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Alt 15.10.2016, 19:56   #11
Emyli
Member
 
Registriert seit: 12/2011
Ort: Berlin
Beiträge: 385
Hallo MiaMarietta,

ich habe die vergangenen Stunden damit zugebracht den von dir verlinkten Text zu lesen, zu überdenken, in mich hineinzufühlen und darüber nachzudenken.
Mir geht es ähnlich wie dir, ich finde mich selbst an einigen Punkten wieder.
Vor alles aus der Sicht des Kindes.
Ich selbst habe keine Kinder. Aufgrund der Verhaltensweisen meiner Eltern (vorrangig meiner Mutter) habe ich zu große Angst davor, selbst eine "schlechte Mutter" zu sein, negative Empfindungen, Ärger, Stress usw auf meine Kinder zu projezieren. Ich kann nicht leugnen das es tief in mir den Wunsch gibt doch eine Familie zu gründen und Kinder zu haben, natürlich. Aber die Angst in schlechten Momenten meine Kinder das fühlen zu lassen was ich gefühlt habe, ist definitiv größer. Zumindest noch.

In meinen Augen macht es einen großen Unterschied ob man als Kind versteckt oder eben offen abgelehnt wurde. Wie der von dir verlinkte Text beschreibt gibt es auch versteckte Botschaften die einem Kind vermitteln "eigentlich bist du nicht so ganz erwünscht".
Diese versteckten Botschaften sind für Kinder nicht immer in der Tragweite spürbar. Ein Satz wie „Wenn Du nicht gekommen wärst, hätte ich zu Ende studieren können und wir könnten uns heute viel mehr leisten, aber na ja, nun bis du nun mal da“ kann man auch so auslegen das die Mutter der Gelegenheit nachtrauert, aber trotzdem noch Freude am Muttersein hat. „Du warst ein kleiner Unfall“ kann auch positiv ausgelegt werden. Aus vielen "Unfällen" gehen positive Dinge hervor. Nicht selten ist es der Fall, das in den Momenten in denen unser Leben über den Haufen geworfen wird, neue, gute Dinge hervorgehen.
Ein Kind wird sich sicher fragen ob es den Eltern nicht einen vermeintlich positiveren Lebensweg "verbaut" hätte. Die Existenz als solches mag Auswirkungen haben, aber diese sind eben nicht nur negativ, sondern auch positiv.

Anders verhält es sich meiner Erfahrung nach mit der offenen Ablehnung eines Kindes. Ich arbeite jetzt einfach mal an meinem Beispiel. Meine Mutter eröffnete mir mehrmals, das sie meine Geburt bereue - sie hätte mich abtreiben sollen. Mein Vater hat sie danach weder körperlich noch mental attraktiv gefunden. Ich habe die Beziehung der beiden (die dann auch nach weiteren 3 Jahren zerbrach) zerstört.
Als ich 11 war, war meine Mutter mit einem anderen Mann verheiratet. Die Ehe war schlecht. Es gab viel häusliche Gewalt. Gegen uns Kinder (wir waren 5). Hauptsächlich gegen meine Mutter. Das lief schon einige Jahre so. Jedenfalls lief ich mit 11 Jahren von zu Hause weg, wurde aufgegriffen und landete beim Jugendamt. Ich entschied selbst ins Kinder- und Jugendheim zu gehen, lieber statt ins "Familienleben" wo es nur eine Frage der Zeit war wieder verprügelt zu werden. Wir waren oft in Frauenhäusern usw. Sie versuchte sich von dem Mann zu trennen, ging aber immer wieder zurück. Als ich dann im Heim war, meine Mutter mal wieder im Frauenhaus, rief sie mich im Heim an. Sie weinte viel. Und bat mich zurück zu kommen. Letztendlich stellte ich sie vor die Wahl. Ich komme zurück, aber nur dann wenn sie mich und meine Geschwister nimmt, und wir von diesen Mann weggehen. Endgültig. Für immer. Meine Mutter lachte ins Telefon und sagte mir sie entscheidet sich lieber für den Mann statt für mich.
Also entschied sie sich für einen Prügler, einen Drogendealer (ja, dafür hat er mittlerweile auch gesessen), einen Alkoholiker, ein widerwärtiges Subjekt. Sie zog diesen Mann ihrer eigenen Tochter vor.
Das war für viele Jahre der letzte Kontakt zu meiner Mutter.
Als ich 17 war, erfuhr ich, das mein Bruder sie vor die selbe Wahl stellte. Entweder sie verlassen ihn endlich, oder aber er läuft auch weg, so wie ich das getan habe.
Hier gab meine Mutter nach. Sie trennte sich, nahm ihre Kinder, verließ ihn, zog in eine andere Stadt, baute sich ein neues Leben auf.
Mein Bruder war es ihr wert. Sie sagte mir einmal später das sie "nicht noch ein Kind verlieren wollte". Mein Bruder war es also wert, ich nicht.
Das ist der Gedanke der sich bis heute in mir festgesetzt hat. Dieser Gedanke ist noch schlimmer als ein "Du hast meinen Körper verändert, dein Vater hat nur noch gearbeitet, unsere Beziehung ist daran zerbrochen. Ich hätte dich abtreiben sollen".
(Ich möchte nicht behaupten ein schlechtes Leben gehabt zu haben. Ich war nur 6 Monate im Heim, danach nahm mein Vater mich zu sich und zog mich auf bis er als ich 18 wurde, plötzlich verstarb)

