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Alt 13.09.2001, 12:36   #51
stella01
Junior Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 08/2001
Beiträge: 33
Liebe Nockerl.

Ich habe den Fragebogen nun ausgefüllt. Aber einige Fragen einfach ausgelassen. Hätte weder Richtig noch Falsch ankreuzen können, empfand die auch als extrem überformuliert. Die Therapeutin ist zwar nett und ruhig und lieb, aber ob sie mir helfen kann, weiß ich nicht. Aber ich werde erst mal nächsten Mittwoch nochmal hingehen und noch zu weiteren Terminen. Von einem Mal kann man sich noch wirklich kein Bild machen. Denke, daß ich uns die Chance geben sollte. Muß mich ja auch erst einmal in die völlig neue Situation einfinden. Erstens ist es total neu für mich, überhaupt darüber zu reden. Jetzt wissen es schon zwei meiner Freunde, wir beide tauschen uns nun aus und ich gehe zur Therapeutin. Das sind alles unterschiedliche Medien und auch unterschiedliche Niveaus, auf denen wir uns unterhalten. Ich werde das auf mich zukommen lassen, austesten. Falls es nicht klappen sollte, habe ich noch weitere Adressen. Ich lebe ja glücklicherweise in einer Großstadt, da sind die Therapeuten gestreut wie Sand am Meer...

Sicher ist es ungerecht, meinen Exfreund zu hassen, weil ich ja nicht hätte mitessen müssen damals. Aber er war auch ein unsensibler Trampel. Im Endstadium unserer Beziehung war ich recht unzufrieden mit meinem Körper. Er maulte immer rum, daß ich dann doch endlich etwas dagegen tun solle. Aber unterstützt hat er mich in keinster Weise. Er hätte mich motivieren oder gemeinsam mit mir Sport machen oder einfach, wenn ich bei ihm war nicht mehr spät essen können. Er hat es sich verdammt einfach gemacht. Als ich ihn dann wiedertraf, ca. 9 Monate nach unserer Trennung, hatte ich ja wunderbar abgenommen - da war die Welt noch in Ordnung und ich hatte noch nicht Bulimie - meinte er, daß ich nun so sei, wie er sich mich immer gewünscht hatte. Da hatte ich ihn vor die Tür gewiesen. Und deshalb hasse ich ihn. Nicht allein aus dem Grund, daß ich wegen ihm zugenommen habe. Nein, auch weil er mir nicht zur Seite stand. Er hatte es sich in jeder Lebenslage so einfach wie möglich gemacht, er war ein totaler Egoist.

Bei dir geht das nun also schön viel länger mit der Eßstörung bzw. Problem mit dem eigenen Körper als die sechs Jahre Bulimie. Im Grunde ist es ein elender Teufelskreis. Wir sind alle im Schlankheitswahn. Nicht umsonst boomen Fitneßstudios, Diätpillchen, etc.
Dein Gewicht ist absolut optimal, auch wenn du 61kg mal wieder hast. Bei anderen läßt sich so etwas leicht daher reden, das weiß ich. Ich habe auch mir selbst gegenüber eine absolut verzerrte Wahrnehmung. Finde immer etwas, was zu dick sein könnte. Mein Gewicht schwankt auch immer zwischen 62 und 66kg. Und genau wie du hätte ich gern wieder meine 59. Die hatte ich ja bereits einmal. Und wenn man aber einmal bereits so war und sich gefallen und auch wohlgefühlt hat, dann kann man sich mit mehr Kilos auf den Rippen nicht abfinden. Ich zumindest nicht. Auch wenn mein Umfeld sagt, daß ich super aussehe, ich eine super Ausstrahlung habe, kann ich das nicht glauben. Gut, ich habe in der letzten Zeit viel neue Menschen kennengelernt, darunter auch meine "Affaire", von der ich dir mal kurz erzählte. Also kann es mit der Ausstrahlung wirklich nicht so abwägig sein. Aber ich selbst habe ein Problem damit. Manchmal, wenn ich wieder zugenommen habe, möchte ich mich am liebsten verkriechen, nicht nach draußengehen. Aus Angst die anderen könnten etwas bemerken oder sagen. Es ist verrückt, aber kennst du das auch?

