septembermorgen

hallo, gina,

ich hatte heute einen komischen tag und ein schlechtes gewissen, dass ich auch nicht so richtig rausgekommen bin.

ich wünschte, ich könnte irgendetwas schreiben, was dich aufheitert, wenigstens ein bisschen? wieso fühlst du dich nur dauernd so schuldig...? selbst vor gott. der ist doch dazu da, einem die schuld zu vergeben, dachte ich.

gina, es ist natürlich an sich unmöglich, aus der ferne zu beurteilen, ob die tabletten hilfreich sind. irgendwie hatte ich aber schon ein wenig den eindruck. protact hatte doch glaub ich mal vorgeschlagen, dass du darüber buch führst oder andere aufzeichnungen...von bekannten, die depressionen hatten, weiß ich, dass sie schon im nachhinein die stablilisierung und von da ab eine wirklich wesentlich besserung auf die tabletten zurückführten.

gib nicht auf, gina. ich denke an dich.

septembermorgen

putzi

liebe martina,

ich weiss, wie das ist...
aber du hast ja keine kraft, dich trösten zu lassen, ich hoffe, dass du wenigstens christkind oder vic anrufen kannst
ich dnke an dich , bin momentan auch sehr enttäuscht von einigen meiner "engen" freunde, vielen dank.

putzi

Gina

hallo ihr beiden...

putzi, ich habe manchmal wirklich keine kraft mir helfen zu lassen. heute sass ich auch auf dem boden und war am weinen und schaute aus dem fenster, weil ich wohl irgendetwas sehen wollte, was mich wieder klar werden lässt. und ich dachte auch die ganze zeit, wie gut es doch wäre, wenn jetzt einfach einer zur türe reinkommt und mir jegliches schamgefühl nimmt und mich einfach nur weinen und brüllen lässt, ohne dass ich angst haben muss, für verrückt erklärt zu werden.
und ich überlegte... wen könnte ich denn anrufen... manchmal habe ich selbst bei vic oder anderen scheu und scham. will nicht stören. sie arbeiten doch oder haben selber sorgen. ich kann doch nicht immer nur weinen. ich habe scham. ja. und dann ist es so schwer, jemandem ganz offen zu vertrauen in diesem moment, wo du glaubst, dich würde doch eh keiner verstehen.

das posting habe ich wieder gelöscht. es war heftig. ich schämte mich hinterher, wo ich mich wieder etwas beruhigte.
manchmal ist soviel hass und wut in mir. richtig schräge gedanken habe ich dann.
auch auf männer... obwohl ich doch weiss, es sind nicht alles so. es dürfen nicht alle so sein.


septembermorgen, hast du etwa noch alles lesen können? ach, was soll ich nur schreiben. gott... er ist irgendwie irgendwo in meinem herzen, in meinem gewissen. aber manchmal wünschte ich, es gäbe ihn nicht. dann könnte ich einfach so vom leben scheiden und müsste nichts befürchten. dann wäre es einfach nur "tot", schwarz, leer, lautlos, gefühllos.
wegen dem tagebuch... ich führe es doch. schreibe hier, mache mir notizen im kalender. klar ist es etwas besser als letztes jahr. aber es ist noch nicht erträglich. ich weine oft, denke, ich drehe durch, schlafe nicht richtig, träume furchtbar, sehe schwarz und fühle mich leer, schwach. habe einfach kaum lust zu leben.

jetzt sitze ich hier und versuche hausarbeiten zu erledigen.
ich bin eigentlich ein sehr penibler und ordentlicher mensch. aber in letzter zeit fehlt mir sogar dazu die kraft... zum einfachen ordnung halten. die bücher und der papierkram stapelt sich auf dem boden, die wäsche ist seit wochen ungebügelt. *argh* ich könnte nur schlafen.
wobei schlafen oft eine qual ist.

gestern nacht habe ich mich so sehr in den schlaf geweint. ich sah papa auf dem bett in der intensiv... wie er da voller kabel und blauer flecken und blut lag, nackt, nur in pampers. dieser anblick ist ein schock fürs leben. ich werde in niemals aus meinem kopf bekommen.
ich stellte mir vor, ich würde heute nochmal dorthin gehen. auf diesen flur, zu diesem zimmer. ich zittere bei diesem gedanken. es ist ein erneutes vorführen des schmerzes.
ich würde es aber dennoch gerne tun. einfach nur noch mal an dem todesort sein... von meinem papa.
ich würde es gerne machen, aber die ärzte werden sicher etwas dagegen haben. dort ist strengste ruhe vorgeschrieben und so weiter... man kann da nicht mal eben hin.
oder ich versuche mal die ärzte ausfindig zu machen, die damals da waren und werde betteln... und weinen. warscheinlich breche ich da zusammen. aber ich will es irgendwie. ich will noch mal weinen dürfen.