Was hat das mit mir gemacht? Welche Einflüsse hat das auf mein Leben?
Darüber musste ich lange nachdenken. Und ich habe sicher auch nicht alle Punkte bedacht.
Ersteinmal: Diese Erfahrungen sind für mich definitiv ein Grund momentan zu sagen "Ich möchte keine Kinder". Ich möchte niemals in die Verlegenheit kommen meinen Kindern die Schuld zu geben, weil die Beziehung zu ihrem Vater schwierig ist, die Liebe vielleicht verloren gegangen ist.
Ich habe Angst davor den "Hass" auf meine Mutter auf meine Kinder zu projezieren.
Das Familienleben, wie es damals war, ist nun einmal das Einzige was ich kennengelernt habe. Wie soll ich es denn besser machen, wenn ich nie anderes erlebt habe? Woher weiss ich, WIE es anders funktionieren kann? (Das es anders funktionieren kann, weiss ich ja, habe ich bei Freunden und Bekannten gesehen)
Desweiteren hat es mir jedes Selbstvertrauen genommen. Ich bin nichts wert. Ich war es meiner Mutter nicht wert, das sie sich für mich, gegen dieses Ungeheuer entscheidet. Wie soll ich dann jemals einen Menschen so viel wert sein, das er mit mir in einer Beziehung leben möchte? Wie kann man mich jemals lieben? Wie kann ein Mensch positive Sachen an mir sehen, wenn es die nicht mal für meine Mutter gab, die Person die mich bedingungslos und uneingeschränkt lieben sollte, kraft der Natur?
Da spielen natürlich auch andere Faktoren hinein, meine Mutter und ihr Verhalten sind sicher nicht die einzigen Schuldigen - aber es nimmt ein großen Teil dieses Denkens ein - aber ich selbst halte mich für nahezu unfähig eine gesunde Beziehung zu führen.
Wenn man von einem Elternteil nicht geschätzt, für wertvoll, erachtet wird - wie soll man sich dann selbst lieben? Wie soll man lernen mit seinen eigenen Unzulänglichkeiten (die ein jeder Mensch hat, das ist mir auch bewusst) zurecht zu kommen? Wie soll man an sich selbst arbeiten, wenn Fortschritte nicht anerkannt oder gewürdigt werden?

Wie beschrieben, kam ich zu meinem Vater, kurz vor meinem 12. Geburtstag. Er hat versucht vieles wieder gut zu machen. Mir ein sorgenfreies Leben zu bieten.
Er hat seinen "Job" sehr gut gemacht. Aber natürlich auch nicht fehlerfrei.
Es gab in den über 6 Jahren die ich bei ihm lebte, nicht einen Moment in dem wir eine wirkliche Vater-Tochter-Beziehung hatten. Er hat mich nicht einmal in den Arm genommen. Es gab keinerlei familiäre Nestwärme. Für meinen Vater zählten nur Leistungen. Versagte ich in der Schule, stand eine 3 oder gar 4 (in Kunst -.-) auf dem Zeugnis, versagte er mir jegliche Anerkennung und Zuneigung. Auch hier fühlte ich mich wieder unzulänglich. Ich konnte ihm nicht gerecht werden. Und wenn ich meinem Dad nicht gerecht werden kann, ja wem denn dann? Ohne Leistung zählte ich nicht.

