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Alt 27.08.2001, 23:12   #1
stella01
Junior Member
 
Registriert seit: 08/2001
Beiträge: 33
Hallo ihr Lieben.
Ich wende mich mal an euch, weil es mir recht schlecht geht. Daß mit mir etwas nicht stimmt, weiß ich. Aber erzählt habe ich es bloß noch keinem meiner Freunde, auch nicht meiner Familie. Ich schäme mich so entsetzlich. Es ist schon eine arge Belastung, denn ich habe Bulimie. Ist irgendwie auch gar nicht einfach, das hier aufzuschreiben, aber einfacher wegen der Anonymität.
Habe die Krankheit schon seit einem Jahr. Wann es genau anfing weiß ich gar nicht mehr.
Fange einfach mal von vorne an. Ich war ein glückliches Kind, das von seinen Eltern absolut geliebt wurde. Meine Eltern hatten ab meinem Alter von 4 Jahren nicht mehr die nötige Zeit, sich um mich zu kümmern, so daß ich immer bei meiner Oma war. Sie meinte es gut mit mir, stopfte mich immer voll, frei nach dem Motto: Kind, du mußt essen, damit du groß und stark wirst. Faktum war jedenfalls, daß ich mich zu einem pummeligen Kind entwickelt habe. Das hat sich aber wieder verwachsen, so daß ich in der Pubertät wieder eine völlig normale Figur hatte. Während meiner letzten Beziehung bin ich dann wieder aufgegangen wie ein Hefekloß, wog dann bei einer Körpergröße von 1,68m 77kg. Mein Ex hatte eben die Angewohnheit immer spät abends essen zu müssen und das dann entweder in der Pizzeria oder bei Mc Donalds. Und sind wir doch mal ehrlich: Es ist schrecklich daneben zu sitzen und einfach nur zuzuschauen. Also habe ich natürlich mitgegessen und mir die Kilos innerhalb von 2,5 Jahren angefressen. Ich war total unglücklich, habe mich absolut nicht wohlgefühlt in meiner Haut, wollte unbedingt abnehmen. Aber irgendwie fehlte mir die Kraft dazu und Unterstützung bekam ich von ihm auch nicht, stattdessen immer nur Sprüche zu hören, daß ich was tun müsse und nicht permanent jammern solle. Jedenfalls kam dann irgendwann die Trennung, was mich zutiefst getroffen hatte. Dermaßen, daß ich die ersten 2 oder 3 Tage (ich weiß es schon gar nicht mehr) überhaupt nichts essen konnte. Fing dann mit der Zeit an, auch mehr für mich zu tun, hatte meine Ernährung umgestellt, weniger gegessen, nicht mehr so viel Süßes, Cola durch Wasser ersetzt und mit dem Joggen begonnen. So nahm ich ab. Innerhalb eines halben Jahres ca. habe ich dann nur noch 59kg gewogen und mich rundum wohl gefühlt. Es war einfach toll. Alle, die ich kannte waren positiv überrascht und äußerten auch mir gegenüber, wie toll ich aussehen würde, richtig sexy. Ich habe mir Klamotten gekauft, in denen ich viel Figur gezeigt habe, mir hat es einfach Spaß gemacht zu zeigen, was ich geschafft habe. Betreibe auch einen Sport, bei dem es von Vorteil ist schlank zu sein. Und 18kg abzunehmen, das muß einem erst einmal jemand nachmachen. Dieses neue Gewicht habe ich dann auch ein Jahr halten können. Bis letztes Jahr eben. Ich weiß nicht wieso, aber auf einmal bekam ich einen Heißhunger auf all die