Das Essen kann ich nicht mehr genießen. Wenn ich im Restaurant bin, dann geht das komischerweise. Wahrscheinlich weil ich dann nicht kotzen gehen möchte. Aber dafür hungere ich dann den Rest vom Tag, damit ich mir diese "kleine Sünde" erlauben kann. Freßanfälle überkommen mich nur zu Hause. Hatte ich noch nie während meiner Ausbildungszeit. Hatte ein ganz normalen Tagesablauf, aß normal in der Kantine wie die anderen auch und machte mir keine Gedanken ums Essen. Und auf einmal von heute auf morgen ging das los. Ich fing an auf dem Nachhauseweg darüber nachzudenken, was wir denn im Kühlschrank zu essen oder an Süßigkeiten im Naschschrank hätten. Und da niemand zu Hause war, ging die Wüterei los. Aber ich bin heilfroh, daß wenn nichts im Haus ist, ich nicht extra deswegen einkaufen gehe. Da bin ich dann doch zu geizig dafür. Ich suche immer die Wohnung nach Essen ab, aber das wars. Aber wenn ich dann mal fündig geworden bin, denke ich schon gar nicht mehr darüber nach, was ich mir in den Rachen stopfe. Kaue schon gar nicht einmal mehr richtig, schlinge immense Portionen in mich hinein, bei denen jedem anderen schlecht werden würde. Tut es mir letztendlich auch, aber ich erleichtere mich ja dann auch im Anschluß. Manchmal schaffe ich es wirklich gerade so noch bis zur Toilette. Dann bin ich dermaßen vollgefressen, daß man mich schon hinrollen könnte.

Manchmal war es einmal in der Woche, dann kam es täglich vor. Ging auch mehrmals am Tag. Kaum kotzen gewesen, ging die Fresserei wieder los. Da verbrachte ich quasi den ganzen Tag nur mit Essen und Kotzen. Sehr schlimm. Aber wenn ich nun wieder mal rückfällig werde, beschränkt es sich auf einmal am Tag und kommt auch meist nicht öfter als einmal in der Woche vor. Was ich auch schon für einen großen Fortschritt halte.
Die Hormone sind total durcheinander. Habe mal gelesen, daß der Serotoninspiegel im Gehirn, der für Depressionen verantwortlich ist, nicht im Gleichgewicht ist. Müßte demnach mit Medikamenten behandelbar sein. Wenn das so einfach wäre: Pillchen schlucken und man hätte kein Bedürfnis mehr zu Fressen und Kotzen, würde ich es sofort machen. Sind eben Antidepressiva. Das können ganz schöne Hammer sein!

Gestern abend bin ich aber auch wieder rückfällig geworden und total enttäuscht von mir. Die Meisterschaft kann ich jetzt total in den Wind stecken, habe mir eine Verletzung am Knie geholt. Konnte gestern kein Gewicht auf das Knie bringen und Treppensteigen war auch absolut unmöglich. Werde dann mal heute Nachmittag noch zum Orthopäden gehen. Und das hatte mich dann wieder runtergezogen, daß Training und Turnier nun erstmal wieder ausfallen. Dann kam evtl. noch meine Unzufriedenheit über den Verlauf der ersten Therapiesitzung hinzu. Und eh man sich versieht, hängt man eben wieder über der Kloschüssel, es ist echt ätzend. Dabei war ich so stolz, daß ich fast zwei Wochen anfallsfrei war.

Mit deinem Freund wünsche ich dir nur alles erdenklich Gute. Du brauchst jemanden, der viel Verständnis und Liebe dir gegenüber aufbringen kann. Mit dieser Krankheit zu leben und von ihr loszukommen ist weißgott nicht einfach.
Ich weiß gar nicht, ob ich gern eine Beziehung hätte. Denke, daß es in Ordnung ist, so wie es gerade bei mir läuft. Habe keine Verpflichtungen und ne Menge Spaß mit ihm. Hoffe, das bleibt so.

Berichte mal, wie es bei dir in der Therapie lief. Drücke dir die Daumen und wünsche dir viel Kraft und Energie dafür heute!

Liebe Grüße

Stella
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stella01 ist offline  
Alt 13.09.2001, 14:23   #52
Nockerl
Senior Member
 
Registriert seit: 09/2000
Beiträge: 938
Liebe Stella!

