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Alt 11.09.2001, 21:43   #41
Sphere
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Registriert seit: 09/2001
Beiträge: 113
Hallo Stella!

ich konnte die letzten Tage nicht an einen PC und wollte Dir heute schreiben, aber angesichts der schlimmen Geschehnissen, habe ich leider keine Ruhe, Dir zu schreiben.

Aber ich melde mich wieder.

Alles Gute bis dahin

Sphere
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Alt 11.09.2001, 23:29   #42
stella01
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Registriert seit: 08/2001
Beiträge: 33
Liebe Nockerl.

Ich habe nun einen Schritt getan, von dem ich noch nicht weiß, ob ich bereuen werde oder nicht. Das wird sich nun zeigen. Ich habe letztes Jahr im Sommer jemanden im Netz kennengelernt, mit dem ich mich sehr gut verstehe. Er ist quasi wie ein bester Freund geworden. Wir haben uns ein paar Mal getroffen, vertrauen uns unsere intimsten Problem an und helfen uns gegenseitig. Es tut einfach gut, so jemanden zu haben. Ich hätte nie gedacht, daß das möglich sein könnte.
Jedenfalls ging es mir heute wieder sehr schlecht. Bin wieder "schwach" und somit rückfällig geworden. Hatte ja mal kurz erwähnt, in ca. drei Wochen Turnier (Meisterschaft) zu haben, an dem meine Mutter ja nicht da sein könne, es ja aber sowieso nichts mache, weil sie mir ja die Daumen drücke. Jedenfalls rief mich heute unser Trainer an und riet mir davon ab, an der Meisterschaft an den Start zu gehen. Wir seien einfach noch nicht so weit und könnten uns eventuell blamieren. Wir hatten uns aber bereits im Hinblick auf die Meisterschaft eingestellt und bereits darauf hintrainiert. Und nun hat er uns jegliche Luft aus den Segeln genommen. Jedenfalls war ich dermaßen down heute, daß ich wieder zwischen Kühlschrank und Toilette getorkelt bin. Zurück zum Thema. Habe oben genanntem Freund - er ist bereits wie ein guter Freund - in einer Mail von meiner Bulimie erzählt. Habe nun immense Angst, daß er sich von mir abwenden und nun ein falsches Bild von mir sich machen könnte. Jedenfalls bin ich nun endlich bei jemandem, den ich kenne, mit der Sprache rausgerückt, aber wohl ist mir nicht dabei.

Du hast geschrieben, daß du zwar weißt warum dich Anfälle immer wieder überkommen, du aber noch nichts dagegen tun könntest, weil du dich einfach nicht trautest... Was traust du dich nicht?

Es tut mir nach wie vor sehr leid, wohl in ein ziemlich blödes Fettnäpfchen getappt zu sein. Es freut mich sehr für dich, daß du gerade eine wunderschöne Beziehung hast. So einfach ist es bei mir natürlich nicht. Ich habe zwar jemanden kennen gelernt, jedoch wird es nie eine Beziehung werden. Wir genießen einfach das Hier und Jetzt, uns zu sehen. Er kommt dem perfekten Mann schon recht nahe - daß es den perfekten Mann nicht gibt, weiß ich, deswegen auch "recht nahe". Es ist ein Abenteuer, sexuell hatten wir aber noch nichts. Ich kann nicht einmal sagen, ob wir überhaupt "etwas miteinander haben". Bisher haben wir einfach nur miteinander telefoniert, wenn wir uns sehen wollten. Es ist eine Chose so ganz ohne Verpflichtungen, was total Unkompliziertes, Reizvolles. Die Schulter zum Anlehnen, an der ich mich auch mal ausheulen kann, werde ich in ihm jedoch nicht finden. Dafür habe ich dann meinen besten Freund. Ich weiß aber auch gar nicht, ob ich überhaupt mit ihm eine sexuelle Erfahrung sammeln möchte. Das mag jetzt vielleicht etwas seltsam klingen. Aber ich bin doch schon mit meinem Körper nicht im reinen, bzw. ich kann mich nicht so recht im Spiegel leiden. Wie soll ich mich dann ihm zeigen und fallen lassen können? Wie sieht es bei dir und deinem Freund aus, kannst du dich fallen lassen?

Ich habe mir auch schon oft gesagt, geschworen, daß ich nie so werden werde, wie meine Mutter. Meist entwickeln wir uns aber genau so, wie wir es nicht wollen. Leider! Ich hoffe, daß wir die Ausnahmen sein werden.

Ja ich bin ein Einzelkind. Habe es jedoch bisher nicht so empfunden, daß ich von meiner Seite aus mit meiner Mutter in Konkurrenz mich befinde, sondern eher daß es von ihrer Seite aus kommt? Wie hast du das denn genau gemeint?
Es kommt aber dem schon sehr nahe, daß meine Mutter auf mich eifersüchtig ist. Mein Vater war Ausländer - nach über 20 Jahren in Deutschland hatte man ihm das aber nicht mehr angemerkt, sprachlich und kulturell meine ich. Er wollte, daß ich zweisprachig aufwachse. Meine Mutter wollte das unterbinden, mit dem Argument daß sie die Sprache ja auch nicht könne, warum sollte ich sie dann lernen. Sie war auch zuerst dagegen, daß ich mein Abitur mache. Am liebsten wäre es ihr gewesen, wenn sie ihren Willen hätte durchsetzen können und erst gar nicht aufs Gymnasium gegangen wäre. Hauptsache so früh wie möglich arbeiten gehen und Geld nach Hause bringen, so wie sie es eben getan hatte bzw. tun mußte. Mein Vater hielt aber auch keine großen Stücke von ihr. Zumindest was die Intelligenz und die Allgemeinbildung betraf. Wenn es allein schon nur darum ging, einen Brief den er an eine Behörde schicken wollte, Korrektur lesen zu lassen, fragte er stets mich. Ihr traute er das nicht zu. Mit mir führte er auch Diskussionen über alle möglichen Themen. Mit ihm könnte ich jetzt auch - wenn er noch leben würde - über die Sache mit dem World Trade Center sprechen, die sich heute ereignet hat. Sie hat sicherlich davon gar nichts mitbekommen. Sie ist zwar sehr beschränkt und läuft mit Scheuklappen durchs Leben, aber für so dumm, daß sie überhaupt nichts merkt halte ich sie nun auch wieder nicht. Sie wird das schon gemerkt haben, daß mein Vater meine Meinung für weitaus wichtiger hielt, als die ihrige. Das wird ihr sicherlich auch weh getan haben. Wie du siehst, ist unser Verhältnis wirklich nie ideal gewesen. Meine Mutter und ich haben uns auch nie sonderlich gut verstanden. Ich würde sagen, daß mein Vater immer der Ruhepol zwischen uns beiden war. Wenn wir mal wieder Zoff miteinander hatten, so hat er uns doch beide wieder auf den Boden der Realität geholt und geschlichtet. Nun ist er aber nicht mehr da und wir müssen lernen irgendwie miteinander auszukommen. Nach seinem Tod ging es ja auch eine gewisse Zeit lang recht gut. Unser Problem, das wir miteinander hatten, war einfach in den Hintergrund getreten. Wir hatten ja schließlich ein "neues" Problem, mit dem wir erst einmal klar kommen mußten, das das "alte" Problem nämlich das der Mutter-Tochter-Beziehung verdrängte: der Verlust meines Vaters. Da wir mittlerweile aber beide einigermaßen den Verlust verkraftet zu haben scheinen, hat sich der Schwerpunkt wohl wieder zurückverlagert und der alte bekannte Krieg ist wieder von neuem ausgebrochen. Ein Auszug würde sicherlich vieles vereinfachen. Aber ich kann ebenso wenig ausziehen, wie du es auch nicht kannst. Ich werde mein Studium beginnen. Würde ich mitten im Berufleben stehen, wäre das kein Problem.