oh man, ich merke schon. ich könnte wieder schreiben und schreiben.
geträumt habe ich davon, dass die ärzte schuld waren, und papa nicht hätte sterben müssen. vielleicht stimmt das ja. sie hätten das antibiotikum schneller besorgen müssen. was weiss ich... ich weiss es nicht. wann werde ich nur ruhe haben? es ist so, als wolle ich vergeltung. alles lief schief. die ganze operation. keiner klärte mich auf. ich schiebe hass.

verdammt, ich höre jetzt auf.


putzi, es tut mir leid, wenn du enttäuscht wurdest. ich lese es aus deinen zeilen heraus... du bist sehr traurig. wenn du magst, schreibe doch darüber. fluche... schimpfe. so wie ich immer. aber es ist warscheinlich auch nicht richtig. ich weiss gar nichts mehr.


wünsche euch beiden einen guten abend und eine ruhige nacht!!!

auch dir, christkind! ich denke an dich! aber ich kann leider nicht so denken wie du. es sind wohl andere umstände, die einen nicht ruhen lassen... *drück dich*

ovoter, danke für die mail!!!! jetzt weiss ich ja etwas besser bescheid und ich freue mich sehr für dich, wenn es weiterhin so gut laufen könnte!!!

claudia, danke dir auch für deine zeilen! *drück* ich denke auch oft an dich!


allen anderen alles liebe!!! vor allem meiner vic! *bacio*

ich habe angst vor der nacht. ich muss nächste woche dahin und mir etwas stärkeres besorgen. obwohl ich ja angst davor habe. ich mag tabletten nicht so gerne. aber es hat keinen sinn. ich brauche etwas richtig starkes. ich kann nicht mehr verschlafen. ich muss diese umschulung packen. was habe ich denn sonst? hoffentlich hilft der psychiater mir und gibt mir was. aber ich habe immer solche kopfschmerzen und fühle mich so schwach. einfach zu nichts imstande. und dennoch kann ich nicht richtig schlafen. immer werde ich wach, träume schlecht. das ist so furchtbar.


gute nacht euch allen! fühlt euch von mir umarmt, wenn ihr wollt! @->------

Gina

"martina, ich mache mir viele gedanken um dich, auch wie man dir helfen könnte, und wenn ich mies drauf bin, denke ich daran, dass DU dich vielleicht freust, wenn ich dir geschrieben habe, und das baut mich dann auf. "

---- putzi, das hat mich übrigens sehr gerührt! danke dir dafür! und ja, ich freue mich doch immer, wenn man an mich denkt und mir schreibt. aber ich will keine last sein... bin mir so unsicher. bitte schreibe nur, wenn du es auch kannst und willst.


@->------

Poet

...du brauchst dich für deine Gefühle und die offenen Äußerungen nicht zu schämen - ich kann dich sogar verstehen, und das als Mann. Wenn du denkst, das du es zulassen kannst das ich dich umarme und dir etwas Halt gebe, dann soll es so sein. Wenn nicht, halt einen Moment inne und lausche der Stimme, die zu dir sagt:

"Hallo Gina, ich bin da."

Ich sende dir ein Lächeln und wünsche dir Mut und Kraft für jeden neuen Tag - und einer von denen wird es sein, da sagst auch du wieder - es war ein schöner Tag - wirst sehen!

