicher, lustig, voller Tatendrang usw. Fast wie auf einer Bühne. Außerhalb dieser Phasen verändert sich das aber wieder und dann bin ich wieder die "normale" Frau, voller Unsicherheit. Richtig problematisch wird es eben dann wenn es um feste Bindungen geht und ich etwas von mir, sprich meiner Persönlichkeit, investieren muss. Denn die kenne ich dummerweise nicht bzw. hat sie kaum etwas mit der anderen Frau zu tun. Das eine ist schwarz und das andere eben weiß. Es gilt jetzt offenbar den Mittelweg zu finden. Ich habe jetzt so eine Tasche, wo Dinge drin sind die mir helfen sollen, mich selbst zu spüren. Ganz simple Dinge, wie Fotos an denen Erinnerungen hängen, Stoffe oder auch z.B. Brausepulver etc. Alles was die Sinne anspricht und einen Bezug zu meinem Ich hat oder haben soll... Das hilft ganz gut, aber am besten ist tatsächlich über die Dinge zu reden. Anderen zu sagen: Ich bin sehr unsicher, aufgeregt oder ich kann gerade nicht verstehen was ich fühle, ist irgendwie sehr befreiend. Und das Du mir hier geschrieben hast wie es Dir geht, macht mir auch irgendwie Mut. Auf mich wirkst Du nämlich immer sehr stark und ich habe schon oft gedacht, ich könnte sicher zu Dir aufschauen und viel von Dir lernen. Ich denke halt immer, alle anderen Menschen haben ihr Leben im Griff und wissen immer was gerade richtig ist. Vielleicht sollte ich doch mal versuchen zu einer Selbsthilfe Gruppe zu gehen, die Thera hatte es vorgeschlagen. Danke schön, Manati! Zitat:
Solange ich irgendwo hinkomme und die Leute sind sich alle halbwegs fremd geht es noch. Aber sowie es in Richtung Freundschaft geht, habe ich Angst zu versagen. Wie ich am Anfang des Threads schon mit dem Fernsehen geschildert habe. Ich habe offenbar teilweise eine andere Wahrnehmung oder interessiere mich für Dinge die andere seltsam finden. Noch schlimmer sind emotionale Geschichten, die ich manchmal nicht verstehe, wo ich keine Empathie aufbringen kann etc. Dazu kommt auch noch eine gewisse Egozentrik, weil ich versuche meine Belange durchzusetzen, teilweise ohne Rücksicht auf Verluste und unter Einsatz von Menschen, die ich dafür manipuliere. Und das gibt immer Probleme. Mein Sozialverhalten ist nicht das Beste und oftmals merke ich es nicht mal. Außer wenn ich liebe, dann neige ich zu regelrechter Euphorie und überzogener Vergötterung. Es sind alles nur Extreme, an denen ich arbeiten muss. Zitat:
Ich war mal auf einer recht langweiligen Party und es wurde schon wieder hell. Ein Mann wollte Zigaretten für alle holen fahren und noch Getränke und da bin ich mit. Einfach um frische Luft zu schnappen. Mit dem bin ich danach stundenlang durch die Gegend gefahren und wir haben uns gegenseitig das Herz ausgeschüttet. Dem habe ich viele Sachen erzählt, über die ich vorher noch nie geredet habe. Im Nachhinein war das sehr merkwürdig und ich hatte auch ein bisschen Angst das er es gegen mich einsetzen würde. Aber wir kannten uns ja eigentlich nicht. Mit dem habe ich allerdings heute sogar noch Kontakt, auch wenn er inzwischen woanders wohnt und auch verheiratet ist. Manchmal ist das wohl einfach so.
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02.02.2020, 09:02 | #624 | |||
Pluviophile
Registriert seit: 10/2014
Beiträge: 3.445
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Zitat:
"Ich traue mir selbst halt nicht soviel zu..." Kannst du genau benennen wovor du dich da eigentlich fürchtest? Aus eigener Erfahrung: Es wird nicht besser, nicht einfacher, solange man es nicht wirklich tut. Therapie ist richtig und wichtig, aber Therapie ist (zum allergrößten Teil) eben auch wieder nur Theorie. Für jemanden, der ohnehin gerne alles überdenkt, ist das natürlich perfekt und eine willkommene Ausrede um "jetzt noch nicht" aktiv zu werden. Frag' mal, woher ich das weiß. Alles wovon du keinen großen, dauerhaften Schaden nehmen wirst, sollte in die Tat umgesetzt werden. Nicht irgendwann später, sondern sehr zeitnah. Sonst bleiben diese diffusen Ängste vor dem, was man sich selbst nicht zutraut bestehen und werden immer größer, verhärten sich. Man kann sich in einer Therapie auch verlieren/festbeißen, denn im Grunde genommen ist sie ja auch "nur" genau das, was man meint unbedingt zu brauchen: Schutz von Außen.