Vor einer halben Stunde habe ich das Telefonat mit meinem besten Freund beendet. Er hat bemerkt, daß ich heute besonders schlecht wieder drauf bin und mich auch danach gefragt. Ich habe ihm zwar nichts Genaues gesagt, nur daß ich ein ernstes Problem habe und mich in Therapie begeben werde. Ich habe ihm auch gesagt, daß ich ihm jetzt noch nichts Näheres darüber erzählen könnte. Aber er meinte nur, daß wenn ich meine, daß der Zeitpunkt gekommen sei, gern zu ihm kommen könne und er immer für mich da sei. Es ist wirklich super lieb von ihm. Aber dennoch habe ich Angst, daß er mich verachten oder gar als anormal betrachten könnte. Ich könnte ihm sicherlich nicht mehr guten Gewissens in die Augen schauen oder gar in seiner Anwesend etwas essen, selbst dann nicht, wenn ich es nicht auskotzen wollen würde. Ich würde wohl immer im Hinterkopf haben, daß er denken könnte, daß ich wieder kotzen gehen wollen würde. Klingt vielleicht total bescheuert, sicherlich bin ich es auch.

Wenn ich ehrlich bin, dauert es mir viel zu lange, bis die Psychotherapeutin nächste Woche aus dem Urlaub wieder zurückkommt. Am liebsten würde ich bereits morgen bei einer anrufen und einen Termin ausmachen. Ich denke aber zu einer Frau mehr Vertrauen aufbringen zu können, als zu einem Mann. Komisch, oder? Vielleicht schnappe ich mir einfach morgen mal das Telefonbuch und schaue, wer in meiner Nähe ist und versuche es mal "auf gut Glück". Kann mir denn eine Psychiaterin oder Psychotherapeutin eher weiterhelfen? Bei welcher Art Medizinerin bist du denn in Behandlung?

Ich freue mich auch wieder von dir zu hören. Es tut mir wirklich unheimlich gut, mich mit dir auszutauschen. Dafür möchte ich dir tausendfach danken!!!

Stella

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stella01 ist offline  
Alt 11.09.2001, 23:37   #43
stella01
Junior Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 08/2001
Beiträge: 33
Liebe Sphere.

Ich freue mich natürlich, daß du dich auch wieder zu Wort melden möchtest. Die Sache bezüglich der Anschläge heute ist natürlich sehr schlimm. Mich trifft es auch, fühle mich aber dermaßen schlecht heute, daß ich dennoch auch mit mir zu kämpfen habe.

Liebe Grüße

Stella
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stella01 ist offline  
Alt 12.09.2001, 08:48   #44
Nockerl
Senior Member
 
Registriert seit: 09/2000
Beiträge: 938
Liebe Stella!

Jetzt ganz objektiv betrachtet, stelle ich mir das für deine mutter auch wahnsinnig schlimm vor, wenn sie von deinem vater nicht anerkannt wurde. demnach war da wohl doch und ist anscheinend noch immense konkurrenz da. auch sachen wie, daß sie dich nicht aufs gymnasium gehen lassen wollte usw. zeigt schon, daß sie wahnsinnige angst hatte, daß du mal besser sein könntest als sie. und irgendwo sucht sie wahrscheinlich immer wege um sich selbst in ein besseres licht zu stellen. ich stell mir die situation wahnsinnig schwer vor. und ich seh da irgendwo auch die gemeinsamkeit zu mir, weil du auch das gefühl hast, aus dieser situation nicht ausbrechen zu können. weil du auch finanziell keinen ausweg siehst. es ist dieses "sich irgendwie gefangen fühlen und nicht auskommen" daß mich eigentlich so kaputt macht. ich hab auch wahnsinnige angst davor, daß ich es woanders nicht schaffen könnte und wieder zu kreuze kriechen muss. ich hab auch keine klare vorstellung davon, was ich eigentlich machen will. gestern war für mich auch ein komischer tag, weil ich am nachmittag dann eine extrem panikattacke bekommen habe und auch viel überlegt habe und dabei ist etwas rausgekommen was mich ziemlich erschreckt hat. ich will nämlich im moment einfach nimmer. nimmer kämpfen, nicht mehr mit meiner familie herumärgern, gestern wollt ich einfach nur noch schlafen und meine ruhe haben. was ich so erstaunlich finde ist, daß ich mich bei meinem freund zb total wohl fühle, und ich hab auch keine probleme wenn ich mit ihm zusammen bin. irgendwie wird alles so einfach. das einzige was mir manchmal zu schaffen macht ist, daß ich angst habe, daß ich ihm irgendwann mal zu dumm, oder zu mühsam bin und er sich umdreht und geht. und wenn ich solche phasen habe, dann werd ich kalt wie ein fisch und hab überhaupt keine gefühle mehr. und das mit dem fallen lassen ist so eine sache. wenn ich mich selbst absolut unwohl fühle, dann kann ich auch nicht abschalten. dann graust mir dermaßen vor mir selbst, daß ich mir nicht vorstellen kann, daß wer anderer an mir gefallen finden könnte. ist echt schwierig manchmal. aber ich glaube wir haben da eine recht gute gesprächsbasis. weil ich ihm eben alles was in mir vorgeht irgendwíe so zwischendurch per email schreibe. und schön langsam lerne ich schritt für schritt ihm solche sachen auch persönlich zu sagen. bitte du muß wirklich kein schlechtes gewissen haben wegen deinem vorschlag, weil er war ja ein guter.
das arge ist, daß ich manchmal als ausweg sehe mir einfach ein kind andrehen zu lassen, dann komm ich elegant aus der firma raus. allerdings glaub ich, daß ich im moment einfach zu "krank" bin dafür...

auch wenn du jetzt panik hast, daß du was falsches gemacht hast, weil du es deinem freund erzählt hast... ich glaube du wirst ziemlich positiv überrascht sein, daß da was superliebes und unterstützendes zurückkommen wird. ich war immer erstaunt, daß es so gut ausgeht und mich keiner dafür hasst, daß ich bin wie ich bin.

ich habe ja eine psychotherapeutin... ich glaube auch, daß ich mich mit einem therapeuten schwerer tun würde. aber das kann ich irgendwo nur so vom gefühl her sagen... ausprobiert hab ich es ja noch nie.
ich hab einfach im internet unter psychotherapie eine seite gefunden mit vielen adressen. und da konnte man auch suchen nach krankheiten... das gibt es für Deutschland sicher auch. ich hab nach essstörung in meinem wohngebiet gesucht und dann ein foto von meiner gesehen und sie war mir vom foto her sehr sympathisch. am telefon war ich eher geschockt, weil sei ein bissl unfreundlich gewirkt hat... aber da hab ich mich eher getäuscht.