Vor ca 1 Jahr, also schon nach dem Tod meines Vaters, sagte meine Mutter mir das mein Vater es hasste mich aufziehen zu müssen, er den Tag verfluchte an dem er mich aus dem Heim holte, sein "Leben an diesem Tag vorbei war" und er sich nur dem Wunsch seiner Eltern (also meiner Großeltern) gebeugt habe. Er wollte mich genauso wenig wie sie mich wollte. Ich bin 27 Jahre alt. Diese Nachricht hat mich niedergeschmettert. Nicht nur, weil ich meinen Vater niemals damit konfrontieren kann, ihn fragen kann ob er mich wirklich so sehr hasste, sondern weil es die 6 Jahre die wir gemeinsam verbrachten in einem ganz neuen Licht darstellte.
Ich fiel letztes Jahr, nach der "Offenbarung" meiner Mutter, in eine schwere Depression. Ich zweifelte an allem. Angefangen an meiner bloßen Existenz, an allen Dingen die ich bisher getan habe. An meinen Leistungen (schulisch und beruflich). An meinen Beziehungen. An meinen Freundschaften (wenn mein Vater mir glaubhaft vermitteln konnte froh zu sein das ich bei ihm lebte, obwohl er mich hasste - wie sicher kann ich mir dann sein das meine Freunde eigentlich den Kontakt und die Freundschaft schätzten?).
Ich zog mich komplett zurück.
Heute habe ich keinerlei Kontakte mehr. Weder zu Familienmitgliedern (weder zu meiner Mutter noch zu einem meiner 6 Geschwister), noch zu "alten" Freunden (mit denen ich schon 7 oder 8 Jahre befreundet war), noch knüpfe ich neue Kontakte in Uni oder Beruf. Ich lebe isoliert um niemanden zu stören, niemandes Leben negativ zu beeinflussen. Das ich es positiv beeinflussen könnte, daran glaube ich schon gar nicht mehr.


Du sagst, deine Kinder sind mittlerweile erwachsen. Und sie haben viel mitbekommen.
Ich persönlich halte es für richtig das Gespräch zu suchen. Nicht unbedingt um dich zu erklären, sondern um zu ergründen was deine Erlebnisse und dein Verhalten für Auswirkungen auf deine Kinder haben (hatten). Wenn sie auch nur annähernd so denken und fühlen wie ich, würden sie das niemals bei dir ansprechen, sondern warten darauf das du auf sie zukommst.
Das Gespräch zu suchen, miteinander zu kommunizieren, sich zu erklären, aber auch Fehler einzugestehen - das alles kann helfen, dir wie auch deinen Kindern.
Vielleicht wird sich gar nichts ändern. Aber vielleicht können sie dann bestimmte Verhaltensweisen überdenken, finden eine Erklärung.
Vor allem das du schreibst, sie seien erwünscht gewesen, das aber bei deinem Sohn gegenteiliges Empfinden entstanden sein könnte, schreit danach angesprochen zu werden. Wie kommst du darauf das dieses Gefühl entstanden sein könnte? Was in deinem Verhalten oder an der Vergangenheit legt nahe das dieser Gedanke in ihm gereift sein könnte? Wie hat es IHN beeinflusst?
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Emyli ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.10.2016, 20:42   #12
Lilly 22
 