Liebe Grüße @PET

Hixi

Hallo Gina, es freut mich, dass Dich meine Zeilen nicht irritiert haben, waren auch nicht so gemeint. Du warst ja bisher oft in meinen Gedanken, und wir haben über Dich mit Klaus auch gesprochen, und zu Hause habe ich von Dir auch erzählt. Ja, Martina, ich kenne die schwarzen Stunden und Momente, in denen alles so mies und so hoffnungslos vorkommt und man hat einfach keine Lust, das Alles kenne ich.
Ich habe den Eindruck, dass Du ein sehr gefühlsvolles Mädchen bist, und solche Menschen haben es im Leben oft schwerer als andere. Das hat auch Vorteile und Nachteile auch, und das habe ich damals Klaus auch geschrieben, als er seelisch so fertig war wegen seinem Liebeskummer (wer kannten uns nämlich zu der zeit schon auch). Nur solche Menschen können dann so aufmerksam zu den Anderen sein, wie das auch Dir mit dem türkischen Mädchen passierte. Glaube mir, Du kannst sehr stolz darauf sein! Und bestimmt merkst Du, dass Dir solche Erreignisse auch Mut und einfach Energie geben, oder ?
Ich war damals wirklich total auf dem Boden, ich kann Dich gut verstehen, mein Gott, das war einfach die Hölle. Ich dachte, ich werde mein ganzes Leben so führen müssen, und ich dachte auch, ich bin auf dem falschen Planet, wie Du es schriebst. Egal was man in meinem Umfeld sagte, ich nistete mich in meine Welt ein, und wollte schliesslich nichts mehr über das Leben wissen. Ja und dann kam es allmählich, ich sagte mir, ich bin doch noch so jung, und kann doch nicht wahr sein, dass es allen anderen besser geht als mir. Dabei war ich schon so deprimiert, dass ich langsam einige Freundinnen von mir zu hassen began, ich war so neidisch auf sie. Ich fragte den Gott dabei, warum er sie anders behandelt.
Nein, Gina, wie ich Deine Zeilen lese, bin ich sicher, dass Du es auch schaffst. Oft setzt sich das Leben aus kleinen Überraschungen zusammen, deren positive Auswirkung wir erst später wahrnehmen und merken.
Im übrigen muss ich meinen Respekt zum Ausdruck bringen, wie Du für Deine Mutter da bist, Du bist sehr stark und flott !Auch wenn es sehr schwer für Dich ist, glaube mir, Du kannst auf Deine Leistung sehr stolz sein, es könnten sich an Dir eigentlich viele andere Mädchen ein Beispiel nehmen, die in ihrem Wohlsein nicht einmal einen Hauch davon erlebt haben, was Du, und dabei auch maximal auf ihre gut gelungene Schminke am Tag stolz sein können. Wie das meine Freundin einmal sagte ( die vom Schicksal auch richtig „geprüft” wurde):
„Weisst Du, es gibt Frauen, die ihr ganzes Leben gearbeitet, gelabert, paar Kinder grossgezogen haben, und Schluss. Und die sind immer da, die Dich unterrichten und wissen selbst von dem Leben nichts!!!”
Deine Mutter kann auf Dich sehr stolz sein! Und ich schreibe es Dir nicht nur, ich meine es auch so!!!!
Schlaf gut, sei munter, ich denke an Dich :- )))
Monika

putzi

ich verstehe dich so gut.....
[Geändert von putzi am 11.02.2001 um 15:38 Uhr]

grieve

Hallo zusammen!

Bin wieder da! Hatte in letzter Zeit ziemlich Stress in der Schule, mit dem Musical, dem darauffolgenden Nacharbeiten und dann war da noch sone Geschichte, die ziemlich viele Gefühle beanspruchte. Das machte mich ziemlich fertig - naja vergleichbar mit eurem Leid ist es eigentlich nichts - aber es tut halt trotzdem weh. Dies ist aber eine andere Geschichte und passt in der jetztigen Situation, wo es dir Martina wieder ziemlich schlecht geht, nicht hierher. Auch ich dachte und denke oft an dich. Manchmal sitze ich in der Schule schaue aus dem Fenster und denke daran, was du gerade machst, wie es dir wohl geht? Und wünschte ich könnte bei dir sein. Ich denke an euch, an dich, Mischka, Mosercerta, Victoria, Poet, Protact, Ovoter! Ihr habt mir als es mir so mies ging, so sehr geholfen. Und jetzt geht es mir wieder besser. So gut sogar, dass ich wieder anfällig bin für Liebeskummer. Merkwürdig, da glaubst du nie wieder aus diesem Loch herauszukommen, nie mehr Freude zu haben, zu ersticken an der ganzen Qual und dann ganz plötzlich wirst du dir bewusst, dass du wieder lebst, das Leben geniesst, Freude hast. Ich freue mich wieder! An der Musik, an der schönen Welt, mit meinen neuen Freunden... Ich weiss irgendwie ist es wohl taktlos hier von meinem neuen Glück zu erzählen. Nur ich war ziemlich tief unten, wahrscheinlich nicht so tief wie du, aber das kann ich ja nicht beurteilen. Aber ich hab's geschafft. Ich will dir nur zeigen, dass es möglich ist, dass es sich lohnt zu kämpfen, zu hoffen. Denn es wird besser. Da bin ich sicher! Ich wünsch euch allen, dass sich eure jeweiligen Situationen verbessern werden, dass ihr alle das Leben wieder geniesst. Dass ihr euch bewusst seid, wie schön das Leben auch sein kann! Öffnet euch dem Leben! Tönt jetzt wie in einer Predigt, aber es ist wahr. Nur wenn man offen ist, ist man fähig die Welt um sich wahrzunehmen und man wird auch wahrgenommen. Versteht mich nicht falsch, ich will damit nicht ausdrücken, dass alle selber schuld sind, die sich verschliessen, aber man kann auch selber mithelfen sein Glück zu finden! Ich weiss wovon ich spreche, ich habe es geschafft. Auf jeden Fall bin ich im Moment zufrieden! Denkt jetzt nicht ich sei kalt und habe Michael vergessen. Er hat immer noch einen sehr hohen Stellenwert in meinem Herzen und es vergeht praktisch kein Tag an dem ich nicht an ihn denke, aber ich kann unterscheiden zwischen diesem Leid und meinem Leben. Mein Leben geht weiter, wie er es so schön gesagt hat! Eigentlich muss ich ihm dankbar sein, denn er hat mir gezeigt wie schön das Leben sein kann.... Ich habe immer noch Angst, was sein wird, wenn ich die Nachricht von seinem Tod erfahren werde, nur ich weiss ungefähr den Zeitpunkt und kann mich darauf einstellen. Ich weiss nicht, ob mich das alles wieder herunterziehen wird, trotzdem ich glaube ich werde es schaffen. Denn im Moment tanke ich die Kraft! Ich sehe jedem neuen Tag mit Neugier entgegen. Ich will alles entdecken. Manchmal fühle ich wie ein kleines Kind, dass in schnellen Schritten die Welt entdeckt, fühle mich wie ein Erblindeter, der das Augenlicht wieder entdeckt. Ich öffne meine Augen und lasse die Welt auf mich wirken. Und ich sehe neben allem Leid auch viel schönes!
Rede ich Stuss? Ich weiss nicht, ich schreibe einfach was mir im Moment so durch den Kopf geht und ihr wisst ja, ich kann mich nicht sehr gut ausdrücken. Über meine Gefühle zu sprechen macht mir - wie ich in der letzen Woche feststellen durfte - da so Probleme! Aber davon ein anderes Mal! Ich hoffe, dass ich mit meiner Aussage über das Öffnen für das Glück niemandem zu nahe getreten bin. Ich will niemanden verlezten nur zeigen, dass es möglich ist!