Ich bin froh, daß du dich jetzt schon auf den anfang der therapie freust, weil es wirklich viel bewirken kann. vielleicht ist es auch besser eine total unabhängige ärztin zu suchen, die du dir selbst aussuchst. weil das ja schon mal der erste schritt in die unabhängigkeit ist. und was ich noch sagen wollte, ist, hast du die möglichkeit einer wg eigentlich in erwägung gezogen? da ist es auch nicht so teuer und du wohnst nicht mehr zu hause.

was ich mich einfach nicht traue ist eben den schritt zu wagen und die firma zu verlassen. und das ist das einzige worum es im moment bei mir geht. und weil ich mich da in so einem teufelskreis sehe, fühl ich mich zeitweise ganz elend. und arbeiten kann ich auch nix. ich hocke hier und schreibe mails, oder im forum und bin wie gelähmt, kaum daß ich die firma betrete. ich hasse es hier zu sitzen und ich hasse es nichts dagegen zu tun... UND TU ABER NIX... das ist es was mich so aufregt.

lg

nockerl
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Nockerl ist offline  
Alt 12.09.2001, 10:38   #45
stella01
Junior Member
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Registriert seit: 08/2001
Beiträge: 33
Liebe Nockerl.

So hart es auch klingen mag, aber es ist mir vollkommen egal, wie sich meine Mutter fühlt. Sie hat mir einfach zu sehr weh getan innerhalb der letzten Jahre. Als mein Vater noch lebte und sie sich mit ihm zerstritten hatte und wir beide auch mal wieder Zoff hatten, sagte sie mir: Hätte ich bloß keinen Mann und kein Kind, dann ginge es mir heute gut! Das tut sehr weh zu hören zu bekommen, daß man unerwünscht ist. Verletzt wie ich war, antwortete ich, daß ihr größter Fehler dann wohl damals gewesen war, mich nicht abgetrieben zu haben. Nun lebt mein Vater nicht mehr und es tut ihr unendlich leid so etwas auch nur gedacht zu haben. Ich frage mich, ob sie denn auch so sehr leiden würde, würde es mich nicht mehr geben. Mein Vater wäre daran sicherlich zerbrochen, das weiß ich.

Ich fühle mich aber genauso down wie du. Gestern Nacht überkam mich während des Telefonats mit meinem besten Freund der Gedanke, daß wenn die Terroristen einen weitern Anschlag verüben wollten - was wirklich sehr sehr schlimm ist - sie ruhig in meiner Straße vorbei kommen könnten. Es gibt Tage, Wochen, Monate, da will ich auch nicht mehr. Bezieht sich aber nicht nur auf das Kämpfen, sondern auch auf das Leben. Denke mir, daß es schön sein könnte, eifach nur einzuschlafen und gar nicht mehr aufzuwachen. Mein Freund hat sich unheimlich erschreckt, über diese Worte, würde mir nur zu gern helfen. Aber ich kann es ihm nicht sagen. Ích würde aber niemals den Mut aufbringen können, mir etwas anzutun. Ich habe dann doch wieder Angst, evtl. etwas Schönes im Leben verpassen zu können. Und lange habe ich ja noch gar nicht gelebt.
Was tust du denn, wenn es dir schlecht geht? Rufst du dann deinen Freund an? Sicherlich könnte er dir just in dem Moment Kraft spenden. Die Idee, schwanger zu werden um aus der Fima rauszukommen, vergiss die bitte ganz schnell wieder! Das schafft im nachhinein nur mehr Probleme. Du mußt dann Verantwortung gegenüber deinem Kind übernehmen. Und du hast doch gerade sehr mit dir selbst zu hadern. Du könntest dem Kind evtl. auch während der Schwangerschaft schaden. Und finanziell sehe es dann auch nicht besser aus. Kinder sind teuer! Ich denke, das beste wird sein, wenn du einfach mal ein paar Stellenangebote durchwälzt und dich auf gut Glück bei anderen Firmen bewirbst. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

Mein Freund, dem ich gestern von meiner Krankheit geschrieben habe, hat mir bereits per Mail geantwortet. Er hat total schön reagiert. Habe ihm aber auch geschriebne, daß ich Angst habe, daß er mich nun verachten oder mich gar nie wieder treffen wolle. Aber er hat mich da in dieser Hinsicht beruhigt und mir auch gesagt, daß er sich nachwie vor auf unser nächstes Treffen freue. Er kommt mich evtl. am Sonntag besuchen. Hatte ja bereis früher Andeutungen gemacht, daß mit mir etwas nicht stimme, ich aber nicht darüber sprechen könne. Und er dachte sich schon, daß ich eine Eßstörung habe. Findet es aber super und ich sei bereits auf dem richtigen Weg, daß ich eingesehen habe, daß es sich um eine Krankheit handele, mich jemandem anvertraut habe und auch schon professionelle Hilfe aufsuchen wolle. Ich soll ihm versprechen, die Therapie auch wirklich zu machen. Es ist ihm total wichtig, daß ich da wieder aus dem Teufelskreis herauskomme. Bin total erleichtert, daß er so positiv, so verständnisvoll reagiert hat. Immerhin ist es jetzt raus.

