Mimikry

Nein. Wieso? Kann ja passieren.

Allerdings:
Warst du schon einmal in Lima? Für Europäerinnen ist das Leben dort schon eine große Umstellung.

Dort bist du von Weitem für jeden sofort als Ausländerin erkennbar, was nicht immer gut ist. Man kann als Frau mit heller Hautfarbe in Peru kaum alleine irgend etwas unternehmen. Das ist vielerorts, insbesondere in Lima viel zu gefährlich. Du bist also dauernd auf die Unterstützung deines Freundes oder seiner Familie angewiesen. Im Prinzip kannst du nicht eimal nur mal eben so vor die Haustüre oder ins nächste Geschäft gehe und etwas einkaufen.

Allegmein hat mich der Umgang der Menschen miteinander dort sehr erschrocken. Jeder, der zumindest ein Essen am Tag entbehren kann, hat Hausangestellte und Dienstboten, die für dieses eine Essen dann den ganzen Tag arbeiten "dürfen". Wer es sich leisten kann, macht keinen einzigen Handschlag selber. Dafür kann man ja die Hausmädchen durch die Gegend scheuchen. Und gescheucht werden die nicht gerade auf die sanfte Art.

In keinem Land der Welt ist jeder Mann gleich, aber wie man aufwächst prägt einen doch in gewisser Art und Weise.

Ich war selbst sieben Jahre mit einem Peruaner liiert, der zum Zeitpunkt unseres Kennenlernens aber schon seit fast zehn Jahren in Europa gelebt hat. Ich habe ein mittlerweile fast erwachsenes Kind von ihm. Ich habe also seit 25 Jahren sehr viel Kontakt mit Peruanern, die hier in Europa leben, aber auch mit der Verwandtschaft meines Kindes, die großteils in Lima und zum geringeren Teil auch im Hochland lebt.

Erst vor einigen Wochen noch hat mir die Halbschwester meines Kindes, die durchaus peruanisch aussieht, noch erzählt, dass sie ihre Tanten in Lima nicht alleine auf die Strasse lassen wollten, weil es zu gefährlich sei.

Zu den Männern: Meiner war/ist auch einer von der sehr gemäßigten Sorte. Er hat selbst einen peruanischen Hochschulabschluss und ist auch hier in Europa als Geschäftsmann sehr erfolgreich. Er hat mich in der Zeit in der wir zusammen waren auch in meiner eigenen Unabhängigkeit und meinen Berufswünschen immer unterstützt. Er hat auch im Haushalt mitgeholfen und war insgesamt so ziemlich der sanfteste Mann der mir bisher begegnet ist.

Dennoch bin ich an seinen peruanischen Wurzeln verzweifelt. Aber wie gesagt, gibt sicher auch Frauen, die das besser aushalten. Das wirst du ohnehin für dich herausfinden müssen.

Was ich bisher erlebt habe ist es tendenziell so, dass es viele Peruaner mit Verabredungen und Uhrzeiten nicht so genau nehmen. "Ich komme morgen um 15 Uhr" heisst so viel wie: "Wenn ich Lust habe und daran denke, komme ich morgen irgendwann vorbei. Wenn nicht, dann eben nicht" Sowas ist dort ganz normal und daran stößt sich niemand. Mich hat das allerdings zum Wahnsinn getrieben, weil du dich auf nichts verlassen kannst. Immer wieder hat es mich auch daran zweifeln lassen, wie wichtig ich ihm überhaupt bin, bzw. ob ich ihm überhaupt wichtig bin.

Peruanern ist außerdem die (Stamm)Familie sehr wichtig. Erarbeitet Ressourcen werden daher zuerst einmal der Verwandtschaft in Peru zugeführt. Das wird von ihnen erwartet und ohne dieses Modell könnte man in Peru wohl auch nur schwer überleben. Wurde irgendwo in Peru in einer Familie der Fernseher kaputt, so hatte den mein "reicher" Freund gefälligst zu ersetzen, ob er wollte oder nicht. Dieser Verpflichtung konnte er sich nicht entziehen.

Ebenso mit den Verwandtenbesuchen. Wann immer sich irgendein Verwandter angekündigt hat, mussten wir ihn beherbergen, ob wir wollten oder nicht, ob wir Platz hatten oder nicht, ob es gerade passte oder nicht, egal. Wie gesagt, in Peru könnte man ohne diese Verwandtschaftshilfe nicht überleben, hier in Europa passt es aber manchmal einfach nicht, aber ein "guter" Peruaner kann sich dem nicht entziehen. Das ist für unser europäisches Denken manchmal schwer nachvollziehbar, aber wie gut man damit kann, hängt dann natürlich auch von einem selber ab. Mich hat es z.B. ziemlich gestört, dass ich nachts hochschwanger auf dem Weg zur Toilette über zwei mir völlig unbekannte Personen klettern musste, die in unserem Wohnzimmer campierten, weil man als Peruaner nicht in einer Pension, einem Hotel oder bei jemandem übernachten kann, der auch Platz hat, sondern selbstverständlich einfach beim nächstbesten Verwandten in der Stadt hereinschneit. Manchmal auch ziemlich spontan.