Euch allen wünsche ich eine riesen Portion Kraft um mit euren Problemen fertig zu werden. Alles alles Liebe

grieve

Christkind73

Martina, daß Du nicht so denken kannst, wie ich, weiß ich. Zum einen sind es die Umstände, zum anderen ist es so, daß wir unterschiedlich sind. Das ist nicht schlimm, sondern ganz natürlich. Ich verstehe Dich sehr gut, auch wenn ich mit meinem Schmerz so ganz anders umgehe, wie Du mit Deinem. Denn ich setze meine Art ja nicht als "Maßstab" an.

Auch ich habe Dein nunmehr gelöschtes Posting gelesen. Ich habe nichts dazu geschrieben, weil ich gefühlt habe, daß Du es entweder relativieren, oder eben löschen würdest. Deine Gedanken konnte ich nur zu gut nachvollziehen. Sie waren Ausdruck Deiner tiefen inneren Verzweiflung, und ich wollte sie nicht kommentieren. Weil alles, was ich dazu hätte schreiben können, "hohl" gewesen wäre.
Bitte habe keine Scham, mich anzurufen! Warum auch, ich kann Deine Gefühle, Deine Verzweiflung jetzt umso mehr nachvollziehen. Und meine Sorgen sind gering, im Gegensatz zu Deinen. Bitte keine Scham, Rehlein, bitte!

*Ganz liebevoll umarmt*

Gina

ich habe irgendwie angstzustände. kommt das von den tabletten?
ich habe immer das gefühl, als ist hier wer. habe angst, in ein dunkles zimmer zu gehen. werde ich noch verrückt? macht die einsamkeit verrückt?
ich trinke gerade noch einen beruhigungstee, aber das heilkrautzeugs wirkt auch nicht so richtig. ich muss nächste woche zum doc. der soll mir was geben. ich habe nur noch für ein mal die tropfen zum schlafen. und die packung mit den antidepressiva ist auch bald alle. nur noch dreimal eine halbe, dann sind alle weg. was soll ich nur machen?
habe ich davon diese angstzustände? mein herz klopft wie wild und ich habe richtig angst. wenn ich durchdrehe, dann rufe ich euch an, ja?
ich werde noch bekloppt. ich will heute nicht mehr alpträume haben. wann hört das endlich auf?
ich will doch endlich nur ruhe und frieden. ist das denn zuviel verlangt?
ich muss doch diese umschulung schaffen. werde ich noch schizophren? ich muss das schaffen. sonst verliere ich jegliche selbstachtung. sonst habe ich keine zukunft mehr.
ich bin so traurig. die bilder der vergangenheit tun mir so weh. wann hört das nur auf? ich fühle mich so alleine.

mein herz klopft so wild. manchmal habe ich richtig angst. dass die welt nicht mehr richtig funktioniert für mich. als sei ich bestraft. wieso sind wir menschen eigentlich auf der erde? wie sind wir hierher gekommen? wo ist gott? hat alles seinen sinn? wieso ertrage ich das überhaupt noch? meine gedanken schiessen quer. ich fühle mich nicht mehr wohl in meiner haut. ich habe angst.

gute nacht!