Was ist es denn eigentlich, in dem du zur meisterschaft antreten würdest? das ist natürlich furchtbar schade, daß es nicht klappt, aber sei nicht all zu traurig darüber. positiv gesehen, bleibt dir die enttäuschung erspart, daß deine mutter nicht zusehen kann. (hilft jetzt wahrscheinlich nicht viel, und ist ein saudummer ratschlag)

eigentlich hatte ich deinem posting nach nicht so den eindruck als wäre die therapiesitzung schlecht gelaufen. und vor allem kannst du es ja schon als wahnsinnssuperfortschritt ansehen, daß du hingegangen bist. echt, weil nach 1,5 jahren sehen viele noch nicht einmal ein, daß das krankhaft ist und behandelt gehört.

ich bin heute irgendwie wieder extremen stimmungsschwankungen unterlegen. in der früh war ich voll optimistisch, auch was das büro und die arbeit angeht. mittlerweile geht mir schon wieder alles auf die nerven. das einzige was ich wirklich mache ist mich heute irgendwie richtig auf die therapie vorzubereiten. eh zum ersten mal, ansonsten hab ich immer nur irgendwas dahergeredet. aber ich hab mir sämtliche emails und sonstige schreiben ausgedruckt und chronologisch meine aussagen festgehalten, die für mich halt wichtig erscheinen. und gestern hab ich sogar noch elendslang ins tagebuch reingekritzelt, was mir gerade so durch den kopf gegangen ist.

ich fühl mich schon wieder ziemlich anfallsfreudig... mühselige geschichte. hab eh schon ein sackerl gummibärchen vertilgt, und jetzt ein schlechtes gewissen.

das verkriechen kenn ich auch gut. hab schon wochenendenlang unter der bettdecke verbracht oder nur zu hause gesessen und gefressen, was alles noch schlimmer gemacht hat. da wird man dann noch depressiver. aber irgendwo trau ich mich dann auch nicht unter leute. richtiggehend panik hab ich da. und manchmal wüßte ich auch gar nicht was ich mit wem reden sollte, weil ich so mit mir selbst beschäftigt bin, oder mich so mies und häßlich und dumm fühle.

Von medikamenten halt ich eigentlich nicht viel. ich denke die überdecken nur und wenn man sie absetzt kommt alles dreifach und vierfach zurück. ich hab noch nie welche genommen, aber ich will auch keine nehmen. ich will mich von mir aus zufrieden fühlen und spaß haben.


Ich hatte auch oft das gefühl, daß ich erst wieder eine beziehung eingehe, wenn ich die bulimie besiegt hab und "clean" bin, und dann kam mir das internetgschichtel dazwischen. aber ich bin echt froh, weil ich sehe, daß ich nicht beziehungsunfähig bin, sondern daß es die anderen waren.

dein exfreund ist ja auch ein ganz besonders hilfreicher und unterstützender mensch. sei froh, daß er das weite gesucht hat. was soll denn sowas, jemanden zurückhaben wollen, nur weil er ein paar kilo leichter ist.... also, den hasse ICH ja schon, nur vom hörensagen....

ich mein, mein jetziger freund ißt auch oft am abend, und spät, aber ich ess da nie mit, und er versteht das auch... komischerweise hab ich aber am wochenende wenn wir den ganzen tag zusammen sind und zeit haben, überhaupt kein problem mit essen und ess auch normal...

verrückte welt, manchmal denk ich mir, ich bin irgendwie nicht ganz dicht, weil es weiß gott leute gibt, mit schwerwiegenderen problemen, die nicht solche anwandlungen haben wie ich... bei mir ist ja absolut nichts vorgefallen. kein mißbrauch, keine mißhandlung, oder sonst was... und dann sowas.... (ich red schon wieder unsinn, aber ich bin grad total müde und neben mir)

lg

nockerl





[Geändert von Nockerl am 13.09.2001 um 14:27 Uhr]
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Nockerl ist offline  
Alt 14.09.2001, 10:33   #53
stella01
Junior Member
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Registriert seit: 08/2001
Beiträge: 33
Guten Morgen Nockerl.

Ich tanze Turnier und hätte sehr gern die Meisterschaft getanzt. War gestern beim Orthopäden wegen dem Knie. Der konnte aber nichts feststellen und hat mir eine Salbe gegen Prellungen mitgegeben. Er vermutet einfach, daß es eine Überlastung ist und muß mich nun eine Woche lang schonen, also keinen Sport. Das ist nun das 100%ige Aus der Meisterschaft. Ob meine Mutter nun mitkommt oder nicht ist mir egal. Sie interessiert sich ja nicht für mich und meine Hobbies, würde sich sicherlich nur langweilen. Mein Vater hätte sich das nicht zweimal sagen lassen und sogar die Videokamera mitgenommen.

