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Alt 29.10.2020, 13:23   #1
current74
Golden Member
 
Registriert seit: 11/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 1.107
Familie komplett zerrüttet bis hin zum Kontaktabbruch

Hallo zusammen,

es könnte länger werden, weil ich ausholen muss, um die Situation zu beschreiben.

Meine Familie ist mittlerweile, wie im Titel schon steht, zerrüttet.
Man kann sie eigentlich auch vergessen, denn jeder Kontakt scheint vergiftet und von kaum ausgesprochenen, gegenseitigen Vorwürfen geprägt, die von den Hauptbeteiligten nur hintenrum geäußert werden.

Familie: Mutter (mittlerweile verstorben), Vater, Bruder + Schwägerin, Kinder.

Der Anfang war vor fast 10 Jahren, als mein Bruder seine jetzige Frau kennenlernte und sie nach ein paar Monaten zum ersten Mal zu unseren Eltern einlud.

Kurz zu den Charakteren:

- Sie damals 40, 6 Jahre älter als er, vom Typ besitzergreifend und beherrschend, gleichzeitig aber äußerst auf ihre eigenen Befindlichkeiten gepolt, eher materialistisch, empfindlich, was ihre Belange angeht, auf der Suche nach unbedingter Anerkennung von allen Seiten.
- Mein Bruder ein unbeschriebenes Blatt, kaum Beziehungserfahrung, harmoniesüchtig, empfindlich, Familienmensch, nicht in der Lage, Probleme anzusprechen und schon gar nicht, Konflikte zu managen.
- Unsere Eltern: Mutter behütend, Angst um ihren Sohn in dieser Konstellation, einerseits einsichtig, dass eine Beziehung mit über 30 seine Sache ist, andererseits keinerlei Sympathie für die Partnerin (die aber auch nicht für sie, lebten von der Einstellung her in gegensätzlichen Welten), zudem bereits Krebs im fortgeschrittenen Stadium, daher generell geschwächt.
Vater sich aus allem heraushaltend, Konfliktpotential übersehend, alles aussitzend, so tun, als ob nichts wäre, dann aber doch überrascht, dass sich nichts ändert.
Ich halte mich anfangs raus, sehe das als reine Angelegenheit meines Bruders, bin mit eigenen Dingen beschäftigt.

Der erste Besuch war bereits ein Fehlschlag, eine Kommunikation kam kaum zustande. Der stumme Konflikt entzündete sich hauptsächlich zwischen Schwägerin und Mutter, ohne dass eine Partei dazu bereit gewesen wäre, mit der anderen zu sprechen, mein Bruder als hilfloses Mündel dazwischen.

Mein Bruder will den Familienzusammenhalt - der in der Form gar nicht bestand - forcieren, will unbedingt Weihnachten zusammen feiern, wozu unsere Eltern, v.a. Mutter aber nicht bereit sind. Vater sagt kein Wort zu nichts. Gefühlte Ablehnung.

Die Schwägerin versucht mich das 1. Mal auf ihre Seite zu ziehen, zeigt ihre Ablehnung der Mutter offen per Whatsapp. Ich sage, sie sollten gemeinsam sprechen, dass jedoch lehnt sie ab und unternimmt auch keine Schritte dahin.

1 Jahr später, Mutter stirbt, mein Bruder will sie noch einmal lebend sehen (wohnen ca. 500 km entfernt). Daraufhin macht ihm seine Frau Szenen, will ihn davon abhalten, er setzt sich durch und sieht sie für ca. 5 Minuten 2 Tage vor dem Tod.
Auf der Trauerfeier ist die mittlerweile Schwägerin dabei, beklagt sich aber später darüber, dass unser Vater sie nicht begrüßt habe (was er verneint, aber ihr zu keiner Zeit offen ins Gesicht sagt). Bruder wiederum hilflos dazwischen, traut sich ebenfalls nicht, ein klares Wort zu finden. Im Endeffekt geht es nur darum, wer wen (nicht) begrüßt hat, der Tod unserer Mutter wird gefühlt zur Randnotiz.