Registriert seit: 05/2006
Ort: Alb Donau Kreis
Beiträge: 12.606
Zitat:
Zitat von Emyli Beitrag anzeigen
Meine Mutter lachte ins Telefon und sagte mir sie entscheidet sich lieber für den Mann statt für mich...[]... Als ich 17 war, erfuhr ich, das mein Bruder sie vor die selbe Wahl stellte. Entweder sie verlassen ihn endlich, oder aber er läuft auch weg, so wie ich das getan habe.
Hier gab meine Mutter nach. Sie trennte sich, nahm ihre Kinder, verließ ihn, zog in eine andere Stadt, baute sich ein neues Leben auf.
Mein Bruder war es ihr wert. Sie sagte mir einmal später das sie "nicht noch ein Kind verlieren wollte". Mein Bruder war es also wert, ich nicht....[]...
Was hat das mit mir gemacht? Welche Einflüsse hat das auf mein Leben?
...[]... Ich habe Angst davor den "Hass" auf meine Mutter auf meine Kinder zu projezieren...[]... Er hat seinen "Job" sehr gut gemacht. Aber natürlich auch nicht fehlerfrei...[]... Vor ca 1 Jahr, also schon nach dem Tod meines Vaters, sagte meine Mutter mir das mein Vater es hasste mich aufziehen zu müssen, er den Tag verfluchte an dem er mich aus dem Heim holte, sein "Leben an diesem Tag vorbei war" und er sich nur dem Wunsch seiner Eltern (also meiner Großeltern) gebeugt habe. Er wollte mich genauso wenig wie sie mich wollte. Ich bin 27 Jahre alt. Diese Nachricht hat mich niedergeschmettert...
Das ist genau das, was ich damit meinte, dass man seine
Vergangenheit lieber annehmen und loslassen lernen soll-
te, als dieser im Hier und Jetzt noch weiter Raum zu ge-
ben und sich daran kaputt zu machen (emotional). Denn
sonst blickt man immer mit einem tieftraurigen Auge auf
das zurück, was man nicht mehr ändern kann, anstatt im
Hier und Jetzt zu ändern, was man für sich ändern kann.
Man sabotiert sich damit selbst, mehr nicht, wenn man
seiner Vergangenheit vorhält, sie hätte besser, schöner,
liebevoller sein sollen, weil es ein Ding der Unmöglichkeit
ist, das man sich da innerlich wünscht. Es ist, wie es ge-
wesen ist und kann sich nicht mehr ändern.

Eltern sind eben auch nur Menschen und nicht perfekt. Sie
machen Fehler und sie können nur geben/ tun, was sie zur
Verfügung haben. Man muss lernen, den Menschen verge-
ben zu können, nur so findet man selbst seinen inneren
Frieden und klammert selbst nicht an irgendeinen Perfektio-
nismus.

Dein Vater hat gegeben, was er konnte. Du kannst ihn e-
ben nicht mit anderen, liebevolleren Vätern vergleichen.
Deine Mutter konnte auch nicht besser, ist aber bei der An-
drohung von deinem Bruder offensichtlich endlich erwacht.
Das konnte sie vermutlich auch nur deshalb, weil du ihr e-
ben Jahre zuvor bereits vor Augen geführt hast, wohin es
sie führt, wenn sie ihr Kind nicht ernst nimmt und lieber
nur ihren eigenen Bedürfnissen nach Liebe, Anerkennung
und Geborgenheit Beachtung schenkt. Mir zeigt das nur,
dass sie bereits deinen Weggang bereut haben muss, die
Androhung damals aber nicht ernst genommen hatte bzw.
ihr Wunsch, selbst geliebt zu werden, noch einen viel hö-
heren Wert für sie hatte, als selbst Liebe zu geben, an die,
die es nötiger brauchen.

Und warum deine Mutter die Leistungen deines Vater im
Nachhinein schlecht redet? Vielleicht weil sie selbst nie
Anerkennung erhalten hat, für das, was sie trotz der vie-
len "Mängel" (aus rein objektiver Sicht) geleistet hat. Weil
es sie vermutlich verletzt hat, so immer mit dem Stempel
versehen zu sein, "versagt" zu haben. Im Grunde genom-
men wehrt sie sich mit ihren Abwertungen also nur dage-
gen, hier in vorhaltende Vergleiche gezogen zu werden.

Niemand, egal, wie gut oder schlecht er ist, möchte stän-
dig vor Augen geführt bekommen, was er alles falsch ge-
macht hat. Das tut keinem Menschen auf Dauer gut und
die meisten wissen selbst, was falsch gelaufen ist. Aber,
jeder Mensch braucht Anerkennung, um über sich selbst
heraus wachsen zu können. Fang damit an, das Gute im
Menschen zu sehen und zu schätzen, anstatt dich nur auf
dessen schlechten Seiten zu fixieren. Gibt selbst Anerken-
nung und gerade dann, wenn es das ist, was du dir selbst
auch wünschst.

Hass ist keine guter Begleiter und hält einen in einer Ohn-
macht gefangen, aus der heraus man sein Leben nicht be-
wältigen können wird.
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Lilly 22 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.10.2016, 20:50   #13
MiaMarietta
Special Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 02/2016
Ort: BW
Beiträge: 2.846
Lass dich einfach mal drücken.


und dir dann eine Frage stellen:
Woher nimmst du die Gewissheit, dass deine Mutter dir die Wahrheit gesagt hat? Was, wenn sie nur erreichen wollte, dass dein Vater für dich nicht um so vieles besser dasteht, als sie es tut?