Manchmal frage ich mich, wie sich ein so intelligenter, liebenswerter und besonderer Mensch mit jemandem, der extrem unter dem eigenen Niveau sich befindet, abgeben konnte. Daß es Liebe war, kann ich ihm nicht glauben. Vielleicht war es einfach der Kinderwunsch, den ihm seine erste Frau nicht erfüllen wollte. Ich ertappe mich immer wieder dabei, diese negativen Gedanken ihr gegenüber zu haben. Sie ist doch meine Mutter. Warum kann ich ihr keinen Respekt entgegenbringen wie auch meinem Vater? Lieben, glaube ich, werde ich sie wohl nie können.

Ich weiß gar nicht so recht, was ich nun von der Therapie halten soll. Logisch, daß sie nicht sagt: Kein Problem ich kann sie heilen und dafür machen sie einfach das, das und das. Sicherlich bin ich ungeduldig.
Finde ich total klasse, daß du dich intensivst auf deine Sitzung vorbereitet hast. So weißt du schon mal, was du ihr sagen kannst. Aber letztendlich wird sich das Gespräch entwickeln und du kannst gar nicht alles einbringen, womit du dich beschäftigt hast. Aber es ist auch für dich und deine Gefühlswelt gut, wenn du dich damit auseinander setzt. Dafür mußt du nicht immer zur Therapie. Tagebuch führe ich gar nicht. Habe ich nicht die Nerven dafür. Hatte ich mal versucht und dann immer vergessen reinzuschreiben.

Das Verkriechen wird jetzt nicht mehr so einfach werden für mich. Mein bester Freund weiß ja nun Bescheid. Aber da ich ja eine Künstlerin im Schauspielern bin und er ja bis zu unserem Gespräch gar nichts gemerkt hatte, könnte ich ihm sicher irgendwas erzählen, was er mir dann glauben würde. Schließlich kennt er sich ja nicht aus mit der Krankheit. Der Arme, er weiß noch gar nicht, was da auf ihn zukommen wird.

Von Medikamenten halte ich auch nicht viel. Hatte eben lediglich gelesen, daß der Neurotransmitter Serotonin für die Depression verantwortlich ist. Medikamente sind natürlich keine Lösung. Ich hätte direkt nach dem Tod meines Vaters auch Antidepressiva nehmen können. Aber ich hatte Angst davor und wollte es aber auch lieber aus eigener Kraft schaffen. Und das habe ich ja auch. Zumindest was den Tod betrifft. Meine Mutter hatte sie genommen und beim Absetzen kam dann das böse Erwachen.

Vielleicht bin ich ja beziehungsunfähig geworden und lehne mich deshalb so strikt gegen eine feste Partnerschaft und finde es deshalb besser eine Affaire zu haben. So habe ich noch meinen ganzen Freiraum für mich, keine Verpflichtungen und kann vor allem meine Krankheit besser verheimlichen. Manchmal sitze ich einfach nur da und könnte losheulen, was für ein elendes Leben ich doch führe. Dann beneide ich andere, die nicht unter so nem Mist leiden. Ich hätte viel lieber andere Sorgen, ein Geldproblem oder so. Da kann man einfacher was dagegen machen und muß deswegen nicht in Therapie. Ob ich jemals "clean" werden kann? Es macht mir schon Angst ehrlich gesagt, wenn ich höre, daß du nach 6 Jahren und 8 Monaten Therapie immer noch oft rückfällig bist. Dann frage ich mich, ob ich überhaupt jemals geheilt werden kann? Ich möchte dich bitten, das jetzt nicht auf dich persönlich zu beziehen. Daß wir uns austauschen tut mir sehr, sehr gut. Auch die Ebene, auf der wir das tun. Wir sind ja schon recht offen. Wenn einer meiner Freunde das hier lesen würde, ohne zu wissen, daß ich krank bin, würden die mich sofort hier erkennen. Soviel zum Thema Offenheit. Außerdem ist ja auch wichtig für mich, daß ich mir jetzt nichts vormache. Nur weil ich ihn Therapie nun gehe, muß ich nicht automatisch geheilt werden. Kann ein Prozeß meherer Jahre sein, das weiß ich. Deswegen sei bitte weiterhin so ehrlich.