Da in der Familie kein Halt zu finden ist, spreche ich mit der Telefonseelsorge.

Ein paar Monate später wird ihre Tochter geboren, ich leiere einen Besuch an und fahre mit unserem relativ teilnahmslosen Vater dorthin. Die Schwägerin verlässt die Wohnung, um uns nicht sehen zu müssen, der Besuch beschränkt sich auf ein Wiedersehen mit meinem Bruder und 15 Minuten mit der Kleinen in der Wiege.

Seitdem ist der schwarze Peter von meiner Mutter auf meinen Vater übergegangen, der sich aber zu keiner Äußerung durchringen kann und vorneherum so tut, als ob nichts wäre.

Wegen des Kinds, zu dem dann noch zwei Pflegekindern hinzu kommen, gab es zeitweise Kontakt mit ein, zwei Besuchen im Jahr, der von einem pausenlos redenden Bruder, einer Schwägerin, die nur mit den Kindern spricht und einem fast stumm vor sich hin blickenden Vater geprägt war. Hinterher bekam ich jedesmal Whatsapp meiner Schwägerin, wie furchtbar/eigenartig/... unser Vater sei. Auf mein wiederholtes Hinweisen, endlich ein klärendes Gespräch zu suchen oder respektvoll das Problem anzusprechen, reagiert keine Seite.

Dieses Jahr nun das Ende: nach einem weiteren Besuch in diesem Sommer ertrage ich diese Familienfarce nicht mehr und denke mir, besser keinen als diesen Kontakt und breche ihn ab, auf den ich mich nur der Kinder wegen über Jahre eingelassen habe. Doch dieses vergiftete Klima ist nichts, was ich mir noch länger antun kann.

Was ich nun suche, ist eine Möglichkeit, um mit dieser Situation besser fertig zu werden, denn sie lässt mich nicht kalt.
Daher suche ich Anlaufstellen, Aussprachemöglichkeiten etc.

Wenn hier jemand etwas weiß, wäre ich froh, wenn er/sie mir dazu etwas sagen könnte.

Danke schon mal!
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Alt 29.10.2020, 13:23 #00
Administrator
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Alt 29.10.2020, 13:37   #2
PIcasso1989
Der Hund
 
Registriert seit: 07/2009
Ort: BW
Beiträge: 12.790
Warum nicht weiterhin Telefonseelsorge? Wie war Deine Erfahrung?

Und, nur so generell: "...er hat gesagt...sie meinte dazu..es war aber so, daß......" -also, konkrete Falleschreibungen en Detail aus DEINER Sicht ggfs. mit dem Ziel, Zustimmung zu Deiner Sicht zu bekommen, bringen wenig. Das muß dazu führen, daß Unbeteiligte über Details diskutieren, zu denen sie sinnvolle Beiträge kaum leisten können.

Also, wie immer auch der Schlammassel im Detail aussehen mag: Kontaktabbruch, wie Du es vorschlägst und anfangen, für Dich eine neue Perspektive aufzubauen?
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Alt 29.10.2020, 13:43   #3
current74
Golden Member
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Registriert seit: 11/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 1.107
Zitat:
Zitat von PIcasso1989 Beitrag anzeigen
Warum nicht weiterhin Telefonseelsorge? Wie war Deine Erfahrung?

Und, nur so generell: "...er hat gesagt...sie meinte dazu..es war aber so, daß......" -also, konkrete Falleschreibungen en Detail aus DEINER Sicht ggfs. mit dem Ziel, Zustimmung zu Deiner Sicht zu bekommen, bringen wenig. Das muß dazu führen, daß Unbeteiligte über Details diskutieren, zu denen sie sinnvolle Beiträge kaum leisten können.

Also, wie immer auch der Schlammassel im Detail aussehen mag: Kontaktabbruch, wie Du es vorschlägst und anfangen, für Dich eine neue Perspektive aufzubauen?
Das sollte nur der Veranschaulichung der Lage dienen und weder Zustimmung noch Ablehnung erzeugen. Dass hier niemand konkret Stellung beziehen kann, ist mir klar. Ich sehe die Schuld selber nicht nur bei einer Seite.

