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Du befindest dich im Forum: Kummer und Sorgen. Dieses Forum bietet dir die Möglichkeit, deine Sorgen nieder zu schreiben, welche nichts mit Liebe oder Herzschmerz zu tun haben. Liegt dir etwas auf dem Herzen, was dir Sorgen bereitet und du nicht weiter weisst? Dann wartet hier immer ein offenes Ohr auf dich. Bitte beachte, daß hier zwar kontrovers und auch mal emotional diskutiert werden kann, persönliche Beleidigungen aber nicht geduldet werden. Wir wollen spannende Diskussionen, in denen das Thema im Vordergrund steht, nicht der Verfasser der Beiträge. |
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03.04.2020, 09:38 | #11 | |||
Special Member
Registriert seit: 02/2016
Ort: BW
Beiträge: 2.846
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Zitat:
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03.04.2020, 22:52 | #12 | |||
Registriert seit: 05/2006
Ort: Alb Donau Kreis
Beiträge: 12.606
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Hallo novemberkind,
Zitat:
sein, ein gutes Verhältnis zu deinem Vater zu gewinnen. Denn wie auch immer dieses ist, wird es dich in deinen künftigen Beziehungen prägen. Es mag sein, dass dein Vater in den 1950-ern lebt, verstaubte Rollenan- sichten pflegt, er unkreativ und wenig empathisch usw. ist. Dann sind das aber genau auch die Dinge, die seine Persönlichkeit auszeichnen und an denen du selbst weder schuld trägst, noch viel ändern werden kannst. Dinge kritisch zu betrachten, also auch zu hinterfragen, mit den eigenen Werten (die dürftest du gerade erst noch für dich selbst bilden) zu ver- gleichen usw. usf. mag auch alles richtig sein. Nur pass dabei bitte selbst sorgfältig darauf auf, hier nicht abwertend einem anderen Menschen ge- genüber zu werden. Willst du Respekt usw., bring genau das auch deinem Gegenüber entgegen und zwar auch dann, wenn dieses Gegenüber damit vielleicht nichts anfangen kann. Dir bleibt unterm Strich immer noch die Möglichkeit, dich von ungesunden Verhaltensweisen usw. abzugrenzen. Ggf. dient dein Vater dir zumindest in dieser Hinsicht als perfektes Übungs- projekt. Und wenn das so ist, sei ihm (auch) dankbar dafür. Es mag andere (objektiv betrachtet, bessere) Väter bzw. Vater-Tochter-Be- ziehungen geben. Eure ist nun mal aber so, wie sie ist und deshalb das, wo- ran du dich auszurichten hast. Dein Vater hat für sein Leben, seinen Lebens- weg auch nur die Werkzeuge XYZ mitbekommen und wenn er nicht krank- haft gestört sein sollte, geh doch einfach davon aus, dass er mit dieser Mit- gabe eben versucht sein Bestes zu geben. Deine Mutter verdreht ihre Augen, wenn er sie beschenkt und macht sich bei ihrer Freundin (oder deiner Patentante) darüber lustig usw. Damit ist sie kein gutes Beispiel für dich, denn sie instrumentalisiert ihn in diesem Moment für eigene Defizite, die sie hat und pflegt. Über diesen Weg ver- sucht man u.a. Stimmung gegen seinen Partner zu machen, weil man über keine gesunden Mittel verfügt, seine wahren Bedürfnissen usw. zu verfolgen bzw. dafür einzustehen. Es ist zudem die Pflege eines Feindbil- des, hier über eine männliche Person. Vermutlich hatte deine Mutter auch kein gutes Verhältnis zu ihrem eigenen Vater und deshalb grundsätzlich ein eher abwertendes Bild über "Männer" und sich selbst. Das musst du so weder für dich selbst übernehmen, noch dafür selbst herhalten. Sollen die beiden ihre Eheprobleme selbst klären. Vielleicht richtest du eher deinen Blick darauf, was deinen Vater im Positi- ven auszeichnest und packst ihn hier? Du beschreibst ihn mehr oder weni- ger als einen Mann, der aufgrund seiner Arbeitslosigkeit und vermutlich an- deren Zurückstellungen, in seinem eigenen Leben keinen echten Sinn mehr sieht. Nichts, das ihn wirklich herausfordert und über das er für sich eine gewisse Anerkennung abgewinnen könnte. Für Männer ist so etwas aber z. B. verdammt wichtig, weil sie darüber ihr Selbstvertrauen beziehen und da- mit auch ihre Selbstzufriedenheit. Ist das so gut wie nicht bzw. nie gegeben, so verlieren sie an Männlichkeit und Motivation. Männer sind i.d.R. nicht nur Handlungswesen, sondern zeichnen sich darü- ber hinaus normaler Weise eben auch dadurch aus, dass sie schon gern helfen, beschützen, gern auch anleiten usw. wollen. Mit weiterer Kritik wirst du deinen Vater aber eher nicht ins Boot holen können. Das kennt er doch bereits alles über deine Mutter und ist vermutlich deswegen entsprechend frustriert. Da kann er ja tun, was er will und landet keine anerkennden Punk- te. Dein Bruder hat hier vermutlich nur den Vorteil, selbst männlich zu sein und damit deinem Vater ähnlicher zu ticken. Kurz: die verstehen sich ver- mutlich (noch) unausgesprochen