Ich denke auch manchmal, daß ich sie nicht mehr alle an der Klatsche habe. Da ist nun die Hölle los in den USA und ich versinke im Selbstmitleid.

Wie war denn deine Therapie gestern? Bist du zufrieden? Hat dir deine Vorbereitung darauf geholfen?

Liebe Grüße

Stella
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stella01 ist offline  
Alt 14.09.2001, 13:10   #54
söckli
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Registriert seit: 08/2001
Beiträge: 533
Ich finde es total mutig von dir das hier zu erzählen hoffentlich erzählst du es irgenwann deinem Arzt. Aber du hast recht, er kann dir nicht helfen, solange du es verweigerst. Nur du kannst dir helfen. Du musst nur den Mut dazu finden hilfe anzunehmen.
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söckli ist offline  
Alt 14.09.2001, 14:30   #55
stella01
Junior Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 08/2001
Beiträge: 33
@söckli

Wie meinst du das? Ich habe doch schon den Schritt getan und habe mir eine Therapeutin gesucht. Ob ich Vertrauen zu ihr aufbauen kann, wird sich erst im Laufe der nächsten Sitzungen noch zeigen. Eine Sitzung dauert bei ihr 45 Minuten. In meinem Leben ist schon so viel passiert, daß ich noch eine Menge Sitzungen benötigen werde. Und ich habe ja auch schon zwei Freunde eingeweiht. Ich bin auch ehrlich gesagt inzwischen ganz happy darüber, mit meinem Problem nicht mehr alleine zu sein.

Stella
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stella01 ist offline  
Alt 14.09.2001, 14:42   #56
Nockerl
Senior Member
 
Registriert seit: 09/2000
Beiträge: 938
liebe Stella!

Was du da über deine mutter sagst, klingt für mich ziemlich hart. aber ich kann es nachvollziehen. denn auch ich habe oft phasen, in denen ich meine eltern abgrundtief hasse. natürlich ist da dann immer das schuldgefühl dabei, weil man soll ja seine eltern lieben und ehren. seine eltern kann man sich leider nicht aussuchen, aber ich glaube auch, daß man sich manchmal zu sehr in eine sache verbohrt. so wie du jetzt nur die negativen sachen an deiner mutter siehst. ich sehe auch oft nur die negativen eigenschaften an meinen eltern. aber ich habe mich vorgestern echt hingesetzt und aufgeschrieben, was mich an meinen eltern stört, warum ich mit ihnen mitleid habe und welches verhältnis ich gerne zu ihnen hätte. vielleicht solltest du einmal ganz bewußt suchen, ob du nicht positive eigenschaften an deiner mutter entdecken kannst. das tagebuchschreiben ist mir auch immer auf die nerven gefallen, aber mittlerweile brauch ich das richtig, weil einem so viel klar wird, wenn man das schwarz auf weiß geschrieben sieht. ich drucke mir mittlerweile auch die sachen aus, die ich hier so von mir gebe, weil da oft brauchbare elemente dabei sind, die mir erst nach oftmaligem durchlesen richtig bewußt werden. und irgendwo ist das hier ja auch wie ein tagebuch.

die therapie gestern war gut. ich hab ihr wirklich alles vorgelesen und bei manchen sachen geweint, und da hab ich dann gemerkt, was mir wirklich zu schaffen macht.

ich glaube, auch wenn du geldprobleme hättest oder ähnliches, es würde sich immer mit bulimie ausdrücken, weil das ja einfach nur ein symptom ist. die wahren probleme sind ganz andere. bulimie ist ein mechanismus zum problemverdrängen oder ein ersatz für die lösung des problems. so seh ich das ungefähr. auch wenn das jetzt in amerika tragisch ist, viel kann man als individium ja nicht dazu beitragen. ich finde es auch tragisch, und habe auch ein bissl angst vor dem was da noch auf uns zukommt, aber unter kontrolle bringen kann ich keine wahnsinnigen, die glauben unschuldige menschen für ihre machtgier opfern zu müssen. ich verstehs einfach nicht, wie ein mensch derart bösartig und machthungrig sein kann, tausende unschuldige dafür büßen zu lassen, weil sie eine andere religion oder staatsangehörigkeit haben. fakt ist doch, daß du für dich in deiner "kleinen" welt ein problem hast, daß dich beschäftigt, und das ist klar, daß dieses im vordergrund steht. weil es dich ja direkt betrifft.