Willst du nicht versuchen, deine verlorengegangenen Freundschaften wieder aufzuwärmen? Wie willst du sonst jemals die Erfahrung machen können, einfach doch gemocht zu werden?

Ich habe auch 51 Jahre gebraucht, bis ich mich so richtig, wirklich auf eine Freundschaft einlassen konnte. Bis dahin habe ich auch jeglichen näheren Kontakt zu verhindern gewusst. Ich habe auch niemanden getraut.


Hast du schonmal an eine Therapie gedacht?


Was deine Fragen angeht, muss ich mir das noch überlegen, ob ich das hier so sagen und beschreiben möchte. Vielleicht hast du ja WhatsApp? Dann könnte ich dir evtl. meine Handynummer schicken.
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MiaMarietta ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.10.2016, 22:19   #14
Emyli
Member
 
Registriert seit: 12/2011
Ort: Berlin
Beiträge: 385
Zitat:
Zitat von MiaMarietta Beitrag anzeigen

und dir dann eine Frage stellen:
Woher nimmst du die Gewissheit, dass deine Mutter dir die Wahrheit gesagt hat? Was, wenn sie nur erreichen wollte, dass dein Vater für dich nicht um so vieles besser dasteht, als sie es tut?

Willst du nicht versuchen, deine verlorengegangenen Freundschaften wieder aufzuwärmen? Wie willst du sonst jemals die Erfahrung machen können, einfach doch gemocht zu werden?

Hast du schonmal an eine Therapie gedacht?
Die Gewissheit habe ich nicht. Ich kann meinen Vater eben nicht mehr fragen. Aber selbst wenn sie lügt - das macht sie Sache doch nicht besser. Wie sehr muss sie mich, meine Existenz, hassen um ihrem Kind so was anzutun?

Ich nehme es ihr nicht mal direkt übel. Man keine seine Eltern nicht dazu zwingen das sie einen lieben, schätzen, respektieren. Und man kann auch niemanden dazu "zwingen" gewollt zu werden.
Es kommt darauf an, was man daraus macht.
Lilly hat schon recht, Eltern sind nicht perfekt. Nur weil sie eben Eltern sind, sind sie nicht fehlerfrei. Und jedes Elternteil hat das Recht dazu Fehler zu machen. Das ist nur menschlich. Aber es gibt eben Dinge die eine Kinderseele angreifen, wenn nicht gar zerstören.
Das muss doch nicht mal mutwillig, wie in meinem Fall sein. Es gibt so viele Mütter und Väter die von ihrem Kind als "Unfall" sprechen, in meinem Bekanntenkreis gibt es so viele, von ihren Eltern so genannten "TroPi-Kinder" (Trotz-Pille-Kinder). Aber "Unfälle" werden trotzdem geschätzt, geliebt.
Einige Kinder erfahren Nestwärme, andere eben nicht.
Wichtig ist natürlich auch was man als Kind daraus macht. Die einen haben die mentale Stärke "unbeschadet" da raus zu gehen, ein erfolgreiches, erfülltes, mit Liebe durchsetztes Leben zu führen. Andere haben diese Stärke nicht, werden immer wieder von dieser Ablehnung eingeholt und lassen sich davon ihr Leben diktieren.
Gerade deswegen finde ich es wichtig, wenn man als liebendes Elternteil feststellt, in der Vergangenheit vielleicht "falsche" Signale gesendet zu haben, sich mit den Kindern zusammen zu setzen.
Auch als Erwachsener haben die Eltern noch Einfluss, so ungern wir uns das auch vielleicht eingestehen. In beide Richtungen, positiven wie negativen. Selbst wenn wir keinen Kontakt zu unseren Eltern haben, haben die Geschehnisse die dazu geführt haben, doch immer irgendeinen Einfluss auf unser Leben und Verhalten gegenüber anderen.

Was die verlorenen Freundschaften angeht: Dafür ist es in einigen Fällen zu spät, ich wüsste jetzt bei vielen schon gar nicht mehr wo ich anknüpfen soll.
Für mich selbst weiss ich, das ich offener durch's Leben gehen muss, mir selbst und auch anderen die Chance geben sollte einander kennenzulernen und positives für alle Beteiligten daraus zu ziehen.
Das ist einfach gesagt, schwer getan.

