Twonky

Hallo zusammen,
ich habe folgendes Problem:

Vor 6 Jahren zog ich aufgrund eines Jobangebotes nach dem Studium 250 km von zu Hause weg. Mein damaliger Verlobter aus 9 jähriger Beziehung betrog mich anschließend nach nur 6 Wochen Abwesenheit mit einer Kollegin. Ich habe das herausgefunden und ihn sofort verlassen.

Nur 1 Monat nach der Trennung lernte ich meinen jetzigen Ehemann im Internet kennen. Anfänglich habe ich ihn getroffen weil ich ihn mochte, war aber nicht so Hals über Kopf in ihn verliebt wie es beim Kennenlernen meines Ex damals gewesen ist.
Nach und nach kamen mein Mann und ich uns aber immer näher und es entwickelte sich eine Beziehung. Drei Jahre nach unserem Kennenlernen machte er mir einen Heiratsantrag. Nun sind wir schon über 2 Jahre verheiratet und eigentlich sehr glücklich miteinander.

Wir führen eine sehr harmonische Beziehung auf Augenhöhe, ganz ohne Streit, sehr respekt- und liebevoll. Wir haben sehr viele Gemeinsamkeiten, können uns Stunden lang unterhalten, lachen über die gleichen Dinge und ärgern uns über dasselbe. Er ist einfach mein bester Freud und der Mensch dem ich alles anvertrauen kann.

Seit über zwei Jahren versuchen wir ein Kind zu bekommen aber es klappt einfach nicht. Ich habe mich schon mehrfach untersuchen lassen – bei mir ist alles in Ordnung. Er war noch nicht beim Arzt weil er der Meinung ist wir sollten uns entspannen und alles auf uns zukommen lassen. Und falls es mit dem Kind nicht klappen sollte wäre es für ihn auch nicht schlimm.
Ich bin aufgrund des lange unerfüllten Kinderwunsches diesen Winter in eine Depression gefallen von der ich mich nur langsam wieder erhole. Ich hatte vor ein paar Wochen einen bösen Nervenzusammenbruch und habe alles was mit dem Thema Kinderwunsch in Zusammenhang steht (Bücher, Fruchtbarkeitstests, Hilfsmittel usw.) weg geworfen und habe mit dem Thema erst einmal abgeschlossen.

Seit etwa 6 Monaten verändern sich meine Gefühle meinem Mann gegenüber. Irgendwie habe ich das Gefühl dass ich ihn nicht mehr so liebe wie zuvor. Er kommt mir eher vor wie mein bester Freund oder Seelenverwandter – aber nicht mehr wie mein Geliebter. Auch mein sexuelles Interesse lässt langsam nach.

Es gibt auch Kleinigkeiten die anfangen mich zu stören. Er hat z.B. in den letzten 6 Jahren 10 kg zugenommen und ist nicht mehr ganz so schlank und muskulös wie früher. Das hat mich all die Jahre bisher nie gestört aber jetzt macht es mir plötzlich etwas aus. Auch verliert er immer mehr Haare – was nicht besonders gut aussieht.

Ich fühle mich schlecht wenn ich all dies hier schreibe denn auch ich habe mehr Fältchen als früher und haben ebenfalls 2-3 kg mehr auf den Rippen. Ich weiß dass wir alle im Alter nicht schöner werden und eigentlich sollte es mir wirklich egal sein, aber das ist es leider nicht.

So langsam fange ich sogar an mich unbewusst nach anderen Männer umzusehen und denke auch wieder an meinen Ex Freund. Dabei überlege ich mir wie es ihm wohl all die Jahre ergangen ist und ob er wohl eine Familie hat.

Ich habe schon mit einer Freundin über die Situation gesprochen und sie ist der Meinung dass ich damals viel zu früh in eine andere Beziehung „geflohen“ bin ohne mich von der alten Beziehung zu erholen und die Wunden heilen zu lassen. Ihrer Meinung nach habe den Erstbesten genommen der mich aufgefangen hat und bin eine neue Beziehung eingegangen um den Schmerz der alten Beziehung schnellstmöglich zu vergessen.

Nun mache ich mir Gedanken darüber ob meine Freundin Recht haben könnte und fühle mich in der Ehe ein wenig gefangen. Ich bin mir der Gefühle für meinen Mann nicht mehr so richtig sicher und habe Angst dass Sie Recht haben könnte mit dem was Sie sagt.
Was soll ich nur tun? Wie kann ich die Gefühle und die Liebe für meinen Mann wieder aufleben lassen?
Ist es vielleicht normal dass nach 6 Jahren Beziehung und 2 Jahren Ehe die Gefühle nachlassen und es sich eher nach „Freundschaft“ als nach „Liebe“ anfühlt?
Oder kann es sein dass ich nur aufgrund des unerfüllten Kinderwunsches und der Winter Depression anfange an der Beziehung zu zweifeln?
Was meint ihr zur Situation?

hoefti

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Fischli >°}}}>><

Hallöchen,

Hm, kann es sein, dass du deinem Mann grollst weil er den Kinderwunsch nicht in dem Sinne "ernst" nimmt wie du es tust? Also nicht zum Arzt geht um sich mal durchchecken zu lassen sondern stattdessen lieber mitansieht, wie du aus Kummer depressiv geworden bist?