ich glaube nicht, daß du beziehungsunfähig bist. ich für meinen teil habe immer geglaubt nie eine richtige beziehung aufbauen zu können in der ich mich selbst wohl fühle. und manchmal habe ich heute noch zweifel,... einmal nach einer therapiestunde ist herausgekommen, daß ich ein näheproblem habe, und danach war ich ziemlich fertig, aber das war eigentlich sofort weg, als ich meinen jetzigen freund kennengelernt habe. ich glaube einfach,daß es eine sache von vertrauen ist. ich vertrau ihm wirklich voll und ganz und bin mir sicher, daß er hinter mir steht. manchmal hab ich zwar phasen, in denen ich wieder zweifel, aber ich kann ihm das erzählen und das ist das wichtige. weil nach dem loswerden meiner gefühle an die richtige adresse alle zweifel schall und rauch werden. ich denke das liegt viel mit der inneren einstellung zusammen und der bereitschaft nicht alles in sich reinzufressen, sondern aus sich herauszugehen und sich anderen zu öffnen. komischerweise schaffe ich das mit meinen eltern noch nicht, weil mir da noch immer die angst im nacken sitzt. und es geht auch nicht von heute auf morgen, sondern ist ein sehr langsamer prozess. so wie die heilung der bulimie. ich bin mir ziemlich sicher, daß ich nie ganz meine angst vor dem zunehmen verlieren werde, aber ich glaube, daß es möglich ist die kotzerei aufzugeben. und rückfälle kommen halt vor, aber man sollte die vielleicht auch nicht überbewerten. der letzte rückfall war etwas langatmig, sicher 3 wochenoder 4 wochen lang... aber ich habe heute das gefühl, ich bin wieder über den berg. es ist alles gar nicht so schlimm, wie ich mir das ausgemalt habe. und ich habe wieder eine neue perspektive erhalten dinge zu sehen. dazu brauch ich aber anscheinend die rückfälle, weil ich nach jedem rückfall eine stufe höher kletter. *schwafel*

was mir heute aufgefallen ist ist, daß man komischerweise immer zum richtigen zeitpunkt die richtigen leute zu treffen scheint. ich habe heute auch wieder jemanden getroffen, der mir aus meiner situation heraushelfen kann. leider bin ich auch furchtbar ungeduldig, und das wird noch ein bissl dauern bis in der richtung was weitergeht. aber das gibt mir doch wieder hoffnung.

ich merke zum beispiel auch, wie ich ruhiger werde in mir drinnen und nicht mehr jede kleinste kleinigkeit als problem auffasse. für meine mutter ist es schon ein problem wenn sie draußen wäsche aufhängen will und es regnet (ist jetzt sehr übertrieben und nicht ganz wahr, aber so ähnlich halt)ich weiß genau, wie mein lösungsvorschlag für mich selbst aussieht. der ist verdammt hart, aber ich muß meine eltern mit meinen ansichten über sie konfrontieren. noch hab ich den mut nicht dazu, aber ich spüre irgendwie, daß ich das schaffen werde irgendwann und das gibt mir auch wieder auftrieb.

so, das war wieder elendslang, aber ich hoffe mein geschreibsel hilft dir ein bissl weiter,.....

ich wünsche dir ein supertolles wochenende und möchte dir eigentlich noch sagen, daß ich glaube, daß du auf dem richtigen weg bist, weil du selbst etwas dazutust um aus dieser situation rauszukommen. und es gibt sicher auch viele stillstände, rückfälle etc. aber das wichtigste ist immer, daß du den anfang gemacht hast und daß du auf dich selbst deswegen stolz sein kannst und hoffentlich auch bist.

lg
nockerl
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Nockerl ist offline  
Alt 15.09.2001, 10:20   #57
Protea
Member
 
Registriert seit: 01/2001
Beiträge: 128
HEy!

Kennst Du http://www.hungrig-online.de

Dort gibt es ein ähnliches Forum wie hier, für Leute mit Ess-Störung.

LGP
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Protea ist offline  
Alt 15.09.2001, 15:01   #58
stella01
Junior Member
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Registriert seit: 08/2001
Beiträge: 33
Hallo Protea,

danke für deinen Tip. Ich kenne eine Menge der Seiten für Eßgestörte. Habe auch schon mal dort in den Foren was geschrieben. Aber es ist irgendwie "anders" als hier. Hier gefällt es mir irgendwie dann doch besser.