Auch heute noch beherbergt meine Mutter, die aber wenigstens ein großes Haus hat, sämtliche Verwandtschaft meines Kindes, die aus Peru anreist. Wie du daraus ersehen kannst, haben wir alle noch ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Meine Mutter war auch schon selbst in Peru und es gibt nach wie vor regen Kontakt zwischen den Familien, obwohl ich selbst mich schon vor 16 Jahren getrennt habe. Ich und mein Kind gehören nach wie vor ganz selbstverständlich mit dazu, ebenso meine Mutter und der Rest meiner Familie. Es werden Weihnachtsgeschenke für uns geschickt oder Verwandten mitgegeben, wir werden angerufen und eingeladen .. etc. Bist du einmal drin, dann bleibst du es auch. Wie gesagt, aber mit dem Einhalten von Verabredungen klappt es praktisch trotzdem nie. Bereits vor Wochen wurden meinem Kind Fotos von Cousin und Cousine versprochen, die sie immer noch nicht bekommen hat, obwohl wir noch einmal nachgehakt haben. Aber so ist das Leben eben in Peru Muss man akzeptieren. Ob man aber dauerhaft damit leben kann und möchte?

Ein weiterer Punkt der Reibungsfläche bieten könnte ist die Treue. Auch damit pflegen Latinos einen eher lockeren Umgang. Ich habe ehrlich gesagt bisher keinen einzigen kennen gelernt, der seiner Partnerin treu war. Für Latinos ist es irgendwie selbstverständlich, dass man mitnimmt was geht, egal ob man in einer Beziehung ist oder nicht. Auch damit hatte ich persönlich so meine Probleme.

Wie gesagt. Grundsätzlich habe ich mit den Peruanern auch sehr viele positive Erfahrung gemacht. Viele aus der Verwandtschaft meines Kindes sind sehr nette Leute. Dennoch würde ich nie wieder einen Peruaner als Partner haben wollen.


Sind nicht alles Vorurteile

Liebe Grüße

who_knows?

Danke für deine sehr ausführliche Antwort.

Es ist schön für mich jemanden zu hören, der Erfahrungen mit dem Thema hat.

Ich habe eine Punkte auch schon von Freunden gehört(die da allerdings keine persönlichen Erfahrungen haben)

Die Pünktlichkeit.
Also bei uns ist es so, dass er bisher noch keine "Verabredung" bei skype verpasst hat. MAnchmal ist er etwa eine halbe stunde zu spät ruft dann aber jedes mal an und sagt warum er spät dran ist....er hat mir gesagt, sein Vater hätte ihm gesagt die deutschen wären immer pünktlich und deswegen gibt er sich da große mühe.

Wenn er weiß dass ich nur wenig Zeit habe. Wir skypen zum beispiel immer morgens vor meiner arbeit eine halbe stunde ist er immer zehn minuten vor der verabredeten zeit online....da kann ich mich bisher zumindest nicht beschweren. Ich weiß jedoch auch das muss nicht so bleiben.

Hmm Das zweite Thema Familie...Er hat wohl nicht so viel Familie wie er sagt. Und außer zu seinem Bruder und seinem Onkel wohl kaum kontakt zur Familie, da seine Eltern geschieden sind und seine Mutter verstorben. Sein Vater ist neu verheiratet.
Der schwache Kontakt zu seiner Familie stimmt ihn extrem traurig. Aber auch das muss nicht so bleiben.

Mir ist sehr bewusst, dass er aus einer anderen Kultur kommt und dort andere Sitten herrschen.

Ich bin sehr leicht als ausländerin in Lima zu erkennen, da ich auch blond bin.
Ich würde auch nicht in Lima leben...Nicht weil mir besonders viel an Deutschland selbst liegt...aber meine Familie ist hier und ich bin ein extremer familienmensch,

Die sache mit der treue ist was anderes....er sagt mir ganz ehrlich, dass es unter peruanern sehr üblich ist den partner zu betrügen.
Natürlich sagt er, dass er anders ist und mich niemals betrügen würde...er ist abends immer online, das ist ja die zeit vor meiner arbeit.

Wenn er weg geht schickt er mir immer fotos, obwohl ich niemals darum bitten würde...
Ihm ist es sehr wichtig mir zu zeigen, dass er ehrlich und treu ist. Er sagt weil er eben weiß, dass dies in Peru sehr ungewöhnlich ist.
Das kann ich natürlich nicht kontrollieren und eben glauben oder nicht.
Hmm und vielleicht bin ich zu naiv, aber ich glaube ihm...

