Ostseewanderer

Hallo zusammen,

der Titel dieses Zweiges ist nicht so ganz ernst gemeint. Auf Männer passt das gewiss in umgekehrter Weise ganz genauso.

Erst einmal kurz zu mir. Ich bin Ende 30, dauernd getrennt lebend von meiner Ehefrau (um die es hier überhaupt nicht geht, das Thema ist für mich bereits lange durch) habe zwei Kinder (6 und 3) von denen das Größere dauernd bei mir lebt und das Kleinere ist im „Doppelresidenzmodell“ wochenweise abwechselnd bei mir und der Mutter. Mit der Exfrau besteht kein Streit über Unterhalt oder Kinderbetreuung.

Seit nicht ganz einem halben Jahr habe ich nun eine Freundin. Sie ist genauso alt wie ich und hat auch 2 Kinder … Eines ist in der Pubertät und wird bald seiner Wege gehen … das andere ist jetzt etwas mehr als ein Jahr alt.

Soweit so gut.

Wir haben also beide „unsere“ Leben und versuchen nun seit einiger Zeit eine Art (ich mag das Wort eigentlich nicht) Patchworkfamilienleben zu führen. Ich glaube (glaubte) das läuft ganz gut … und vermutlich hier ist der Kardinalsfehler der meisten Männer … wenn sie denken „es läuft“ dann knatscht es.

Was ist passiert?

Nichts!

Es gab keinen Streit … wir führen unser Leben wie vor Wochen noch … ich komme abends nach der Arbeit zu ihr, habe mein größeres Kind dabei … und wir machen ganz normales Familienleben … mit Abendessen, Kinder ins Bett bringen, TV gucken und Zeit miteinander verbringen.

Über den Tag schreiben wir uns sehr viele WA-Nachrichten … es fliegen virtuelle Herzchen hin und her … gestern Morgen meint sie noch zu mir (als ich aufstand, was ich recht früh tue … etwa gegen 5 Uhr) bei der Verabschiedung „hast gesagt das Du mich liebst“ … ja … hatte ich … ging dann aber noch einmal zurück … gab ihr ein Abschiedsküsschen … und sagte noch einmal das ich sie liebe.

Als ich gestern von der Arbeit kam (gegen 18 Uhr) war sie nun aber irgendwie anders (trotzdem der WA-Chat des Tages nicht anders als die Tage/Wochen/Monate zuvor war) … sie schien mir irgendwie belastet, verkopft und einfach anders …

Nun ja … die letzten Wochen waren nicht leicht für sie … KH-Aufenthalt mit Kind, sie hat Probleme mit dem Kindsvater … ist auf Arbeitssuche nach der Elternzeit … es gibt also eine Reihe von Faktoren die sie belasten dürften.

Als wir ins Bett gingen kuschelten wir kurz, von ihrer Seite aus eher halbherzig … dann drehte sie sich weg von mir und wollte einschlafen. Ohne ein Wort (außer "schlaf gut") zu sagen ... im Normalfall schlafen wir Arm in Arm in der „Löffelchenstellung“ ein und taten dies noch nie ohne uns eine "Gute Nacht" zu wünschen und uns gegenseitig zu sagen das wir uns lieben.

Nun reichte es mir und ich drängte sie mir zu sagen was los sei. Ein paar Male drängeln musste ich, dann begann sie zu sprechen … zuerst meinte sie … sie hätte den Eindruck ihre Gefühle für mich würden nachlassen … (nachdem wir den Abend zuvor eng umschlungen eingeschlafen sind … alles wie „immer“ war und auch der Tag normal verlief ???). Sie wüsste nicht was sie über unsere gemeinsame Zukunft denken soll.

Eine Weile später erwähnte sie, das sie nicht wüsste ob sie der Sache mit meinen zwei Kindern gewachsen wäre … (mein großes Kind ist recht fordernd … das Kleine ist auch nicht ohne).