Ich habe mich gestern Nacht noch per Internet kundig gemacht und mir ein paar Infos besorgt. Habe herausgefunden, daß in Deutschland die Kosten komplett von der Krankenkasse übernommen werden können. In diesem Fall muß es sich aber um einen krankenkassenzugelassenen Therapeuten handeln, der psychoanalytische Therapie, eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie oder eine Verhaltenstherapie anbietet. Andere Verfahren müßten dann vom Patienten teilweise selbst getragen werden. Habe mich jedenfalls bei der Vereinigung der Kassenpsychotherapeuten kundig gemacht und mir erst einmal eine Therapeutin rausgesucht. Die habe ich dann auch vor einer halben Stunde angerufen und habe gleich einen Termin für heute Nachmittag bekommen. Sie fragte mich nach meinem Alter und ob ich den Termin wirklich wahrnehmen wolle. Aber weswegen ich zu ihr hingehen möchte, das fragte sie nicht. Naja, meinte ja auch anfangs zu ihr, daß ich ein Problem hätte und sie deshalb aufsuche. Hat wohl gleich verstanden, daß es mir schwer fällt, darüber zu reden. Aber ich dachte mir: Augen zu durch, wenn ich heute nicht hingehen, werde ich nie hingehen. Aber ich habe große Angst davor! Bin aber auch andererseits stolz auf mich, diesen Schritt nun gewagt zu haben. Wird dann 45 Minuten dauern das Gespräch.

Zu deiner Frage: Ich habe auch schon öfter mal überlegt, in eine WG zu ziehen, aber die sind bei uns genauso teuer, wie Einzimmerwohnungen (Bruchboden) und es kommen ja noch die Lebenshaltungskosten hinzu. Ich muß da wohl einfach durch.

Den Schritt, dich zu trauen die Firma zu verlassen, mußt du ja nicht bereits morgen gehen. Wichtig wäre aber, daß du dich langsam mit dem Gedanken anfreundest, daß es besser für dich wäre. Es ist ein Prozeß, der sehr lange dauern und sehr viel Kraft und Willen kosten kann. Gehe ihn langsam, Schritt für Schritt, aber gehe ihn.

Ich glaube an dich!

Stella
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stella01 ist offline  
Alt 12.09.2001, 12:06   #46
Nockerl
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Registriert seit: 09/2000
Beiträge: 938
Liebe Stella!

Ich freu mich total, daß du so mutig warst und eine therapeutin angerufen hast. du wirst sehen, es ist viel leichter wenn man jemanden hat, der einen ein bissl unterstützt. was du über deine mutter erzählst, erweckt in mir den eindruck, daß sie eine ziemlich hartherzige frau ist und auch etwas egoistisch veranlagt. natürlich sind die berichte von dir subjektiv gefärbt, aber wenn du es als derart schlimm empfindest, hilft dir die therapie vielleicht mit ihr einiges zu klären. meine therapeutin fragt mich oft, ob ich nicht meinen vater mitnehmen will, aber ich weiß ganz genau von meiner schwester, daß er nicht mitgehen wird. und hunderttausend ausreden erfinden würde, nicht dorthin zu gehen. ich glaube er hat auch einfach angst. so wie meine mutter. die haben angst, daß da weiß gott was raus kommen könnte und sie sich dann ein bissl schuld eingestehen müssten oder so.

immerhin erleichtert es wirklich einiges, wenn der anfang schon mal so gut gelaufen ist, wie die sache mit deinem besten freund.

solche gedanken, wie ich würde mich gerne einfach ausklinken aus der welt hab ich auch des öfteren, aber ich hätte auch nie den mut wirklich tabletten zu schlucken oder so. ich denke dann auch immer daran, daß es eigentlich das feigste der welt ist einfach davonzulaufen und freunde und so weiter derart zu belasten. wenn es mir wirklich sauschlecht geht, dann hilft mir eigentlich in letzter zeit nur noch es einfach rauszulassen. da hat es schon ärgste auswüchse gegeben, weil ich ja früher immer alles runtergeschluckt habe, kommen gefühle seit der therapie in hundertfacher stärke zum ausdruck. ich hatte schon zeiten, da war ich wie gelähmt und hab mich nimmer bewegen können stundenlang, oder ich heule halt einfach wie ein schosshund. wenn ich wütend bin, dann war ich früher immer im wald und hab mir die seele aus dem leib geschrien und gegen bäume getreten. das befreit auch ungemein. inletzter zeit bin ich aber eher nur noch traurig und habe nicht mehr diese extrem wut in mir, weil mir meine eltern auch so unendlich leid tun und es mir eigentlich nur noch weh tut, daß sie so verbohrt sind und unglücklich scheinen. mein freund hilft mir auch viel, aber ich muß mich erst daran gewöhnen daß da jemand ist, dem ich anscheinend so viel wert bin. mein ex-freund hat das problem immer negiert, sich vor mich hingesetzt und gegessen was das zeug hielt. wenn ich mal nähe gebraucht habe hat er sich umgedreht und ist gegangen und wenn er wollte, war ich bereits so wütend,daß ich das gleiche gemacht habe. und wie ich ihn gebeten habe sich doch mal was über die krankheit durchzulesen, hat er gemeint:"wozu ich habs ja nicht." aber ich sag nicht, daß es seine schuld ist, weil ich damals auch keine nähe zulassen konnte oder wollte. ich kann mir das jetzt gar nicht mehr vorstellen und bin noch immer relativ erstaunt, daß ich so eine gefühlvolle beziehung führ.

ich glaube, die krankheit bulimie hängt viel mit kleinen demütigungen und schuldgefühlen und verdrängten gefühlen zusammen. und alles zusammen ergibt dann einen derartigen druck, den manche halt nicht mehr aushalten.

ich bin auf jeden fall richtig stolz auf dich, daß du den großen schritt gewagt hast. ich weiß wie schwer der anfang ist zuzugeben, daß es eben krankhaft ist und damit an die öffentlichkeit zu gehen. ich wünsch dir ganz viel kraft und glück, daß du diesmal die richtige ansprechperson bekommen wirst.

lg
nockerl
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Nockerl ist offline  
Alt 12.09.2001, 12:39   #47
stella01
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Beiträge: 33
Liebe Nockerl.

Um ehrlich zu sein, bin ich über mich selbst überrascht, woher ich auf einmal all diesen Mut, all diese Kraft nehme, den Teufelskreis zu durchbrechen. Habe bis eben noch mit meinem besten Freund telefoniert. Wir sprachen ja gestern Abend schon miteinander und da hatte ich ja auch schon so Andeutungen gemacht, daß mit mir etwas nicht stimmt. Wir haben auch gemeinsam im Internet nach Therapeuthen gesucht. Ich habe aber spezifische Seiten aufgerufen, er bloß allgemeine. Habe ihm auch etwas vorgelesen, ein paar Fremdworte, die ich nicht verstand. Er schaute sie nach unserem Telefonat nach und hatte somit erfahren, unter welchem Problem ich leide. Heute haben wir erst im allgemeinen darüber gesprochen. Ich weiß nun, daß er es auch weiß - neben meinem anderen Freund, dem ich mich per Mail mitteilte. Ich fühle mich zwar komisch, aber dennoch erleichtert. Er hat auch sehr verständnisvoll reagiert, sich sogar im Internet etwas in das Thema eingelesen. Kannte ja zuvor keine Betroffenen. Wird immer für mich da sein. Er ist aber aus allen Wolken gefallen, daß ich krank bin. Ich bin eine verdammt gute Schauspielerin. Er dachte immer, bei mir sei alles in bester Ordnung. Und daß gerade ich unter solch einer Krankheit leide, hätte er nie gedacht. Aber er möchte mir helfen, so gut er kann. Und ist auch heilfroh, daß ich den Schritt wage, zur Therapeuthin zu gehen. Ich habe ja heute Nachmittag den Termin und wahnsinnige Angst davor. Aber er hat mir auch wieder Mut gemacht und mir beteuert, daß das Profis sind und es noch weitaus mehr Menschen gibt, die darunter leiden. Werde jedenfalls sowohl ihn, als auch dich auf dem laufenden halten, wie es verlaufen ist. Ich muß aber zugestehen, daß ich selbst stolz auf mich bin, daß ich mir helfen lassen möchte. Natürlich sind es zweierlei Paar Schuhe hingehen zu wollen und dann dort zu sein und diese Hilfe auch wirklich anzunehmen.