Perspektive ja bzw. hab ich mein eigenes Leben unabhängig von der Familie, aber vorrangig geht's mir ums Aufräumen, denn belastend ist es so oder so.
Die Seelsorge ist nur für akute Momente.
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Alt 29.10.2020, 13:55   #4
PIcasso1989
Der Hund
 
Registriert seit: 07/2009
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Beiträge: 12.790
Keiner von den Beteiligten, dem Du Dich halbwegs nahe fühlst?
Oder ein noch nicht erwähnter in der (weiteren) Familie?
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Alt 29.10.2020, 14:02   #5
current74
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Beiträge: 1.107
Zitat:
Zitat von PIcasso1989 Beitrag anzeigen
Keiner von den Beteiligten, dem Du Dich halbwegs nahe fühlst?
Oder ein noch nicht erwähnter in der (weiteren) Familie?
Gibt's niemand.
Da geht nichts, weil entweder alles totgeschwiegen oder die Gegenseite mit Vorwürfen überhäuft wird. Nur redet keiner mit keinem, stattdessen wird, wie auf den vereinzelten Besuchen, eine Farce aufgeführt.
Ich stehe nur nicht mehr danach als Blitzableiter für die Whatsapp meiner Schwägerin zur Verfügung.
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Alt 29.10.2020, 14:10   #6
PIcasso1989
Der Hund
 
Registriert seit: 07/2009
Ort: BW
Beiträge: 12.790
Whatsapp könntest Du ja abschalten.
Aber irgendwie brauchst Du den Kontakt auch?
Und wer feiert schon gerne alleine Weihnachten?
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Alt 29.10.2020, 14:29   #7
current74
Golden Member
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Beiträge: 1.107
Zitat:
Zitat von PIcasso1989 Beitrag anzeigen
Whatsapp könntest Du ja abschalten.
Aber irgendwie brauchst Du den Kontakt auch?
Und wer feiert schon gerne alleine Weihnachten?
Whatsapp gibt es seit Monaten nicht mehr.
Den Kontakt brauch ich nicht, ein normaler ist nicht möglich.
Mein Problem ist, dass ich irrigerweise jahrelang glaubte, ein solcher wäre (der Kinder wegen) doch möglich, jetzt einsehe, dass es nicht so ist und nie so sein wird, und noch nicht über der Situation stehe.

Weihnachten alleine ist mir lieber als in dieser Konstellation, denn das wäre Farce pur.
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Alt 29.10.2020, 15:52   #8
Damien Thorn
_______________
 
Registriert seit: 01/2015
Beiträge: 9.567
Hast Du schon mal über Sebsthilfegruppen nachgedacht?

Hier ein Link, der neben anfangs den üblichen Verdächtigen weiter unten auch etwas speziellere Links zu entsprechenden Institutionen aufführt. Vielleicht hilft es Dir weiter.
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Damien Thorn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2020, 18:12   #9
current74
Golden Member
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Registriert seit: 11/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 1.107
Zitat:
Zitat von Damien Thorn Beitrag anzeigen
Hast Du schon mal über Sebsthilfegruppen nachgedacht?

Hier ein Link, der neben anfangs den üblichen Verdächtigen weiter unten auch etwas speziellere Links zu entsprechenden Institutionen aufführt. Vielleicht hilft es Dir weiter.
Danke!
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Alt 29.10.2020, 19:45   #10
Kronika
Special Member
 
Registriert seit: 08/2010
Ort: RLP
Beiträge: 5.398
Wie kommst du denn mit z. B. nur deinem Vater einzeln zurecht - oder auch nur deinem Bruder? Ist das wenn der Kontakt in der Gesamtkonstellation nicht funktioniert eine Alternative (auch Telefongespräche mit deinem Bruder wären ja möglich) oder willst du auch mit den einzelnen Personen eigentlich nichts mehr zu tun haben? Es gibt ja neben größeren Familienanlässen noch andere Möglichkeiten
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