Ein schönes Wochenende wünsche ich dir

Stella

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stella01 ist offline  
Alt 17.09.2001, 10:33   #59
stella01
Junior Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 08/2001
Beiträge: 33
Liebe Nockerl.

Gestern habe ich meine Mutter zum Flughafen gebracht, sie ist nun für zwei Wochen im Urlaub und ich habe meine Ruhe. Aber ganz so einfach ist das auch wieder nicht. Wir verstehen uns zwar nicht und ich bin auch enttäuscht von ihr und entsetzt, wie sich mir gegenüber verhält. Aber hassen, ich glaube hassen tue ich sie dennoch nicht. Sie ist doch irgendwie auch meine Mutter. Ich muß gestehen, daß ich gestern Angst hatte, sie zum Flughafen zu fahren. Mir gingen Sätze durch den Kopf wie: Was ist, wenn ihr Flugzeug auch entführt wird (alle rechnen mit Anschlägen auf Amerika bloß, da wäre das "unerwartet")? Wenn ihr im Urlaub etwas passiert? Ich hätte große Angst davor, sie auch noch zu verlieren, dann Vollweisin zu sein. Ich muß gestehen, daß ich gestern erstaunt über meine Gefühle war, freute ich mich doch in den vergangenen Wochen so sehr auf ihre Abreise. So kalt, wie sie es mir immer vorwirft, bin ich dann wohl doch nicht. Was mich aber etwas beunruhigt: Sie hat noch nicht angerufen, daß sie gut angekommen ist. Hoffe, sie holt das heute nach.

Ich habe mir einmal Gedanken über das gemacht, was du geschrieben hast. Es ist viel einfacher, die negativen Seiten an einem Menschen zu betrachten, wenn man sich mit ihm nicht versteht. Es ist wie eine Bestätigung. Aber wenn ich dann mal genau überlege, finde ich auch positive Eigenschaften bei meiner Mutter. Z. B. als ich meine schriftlichen Abiprüfungen vor zwei Jahren schrieb, stand sie gemeinsam mit mir auf und wir frühstückten. Sie hatte mir extra frische Brötchen gebacken, belegt und noch Nervennahrung wie Schokolade und Traubenzucker mit in die Tasche gepackt. War eine sehr liebe Geste. Oder als sie mal Geld gefunden hatte, gab sie es mir, damit ich mir was Schönes davon kaufen sollte. Ich könnte dir jetzt noch viel mehr davon aufzählen. Ich frage mich bloß, warum das so schnell immer in Vergessenheit gerät bei mir. Ach da fällt mir noch ein, daß wir vor ca. einem Monat mal einen Mutter-Tochter-Abend gemacht haben. War auch schön, haben Rotwein getrunken und zusammen geklönt. War ein sehr schöner Abend. Bloß währen die schönen Momente nicht lange...

Das freut mich sehr zu hören, daß du über den Verlauf der Therapiesitzung zufrieden bist. Deine Gefühle, die du schriftlich verbalisiert hast hier im Forum oder auch im Tagebuch, ihr vorzulesen halte ich auch für eine super Idee. Bei mir könnte ich mir das aber noch nicht vorstellen, wir sind einfach noch zu sehr am Anfang. Ich muß ihr noch von allen Hintergründen erzählen. Und dazu gehört erst einmal das Verhältnis zu meinem Vater (habe ich bereits angerissen), zu meiner Mutter (habe ich noch mit keinem Wort erwähnt, vielleicht weil es mir schwer fällt und vielleicht auch der Knackpunkt ist), zu Männern, zu Freunden, zum Essen, etc.

Du sagst, daß Bulimie ist ein Mechanismus zum Problemverdrängen oder ein Ersatz für die Lösung des Problems sei. Meine Therapeutin machte es sich aber letzte Woche so einfach und stellte einfach mal in den Raum, ob es denn nicht sein könnte, daß ich einfach nur gern esse. Ich halte das aber für zu simpel. Würde ich sonst in den Teufelskreis wieder verfallen, wenn es mir schlecht geht, ich allen bin, etc.?