Ja, meine Mutter ist eine sehr kühle Frau, gibt dieses aber nicht zu. Vielmehr versucht sie immerzu mir ein schlechtes Gewissen einzureden, ich sei diejenige mit dem Herzen aus Eis. Egoistisch ist sie sehr. Bevor sie meinen Vater kennenlernte, lebte sie auf dem Land, hatte keinen großen finanziellen Spielraum. Konnte froh sein, sich eine Monatskarte für den Bus leisten zu kommen, um in die Stadt zu gelangen. Durch meinen Vater lernte sie allen den Luxus kennen. Bekam ein eigenes, teueres Auto, machten traumhafte Urlaubsreisen. Sie fühlte sich wie eine kleine Diva. Nun hat sie am eigenen Leibe erfahren müssen, wie schnell es damit vorbei sein kann. Auch keine leichte Erfahrung. Natürlich schildere ich dir unser Verhältnis aus meiner Sicht, wird natürlich nicht unparteiisch sein. Bin aber mächtig gespannt, was in der Therapie rauskommen kann. Vielleicht habe ich ja auch einen Mutterkomplex, was weiß ich. Meine Mutter würde ich aber nie zur Therapie mitnehmen wollen. Denn ich möchte ihr ja nicht einmal von meinem Problem erzählen. Ich finde, daß es sowieso schon sehr viele wissen. Vor ein paar Tagen wäre es schließlich undenkbar gewesen, überhaupt nur einen Gedanken daran zu verschwenden jemandem reinen Wein einzuschenken. Aber dann ging alles Schlag auf Schlag. Ob das mein persönlicher Hilfeschrei ist? Bin ich vielleicht wirklich gerade am Boden, daß ich endlich da raus will? Wenn ja, muß ich sagen, hatte ich mir das "am-Boden-sein" immer schlimmer vorgestellt. Ist aber trotzdem noch schlimm genug.

Ja, da bin auch vollkommen deiner Meinung. Es ist wohl wirklich feige, alles hinter sich zu lassen und dem Leben ein Ende zu bereiten. Wir wissen zudem ja noch nicht einmal, wie es danach weitergehen wird. Und es ist auch nicht gesagt, daß es besser würde. Nein, ich denke Probleme sind eine Herausforderung, derer man sich annehmen sollte. Es ist sicherlich auch gut, wenn man seinen Gefühlen freien Lauf lassen kann. So wie wenn du mal wieder wie ein Schloßhund heulst. Allerdings ist dann Übergang zum Rückfall nicht mehr allzu weit. Aber Gefühle müssen raus. Wir sind ja auf dem besten Wege uns kaputt zu machen, weil wir sie und unsere Probleme zu lange verleugnet haben. Du kannst dich wirklich glücklich schätzen, so einen lieben Freund gefunden haben, der immer für dich da ist, dir hilft wo er nur kann. Wie lange seid ihr denn bereits zusammen? Wäre es evtl. eine Möglichkeit mit ihm zusammen zu ziehen und somit den Absprung von deinen Eltern zu schaffen? Wenn es dir helfen könnte und er damit einverstanden wäre, könntest du ja mit ihm zusammen in eine andere Stadt oder gar in ein anderes Land ziehen. Aber das auch wieder nur rein hypothetisch ohne dir zu nahe treten zu wollen. Ich entschuldige mich im voraus bei dir, falls ich wieder mal ein Fettnäpfchen erwischt haben sollte! Und zu deinem Ex-Freund, der sich ja wirklich nicht sonderlich um dich und deine Krankheit interessiert zu haben schien, kann ich nur sagen: Sei froh, daß du ihn los bist! Er hätte dir nur unnötig geschadet.

Ich habe mir auch noch einmal überlegt, der Therapeutin heute zu erzählen, daß es mir nicht leicht fällt zu öffnen, gerade weil ich die negativen Erfahrungen mit dem Psychiater gemacht habe, der mich ja wieder heimschickte. Ehrlichkeit wird wohl die Basis sein. Dennoch werde ich mit gemischten Gefühlen dort nachher hingehen. Und die Zeit vergeht im Flug.

Fühl dich gedrückt

Stella
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stella01 ist offline  
Alt 12.09.2001, 13:07   #48
Nockerl
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Liebe Stella!

Am Anfang ist da wohl immer die angst vor etwas neuem mit im spiel. und ich kann mich noch genau erinnern wie nervös ich war, und wie viel ich am anfang verheimlicht habe, weil ich ich einfach geschämt habe davon zu erzählen. mein alkoholproblem hab ich ihr ja auch erst nach 4 monaten gestanden und danach wars eine zeitlang total weg. mittlerweile bin ich wieder etwas abgerutscht. aber wenigstens trink ich zu hause nix mehr. und ich will jetzt wirklich wieder anfangen intensiver an mir zu arbeiten. weil ich das halt schon ziemlich schleifen gelassen habe.

leicht wird so eine therapie sicher nicht. und ich finde es ist verdammt harte arbeit und kostet auch eine menge kraft. das ist das was leute, die so etwas noch nie gemacht haben sich nicht vorstellen können. ich konnte es mir davor auch nicht vorstellen, daß es einen derartig mitnimmt. ich glaube, daß das auch der punkt ist, den meine eltern und meine zweite schwester nicht verstehen. daß man manchmal wirklich müde vom ewigen ansicharbeiten ist. ich denke aber, daß es wirklich dazu führt, irgendwann einmal ein total zufriedener, ruhiger und glücklicher mensch zu werden und mit sich selbst gut umgehen zu lernen.