Was eine Therapie angeht - die wurde mir schon mehr mehrmals empfohlen. Bereit dazu bin ich noch nicht.
Irgendwann vielleicht. Hoffentlich.
Zur Zeit bin ich mit meinem Leben zufrieden. Nicht glücklich, aber zufrieden.
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Emyli ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.10.2016, 22:50   #15
MiaMarietta
Special Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 02/2016
Ort: BW
Beiträge: 2.846
Dooch Emyli,

ich glaube schon, dass es für dich von Bedeutung ist, ob die Aussge deiner Mutter zutrifft oder nicht. Denn so fühlst du dich auch von deinem Vater komplett abgelehnt, was so vielleicht gar nicht der Wahrheit entspricht. Vielleicht hat er es ja auch bereut, dich nicht aufwachsen gesehn zu haben und er wollte dich tatsächlich. Und vielleicht hat er ja, so gut er konnte, nur das Beste für dich gewollt. Vielleicht hat er dich ja auf seine Weise sogar sehr geliebt und war tatsächlich sehr froh darüber, dass du jetzt bei ihm bist.

Kannst du dir denn nicht, jetzt, wo du volljährig bist, auf dem Jugendamt Einblick in deine Akten verschaffen. Vielleicht kannst du dort ja mehr erfahren. Das kann natürlich auch zum Rückschlag werden,aber dann weißt du trotzdem auf jeden fall mehr.
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MiaMarietta ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.10.2016, 13:11   #16
Emyli
Member
 
Registriert seit: 12/2011
Ort: Berlin
Beiträge: 385
Das kann natürlich alles sein. Klar. Es kann aber auch das komplette Gegenteil sein, und meine Mutter hat die Wahrheit gesagt. Ich will's eigentlich gar nicht so genau wissen. Denn die Ungewissheit lässt mir immerhin einen Hoffnungsspielraum. Es gibt Tage da nehm ich die ganze Gegebenheit hin. Es gibt Tage da hoffe ich das sie gelogen hat und kann mir auch nicht vorstellen das mein Vater 6 Jahre lang ein so guter Schauspieler war. Und dann gibt es Tage da glaube ich ihr und es zerfrisst mich.

Aber hier solls ja auch nicht um meinen konkreten Fall gehen.
Ich wollte anhand der von mir geschilderten Dinge nur deutlich machen, das der von dir gelinkte Text nicht an den Haaren herbeigezogen ist. Das Kinder, wenn sie Ablehnung in diesem Ausmaß erfahren, wirklich darunter leiden. Das es in einigen Fällen dazu führen kann das sie unfähig sind ihren Weg zu finden und zu gehen.
Und das es niemals zu spät ist das Gespräch zu suchen um seinen Kindern die Möglichkeit zu geben zu verstehen und die Wunden heilen zu lassen.
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Emyli ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.10.2016, 13:36   #17
MiaMarietta
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Ort: BW
Beiträge: 2.846
Das war ja auch der Sinn des Threads und vielleicht auch etwas meine Hoffnung, dass sich jemand etwas konkreter dazu äußert. Mir erging es ja, die Folgen betreffend, nicht anders. Ich musste auch erst komplett zusammenbrechen, bis ich es verstand, dass ich professionelle Hilfe brauche. Das war Ende 2012. Heute bin ich froh darum, diese Hilfe auch bekommen zu haben. Ich konnte vieles aufarbeiten und konnte mich mittlerweile auch auf eine Freundschaft einlassen. Und auch unsere Ehe wird besser, obwohl das Ganze bei meinem Mann eigentlich noch viel krasser ausgeprägt ist. Er ist auch davon betroffen und überhaupt nicht wirklich zur Kontaktaufnahme fähig. Er braucht Medikamente, um aus dem Haus gehen zu können. Ich habe ihn kennengelernt, da hat er getrunken. Vermutlich wäre das ansonsten nicht soweit gekommen, dass wir uns wirklich einander anähern können. Aber durch den Alkohol hatte er wohl schon deutlich seine Ängste verdrängen können und etwas ungehemmter auf mich zugehen.

Heute trinkt er ja nicht mehr.