Sachen, die ich mir verboten hatte. Konnte natürlich nicht widerstehen. Habe mich geärgert und auch dadurch zugenommen, so daß ich dann irgendwann wieder auf 68kg kam (was bei einer Größe von 1,68m ja noch normal ist). Aber wer einmal Blut geleckt hat, sprich wer einmal weniger gewogen hat, der will es auch wieder. Also fing ich irgendwann an, mir den Finger in den Hals zu stecken, um dann den "Fehler" wieder einigermaßen "ausbügeln" zu können, also nicht zuzunehmen. Habe gemerkt, daß ich wieder mehr essen kann, ohne großartig zuzunehmen. Natürlich klappt das auch nicht immer. Manchmal ißt man eben doch normal und dann kommt wieder so eine Freßattacke. Aber irgendwie bleiben dann "Reste" im Körper, die dieser sofort ansetzt. Es ist ein ewiges Hin- und Her mit meinem Gewicht. Ich wiege das ganze Jahr zwischen 62 und 68kg. Ich frage mich wirklich, daß sich niemand deswegen wundert. So ist es auch kein Problem für mich mal locker 1 - 1,5kg pro Tag zuzunehmen, wenn ich mir es "erlaube" (also das Essen in mir behalte), nachdem ich was gegessen habe, was nicht erlaubt ist (das kann schon mal eine ganze Prinzenrolle sein und zwei Tafeln Schokolade). Das muß doch nach außenhin auffallen. 1kg! Manchmal sind die Tage einfach schrecklich, dann pendele ich zwischen Kühlschrank und Toilette nur hin und her. Das sind Tage, an denen ich allein bin. Und daß meine Mutter auch nichts sagt oder merkt, einfach unbegreiflich. Aber ich würde auch nicht wollen, daß sie was sagt. Es gibt Tage, da esse ich eine ganze Packung Eis, 1 Tiefkühlpizza, 6 belegte Brote, 5 Joghurts, 1 Fertigkuchen, 6 Tafeln Schokolade, Gummibärchen, Chips, trinke dazu 3 Flaschen Leitungswasser, undundund. Dann geht es mir dermaßen schlecht, daß ich es mit Mühe und Not gerade noch zur Toilette schaffe. Und solche Attacken kommen manchmal mehrmals pro Tag. Dann gibt es aber auch wieder Tage, an denen esse ich so gut wie gar nichts oder nur Obst und dann ist der "Fauxpas" auch wieder glattgebügelt.
Ich bin mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem ich mir sage, daß ich so nicht mehr weiterleben möchte. Mangelerscheinungen im Sinne von Haarausfall oder schlechten Blutwerten habe ich glücklicherweise nicht. Aber mein Stoffwechsel ist absolut im Eimer. Ich habe sogar regelrecht Angst, wieder normal zu essen, also richte Mahlzeiten am Tag, die ich dann in mir lasse. Wegen meinem Stoffwechselproblem war ich schon beim Arzt gewesen, habe ihm aber die Geschichte der Bulimie verschwiegen. Habe ich einfach nicht geschafft, ihm zu erzählen. Natürlich konnte er mir nicht helfen. Habe aber auch Angst, zum Psychater zu gehen (ich weiß, daß Therapie von Nöten ist), weil ich dann wieder zunehme, weil mein Stoffwechsel nicht funktioniert. Es ist einfach ein elender Kreislauf... Am liebsten wäre mir, ich würde es allein irgendwie schaffen.
stella01 ist offline  
Alt 27.08.2001, 23:12 #00
Administrator
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Alt 28.08.2001, 01:50   #2
xtine
Special Member
 