mit meinem freund bin ich noch gar nicht so lange zusammen. 4 monate oder so. aber wir haben schon vorher so irrsinnig viel gemailt, daß ich beim ersten treffen gedacht habe ihn schon ewig zu kennen. ein paar anfangsschwierigkeiten waren schon da, aber nix was sich nicht aus der welt schaffen lässt. und eigentlich wird es von tag zu tag vertrauenswürdiger und was ich vorher nicht gekannt habe ist dieser von anfang an vorhandener begriff von "wir". und nicht wie bei den vorgängern ein "ich" und "du". und das ist zwar auch etwas was ich erst lernen muß, daß aber eigentlich wahnsinnig schön ist.
überlegt habe ich mir auch schon oft, einfach in ein anderes land zu ziehen und die räumliche distanz zu den eltern so weit wie möglich zu halten. allerdings überlege ich mir dann auch oft, ob das nicht auch einfach nur ein davonlaufen ist. hier bin ich halt mit meinen problemen hautnah konfrontiert und muß halt mühselig irgendeinen lösungsweg finden. ich glaube ich möchte auch mittlerweile gar nirgendst anders wohnen. zusammenziehen steht noch nicht zur debatte, weil wir ja noch nicht so lange zusammen sind und ich glaub ich brauch schon noch die sicherheit, daß ich immer irgendeinen schlupfwinkel habe. im endeffekt wohnen wir eh schon fast zusammen, weil wir uns wirklich mittlerweile fast täglich sehen. (früher hätt ich das nicht ausgehalten. meinen ex hab ich am schluß nicht mal einmal pro woche ertragen)

ich finde auch, daß du guten grund hast auf dich selbst stolz zu sein, weil das wirklich nichts einfaches ist. raten kann ich dir nur, doch relativ ehrlich zu deiner therapeutin zu sein. obwohl das natürlich auch eine sache von vertauen voraussetzt. schau sie dir einmal an, wie sie dir liegt. ich glaube, das vertrauen zwischen therapeutin und patient baut sich halt einfach erst von stunde zu stunde auf. aber von deiner schlechten erfahrung mit dem vorgänger würde ich ihr schon erzählen. dann weiß sie, daß sie sich mehr bemühen muß dein vertrauen zu erlangen.

bin schon gespannt auf den bericht deiner ersten stunde und drück dir die daumen.

lg
nockerl
[Geändert von Nockerl am 12.09.2001 um 14:19 Uhr]
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Nockerl ist offline  
Alt 12.09.2001, 22:37   #49
stella01
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Beiträge: 33
Erste Therapiesitzung

Liebe Nockerl.

Ja, ich kann stolz auf mich zurückblicken und sagen, daß ich nicht gekniffen habe und zur Therapeutin gegangen bin. Aber irgendwie habe ich mir die Sitzung doch etwas Anders vorgestellt. Ich habe sie auch noch mal gefragt, ob denn die Krankenkasse auch wirklich die Kosten in voller Höhe übernehme. Ja, das tut sie. Da bin ich wirklich sehr erleichtert darüber. Habe ihr zu Beginn auch gleich von dem Psychiater erzählt, der mich ja wieder heimschickte. Sie war relativ schockiert, da er mir ja hätte sagen können, daß er mich nicht helfen könne oder wolle aus welchen Gründe auch immer, mir aber andere Adressen hätte geben können. Was sie auch fatal fand: Wäre es nicht so ungeschickt verlaufen, hätte ich mich ja vielleicht auch noch mit meiner Bulimie ihm anvertraut.
Jedenfalls ist es mir sehr schwer gefallen, ihr gegenüber offen zuzugeben, daß ich Bulimiekrank bin. Sie fragte mich auch über meine Familiensitution aus. Erzählte ihr vom Tod meines Vaters, bot sich ja auch an, weil sie ja wußte daß ich zum Psychiater damals eben genau aus diesem Grunde gehen wollte. Da kamen sämtliche Gefühlswallungen wieder in mir hoch und ich mußte auch wieder weinen, was ich aber schon lange nicht mehr getan hatte. Über das Verhältnis zwischen meiner Mutter und mir habe ich aber keinen Ton verloren. Ergab sich irgendwie nicht und mir war auch nicht so recht danach. Plötzlich machte sie einen Sprung und fragte mich nach meiner Bulimie. Wie lange ich sie denn schon hätte, nach dem Begleitumständen, etc. Die ist vielleicht lustig, ich hab mir das Datum sicher nicht im Kalender angestrichen. Fragte mich, ob ich gerne esse und solche Sachen. Essen ist im Moment für mich einfach nur eine Qual, ein notwendiges Übel. Sie macht es sich aber verdammt einfach. Ich finde nicht, daß ich Bulimie habe, bloß weil ich gerne esse, das Essen so gut schmeckt. Hat sie damit argumentiert, daß ich ja während ich mit meinem Ex damals zusammen war, zunahm. Aber wenn der Körper es nun mal nicht gewohnt war, nachts nochmal warm, Fastfood zu bekommen, ist das klar, daß das ansetzt. Außerdem hatte ich vor der Beziehung eine normale Figur und auch ein normales Verhältnis sowohl zu meiner Figur, als auch dem Essen gegenüber. Manchmal hasse ich ihn. Dann gebe ich ihm die Schuld, wäre ich nicht mit ihm zusammengewesen, wäre ich jetzt nicht so, wie ich gerade bin. Ich weiß, daß es ungerecht ist und ich es mir dadurch sehr einfach mache.
Im Grunde ging die Zeit sehr schnell rum. So als Mensch hat sie keinen schlechten Eindruck auf mich gemacht. Sie ist eben ein ruhiges Persönchen, das eine beruhigende Wirkung auf einen ausübt, dem schon einiges anvertrauen könnte. Hatte aber manchmal den Eindruck, daß sie mir nicht so recht folgen konnte. Ob das nun daran liegt, daß ich ihr zu hoch bin, oder ich mich lediglich missverständlich ausgedrückt habe, kann ich nicht genau sagen. Sie fragte mich jedenfalls, ob ich noch mal wiederkommen möchte oder nicht. Da man in der ersten Sitzung sowieso noch nichts rechtes sagen kann, haben wir noch einen weiteren Termin für nächste Woche Mittwoch vereinbart. Muß halt einfach mal schauen, wie sich das so weiterentwickeln wird. Wenn sich natürlich herausstellt, daß sie die falsche Ansprechpartnerin für mich ist, muß ich mir eine andere Psychotherapeutin suchen, und wenn sich das erst nach 15 Sitzungen herausstellen wird... Aber zumindest muß ich es ausprobieren und erst einmal am Ball bleiben.

Sie hat mir einen Fragebogen mitgegeben, den ich bis zur nächsten Situng zu Hause ausfüllen soll. Ist schon der Hammer teilweise, was die da wissen will. Ich habe dir mal die Fragen aufgeschrieben, dachte es könnte dich vielleicht interessieren.