Wir passen zusammen, weil wir beide sehr distanziert sind und ein Näheproblem haben. Aber bei mir ändert sich das. Die Therapie zeigt Wirkung und ich bin sehr, sehr froh darüber, dass es eben, diesen oben genannten, besten Freund gibt. Mein Mann weiß von ihm und akzeptiert das. So können mein Mann und ich auch gut getrennte Wege gehen. Jeder lässt dem anderen seine Freiheit. Das ist unser Arrangement, dass wir trotz unserer "Eigenheiten" gut zusammen leben können.
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MiaMarietta ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.10.2016, 13:44   #18
MiaMarietta
Special Member
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Registriert seit: 02/2016
Ort: BW
Beiträge: 2.846
Zitat:
Zitat von Lilly 22 Beitrag anzeigen
Das ist genau das, was ich damit meinte, dass man seine
Vergangenheit lieber annehmen und loslassen lernen soll-
te, als dieser im Hier und Jetzt noch weiter Raum zu ge-
ben und sich daran kaputt zu machen (emotional). Denn
sonst blickt man immer mit einem tieftraurigen Auge auf
das zurück, was man nicht mehr ändern kann, anstatt im
Hier und Jetzt zu ändern, was man für sich ändern kann.
Man sabotiert sich damit selbst, mehr nicht, wenn man
seiner Vergangenheit vorhält, sie hätte besser, schöner,
liebevoller sein sollen, weil es ein Ding der Unmöglichkeit
ist, das man sich da innerlich wünscht. Es ist, wie es ge-
wesen ist und kann sich nicht mehr ändern.

Für mich ist es gut, meine Vergangennheit aufzuarbeiten. Dadurch kann doch das Ganze loslassen erst richtig gehen. Ich muss meine Gefühle zulassen und das Ganze beweinen dürfen. Die Verarbeitung muss das Unterbewusstsein erreichen. Alles andere ist doch nur Verdrängung. Die Verhärtungen im Innern werden dadurch doch nicht aufgelöst.
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MiaMarietta ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.10.2016, 20:17   #19
Lilly 22
 
Registriert seit: 05/2006
Ort: Alb Donau Kreis
Beiträge: 12.606
Zitat:
Zitat von Emyli Beitrag anzeigen
Die Gewissheit habe ich nicht. Ich kann meinen Vater eben nicht mehr fragen. Aber selbst wenn sie lügt - das macht sie Sache doch nicht besser. Wie sehr muss sie mich, meine Existenz, hassen um ihrem Kind so was anzutun?
Ich bin mir sicher, dass sie dich nicht hasst, sondern dass
das lediglich Ausdruck ihrer eigenen Hilflosigkeit ist und
ein Ringen darum, von dir geliebt, anerkannt werden zu
wollen. Das kann sie (aus ihrer Sicht) eben nur, wenn sie
das andere schlecht redet. Solche Züge entstehen nicht
selten aus einer tief empfundenen Not heraus. Und hier
sollte man als inzwischen erwachsenes Kind eben seinen
Blickwinkel auf die Eltern wechseln und dies auch so er-
kennen können.

Du brauchst auch keine Gewissheit erlangen, weil du die-
se bereits hast. Er hat dich nicht allein gelassen, als es
arg um dich stand. Auch er konnte nur geben, wozu er in
der Lage war. Männer waren mit solchen Dingen früher zu-
dem weit überfordert, weil niemand von diesen fordere,
sich auch um ihre Kinder zu kümmern und für diese in Per-
sona, aber auch emotional präsent zu sein. Das Vaterbild
hat damals vor allem geprägt, den Unterhalt für die Fami-
lie zu sichern, aber sicher nicht, diese selbst aufzuziehen,
emotional zu versorgen und selbst zu betreuen. Und dann
kommt eben noch der Druck seiner Eltern hinzu, hier aber
ein gescheites Bild nach Außen hin pflegen zu müssen. Ich
kann mir gut vorstellen, dass ihm das zu viel Druck gewe-
sen ist. Das heißt aber eben nicht, dass er dich nicht lieb-
te bzw. sein Bestes für dich gegeben hat. Und du pflegst
ein völlig verkorkstes Elternbild, wenn du davon ausgehst,
dass Elternschaft stets Freude beinhalten müsse. Nein, es
ist eine Herausforderung, die ein Leben lang gilt. Frag mal
im Besonderen Eltern von Teenagern, wie oft die es zwi-
schendurch "bereut" haben, Kinder in die Welt gesetzt zu
haben, aus Sorge, aus Überforderungsgefühl, aus dem Ge-
fühl heraus, versagt zu haben bzw. sich ohnmächtig darü-
ber zu fühlen, weil sie ihre Kinder gerade in dieser Zeit ein-
fach nicht mehr wieder erkennen und den Zugang zu die-
sen verlieren, obgleich das ein ganz natürlicher Prozess ist,
wenn Kinder anfangen, sich zu verselbständigen bzw. ab-
zunabeln. Elternschaft hat nichts mit den Leuten zu tun,
die im Fernsehen ihren Kinderriegel an ihre Kinder verteil-
en und stets nur am Grinsen sind. Elternschaft ist die vol-
le Bandbreite aller Gefühle, die man als Mensch kennt.