Registriert seit: 09/2000
Beiträge: 5.082

[Geändert von xtine am 19.11.2001 um 13:02 Uhr]
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xtine ist offline  
Alt 28.08.2001, 08:26   #3
stella01
Junior Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 08/2001
Beiträge: 33
Liebe xtine,

danke erstmal, daß du dir die Zeit genommen hast. Aber es ist verdammt schwer. Wenn es so einfach wäre, hätte ich es schon längst jemandem meiner Freunde erzählt, aber ich habe entsetzliche Angst davor, verurteilt oder in eine Schublade gesteckt zu werden. Könnte auch nicht mit der Vorstellung leben, wie sich vorstellen, wie ich über der Kloschüssel hänge. Könnte auch nicht mit gutem Gewissen mit ihnen zusammen essen (gelegentlich erlaube ich mir ja auch das Essen und nehme deswegen zu), aus Angst daß sie denken, daß ich dann brechen gehe.

Woran es genau liegt, weiß ich gar nicht. Ich war sogar mal für ein halbes Jahr "clean". Habe Ende letzten Jahres meinen Vater verloren. Klingt jetzt vielleicht lustig, aber ich glaube an ein Leben nach dem Tod. Glaube, daß er mich sehen und über mich wachen kann. Und mein Vater war mir der allerliebste Mensch, den ich hatte. Mir war es einfach peinlich, mich vor ihm zu erniedrigen und in diesem halben Jahr habe ich keine Anfälle bekommen. Dann vor kurzem habe ich meine Ausbildung beendet und warte noch bis im Wintersemester die Uni losgeht. Habe jetzt einfach viel zu viel Zeit. Seit ein oder zwei Monaten ist es dann wieder losgegangen. Das ist total schlimm. Da geht es den ganzen Tag gut, auch wenn ich normal gegessen habe (sprich eine ganz normale Mahlzeit, die meine Mutter gekocht hat). Schlimm ist es dann, wenn ich nachts nachhause komme. Dann renne ich erst mal zum Kühlschrank stopfe in mich rein. Das geht ja schon während der Autofahrt los, daß ich mir überlege, was wir dahaben, was ich wieder mal reinstopfen könnte.

Mein Selbstbewußtsein war nie das beste. Als ich dann die 18kg abgenommen hatte ging es mir super. Ich wirkte auf andere dermaßen selbstbewußt, was ich mir bis heute nicht erklären kann. Selbstbewußt, weil ich eine super Figur hatte. Mittlerweile bin ich "anders" selbstbewußt geworden. Ich habe gemerkt, daß ich eine Persönlichkeit bin, und daß ich ne Menge super Eigenschaften habe (Intelligenz, Verständnis, um nur mal ein paar zu nennen), um die mich andere sogar beneiden. Ich sehe ganz passabel aus meiner Meinung. Hätte ich dieses Problem nicht mit der Eßsucht, wäre ich sogar fast perfekt. Klingt komisch, ich weiß...

Wie soll ich denn versuchen, nach einer Attacke, das ganze in mir zu behalten? Mir ist dermaßen schlecht, daß ich mich schon kaum noch zur Toilette hinbewegen kann. Dort angekommen, geht es dann auch schon gleich raus. Muß da schon gar nicht mehr richtig nachhelfen.

Das mag jetzt vielleicht blöd klingen, aber wie findet man heraus, was einem im Leben fehlt?

Ich weiß, daß ich Hilfe von Nöten wäre, aber auch, daß wenn sie mit Zunehmen in Verbindung steht, ich sie nicht oder noch nicht annehmen kann. Gerade das Zunehmen ist ja mein Problem, wie soll ich es dann zulassen?

Du hast geschrieben, daß du auch mal magersüchtig warst. Wie hast du es denn geschafft, da wieder rauszukommen?
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stella01 ist offline  
Alt 28.08.2001, 19:07   #4
xtine
Special Member
 
Registriert seit: 09/2000
Beiträge: 5.082

[Geändert von xtine am 19.11.2001 um 13:03 Uhr]
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xtine ist offline  
Alt 29.08.2001, 13:29   #5
BlackAngelina
Forumsgast
 
Beiträge: n/a
Hi stella!
finde ich echt mutig darüber so offen und ehrlich zu schreiben..ich kann dir genau nachempfinden, wie du dich fühlst, denn ich habe diese krankheit auch schon seit eineinhalb jahren.bei mir wechselt sich das ganze zwischen 2wochen gar nichts essen und fressattacken ab..also alles nicht das wahre..dabei wiege ich nicht zu viel für meine größe würde ich sagen (1.61m 48kilo)..ich komme mir trotzdem immer zu dick vor..aber auf all die leckeren sachen kann ich auch nicht verzichten, deswegen ist das mit der bulimie die perfekte lösung für mich..habe ich gedacht am anfang..tja und jetzt bin ich soweit reingerutscht, dass ich damit gar nicht mehr aufhören kann, da ich sooo viel angst habe wieder zuzunehmen.. meine eltern haben längst bemerkt, was los ist, aber mein vater (bei dem ich wohne) denk, das sei nur eine phase.meine múm weiß es besser tut aber nichts..von selbst würde ich mir nie hilfe holen gehen..ich schäme mich sehr dafür...ich wiedere mich selbst an..jedesmal, wenn irgendetwas schlimmes passiert (sei es schule, freunde oder sonstwas) wird die sache noch viel schlimmer...dann kann es sein, dass ich mich den ganzen tag mit nichts anderem beschäftige als zu essen und zu kotzen..wie zur zeit eben auch, da am wochenende ein sehr guter freund von mir gestorben ist..das reisst mich so runter, dass ich jetzt schon wieder nichts anderes tue als zu essen und zu kotzen und das schon seit 4 tagen...