Erst mal Persönliche Angaben wie Name, Vorname, Anschrift, Krankenkasse. Dann muß ich angeben, bei welchen Ärzten, Hausarzt und Fachärzten ich in den vergangen drei Jahren in Behandlung gewesen war (will die die über mich ausquetschen? Wo bleibt denn da der Datenschutz?). Dann mit wieviel Personen (Erwachsene / Kinder) ich zusammen wohne, ob in einer Wohnung oder in einem Haus. Welchen Schulabschluß und Berufstätigkeiten ich habe. Ob ich verheiratet bin oder mit einem Partner zusammen lebe. Wenn ja seit wann, inkl. seinem Geburtsdatum, Familienstand und Beruf. Es folgen Angaben zu eigenen Kindern, die Frage nach der Religionsgemeinschaft, in welchem Land / Stadt ich aufgewachsen bin und ob ich Wohnortswechsel hinter mir habe. Wenn ja wohin und in welchem Alter. Interessant sind dann noch beide Elternteile mit Lebensdaten, Schulbildung, Berufstätigkeit, 1. oder 2. Ehe, usw., Vorname und Geburtsdatum der Geschwister sowie Angaben wo ich aufgewachsen bin, also bei den Eltern oder mit Wechsel zu Oma, Tante, Opa,... Heimaufenthalte und natürlich die entsprechende Altersangabe immer dazu.

Dann Angaben zum Psychischen Bereich: an welchemn Problemen ich leide (Grund für die Therapie) und seit wann sowie möglichst konkrete Beschreibung der Symptomatik (ich werde einen Teufel tun und schreiben, daß ich manchmal über der Kloschüssel verenden könnte, bei Bulimie ist das doch klar!). Dann warum es mir gerade jetzt schlecht geht und was derzeit in meinem Leben passiert (keine Ahnung). Wann das Problem oder ein vergleichbares erstmalig aufgetreten ist und in welchem Zusammenhang (wie gesagt, habe es nicht im Kalender rot angestrichen...).

Angaben zum Somatischen Bereich: Größe, Gewicht (sehr witzig, das schwankt bei mir immer zwischen vier Kilo, bei dir eigentlich auch?), körperliche Erkrankungen, (un)-regelmäßige Einnahme von Medikamenten, Alkohol, Zigaretten, Drogen, Kaffee, Tee (alles immer im Hinblick auf früher und heute).

Dann noch Angaben zum Alter meiner Eltern bei meiner Geburt, der erlernte Beruf der beiden, ausgeübter Beruf bei meiner Geburt (soooo genau weiß ich das gar nicht bei meiner Mutter, will sie aber auch nicht fragen, sonst hakt sie nach) sowie meine Beziehung zu beiden während meiner Kindheit und Jugend. Beschreibung der Atmosphäre im Elternhaus während meiner Kindheit und Jugend. Angaben zu meinen schulischen Leistungen (mir bleibt aber auch rein gar keine Frage erspart), der Kontakt zu meinen Schulkameraden/-innen. Lebenslauf meiner schulischen und beruflichen Entwicklung. Meine derzeitige berufliche Situation. Schwere Krankheiten.

Das ging ja noch. Aber jetzt kommt wirklich der Hammer. Da weiß ich teilweise gar nicht, was ich antworten soll. Habe nur Richtig oder Falsch als Antwortemöglichkeiten zur Auswahl.
1. Ich neige dazu, ziemlich nervös, zappelig oder fahrig zu sein.
2. Ich wurde sehr verzogen. (Was heißt hier verzogen? Wenn überhaupt, dann wurde ich verwöhnt, weil Einzelkind. Aber das auch nur von meinem Vater, von meiner Mutter gar nicht).
3. Ich erkenne gerne Vorgesetzte und Autoritäten an. (Mich stört das Wörtchen "gerne". Bin kein Duckmäuschen, was sich gern unterordnet.)
4. Ich bin oft ganz selbstlos.
5. Ich lasse mich viel zu leicht aus der Fassung bringen.
6. Ich fühle mich manchmal zu schwach, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
7. Oft hilft mir der Alkohol, mit schweren Erlebnissen fertig zu werden.
8. Ich fühle / fühlte mich oft von meinen Eltern vernachlässigt.
9. Ich habe oft das Gefühl der Langeweile, Interessenlosigkeit, Nutzlosigkeit.
10. Ich denke oft über den Tod nach.
11. Ich werde oft von unnützen Gedanken belästigt, die mir immer wieder durch den Kopf gehen.
12. Meine Kindheit war sehr glücklich.
13. Ich neige dazu zu stottern.
14. Wenn ich von einer Brücke in die Tiefe schaue, reizt es mich sehr hinunterzuspringen.
15. Ich grüble viel zu viel über meine Vergangenheit nach.
16. Ich verliere mich zu häufig in Träumereien.
17. Man kann mit einem Selbstmordversuch sein Schicksal oder die Vorsehung auf die Probe stellen.
18. Ich habe zu wenig Selbstvertrauen.
19. Ich habe oft Alpträume.
20. Ich bin leicht verängstigt, sehr furchtsam.
21. Ich habe in jeder Situation genügend Lebenskraft und Willen, um mich durchzusetzen.
22. Ich lehne mich oft gegen Autoritäten auf.
23. Ich bin leicht reizbar, jähzornig.
24. Ich lasse mich zu leicht von Enttäuschungen oder Mißerfolgen beeindrucken.
25. Mich plagt oft ein Minderwertigkeitsgefühl.
26. Ich habe leicht Schuldgefühle.
27. Ich habe gelegentlich vor lauter Sorgen schlaflose Nächte.
28. Ich kann mir vorstellen, daß man Selbstmord begehen kann, um sich an jemandem zu rächen.
29. Meine Eltern hätten mich weniger zwingen sollen.
30. Eine schwierige Situation stehe ich auf alle Fälle durch.
31. Im Zorn hatte ich schon einmal flüchtig die Absicht, jemanden umzubringen.(Hilfe, ich bin doch kein Triebtäter!)
32. Ich halte zu wenig von mir selbst.
33. Ich bin oft schwermütig und deprimiert.
34. Ich bin oft einsam.
35. In manchen Situationen habe ich den Tod als eine Erlösung vom Leben betrachtet. (Leider)
36. Der Alkohol stellt eine große Versuchung für mich dar.
37. Ich habe schon mehr als zwei schwerere Unfälle Fahrrad-, Autounfälle oder dergleichen gehabt.
38. Ich wurde als Kind verwöhnt.
39. Ein Selbstmörder ist als Feigling zu bezeichnen, der sich dem Leben entzieht.
40. Meine Eltern haben an mich zu hohe Ansprüche gestellt.
41. Ich verliere oft meine Selbstsicherheit.
42. Manchmal packt mich eine furchtbare Angst, so daß ich weglaufen möchte.
43. Man könnte sich selbst strafen, indem man sich das Leben nimmt.
44. Ich bin leicht reizbar, leicht beleidigt.
45. Die Vergangenheit bedrückt mich oft übermäßig.
46. Ich habe als Kind viele Schläge bekommen.
47. Ich kann nachfühlen, daß jemand in den Tod geht, um sich mit dem geliebten Menschen im Tode zu vereinen. (Möchte später sehr gern meinen Vater wieder treffen, so blöd das jetzt auch klingen mag.)
48. Mein Elternhaus kann man als harmonisch bezeichnen.
49. Ich könnte mir vorstellen, daß ich dem Rauschgift verfallen würde, wenn ich Gelegenheit hätte.
50. Ich bin von vornherein gegen übersinnliche Kräfte eingestellt.
51. Ich werfe mir vor, unzuverlässig zu sein.
52. Es fällt mir schwer, Freunde zu gewinnen.

