Summerhill

Ach so, Kurzfilme verdienen ja auch eine kurze Rezension. Dass ich darauf net gekommen bin. Mea culpa.

Neikei

Der schlechteste Film, den ich jemals gesehen habe! Mit Abstand! (Und da waren auch so Perlen wie "Daniel, der Zauberer" mit Daniel Küblböck dabei!)

Ich hatte ja wirklich gedacht, die Grundidee könnte ganz witzig sein, und in der Tat ist die erste Hälfte auch wirklich unterhaltsam:

Ein nerdiger Teenager will ein Superheld sein, ohne Superkräfte zu besitzen. Also zieht er sich ein albernes Strumpfhosen-Kostüm an und beginnt, Verbrechen zu bekämpfen. Natürlich bekommt er erst ordentlich aufs Maul, aber kann sich schließlich doch durchsetzen und erlangt sogar YouTube-Ruhm.

So weit, so amüsant.

Was dann folgt, spottet allerdings jeglicher Beschreibung. Nicholas Cage taucht als neurotischer Cop und ebenfalls Pseudo-Superheld auf, der seine 11-jährige Tochter seit Kindesbeinen zu einer Killermaschine trainiert hat. Beide gehen ebenso wie die Hauptfigur in schlechten Kostümen auf Verbrecherjagd - nur mit dem Unterschied, dass sie keine Schlagstöcke sondern Schusswaffen und Klingen benutzen.

Und als es dann zum Showdown kommt, hat sich der Film soweit von seiner netten Grundidee entfernt, dass mir wirklich übel wurde: Das 11-jährige Mädchen (immerhin brillant gespielt) metzelt sich in "300"-Zeitlupe durch eine Handvoll Gangster, dass es nur so schlitzt und spritzt. Und als wäre das bei einem kleinen Mädchen noch nicht verstörend genug zu sehen, flucht sie auch noch in übelster Weise beim Metzeln herum: "Nehmt das, ihr F*tzen!".

Und das Schlimmste ist: Nur die wenigsten Zuschauer oder Kritiker haben dieses Machwerk schlecht gefunden. Viele fanden es "gewagt", "mutig" oder "Pionierarbeit".

Ich bin nun weiß Gott kein Gewaltverächter in Filmen und habe mich auch bei "300" oder "Tanz der Teufel" gut unterhalten gefühlt. Aber der Erfolg dieses menschenverachtenden Machwerks lässt mich wirklich an unserer Generation zweifeln. Wer ein mordendes fluchendes kleines Mädchen bejubeln kann, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.

Bitte entschuldigt diesen langen Post, aber das musste ich mir mal von der Seele schreiben.

Dr. Koto

Neikei erstmal willkommen hier und kein Thema, je länger das Posting hier umso besser

Lavendelschnitter

Wieder ein paar Animes!

Ghost in the Shell (1995):
Die grobe Handlung: In der nahen Zukunft haben sich viele Menschen künstliche Körperteile implantieren lassen. Manche lassen gar Teile des Gehirns ersetzen - was vom Menschen übrig bleibt, ist der Ghost (die Seele), die in der Shell steckt. Einer dieser letzteren Cyborgs ist Motoko. Sie arbeitet für die Sektion 9, einer geheimen Anti-Cyberterroreinheit des Innenministeriums. Als der mysteriöse Hacker namens Puppetmaster immer mehr Cyborgs hackt und sie für seine Zwecke einspannt, wird die Sektion 9 damit beauftragt, den Hacker zu fassen.
Die Jagd beginnt.

Der Film behandelt vor allem die Frage, wie viel Mensch überhaupt noch in Zeiten von künstlichen Körperteilen übrig bleiben wird und was den Menschen an sich ausmacht.
Großartiger Film, aber definitiv nichts für Kinder.


Akira (1988):
Nach dem dritten Weltkrieg liegt Japan mehr oder weniger am Boden.
Der Wiederaufbau ist zwar schon abgeschlossen, die Unzufriedenheit der Bevölkerung ist allerdings groß; Gewalt ist ein alltäglicher Begleiter.
Bei einer Reiberei zwischen zwei Motorrad-Gangs stoßen die beiden Jugendlichen Kaneda und Tetsuo auf einen auf seltsame Weise entstellten Jungen, der sich auf der Flucht vor der Regierung befindet. Tetsuo wird schwer verwundet, als er mit seinem Motorrad gegen den Jungen prallt; zusammen mit dem Jungen wird er vor den Augen seiner Freunde von Regierungstruppen verschleppt.
Während seine Freunde nach ihm suchen, wacht Tetsuo in einem Krankenhaus auf, in dem Experimente an ihm vorgenommen werden; schon bald entwickelt er übermenschliche Kräfte.
Im Laufe der Geschichte wird auch immer deutlicher, was genau es mit AKIRA auf sich hat.

Der Science-Fiction-Film mit einem Hauch Clockwork Orange gilt als einer der Meilensteine des japanischen Anime-Kinos; einer der ersten Filme, die sich vor allem an Erwachsene richteten, mit einer realistischen Umgebung, viel Sozialkritik und großartigen Hintergründen.