ich weiß nicht, was ich noch machen soll, aber ich wollte dir nur zeigen, dass hier jemand ist, der dich versteht und weiß wie das ist!
wenn du die kraft hast , dann tu etwas dagegen..ich hab sie nicht!!!

ciao Sarah
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Alt 29.08.2001, 13:54   #6
stella01
Junior Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 08/2001
Beiträge: 33
Hallo Black Angelina,
danke daß du dich gemeldet hast. Es tut unheimlich gut, zu wissen nicht allein zu sein. Naja, so mutig zu schreiben bin ich wohl auch nicht. Hier kennt mich ja schließlich niemand. Aber ich bin mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem ich einfach mein Problem nicht mehr in mich hineinfressen (passend zum Thema, was) kann. Es kann nicht sein, daß sich den ganzen Tag meine Gedanken nur ums Essen kreisen, daß ich jeden beneide, der viel essen kann und dabei noch dünn ist! Wenn ich könnte, würde ich schon lieber gestern als heute damit aufgehört haben. Ich nehme mir das auch jedes Mal wieder vor. Aber es geht einfach nicht. Die Gedanken, die Sucht, sind einfach stärker. Wenn ich mal einen Tag "clean" bin, bin ich mächtig stolz auf mich. Aber leider sind das nur wenige Tage.
Ich hätte nie gedacht, daß ich einmal an so einer Krankheit leiden könnte. Ich kann mir auch partout nicht vorstellen, daß sich niemand aus meinem Freundeskreis nichts dabei denkt. Das fällt doch auf, das ist doch krank so ein Verhalten! Ich war mal sehr nahe dran, einen Freund einzuweihen, aber dann hat mich der Mut wieder verlassen. Ich könnte einfach nicht damit leben, daß er sich vorstellen kann, wie ich über der Kloschüssel hänge...
Und jemand der nicht betroffen ist, kann sich wohl auch gar nicht vorstellen, wie wir uns fühlen, welch Druck auf uns lastet. Die Gesellschaft "erwartet" quasi, daß wir schön und schlank sind. Das wird ja auch in den Medien vorgegeben. Ich bekam ja immer auch nur positive Resonanz, wenn ich dünn war. Ich habe zwar eine Superausstrahlung, die ist auch nicht Fassade. Denn momentan fühle ich mich einfach gut. Ich habe meine Ausbildung, in der ich absolut unglücklich war super abgeschlossen, beginne nun im Oktober mein Studium, habe jemanden kennengelernt, der es mir angetan hat, auch beim Sport läuft es super. Ich kann eigentlich nicht klagen. Genau eigentlich. Denn uneigentlich belastet mich das Problem mit dem Eß-Brech-Attacken. Ich verstehe das nicht. Irgendetwas muß in mir sein, was schief läuft. Wenn ich wüßte, was das ist, würde ich sofort damit aufhören. Mir aber professionelle Hilfe zu holen, davor habe ich Angst. Ich wüßte nicht einmal, wo ich hingehen sollte. Hätte Angst, ihm die Wahrheit auf dem Serviertablett zu präsentieren. Und wenn normal essen in Verbindung mit zunehmen steht, dann schon erst recht nicht. Ich war doch so unglücklich, als ich kräftig war. Ich will das doch nicht schon wieder!!!
Heute abend z. B. bin ich auf einer Geburtstagsfeier eingeladen. Ich mache mir gerade einen unheimlichen Streß, was ich jetzt essen kann, damit ich heute abend ein kleines bißchen was essen kann, damit ich bis morgen nicht zunehme. Denn eines steht fest: Das, was ich heute essen werde, muß drinbleiben.
Wissen deine Freunde Bescheid? Denkst du nicht manchmal auch, daß sie was merken müßten?
Ich bin wirklich froh, daß du mir geschrieben hast.
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stella01 ist offline  
Alt 29.08.2001, 14:13   #7
stella01
Junior Member
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Registriert seit: 08/2001
Beiträge: 33
Hallo xtine,
auch Danke an dich, daß du wieder geantwortet hast. Es muß wahrscheinlich für dich sehr ermüdend für dich sein, zu lesen, daß ich deine Ratschläge nicht so leicht annehmen kann. Ich weiß aber, daß sie gut gemeint sind. Nur sitze ich einfach schon viel zu tief drin, als daß ich gleich damit aufhören könnte.