Diese Fragen sind teilweise der blanke Horror. Habe Angst, sie zu beantworten, wer weiß was dabei herauskommt. Würde mir sicherlich auch widersprechen. Lege ja auch jedes Wort auf die Goldwaage. Was hältst du denn davon?

Ich werde aber das Gefühl nicht los, daß deine Therapie ganz anders abläuft...

Hast du deinen Freund aus dem Internet kennengelernt? Super, daß das geklappt hat. Aber nach vier Monaten zusammenzuziehen bzw. zusammen wegzuziehen wäre wirklich etwas verfrüht. Wie weglaufen ist das schon. Aber manchmal auch die einzige Lösung. Aber überstürze da erst einmal nichts.

Ich wünsche dir eine Gute Nacht und freue mich bereits auf Antwort von dir

Stella
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stella01 ist offline  
Alt 13.09.2001, 07:53   #50
Nockerl
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Registriert seit: 09/2000
Beiträge: 938
Liebe Stella,

find ich echt super, daß du wirklich dort warst. ich kann mich noch erinnern, daß ich mich am anfang auch total komisch gefühlt habe. und was du nicht erzählen willst, das würd ich auch nicht erzählen, weil irgendwann der richtige zeitpunkt dafür kommt und es sowieso alleine aus dir raussprudelt. was diese fragen angeht, glaub ich solltest du das nicht als eine art test sehen, sondern ich denke mir, daß die therapeutin sich ein bild über dich und dein seelenleben machen will. aber wenn du das gefühl hast das nicht ausfüllen zu wollen, dann würd ich es lassen und ihr nächstes mal sagen, daß du dich dabei unwohl fühlst und sie fragen wozu sie das braucht. ich würde an deiner stelle aber doch noch ein paar stunden dorthingehen. weil es eben eine zeit braucht bis man sich aneinander gewöhnt hat. wenn das gefühl dann nicht besser wird, kannst du ja immer noch wechseln.

daß du deinen exfreund hasst, kann ich gut verstehen. ich hab auch wegen einem typen mit der kotzerei angefangen. weil er mich verlassen hat. und ich hab ihm auch jahrelang die schuld in die schuhe geschoben. aber er hat mir ja nicht gesagt, daß ich mir den finger in den hals stecken soll. das war ich schon ganz alleine und so im nachhinein betrachtet, war ich immer schon eßgestört, weil ich mit 16 schon mit abführmittel angefangen hab und dazwischen war ich dann schokoladesüchtig, hab mit 21 glaub ich 75 kg gehabt, die hab ich dann normal wieder abgenommen. und dann war ich glaub ich sowieso immer auf diät. hollywood diät, fdh, und pausenlos auf der waage. und zu dick bin ich mir ab 16 auch immer vorgekommen. zufrieden war ich mit meinem gewicht nie. und auch heute ist das noch so. ich fühl mich einfach zu "breit". obwohl mir erstaunlicherweise mein freund sagt, daß ich zierlich bin. (und ich mich immer wunder wie er darauf kommt) ich weiß nicht, ich bin 1,75 und schwanke zwischen 57 und 61 kg hin und her und hätt sogern 55 kg. was ja auch schon krank ist. wenn ich dann die 55 erreichen würde, hätt ich wahrscheinlich gern 50. manchmal denk ich mir schon, daß ich gern anorektisch wäre, weil mir das essen dermaßen auf die nerven fällt. schmecken tut es mir eigentlich nur noch wenn ich wirklich in ruhe sitze und langsam esse. nur bring ich das manchmal nicht zusammen. kennst du das auch schon, wenn du total zittrig wirst und dir alles aus der hand fällt, und man bihändig da sitzt und irgendwas reinstopft? das kommt gott sei dank nicht mehr allzuoft vor, aber doch oft genug... und das ist dann wirklich das krankhafte suchtverhalten.

ich denke es kommt auch nicht darauf an, ob du jeden tag kotzen gehst. die tatsache, daß du dich nicht wohl fühlst ist doch schon grund genug,... und die bulimie ist eine schleichende krankheit. ich weiß noch, am anfang, da hab ich auch nur ein paar mal pro woche, dann waren auch wochen dazwischen, dann hab ich angefangen in restaurants das essen wieder loszuwerden, wenn man geschäftlich irgendwo nicht auskam und eben was essen mußte, und irgendwann hab ich total die kontrolle verloren und hab mich isoliert, nur damit ich fressen konnte. das war das einzige was mir den ganzen tag durch den kopf gegangen ist. was kauf ich am abend ein, oder was ess ich . oder ich hab überhaupt schon in der früh im büro angefangen mir meinen ersten anfall zu geben. und hab dazwischen auch nicht aufgehört zu essen. zu dem zeitpunkt war ich noch "stolz", daß ich so eine super lösung gefunden hab. bis die nerven halt mit einem durchgehen, weil da der ganze hormonhaushalt durcheinander kommt und ich glaub auch im gehirn irgendwas aussetzt. ich merke nur, daß ich in einer kotzphase immer wahnsinnig müde bin und gar nichts mehr machen kann. und depressiv werd ich sowieso... seit gestern gehts wieder bergauf. ich denk zwar noch immer viel ans essen, aber heute hab ich wieder therapie und hoff, daß ich da einiges loswerden kann.

uff, das war jetzt aber eine lange beichte über mein verkorkstes eßverhalten. ich hoff ich hab dich nicht gelangweilt, aber erzähl doch auch mal wie es dir so mit dem essen jetzt geht.

meinen freund hab ich übers internet kennengelernt, und ich hätt mir nie gedacht, daß das was werden kann. aber anscheinend klappt es ganz gut. er hat auch von anfang an gewußt, was mit mir nicht stimmt (also bevor wir uns getroffen haben) und er war eigentlich schon für mich da bevor ich ihn überhaupt noch persönlich gekannt habe. ich glaub ich hab halt einfach irrsinnig glück gehabt... und hoff, daß es noch ein bissl andauert... *gg*

lg
nockerl
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