Jin-Rô / Jin-Roh (1999)

Nach einem fiktiven dritten Weltkrieg, einiger Jahre der Besatzung und eines kleinen Wirtschaftswunders lebt Japan wieder in Chaos; terroristische Zellen versuchen, die Obrigkeit zu stürzen. Ihre Kuriere sind die "Rotkäppchen", Frauen und Mädchen, die Waffen zu den Einsatzorten transportieren. Der Erzfeind dieser Gruppierungen ist die Hauptstadtpolizei, auch Kerberos genannt.
Als sich bei einem Einsatz der Hauptstadtpolizei ein Rotkäppchen vor den Augen des Elite-Soldaten Fuse in die Luft sprengt, wird er - innerlich gebrochen - vom Dienst suspendiert.
Nach einiger Zeit freundet er sich mit der Schwester des Rotkäppchens an - und verfängt sich in einem Netz von Intrigen.

Spannender Film mit vielen Wendungen. Sehr gut, aber auch sehr traurig. Von den vier Filmen hier sicherlich der beste, finde ich.
Gerade das Weltkriegsflair, die Anime-untypischen Darstellungen der Charaktere, die Einbettung von "Rotkäppchen" in die Handlung und die verworrene Geschichte imponieren.


Die letzten Leuchtkäfer / Die letzten Glühwürmchen (1988)

Zweiter Weltkrieg, Japan: Als ihre Mutter bei einem Bombenangriff der Amerikaner stirbt, sind der junge Setsuko und seine kleine Schwester Seita auf sich selber angewiesen; ein Kampf ums Überleben beginnt, denn schon bald sind die letzten Reserven aufgebraucht und die Versorgungslage ist prekär.
Setsuko versucht verzweifelt, das Leben seiner Schwester als Kind zu bewahren, langsam aber sicher treibt der Krieg sie jedoch mit aller Brutalität auf den Abgrund zu.

Der Film ist für Kinder ausgelegt und verzichtet deswegen auf allzu drastische Darstellungen. Gelungen finde ich die düstere Atmosphäre, allerdings bin ich zum ersten Mal von einem Myazaki enttäuscht.

Dr. Koto

Was genau hatte dir bei "Die letzten Glühwürmchen" nicht gefallen? Ich persönlich fand ich auch etwas Miyazaki Unlike

Sad Lion

Einer meiner Lieblingsfilme - ich freu mich schon auf Teil 2!

dear_ly

Das mag daran liegen ,dass der Mann nix mit dem Film am Hut hat

....Ghibli ist nicht immer gleich Miyazaki


Und Kick Ass ist einfach genial. Ich LIEBE Hit Girl und freue mich so dermaßen auf den 2ten Teil

Dr. Koto

Stimmt jetzt wo du es sagst... Das war ja ned von ihm gewesen.

Sad Lion

Argo

Eigentlich einer der unglaubwürdigsten Filme, der je gedreht wurde - und dennoch beruht er bis ins kleinste Detail auf einer wahren Geschichte.

Kurz umrissen: während der iranischen Revolution 1979 stürmen Studenten die amerikanische Botschaft in Teheran und nehmen 52 Botschaftsmitarbeiter als Geiseln. Sechs weitere Mitarbeiter können jedoch unbemerkt fliehen und verstecken sich wochenlang im Haus des kanadischen Botschafters.

Doch wie schmuggelt man sechs Amerikaner/innen unbemerkt aus einem hermetisch abgeriegelten Land, das nichts so sehr hasst, wie Amerikaner?

Ganz klar : indem man so tut, als wolle man einen kanadischen Science-Fiction-Film namens 'Argo' drehen, für den man exotische Drehorte im Iran sucht, um bei der Ausreise die abgetauchten Botschaftsmitarbeiter als kanadische Filmcrew ausgeben und so außer Landes bringen zu können.

Wobei "so tun als ob" leicht untertrieben ist: um authentisch zu wirken, wurde tatsächlich eine echte Produktionsfirma gegründet, es gab Pressetermine mit Drehbuchlesungen und Schauspielern und es wurde sogar derselbe Maskenbildner engagiert, der zuvor für "Planet der Affen" einen Oscar gewonnen hat - Hauptsache, die Tarnung fliegt nicht auf.

Obwohl der Ausgang dieser wahren Geschichte bekannt ist, packt der Film von der ersten Minute an und lässt einen bis zum Schluss auch nicht mehr los. Selbst wenn Ben Afflecks Leistungen als Schauspieler in jungen Jahren nicht immer überzeugen konnten und er früher bei der Wahl seiner Filme allzu oft ein eher unglückliches Händchen hatte, so hat er sich doch heute zu einem der besten Regisseure für anspruchsvolle Stoffe gewandelt, dessen Leistungen von Film zu Film immer überzeugender werden und ihren vorläufigen Höhepunkt in "Argo" finden.

Und so unverdient er als bester Regisseur bei den Oscar-Nominierungen von der Academy übergangen wurde, so verdient hat er neben den Oscars für den besten Schnitt und das beste adaptierte Drehbuch auch den Oscar für den besten Film gewonnen (in der Geschichte der Oscars ist 'Argo' übrigens erst der dritte Film, der den Oscar als bester Film gewinnen konnte, obwohl der Regisseur des Films nicht nominiert war).

Ein absolut empfehlenswerter Film, den man unbedingt gesehen haben sollte!

Dave Bowman

Siehste, jetzt habe ich dich wieder lieb nach deinem "Total Recall"-Aussetzer.

"Argo" war fabelhaft. Du hast alles geschildert, da muss ich nichts weiteres dazu sagen.