Und gerade, wenn dein Vater sich dermaßen überfordert
gefühlt und seinen Job dennoch gemacht hat, ist es ein
Ausdruck seiner Liebe zu dir, auch wenn er vielleicht als
Mann nicht gerade die Gefühlsbombe gewesen sein mag.

Von meinen alleinerziehenden und mitsorgeberechtigen
Kumpels kenne ich keinen, der manchmal selbst am Ver-
zweifeln ist und sich fragt, wie das eigentlich die Frauen
machen, vor allem, wenn diese zudem alleinerziehend sind.
Und jeder von diesen liebt sein/ seine Kind/er dennoch.
Das Eine hat mit dem Anderen hier absolut nichts zu tun!

Vielleicht solltest du dich (um dich zu vergewissern) mal
eher offen mit genau solchen Leuten (Männern) über sol-
che Themen unterhalten. Denn bisher scheinst du da m.E.
Bilder in deinem Kopf zu pflegen, die der Realität eher fremd
sind.
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Lilly 22 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.10.2016, 14:53   #20
gabimaus
abgemeldet
..aber, um mal in der Gegenwart zu bleiben...

ist es denn so unvorstellbar, dass es Frauen und Männer gibt, denen zum gegenwärtigen Zeitpunkt ein Kind eher im Weg stehen würde bei deren Planung?

Ist es so verwerflich, sich vorzustellen, dass es Frauen gibt, die aus welchen Gründen auch immer, keinerlei Kinderwunsch hegen und dennoch (ungewollt) schwanger werden?.

Der 2. WK ging bis 1945. Die Menschen waren abgemagert, ausgehungert, nicht nur nach Essen begierig, sondern, endlich wieder ''leben'' zu dürfen!

Das begreift wohl jeder.

Heute haben wir keinen Krieg Vorort. Aber eben Alltagssorgen und teilweise schlechte Erinnerungen an die eigene Kindheit.
Und bitte, nie vergessen - auch die Eltern sind ganz gewöhnliche Menschen, mit ganz gewöhnlichen Bedürfnissen, die man auch als Individuen sehen muss und nicht alleine als ''Eltern''.
Man kann eigentlich nur an Erwachsene mit Kindern appellieren, dass sie ihre Verantwortung erkennen und entsprechend handeln. Aber es sind doch keine Psychologen, die genau abschätzen können, womit sie ihren Kindern Schmerz zufügen. Dass Schläge schlimm sind, das hat inzwischen jeder begriffen, der Schmerz erfahren hat. Die seelischen Schmerzen kann niemand beurteilen, da es unterschiedliche Schmerzgrenzen gibt - was mich schmerzt, muss dich noch lange nicht pieksen.

Meine Mutter wollte mich - ja und nun? Wollen alleine genügt nicht. Auch nicht die Behauptung, sein Kind ''über Alles zu lieben''.

Wie oft hat der Liebste geraunt einen über alles zu lieben und noch am selben Abend holte sie der Krankenwagen, weil sie halb totgeschlagen wurde von IHM.

Worte sind nichts als Schall und Rauch.

Selbst ungewollte Kinder können durchaus später geliebt sein - wenn die Mutter eines Tages versteht, dass es eine stärkere Kraft gibt als die, immer nur den eigenen Wünschen nachgeben zu müssen. Man spürt das Bedürfnis, Schutz zu geben - sein Heiligstes schützt man, selbst wenn man es gar nicht bewusst tut.

Mit 16 habe ich mir noch keine Kinder gewünscht und mit 17 wurde ich zum ersten Mal Mutter. Ich habe sicher nicht meine Liebe immer so gezeigt, wie ich es mir wünschen würde - aber eine kleine Löwenmutter war ich trotzdem irgendwie, glaube ich.

Vielleicht wissen Kinder ja gar nicht, wie egoistisch sie fordern?
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gabimaus ist offline   Mit Zitat antworten
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