Ich habe mir auch mal meine Gedanken gemacht, was ich von der Therapie überhaupt erwarte oder welches Ergebnis ich mir davon verspreche. Ich wünsche mir sehr, den Schlüssel zu meiner Seele, zu meinen Problem, die ja momentan im Unterbewußtsein zu sein scheinen, zu finden. Ob ich jemals geheilt werden kann, weiß ich nicht. Jedenfalls möchte ich symptomfrei werden, also keine Anfälle mehr bekommen. Ob ich jemals wieder ein normales Verhältnis zu meinem Körper haben kann, ist auch fraglich, es ist einfach eine Frage der Ästhetik.

Ich gebe dir da vollkommen recht. Auch wenn ich es mir nicht immer erklären kann. Aber alles hat im Leben seinen Sinn. Wenn ich mir etwas wünsche (nichts Materielles, z. B. einfach nur wieder einen neuen Tanzpartner, etc.) und es nicht bekommen kann, so ist das so eine Art Schutz. Dann steht evtl. im Leben etwas Anderes im Vordergrund, um das man sich dann nicht in dem Ausmaß gekümmert hätte, wie es notwendig gewesen wäre. Alles zur rechten Zeit am rechten Ort. Man lernt Leute kennen, die einem wichtig sind oder bestimmte "Tore öffnen" können. Inwiefern kann dir denn der Mensch helfen, den du getroffen hast? Einen neuen Job zu finden? Drücke dir da mal ganz fest die Daumen!

Ich habe mir übrigens mal ein Buch über die Bulimie und Magersuchtgekauft: Alice im Hungerland.

Alles Liebe

Stella
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stella01 ist offline  
Alt 17.09.2001, 13:05   #60
Nockerl
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Registriert seit: 09/2000
Beiträge: 938
Liebe Stella!

Wenn Du nicht gerne essen würdest, dann hättest du wahrscheinlich anorexie. aber es ist alles eine ausdrucksform, daß probleme nicht alleine bewältigt werden können. ich habe noch ziemlich intensiv dieses wochenende nachgedacht, und am sonntag hatte ich plötzlich das gefühl es löst sich wieder ein brocken in mir. ich war bei meinen eltern und habe ganz normal mit ihnen geredet, und wenn mir was nicht gepasst hat, dann hab ich mich nicht geärgert, sondern hab mir genau überlegt warum sie das jetzt machen. mittlerweile gehen diese überlegungen bereits schneller und automatischer. ich hab mir fest vorgenommen meinen eltern nochmal einen brief zu schreiben und ihnen meine denkweise ihnen gegenüber zu erklären. sie mögen es verstehen oder nicht. aber irgendwann müssen auch sie mit ihren fehlern konfrontiert werden. ich hab so das gefühl, ich bin plötzlich eine stufe höhergeklettert. ich bin wieder ruhiger. den drang zu essen hab ich zwar immer noch, aber ich kann ihn oft abwenden. ich merke auch, daß ich den drang verspüre wenn ich glaube mit irgendetwas überfordert zu sein. und komischerweise gibt es täglich situationen in denen ich mich überfordert fühle. wenn beruflich mal alles klappt, dann gibt es irgendwelche sachen mit meinem freund in die ich mich reinsteigere.

ganz schaffe ich es auch noch nicht nur die positiven seiten an menschen zu sehen. komischerweise hab ich auch oft gemerkt, daß es mir schwer fällt mich positiv zu etwas zu äußern. wenn mich jemand fragt wie ich ihn sehe, dann kommen mir garantiert zuerst negative eigenschaften in den sinn und für positive muß ich elendslang überlegen, weil mir die formulierung dazu fehlt,...

der typ, mit dem ich mich da getroffen habe, hat einen weg entwickelt um menschen aus lebenskrisen herauszuhelfen und braucht noch versuchskaninchen. und ich hab mal angedeutet, daß ich mich gerne zur verfügung stellen würde. hilfts nix, schadets nix. und angeblich liegt die bisherige erfolgschance bei 100%.

wann hast du denn wieder therapie?

bei mir hat das ur lange gebraucht, bis ich so weit war mein innerstes dort auszubreiten. und auch heute kann ich es nur wenn ich selbst über mich lache. außer sie sieht mich nicht an. da hab ich sogar geschafft zu heulen. ist schon komisch.

hoffe es geht dir gut und freu mich wenn du dich wieder meldest.

lg

nockerl
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Nockerl ist offline  
 

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