gerade deshalb besser. Da schaut der klei- ne Sohn noch zu seinem Vater herauf, den er bewundert und schätzt, allein, weil er eben sein Vater ist. Obendrein ggf. auch, weil er ihn in Schutz zu nehmen sucht, wo er diesen den weiblichen Angriffen ausgesetzt und darü- ber ohnmächtig sieht. Also geh nochmal zurück auf "Anfang" und überlege dir (bzw. schreibe das für dich selbst mal auf/ halte es fest), was dir positives zu deinem Vater ein- fällt! Im nächsten Schritt lobe das mal. Sobald du aber wieder z.B. in Groll verfällst, übe dich mal darin, dich deinem Vater gegenüber in Ich-Botschaf- ten mitzuteilen und im Anschluß deine Wünsche/ Bedürfnisse an ihn zu kon- kretisieren und auszudrücken. Nimm seine altbackenen Ansichten vielleicht dazu mit ein bisschen mehr Humor, um ihn ins Heute zu entführen. Je nachdem, ob er selbst Humor besitzt und auch Kritik verträgt oder eben nicht, sollte deine zukünftige Kommunikation mit ihm aussehen (bzw. dein Interagieren). Beispiel Haushalt mit zumindest ein bisschen Veranlagung zu Humor und einer gewissen Kritikfähigkeit: "Vater, das ist im Grunde eine gute Idee und früher mag man das so gere- gelt haben, da viele Frauen sich von ihren Männern aushalten lassen haben. Aber schau mal, Mama geht arbeiten, um Geld nach Hause zu bringen, da- mit es uns allen gut geht. Ich bin froh, dass sie ihren Job noch hat und uns entlasten möchte. Ich bin euch beiden auch dankbar dafür, dass ich mein Studium/ meine Berufsausbildung machen und bei euch wohnen darf. Ich möchte euch beiden damit auch nicht unnötig lang zur Last fallen und stre- be deshalb einen möglichst baldigen Abschluss an. So ein Bummelstudium, wie es früher ging, ist heute ohnehin nicht mehr möglich, da ich anderen- falls von der Uni fliegen würde. Deshalb fänd ich es richtig gut, würdest du dein Organisationstalent jetzt voll zur Unterstützung von Mama einsetzen und auch *Bruder* hier mehr einspannen. Da lernt er nicht nur mehr Ve- rantwortung zu übernehmen, sondern kann sich zugleich viel von dir mit abschauen und ich helfe nach dem Studium usw. natürlich auch gern, so- weit ich kann. Schließlich bin ich definitiv auch eure Altersabsicherung, komme ich beruflich rasch und gut voran. *Bruder* mag das irgendwann vielleicht auch mal bieten, aber das weiß man heute leider nicht so genau und wenn er nie lernt, auch Verantwortung hier in der Familie zu überneh- men, wird ihm das später sicher auch nicht scheren. Und wie soll ich euch dann unterstützen, wenn ich beruflich selbst nicht Fuß fassen durfte? Also lass uns nicht streiten, sondern lieber einen guten Plan aufstellen, wer was, wie am besten übernehmen kann." Eine kürzere Fassung wär sicher besser, aber mach dir darüber dann deinen eigenen Kopf bzw. gibt es hierzu ja noch weitere Vorschläge. Im Übrigen: selbst, wenn dein Vater womöglich eher narzisstische Züge usw. haben mag, heißt das lange noch nicht, dass du ihn nicht packen kannst. Es gibt genügend sog. fürsorgliche Narzissten, zu denen man, wohlausgedrückt sehr gut einen Zugang finden kann. Man muss dabei halt nur deren Befind- lichkeiten mit im Auge behalten, was nicht bedeutet, alles "zu schlucken", sondern lediglich, seine Wünsche usw. wohlwollender zu formulieren, so dass sie darin selbst eine Aufgabe für sich entdecken. Gerade sie sind noch viel mehr auf die Anerkennung im Außen angewiesen, darüber aber auch recht schnell zu motivieren (im "Normalfall", wenn es also keine arg krankhaften Züge angenommen hat und dann erst Recht, im Alter z.B., wo sie eh kaum noch andere Betätigungsfelder haben). Dein Vater, das scheinst du zu unterschätzen, hat zumindestens den eigenen Wunsch, zu gefallen. Wenn er deiner Mutter ähnliche Sachen schenkt, dann vermutlich also eher, weil er ihr damit zu Gefallen sein will und nicht, weil er dich darüber auszustechen sucht. Erkenne eher die Not, die bei ihm dahin- ter steckt. Halte dir mal vor Augen, dass ein Mann, der sich über Jahre hin- weg von seiner Partnerin ständig erklären lässt, dass er ihr irgendwie nichts recht machen kann, selbst ein arges Selbstwertgefühl haben muss. Deshalb musst und sollst du ihn nicht bemitleidigen, denn er hat sich das selbst so ausgesucht. Aber, dieses eher toxische Muster musst du selbst weder pfle- gen, noch für dich so übernehmen (ihn so abwertend betrachten/ behandeln). Wenn du mal in eine Beziehung kommst, wirst du auch nur über die Werk- zeuge verfügen, die dir von Haus aus mitgegeben worden sind. Im besten Fall wirst du sie aufgrund von Weiterentwicklung, Selbstreflektion, Übernah- me von Eigenverantwortung usw., ein wenig erweitern können. Und genau daran kannst du im Hier und Jetzt ansetzen.
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