Falls das der Fall sein sollte wäre ein offenes Gespräch über eure Prioritäten sinnvoll. Was ist für dich wichtig, was für ihn? Passt ihr darin (noch) zusammen? Wo sehr ihr euch in 5 Jahren, wo sieht sich jeder selbst in 5 Jahren? Was ist jeder bereit für die Beziehung auf sich zu nehmen, was wollt ihr gemeinsam auf euch nehmen?

Gruß!

Twonky

Ja es stimmt schon dass der unerfüllte Kinderwunsch für viel Kummer und Schmerz gesorgt hat. Aber kann es wirklich sein dass dieses Thema mich so an der Beziehung zweifeln lässt?

Bislang war alles gut und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Erst seit letztem Winter fange ich an alles zu hinterfragen. War es wohl richtig ihn zu heiraten. Wie soll es weiter gehen? Was ist wenn er keine Kinder zeugen kann? Ich bin einfach so verwirrt und weiß einfach nicht was ich tun soll.

Nach meinem Nervenzusammenbruch (auch aufgrund des Druckes der Familie bezüglich Kinder) habe ich ihm gesagt dass ich zu diesem Thema nichts mehr hören will und wir uns nun erst mal wieder anderen Dingen widmen sollten.

Er hat ja vorgeschlagen dass wir zusammen zum Spezialisten gehen aber das habe ich vor lauter Wut und Enttäuschung abgelehnt. Sein Vorschlag kam auch erst nachdem ich den Nevenzusammenbruch hatte und da wollte ich dann auch nicht mehr zum Arzt.
Ich kann mir auch nicht vorstellen ein Kind zu bekommen wenn ein Arzt dafür an mir herum doktern muss.

Na ja, wie dem auch sei - ich bin mir momentan meinem Gefühle überhaupt nicht mehr sicher. Ich denke mein Mann bemerkt auch dass etwas nicht stimmt denn er ist noch viel aufmerksamer und netter als er es ohnehin schon vorher war.

Und ich bin einfach unzufrieden mit der Gesamtsituation und weiß nicht wie ich da wieder raus kommen.

Hat jemand Rat?

silv74

Erst mal ruhig Blut und nicht gleich an allem zweifeln. Dass sich eine Beziehung nach sechs Jahren auch mal nur nach Freundschaft anfühlt und ein wenig Lustlosigkeit eingekehrt ist, ist oft der Fall und nicht das Ende allen Denkens.
Fokussiere mal, was Dich glücklich macht. Zu was für Dich, spüre Deine Bedürfnisse und entwickle Dich weiter.
Diesen Schwung kannst Du in eure Beziehung mitnehmen.
Sei du der Antrieb, neues zu erleben und die gemeinsame Zeit zu gestalten...

blackfeather

liebe twonky

eine Depression kann sehr tückisch sein. Sie geht leider mit sehr vielen negativen Gedanken einher und stellt somit einiges in Frage.
Desweiteren bist du wohl sehr wütend und natürlich enttäuscht, dass es mit eurem Kinderwunsch bisher nicht geklappt hat. Ich glaube dir sehr, dass das alleine schon ziemlich an die Nerven gehen kann.
Und es macht es alles nicht besser, dass du keinen Schuldigen für deine Wut finden kannst.

Ich glaube aber auch, dass genau hierin dein GrübelProblem liegt. Wenn die Wut keinen Gegenspieler findet, kann sie sich auf alles und jeden projezieren und oft auch gegen sich selbst richten - wenn man im Aussen nichts verändern kann.

So wie du es beschreibst, hast du einen ganz tollen Partner/Mann an deiner Seite. Glückwunsch - das kann ich dir in einer solchen situation nicht oft genug sagen - zweifle nicht daran, lass es einfach mal so sein wie es ist.

Ich würde dir dringend raten, dich mal "ganz liebevoll" mit dem bisher ausgebliebenen Kinderwunsch zu beschäftigen - und zu spüren, welche Gefühle und Sehnsüchte dahinter verborgen liegen -
Gib deiner Traurigkeit eine Chance da zu sein - denn die richtet sich nicht wie geglaubt auf deinen Partner - sondern auf den Kinderwunsch.

Deine Traurigkeit braucht Raum - spür mal hin und lass dich von deinem verständnisvollen Mann trösten.

Kümmer dich um deine Gefühle, dann wirst du auch bald wieder deine Liebe zu ihm spüren, - die hält sich nämlich im Moment nur versteckt, weil Wut und Traurigkeit nun Platz brauchen.

Noch eine kleine Anmerkung zum Thema Phasen der Freundschaft in einer Ehe. Kinder verändern ALLES in einer Beziehung - und so kann dir fast jedes Elternpaar bestätigen, dass es mit Kindern so einige Phasen der reinen Freundschaft im Familienalltag zu durchleben gibt - lass dir davon keine Angst einjagen.

