Täsh

Die Fernbeziehung habe ich verschuldet. Und verschuldet ist an der Stelle auch wohl das richtige Wort, weil mir in dem Zuge stetig die gesamte Schuld an jeder kleinsten Auseinandersetzung, die vielleicht mal aufkam, gegeben wurde. Und für die Einsamkeit. Siehe oben.
Grund für den Umzug war, dass ich einen Studienplatz bekommen habe.
Ich wollte nicht, wie mein Freund es mir vorgeschlagen hat, noch ein Jahr lang "auf ihn warten". In diesem Jahr hätte ich schön vor mich hingegammelt und das kann nicht Sinn der Sache sein. Momentan sieht es so aus, als könne er bald in meine Nähe ziehen...

Von Schluss machen möchte ich jetzt mittlerweile nicht mehr reden. Das war mein erster Gedanke, der mir einfach aufgrund schlechter Erfahrungen gekommen ist.
Der genaue Wortlaut des Gesprächs ist euch nicht bekannt, deswegen ist es klar, dass das hier immer noch eine Überreaktion meinerseits ist. Ich habe auch wirklich länger über das nachgedacht, was ich gelesen habe - auch vor dem Hintergrund ob ich da nicht zu viel hineininterpretiert habe - und kann trotzdem im Nachhinein nicht sagen dass das ein reiner Scherz war. Das Gespräch hat sich übrigens nicht so "hochgeschaukelt", sondern es ging einfach schon gezielt damit los, dass ihm langweilig sei und sie ihn doch mit einem lapdance unterhalten sollte.
Ich weiß auch nicht, bin ich da etwa zu verbissen? Mir käme es nicht in den Sinn einem mehr oder weniger guten Freund zu schreiben er soll mich doch mit einem striptease unterhalten, weil mir grad langweilig ist. Sexualität halte ich weitestgehend aus meinen Freundschaften raus. Gerade weil es einfach Freundschaften sind.

PIcasso1989

Der Standardfehler in den meisten Beziehungen und fast aller 'Ratgeber': "Iiiiiich würde....".

Eine Beziehung beginnt aber damit, daß man dem anderen zugesteht, anders zu sein.

Sonst könnte man ja sein eigenes Spielgelbild heiraten.

Jede Betrachtung des Verhaltens eines anderen beginnt damit, zu versuchen, die Perspektive einzunehmen, die dem Ich des Anderen zugrunde liegt.
Denn das codifiziert eine Partnerschaft.

Laugenweckle

Chats sind doch primär subjektiv geprägte Phantasie und aufgrund der Unbefangenheit haut man eben auch mal was raus, das man von Angesicht zu Angesicht kaum sagen würde. Prinzipiell ist sowas im Nachhinein meist in Eigeneinsicht als dämlich zu bezeichnen - allerdings, solange es keine realen Vorfälle gibt, würde ich persönlich dümmliches I-Net Geplänkel nicht allzu ernst nehmen.

Täsh

Das sehe ich ein.
Aber muss ich wirklich hinnehmen, dass er sich stetig bei allen möglichen Frauen aus seinem näheren Umfeld Bestätigung holen muss? Alltagsflirts gibt es immer wieder. Das sind Fremde, die man in der Regel nicht wiedersieht und fertig. Diese Komplimente oder kleinen Schäkereien sind nichts Ernstes und hin und wieder vielleicht mal gut für's Ego. Sehe ich ebenfalls ein.
Aber dieses gezielte Suchen bei Freunden und Bekannten geht mir irgendwo zu weit. Vor allem, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass es langfristig bei dem blossen Schreiben bliebe.

Laugenweckle

Man muss gar nichts einsehen, wenn es einem persönlich gegen den Strich geht. Die Frage ist nur, ob man so ein Problem versucht zu lösen, ohne gleich die ganze Beziehung zu beenden. Man sollte - solange es kein Fremdgehen ist - dem Gegenüber schon bis zu einem gewissen Punkt auch die Chance geben, etwas zu ändern, vlt auch zu verstehen, was das bei dir auslöst, anstatt jemanden vor vollendete Tatsachen zu stellen.

Kaesekuchen

Ich find seine Reaktion eigentlich am Schlimmsten an der ganzen Geschichte.
Wenn es nur ein harmloser Flirt war, hätte er doch auch so reagieren können, also so wie die meisten Männer hier. Einfach mal dem Weib sagen, es soll da nicht zu viel reininterpretieren und dann zur Güte anbieten, das in Zukunft zu unterlassen (oder eben dazu stehen).
Aber gleich in Tränen ausbrechen ist keine normale Reaktion auf ein - wie hier propagiert wird - normales Gespräch.

gabimaus

Du bist ja auch kein MANN !

Aber eine schwierige Kindheit rechtfertigt auch nicht alles. Das ziehen immer gerne jene in den Vordergrund, die nicht gerne Verantwortung übernehmen und jedem Ärger aus dem Weg gehen wollen.

Was aber nicht heißt, dass sie was zu ändern wünschen - nein, das nicht.

Täsh

Das mit dem Schlussmachen habe ich mittlerweile auch längst abgehakt. Wie gesagt. Kurzschlussreaktion.

Wir haben mittlerweile viel geredet und möchten uns bei einem Essen einmal komplett aussprechen. Und ich beharre nicht darauf, dass ER sich nun im großen Stil verändert. Ich möchte einfach auch sehen was da so schief gelaufen ist, von dem er mir ja dann nicht erzählt hat. Und dann möchte ich auch an mir selbst arbeiten.

Laugenweckle

Was hat das damit zu tun, ein Mann zu sein? Es gibt sicherlich nicht weniger Frauen auf diesem Planeten, die sich neben der Beziehung auf welchem Wege auch immer weitere Bestätigung suchen. Das ist eine Naturell-Sache und kein Geschlechter-Ding. Liegt an mangelndem Selbstbewusstsein - nicht mehr und nicht weniger.

PIcasso1989

Du mußt gar nichts 'hinnehmen.'

Du mußt ihn so akzeptieren, wie er ist - oder gehen.

Die (nicht funktionierende) Alternative wäre, ihn so zu verbiegen, daß er dein Hündchen ist.
Dann würdest du allerdings sagen "ich wollte doch kein Hündchen, sondern einen MANN."

Außerdem machst du schon wieder DICH zum Maßstab: Daß du dir etwas nicht vorstellen kannst, ist nun gewiß nicht seine Schuld.

Vielleicht konnte er sich auch nicht vorstellen, daß man ihm auf seinem Computer nachspioniert.