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04.02.2020, 21:03 | #625 | |||
Registriert seit: 05/2006
Ort: Alb Donau Kreis
Beiträge: 12.606
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Zitat:
Es soll Menschen geben, die sich mittels Therapie überhaupt erst ihren Ängsten bewusst werden und sich diesen stellen. Also auch mit Hilfe u.a. der Therapie/ des Therapeuten/ der Therapeutin. Und zwar genau, indem man die Theorie in der Wirklichkeit probt usw. usf. Versteige ich mich hingegen vor dem Schutz vor dem Außen, bin ich es selbst, der das so "will" und selbst thearapeutische Ansätze ablehnt.
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08.02.2020, 12:45 | #626 | |||
Quotenlesbe
Themenstarter
Registriert seit: 07/2018
Ort: Hinter den Bergen
Beiträge: 2.090
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Zitat:
Weil ich keine Ahnung habe wer ich bin und es sich meistens leer anfühlt, mindestens aber irritierend. Das es nicht gut ist durch andere Menschen zu leben, ist mir (jetzt) bewusst, aber ich tue mich momentan schwer damit irgendwas zu ändern. Mit der Therapeutin war es ja auch so, dass ich mich sehr auf sie fokussieren wollte. Was sie natürlich abgebogen hat. Denn sie sagt, ich kann nicht immer jedem hinterherlaufen, von dem ich glaube er hat Orientierung. Und ich muss verstehen das andere Menschen, die ich als gesund und normal ansehe, auch nicht zu jeder Zeit wissen was richtig ist und wie die beste Entscheidung aussieht. Oder das sie immer mit ihren Gefühlen und ihrer Persönlichkeit im Reinen sind. Denn genau das habe ich immer geglaubt und das tue ich auch jetzt noch, bis zu einem gewissen Grad. Es ist schwer die festgefahrenen Denkmuster zu durchbrechen. Aber es bestehen gute Chancen, sagt die Thera, weil ich noch so jung bin. Deswegen ist es gut jetzt die Therapie zu machen. Problematisch daran ist aber das ich dann den/die Partner überhöhe und eigentlich eher das Bild liebe als den Menschen selbst. Die Thera glaubt das ich deswegen so sprunghaft in meinen Beziehungen bin. Immer wenn die Frauen irgendwas getan haben was ihr Idealbild zerstört hat, habe ich Angst bekommen und gedacht, die können mir auch nicht den Weg zeigen. Und dann habe ich mir die nächste "ideale" Frau gesucht. Ich weiß natürlich nicht ob das stimmt, aber es klingt recht plausibel. Nun versuche ich langsamer zu machen und den Menschen eine Chance zu geben. Sie wirklich kennenzulernen anstatt mir ein Bild von ihnen zu malen, dem sie nicht gerecht werden können. Und es gibt Übungen wo ich mich selbst spüre und die mich im Hier und Jetzt verankern sollen.
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13.02.2020, 20:28 | #627 | |||
Pluviophile
Registriert seit: 10/2014
Beiträge: 3.445
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Zitat:
Ansonsten ähneln sich unsere Geschichten aber nicht, deshalb bin ich da die Falsche, was Ratschläge/Tipps angeht. Ich bin mir aber sicher, dass du das schaffst. Alles Gute!
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15.02.2020, 10:28 | #628 | ||
Quotenlesbe
Themenstarter
Registriert seit: 07/2018
Ort: Hinter den Bergen
Beiträge: 2.090
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Yella, ich glaube, wir würden uns sehr gut verstehen.
Auch wenn Welten aufeinander prallen würden, weil wir sehr unterschiedlich sind. Das wäre bestimmt sehr spannend. Ich wünsche Dir auch alles Gute.
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23.02.2020, 20:00 | #629 | |||
Pluviophile
Registriert seit: 10/2014
Beiträge: 3.445
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Zitat:
Aber im Ernst, fändest du das nicht auch furchtbar anstrengend, gerade weil da Welten aufeinander prallen?
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23.02.2020, 23:10 | #630 | ||
Dissident
Registriert seit: 12/2017
Ort: Miami 🏝️
Beiträge: 6.400
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Das mit den interessanten Zeiten ist wohl kolportiert oder wenigstens übersteigert in seiner Bedeutung. Und doch sind interessante Zeiten oft das, was die Menschen, die sie erleben, genau nicht wollen.
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