Vielen Vielen Dank für deine Antwort...Ich bin wirklich sehr froh von deinen erfahrungen zu hören.

Mimikry

Vielleicht noch ein paar Infos zu meiner Zeit an der Seite eines Peruaners:

Wie gesagt, er war IMMER lieb zu mir. Diesbezüglich gab es nie Probleme. Genau genommen haben wir auch nie wirklich gestritten, weil er mir grundsätzlich immer Recht gegeben und (angeblich) immer alles eingesehen hat. Allerdings hat er dann trotzdem einfach alles so (weiter) gemacht, wie er wollte

Unsere Beziehung hier in Europa lief so,
- dass er einfach nur das gemacht hat, was er wollte. Er ist auch druchaus einige Male einfach so über Nacht weg geblieben
- dass man jede getroffene Vereinbarung in der Minute, in der sie ausgesprochen wurde, gefließentlich wieder vergessen konnte, weil sie ohnehin nur dann eingehalten wurde, wenn es ihm gerade in den Kram gepasst hat
- Lügen zur Tagesordnung gehörten; auch das sehen die Peruaner nicht so eng
- Urlaube grundsätzlich in Peru verbracht wurden. Etwaige Kurzurlaube, Wochenendausflüge, Urlaube in anderen Ländern etc. waren nicht möglich. Urlaub hieß immer, dass wir (oder er alleine) fünf Wochen nach Peru fliegen
- auf die Reise ging es mit mindestens 20 kg Übergepäck (Geschenke für bzw. Bestellungen der Verwandtschaft sowie von/für Verwandte von Bekannten und Freunden)
- dass mein Freund praktisch alle Bedürfnisse seiner nicht ganz so wohlhabenden Verwandten in Peru finanzieren musste (Fernseher, Waschmaschinen, Schulgeld, medizinische Versorgung etc.). Einzige Möglichkeit dem ein wenig zu entkommen: es wurden Neffen und Nichten hergeholt, damit diese selbst Geld verdienen und damit ihre Familie unterstützen konnten. Wo haben die dann gewohnt? Richtig. Bei uns. Ergo dessen: Privatsphäre gab es keine. Sobald es irgendwo ein freies Zimmer gab, zogen ein bis zwei Nichten ein, die mit großem finanziellen Aufwand von meinem Freund hergeholt worden waren.
- zusätzlich zu den Nichten gab es dann auch immer wieder spontane Verwandtenbesuche, denen man sich nicht entziehen konnte

Alles in allem war das einfach nicht das Leben, das ich es mir vorgestellt hatte

Null Privatsphäre, null Zuverlässigkeit und die Notwendigkeit, persönliche Interessen ständig den peruanischen Familieninteressen unterordnen zu müssen.

Mimikry

Ich kenne eine einzige Peruanerin, die wirklich total zuverlässig und immer pünktlich ist. Alle anderen habe zumindest dieses halbe Stunde Problem

Muss einen ja nicht stören. Mich hat es aber unendlich genervt.

Warst du schon mal in Lima?
Dort steht Security mit gezogenen Gewehren vor den Banken, alles ist angekettet und vergittert, weil alles geklaut wird, was nicht niet- und nagelfest ist. Viele Menschen dort sind so arm, dass sie einfach alles brauchen können. Allein während ich dort war wurde bei den Schwestern meines Freundes die Bettwäsche bei offenem Fenster durch die Gitter durchgezogen und geklaut. Hier würde kein Mensch auf die Idee kommen, Bettwäsche durchs vergitterte Fenster zu ziehen. Willst du dein Auto irgendwo parken, musst du jemanden dafür bezahlen, dass er darauf aufpasst. Bezahlst du nicht, wirst du dein Auto vermutlich nicht mehr wiedererkennen. Auch die Polizei ist total korrupt. Polizeikontrollen schauen so aus, dass du einfach fragst, wie viel Geld sie haben wollen. Mich haben sie völlig grundlos verhaftet



Du wirst auch merken, dass es dort nicht viele "Weiße" gibt. Alleine kann es dort für dich auf der Straße sehr gefährlich werden.

Für die Partnerwahl sind dort ja auch nicht immer die Gefühle ausschlaggebend. Oft sind es übergeordnete oder sehr simple persönliche Interessen (z.B. Geld).

Er wäre ja auch ziemlich blöd, wenn er dir etwas anderes erzählen würde Meiner war angeblich ja auch nie untreu. Auch dann nicht, wenn ich ihm die Beweise unter die Nase gehalten habe

Außerdem: Wenn du sowieso nicht in Lima leben willst, umso besser für ihn. Umso mehr wird er sich anstrengen, sich als guten Partner zu präsentieren. Für ihn ist es sicher auch besser, in Europa zu leben.

who_knows?