Die Waage wegschmeißen... Ändert das denn was an der Tatsache, daß ich zwischen Kühlschrank und Toilette torkele?

Was ich nicht verstehen kann, daß ich von heute auf morgen mit dem Brechen angefangen habe. Es ging ja auch die Zeit davor ohne. Hatte meine Gewicht gehalten, dank Sport.

Was mich interessieren würde: Wie hast du es geschafft, dem Heißhunger nachzugeben? Schließlich hattest du dir ja als Magersüchtige quasi verboten zu essen und nur sehr wenig zu dir genommen? Hast du eine Therapie gemacht?

Als ich kurzzeitig aufgehört hatte, ging es mir gut. Aber ich glaube, daß es mir in dem Moment gar nicht gewußt war. Es war halt einfach so. Erst als es dann wieder losging, habe ich registriert, daß ich kurzzeitig "clean" war. Ich glaube aber, daß ich einfach nur abgelenkt war und keine Zeit für die Sucht hatte. Ich merke das immer wieder. Wenn ich unterwegs bin, habe ich gar keine Zeit, um mir Gedanken ums Essen zu machen. Manchmal schaffe ich es auch, mich einfach, wenn ich nachhause komme gleich ins Bett zu legen. Dann schlafe ich und verschwende keine Gedanken daran. Und dann habe ich eben wieder einen Tag geschafft.

So richtig allein bin ich ja eigentlich gar nicht. Ich wohne mit meiner Mutter zusammen. Eine WG kann ich mir nicht leisten. Meine Mutter kann mich finanziell auch nicht unterstützen. Seit dem Verlust meines Vaters ist eben alles etwas schwerer geworden. Aber zusammen geht es ganz gut, finanziell zumindest. Anfangs habe ich mich ja gar nicht getraut, was zu machen, wenn sie da ist. Mittlerweile stört mich das gar nicht mehr. Sie sitzt im Wohnzimmer und ich hocke eben im Bad, habe das Radio an, sie denkt ich mache irgendwas wieder für die Schönheitspflege, und in Wirklichkeit "leere" ich eben meinen Magen aus.

Ich glaube aber, daß ich nie magersüchtig werden könnte. Dafür esse ich einfach zu gern. Das ist ja auch der Grund, warum ich Bulimarektikerin bin.



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stella01 ist offline  
Alt 01.09.2001, 16:07   #8
stella01
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Beiträge: 33
Schade, daß sich niemand mehr gemeldet hat! Dabei hat es mir unheimlich gut getan, endlich mal reden zu können und verstanden zu werden. Auf die Gefahr hin, daß mir wieder niemand antworten wird, werde ich aber trotzdem nochmal schreiben. Mir geht es einfach viel besser, wenn ich meine Gedanken niedergeschrieben habe.

Ich habe ja momentan festgestellt, naja was heißt festgestellt, ich bin eben an einem Punkt angelangt, an dem ich so nicht mehr weitermachen will, daß ich damit aufhören muß. Ich habe mich innerhalb der letzten Paar Tage, also seitdem ich den Thread hier eröffnet habe, enorm zusammengerissen. Ich bin schon ganz stolz auf mich. Ich habe zwar nicht vernünftig gegessen, aber zumindest das, was ich zu mir genommen habe, auch dringelassen. Wenn ich abends ins Bett gehe und dann feststelle, wieder einen Tag über die Bühne gebracht zu haben ohne zu brechen, geht es mir richtig gut. Klingt für jemanden, der nicht betroffen ist, wahrscheinlich ziemlich bekloppt. Gestern abend aber, da habe ich wieder so einen Freßanfall bekommen. Aber ich habe mal xtines Rat befolgt und es versucht, meinem Körper nicht wieder wegzunehmen. Es war ein schlimmes Gefühl, ich habe mich undendlich schlecht gefühlt, war dem Heulen nahe. Habe die Attacke bereut, aber mich eben gezwungen. Und heute geht es mir schon wieder besser, immerhin habe ich festgestellt, daß mir nichts Schlimmes passiert ist. Ich hoffe bloß, daß das ein Anfang da heraus werden kann und nicht nur ein positiver Ausrutscher war.