Ich wünsche dir Mut und liebevolle Zuwendung zu dir selbst -

Sternenmeer

Natürlich hatte deine Freundin recht: du warst sicher damals noch nicht wirklich bereit für eine neue Beziehung. Das war höchstwahrscheinlich überstürzt.

Das passiert vielen, sich den "Erstbesten" zu nehmen. Aber die meisten von denen, haben mit dem neuen Partner keine so schöne und erst recht nicht so lange Beziehung wie ihr es habt.

Das wäre nicht möglich gewesen, wenn ihr nicht zusammenpassen würdet. Es wäre schon viel früher auseinander gegangen.

Von daher finde ich es nicht nötig, an eurer Beziehung zu zweifeln. Dein bisher unerfüllter Kinderwunsch wird hier das Problem sein.

Dein Mann scheint es bisher nicht so ernst genommen zu haben wie du. Das ist aber normal. Die meisten Frauen steigern sich eher in dieses Thema rein als Männer. Das ist auch gut so. Stell dir mal vor, dein Mann wäre auch in eine Depression gerutscht. Wäre das besser gewesen? Ich denke nicht. Er kann dich jetzt auffangen und dafür kannst du dankbar sein.

Geh doch nochmal auf seinen Vorschlag mit dem Arzt ein. Sprecht darüber und macht einen Termin. Wenn ihr wirklich nicht auf natürlichem Weg ein Baby bekommen könnt und du keine künstliche Befruchtung möchtest, wäre Adoption immer noch eine Variante.

Und mal abgesehen davon, dass du dich glücklich schätzen kannst, solch einen Partner zu haben, musst du die Sache auch mal realistisch betrachten.

Wenn du dich trennst, wirst du ja sicher erstmal etwas allein bleiben wollen, weil du nicht den gleichen Fehler nochmal machen möchtest.

Dann musst du jemanden finden, der so gut zu dir passt, dass du mit ihm eine Familie gründen möchtest.

Und dann sollte man sich ja erst noch eine Weile kennenlernen, bevor man ein Kind bekommt.

Ich weiß gerade nicht, wie alt du bist, aber da werden noch einige Jahre ins Land gehen und dann könnte es für dich zu spät sein. Es wird mit dem Alter ja nicht einfacher...und dann wäre es auf natürlichem Weg vielleicht auch nicht mehr möglich und dann stehst du vor dem gleichen Problem wie jetzt.


Das wichtigste zur Familiengründung ist eine stabile Paarbeziehung. Zwischen den Eltern muss es stimmen und du hast da einen tollen Mann, der das alles mit dir durchsteht.
Verarbeite ersteinmal deine Wut und deine Enttäuschung und komm deinem Mann wieder näher. Unterdrücke deine Gefühle nicht mehr und sprich mit deinem Mann.

Ihr packt das! Aber eben nur als Team

Twonky

Ich danke euch sehr für die positiven und aufbauenden Worte zu meinem Problem. Es tut gut von Außenstehenden zu hören dass solche Gefühle irgendwie normal sind und ich nicht an der tollen Beziehung und an meiner Ehe zweifeln sollte.

Mein Mann und ich sind all die Jahre ein wirklich gutes Team gewesen und verstehen uns auch jetzt noch super. Er ist mein Seelenverwandter und ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen.

Dass ein unerfüllter Kinderwunsch solche Gefühle in mir bewirken würde hätte ich nie für möglich gehalten weil ich anfänglich auch super locker an die Sache gegangen bin.
Aber nach und nach und mit jedem Monat in dem es wieder nicht geklappt hat bin ich immer tiefer in ein Loch gefallen. Man fängt an an sich zu zweifeln, negative Gedanken machen sich breit und das Selbstwertgefühl rutscht immer tiefer in den Keller.

Ich habe mit meinem Mann gesprochen und wir haben beschlossen die Sache jetzt erst einmal für ein halbes Jahr ruhen zu lassen.
Wir habe für Mai einen schönen Urlaub gebucht auf den wir uns beide sehr freuen. Die Urlaubsplanung wird mich sicherlich auch wieder auf andere Gedanken bringen.

Da nun auch das Wetter etwas besser wird und die Sonne immer öfter scheint werden wir auch viel mehr draußen unternehmen können.
Ich versuche das jetzt als eine etwas negativere Phase zu sehen und mich nicht mehr verrückt zu machen.

Mit unseren 33 Jahren haben wir noch etwas Zeit ein Kind zu bekommen und uns auch noch in einem Jahr Gedanken über eine eventuelle Hilfe vom Arzt zu machen.

Was jetzt zählt ist dass ich meine Depression in der Griff bekomme. Ich merke dass es mir jeden Tag schon etwas besser geht und hoffe dass diese schlimme Zeit und das Zweifeln bald ein Ende haben.

Euch vielen lieben Dank nochmals für die ausbauenden Worte.
Ihr seid einfach super!

Sternenmeer

Das freut mich sehr zu hören!

Alles Liebe für euch!

Fischli >°}}}>><

Alles Gute

blackfeather

Weiter so