Hmm
das klingt schon sehr stressig.

Ich habe ehrlich gesagt das gefühl, dass er anders ist. Allerdings kennen wir uns ja noch nicht soooo lange und daher kann ich durchaus auch noch unangenehme überraschungen erleben. Ich bin gar nicht mal so naiv, wie es scheint.

Ich kann ehrlich gesagt durchaus verstehen, dass man seinen Urlaub bei seiner familie verbringen möchte...Auch bin ich der überzeugung familie ist wichtiger, als alles andere.
Meine familie ist nicht besonders groß und natürlich sind das hier andere verhältnisse...aber auch meiner familie ist klar...an erster stelle steht erstmal die familie.
aber das sollte natürlich niemals so extreme ausmaße annehmen.
Ich glaube damit könnte ich auch nicht auf die dauer umgehen.
Soweit ich weiß hat er aber nur einen Onkel. Seinen Vater, der eine eigene andere Familie hat. ( er hat wohl kaum kontakt zu ihm und scheint nicht besonders viel von seinem Vater zu halten)
Und einen jüngeren Bruder, mit dem er zusammen wohnt. Die beiden haben zwar sehr oft streit und ich höre immer wieder " ich halte das nicht mehr aus, der ist für mich gestorben" aber eigentlich mögen die sich doch sehr sehr gern.
Allerdings betont er immer wieder wie traurig er über seine familiäre situation ist.

who_knows?

Ich weiß, dass Lima gefährlich ist. Ich habe auch nicht vor dort zu leben.
Natürlich erzählt er mir nicht, dass er auf jeden fall untreu ist.

Nur was soll ich denn sagen. Mehr als versuchen mein Vertrauen zu gewinnen kann er nicht tun. Ich kann ihm doch nicht generell unterstellen mich zu betrügen nur weil er eben peruaner ist. Stell dir vor er wäre dann tatsächlich ehrlich und treu?

Ich persönlich war nie in Lima, aber eine freundin war schon da. Ich weiß, dass Peru ein sehr armes land ist und die kriminaltät sehr hoch.

Aber vor zwei monaten wurde nur ein paar straßen von mir entfernt ein junger mann von seinem Bruder erstochen. Und vor etwa einem halben jahr wurde anderer junger mann in der nachbarstadt nur 50 meter von seinem Elternhaus entfernt umgebracht.

Ich lebe in einer sehr sicheren kleinstadt und habe keine angst hier auch im dunkeln raus zu gehen.

Aber dennoch ist es überall gefährlich. Überall kann etwas passieren.

hmm und ich hoffe wirklich, dass er mich nicht wegen meinem geld will...ich denke nämlich er hat davon bedeutend mehr als ich

Demandred

Mimikry hat auf jedenfall einen interessanten Einblick geliefert wie es so sein kann, aber auch ihrer subjektiven Erlebnisse ausführlich geschildert.Ob Dein Freund nun auch zu der Gattung gehört glaube ich eher nicht, dennoch solltest Du auf jeden Fall mal zusehen da runterzufliegen.Schon alleine aus dem Grund nicht irgendwann eine Entscheidung zu treffen und es aus lauter Liebes-Trunkenheit zu tun und dann dort alleine dazustehen.
Immerhin wird Dein Freund, in seinem Heimatland, auch anders sein.Das wäre interessant für Dich zu schauen in wie weit, unverbindlich.

who_knows?

ja das denke ich auch...da hast du recht...deswegen möchte ich gerne weihnachten hinfliegen....ich muss das nur mit meinem job klären...über weihnachten sind die tickets zum glück auch sehr günstig...

Ich finde es natürlich irgendwie komisch allein in ein fremdes land zu fliegen, aber ich freue mich wirklich darauf ihn zu sehen und kann es kaum erwarten.

Du denkst es wäre eine gute idee einfach hinzufliegen?

Demandred

Unbedingt.Vielleicht ist er ja ein ganz anderer.Immerhin ist es doch völlig in Ordnung zu schauen ob das erzählte und erfahrende stimmt.

who_knows?

Ja ich denke du hast recht.

ich bin nicht so naiv alles ungesehen zu glauben. Aber ich will auch nicht jedem generell unterstellen, dass er lügt..
aber mir ist es sehr wichtig ihn in seinem gewohnten umfeld mit seinen freunden zu sehen...sehen wie er sich verhält usw...

natürlich kann alles ganz anders sein, aber dann habe ich immerhin gewissheit und weiß es....

ich glaube ich würde es ewig bereuen, wenn ich das nicht machen würde.