Dann erwähnte ich, dass ich am liebsten mit ihr zusammen wohnen möchte (ich habe seit der Trennung eine große Eigentumswohnung und genügend Platz) … darauf meinte sie das ihre Wohnung die erste Eigene war (nach der Trennung von einem Ex-Partner mit dem sie zusammenlebte seit sie bei ihren Eltern ausgezogen war).

Wir sprachen noch eine Weile und ich versuchte ihr ihre Ängste zu nehmen … sie ist im Moment getrieben von Zukunftsängsten … Jobsuche, Zukunftsängste weil alleinerziehend mit fast 40 und einem Kleinkind … ich sage ihr immer wieder das sie sich auf mich verlassen kann und ich sie niemals so behandeln werde wie ihr Ex … der Vater ihres kleinen Kindes … Ich sagte ihr das wir unser Leben so organisieren werden, das es mit unseren drei Kindern so läuft das wir auch Zeit genug für „uns als Paar“ haben …

Wir haben über Probleme und Reibereien mit meinen Kindern gesprochen … und ob sie ihnen „etwas sagen dürfe“ … wenn ihr etwas nicht gefiele … etc. … natürlich darf sie …

Nach einer Weile war sie wieder fast völlig aufgetaut.

Dann küssten wir uns und hatten innigen Sex … wie sonst auch …

Dann redeten wir wieder etwas … über „Gott und die Welt“, Zusammenziehen (ohne konkret zu werden) … und lagen plötzlich wieder wie sonst in der „Löffelchenstellung“ zusammen … ich küsste ihren Nacken und „knabberte“ etwas an ihr herum … und dann hatten wir noch einmal Sex … von ihr ausgehend …

Was hat ein solches Verhalten zu bedeuten? Ist sowas ein „Testballon“ um zu gucken wie ich über manche Themen denke? Sind das ernsthafte Trennungsgedanken? Ist sie belastet durch ihre Lebenssituation?

Ich bin etwas verunsichert.

Wie sollte ich mich verhalten?

Was meint Ihr?

Danke!

hoefti

Hallo Ostseewanderer, in jeder Antwort auf deinen Beitrag findest du eine Funktion zum Melden bei Verstössen gegen die Forumsregeln.

berkel

a) ist sie belastet durch die Lebenssituation
b) scheint ihr vorher über soetwas anscheinend nicht gesprochen zu haben.

=> Ich würde sagen - das hast Du richtig gemacht und mit ihr gesprochen.

Vielleicht ist es eine gute Idee ihr zu sagen, das Du es gut fandest, das sie sich dazu entschlossen hat, darüber zu sprechen - und das sie (und auch DU!) in Zukunft auch über solche Dinge reden solltet und sie nicht verschweigt. Denn Kommunikation über den alltäglichen Alltag hinaus, was Wünsche, Sorgen, Ängste oder auch Freude und Wohlfühlen angeht, ist doch sehr wichtig in einer Beziehung, um sich nicht aus den Augen zu verlieren.

Wie sollte man sich auch sonst vom Partner verstanden und angenommen fühlen können - wenn derjenige gar nichts davon weis, was einen "umtreibt"? Kommunikation.

gastlovetalk

Sie ist etwas nervös und hat ihre Sorgen mal angesprochen / ausgesprochen. Dein Trost und Deine Solidarität (vielleicht auch ein unbewusstes Werben um Zärtlichkeit und Nähe) haben ihr offensichtlich geholfen, wieder zu einer Art innerer Ruhe zu finden.

Was soll man sonst dazu sagen?

Wart doch erstmal ab, ob das zur Gewohnheit wird. Und dann lerne gegensteuern. Die Situation, dass alles, was sie angeht, von Dir abhängt oder dass Du auf Dauer in eien therapeutische Rolle gedrängt wirst ... diese Situationen gilt es zwar zu vermeiden - aber es gibt doch bei dem einmaligen Vorkommnis NULL Hinweise darauf, dass so etwas ansteht.