Meine Mutter hat mich gestern angesprochen, daß ich ein Problem habe, sie merke das. Bestimmt ahnt sie was. Ich meinte aber nur, daß ich es ihr nicht sagen könne. Dieses Vertrauen habe ich meiner Mutter gegenüber nicht, wir verstehen uns nicht besonders gut. Sie hätte kein Verständnis und würde mich bloß aufziehen, deswegen habe ich auch Angst, es ihr zu sagen. Aber sie löchert mich nun ununterbrochen, aber ich kann es nicht!
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stella01 ist offline  
Alt 01.09.2001, 19:16   #9
xtine
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Beiträge: 5.082

[Geändert von xtine am 19.11.2001 um 13:04 Uhr]
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xtine ist offline  
Alt 03.09.2001, 09:09   #10
stella01
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Registriert seit: 08/2001
Beiträge: 33
Hallo xtine,

schön, daß du dich wieder gemeldet hast.

So stolz ich vorgestern noch gepostet habe, weil ich mich einigermaßen "im Griff" hatte die letzten Tage, so down bin ich jetzt wieder. Hatte gestern riesen Zoff mit meiner Mutter. Irgendwann gibt's nen derben Schlag und dann fliegen hier auch mal Gegenstände durch die Wohnung oder wir zerfleischen uns... Wir verstehen uns partout nicht. Direkt nach dem Tod meines Vaters war es noch viel schlimmer geworden, bis wir uns aufgerappelt hatten. Dann ging es über mehrere Monate gut - lief sogar richtig super, ich war total happy - und nun ist wieder Krieg. Habe schon öfter darüber nachgedacht, auszuziehen. Aber finanziell ist es wesentlich einfacher für mich, bei ihr zu wohnen. Wüßte nicht, ob ich es schaffen würde, mir eine eigene Wohnung zu finanzieren, weil dann das Studium wegen der Jobberei extrem leiden müßte. Und so muß ich dann wohl da durch. Jedenfalls war ich dann wieder "schwach" und habe die Kontrolle verloren. Zumindest habe ich festgestellt, daß die Anfälle nur kommen, wenn es mir nicht gut geht oder etwas Schlimmes vorgefallen ist. Ich müßte irgendwie lernen, die negative Energie in positive umzuleiten, um den Anfällen zu entkommen. Aber wie macht man das?

Die Sendung über den Diätenwahn war sicherlich interessant. Aber mit denen identifiziere ich mich nicht, habe doch ein anderes Problem. Bei mir ist das psychisch. Ich wüßte auch nicht, ob der Heißhunger vorbei wäre, wenn ich all das wieder zunehmen würde, was ich mal früher auf den Rippen hatte. Denn an dem psychischen Trauma - nenn ich jetzt einfach mal so - hat sich doch nichts geändert, bloß körperlich.

Ich hoffe auch, daß die ganze Chose besser wird, wenn ich endlich nächsten Monat mein Studium beginne. Dann habe ich endlich wieder eine Aufgabe, eine Herausforderung. Freizeit ist ja ganz schön, aber sie kann auch nervtötend sein, wenn sie zu lang ist.

Mich würde mal interessieren, wie die Leute, denen du von deinem Problem erzählt hattest, reagiert haben. Manchmal überlege ich nämlich wirklich, es endlich jemandem zu sagen. Aber dann überkommt mich wieder die Angst.

Deinen Vorschlag, mal ein Eßsüchtigen-Forum werde ich mal beherzigen. Kam bisjetzt noch nicht dazu. Habe ich aber auch irgendwie etwas Angst davor. Bekloppt, oder?

In den zwei Monaten ohne Heißhunger hatte ich einfach ne Menge zu tun, war ausgeglichen und glücklich. Deswegen freue ich mich auch umso mehr auf das Studium, sehe es quasi als eine Chance.

Habe bisher noch nie Tagebuch geschrieben. Müßte ich mal ausprobieren, ob ich die Geduld und Konsequenz der Regelmäßigkeit auf bringen könnte.

Stella
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stella01 ist offline  
 

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