Ansonsten würd ich Dir raten, WhatsApp-Aktivitäten nicht allzu ernst zu nehmen. Da wird doch wohl Vieles nur aus Gewohnheit geschrieben/gesendet.

Barney84

Ich verstehe nicht, wie man mit ende30 noch so naiv sein kann, wie deine Freundin. Gemeint ist ihre Aussage, dass die Gefühle zurückgehen. Einige Menschen scheinen der Überzeugung zu sein, dass diese Verliebtheit, dieses hochgefühl am Anfang einer Beziehung liebe ist und alle anderen Gefühle nur beiwerk auf das es nicht ankommt. Dann weicht das hochgefühl langsam der Normalität und schon reichen die Gefühle scheinbar nicht mehr für eine Beziehung.
Dabei besteht liebe aus so vielen Facetten. Liebe bedeutet Geborgenheit, Vertrauen, Glücklich sein, einen halt zu haben, ein Gefühl der Verbundenheit, und vieles mehr.
Aber wenn das hochgefühl weg ist, scheint es einigen total egal zu sein, dass sie sich immernoch geborgen fühlen, dass der Partner sie immernoch glücklich macht und ihnen halt gibt, dass sie ihm vertrauen können und er sie unterstützt.
@te:ich hoffe für dich, dass es für sie wirklich nur ein test war aber wundere dich nicht, wenn sie noch öfter komisch ist, sollte das hochgefühl weiter zurückgehen.

Ich an deiner stelle würde mit ihr mal grundsätzlich darüber reden, was sie sich von einer Beziehung wünscht.

Ansonsten war es aber an besagtem abend eine perfekte Reaktion deinerseits.
Grüße

Lilly 22

Hallo Ostseewanderer,

wenn sie ein Kind von gerade mal einem Jahr hat, frage
ich mich, wie lange sie denn da von dem Ex getrennt war,
bevor sie (anscheinend) nahtlos in ihre neue Beziehung
überging. Und das, obwohl diese ja eine ziemliche Heraus-
forderung ist. Für mich klingt das alles nicht so gut, wie
es für dich scheint, nur weil sie am Ende doch noch Sex
mit dir hatte. Kann es sein, dass sie ihre Altlasten noch
gar nicht für sich verarbeitet hat?

Coniglia

Hallo Ostseewanderer,

da habt ihr euch ja etwas vorgenommen. Ich finde deine Reaktion auf ihre Mitteilung übrigens bemerkenswert. Die Situation hast du schön gelöst.

Andererseits kann ich gut nachvollziehen, dass deine Freundin Bedenken hat. So wie du schreibst, ist dein Päckchen, dass du mitbringst, wesentlich kleiner als das, was sie gerade schultert. Du bist in Arbeit, kommst mit der Mutter eurer Kinder gut zurecht, ihr konntet euch einigen und habt eine Lösung gefunden. Alles gut soweit bei dir.

Auf ihrer Seite gibt es mehr Felder zu beackern: Auseinandersetzungen wegen was auch immer mit dem Vater ihres jüngsten Kindes, Jobsuche, Altersunterschied bei den Kindern, das erste Mal eine eigene Wohnung, ein Kleinkind mit fast 40... Mich persönlich würde das sehr anstrengen.

Dein Traum ist es, mit ihr zusammenzuziehen. Das verstehe ich sehr gut. Deine Freundin könnte aber gut einmal "Luftholen" vertragen, ihre Angelegenheiten (Job, Ex) regeln, Ruhe in ihre kleine Familie reinbringen. Da noch ein Zusammenzug von Euch könnte da erdrückend und angstauslösend wirken. Sie sagt ja auch selbst, dass sie nicht weiss, ob sie dem allen gewachsen ist. Nimm das ernst, fahre du einen Gang beim Zusammenziehen zurück und lasst euch ein wenig Zeit.

Du stehst ja sowieso hinter ihr.