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29.01.2018, 23:07 | #1 |
Member
Registriert seit: 08/2008
Beiträge: 64
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Mein Freund hat Depressionen - Wie damit umgehen?
Hallo ihr Lieben!
Ich (29) bin seit kurzem (2 Monate) nach einer halben Ewigkeit mal wieder in einer Beziehung. Es läuft an sich alles gut und ich habe mich wirklich verdammt doll verknallt Ich bin einfach glücklich momentan Es kann auch sein, dass es hier schon einige Threads mit meinem "Problem" gibt, aber ich würde mir gerne selbst Hilfe hier holen und einfach auch meine Situation schildern. Wie es der Titel schon sagt ist mein Freund depressiv. Er hat sich kurz bevor wir uns kennenlernten schon professionelle Hilfe geholt und nimmt seitdem Tabletten. Im Frühjahr ist er dann wohl auch in Therapie. Dass er diesen Schritt gemacht hat finde ich toll und bin da schon stolz auf ihn In letzter Zeit hat er aber immer häufiger schlechte Tage. Mein Problem ist einfach, dass ich nicht weiß, was ich in so Situationen machen kann, um ihm zu helfen, oder wie ich mich richtig verhalte. Vielleicht können mir hier Tipps gegeben werden wie ich mit einem depressiven Partner am besten umgehe oder was absolute No-Gos sind. Da wäre ich wirklich sehr dankbar Heute sagte er mir selbst, dass er allein sein will und ich schrieb ihm, da er sehr ungern telefoniert, ein paar liebe und verständnisvolle Nachrichten, auf die keine Antwort mehr kam. Und ich weiß ja eigentlich, dass es nichts mit mir zu tun hat, aber manchmal bin ich dann doch bisschen geknickt, dass nichts mehr von ihm kommt. In nächsten Moment ärgere ich mich dann aber darüber, weil ich selbst weiß wie albern meine Gedanken eigentlich sind. Ich muss mich halt auch erst mal dran gewöhnen und lernen damit umzugehen. Ich möchte das aber gerne schaffen, weil er wirklich ein sehr toller Mensch ist Vielleicht habt ihr ja auch ein paar Tipps wie man sich auch selbst helfen kann beim Umgang mit Depressiven. Denn ich möchte da ja auch nicht auf der Strecke bleiben. Geändert von Schmunzelhäschen (29.01.2018 um 23:46 Uhr) |
29.01.2018, 23:07 | #00 |
Administrator
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Hallo Schmunzelhäschen, in jeder Antwort auf deinen Beitrag findest du eine Funktion zum Melden bei Verstössen gegen die Forumsregeln.
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29.01.2018, 23:40 | #2 | |||
Registriert seit: 05/2006
Ort: Alb Donau Kreis
Beiträge: 12.606
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Hallo Schmunzelhäschen,
da ihr erst seit kurzem zusammen seid, würde ich dir eher dazu raten, die Beziehung zumindest pausieren zu lassen, bis er sich einigermaßen gefangen und mit seiner Depression therapieren lassen hat. Das sagt sich sicher leichter, als getan. Nur, so denke ich, tust du dir gerade so überhaupt keinen Gefallen. Zitat:
Allerdings heißt "lieber allein mit sich sein zu wollen" eben auch, nieman- den Rede und Antwort stehen zu müssen. Meist halt, weil man mit sich selbst und seinem Leben bereits restlos überfordert ist. Er will sich in die- sem Moment weder für etwas rechtfertigen, noch weitere Schuldgefühle ansammeln müssen. Das bedeutet leider aber auch nichts anderes, als dass man zumindest derzeit kaum etwas geben und wenn dann eher eben nur etwas nehmen kann. Du wirst also verdammt viel zurück stecken können müssen, ohne dabei zu wissen oder gar irgend eine Gewissheit darüber zu haben, ob du dafür später quasi "entschädigt" wirst. Ich formuliere das deshalb so hart, weil es oft eine Motivation für Menschen ist, eine Art "Entschädigung" für ihre Aufopferungen erhalten zu wollen, wenn sie sich als Retter im Beziehungs- gefüge erweisen. Fakt ist, dass ihr euch zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt kennen und "lieben" gelernt habt und eure Karten deshalb derzeit einfach sehr schlecht stehen. Du könntest dir, bei einer gewissen Lockerheit natürlich sagen, du schaust dir das ganze aus der Ferne an und erwartest nicht all zu viel. Ich vermute nur, dass du hierfür emotional bereits viel zu sehr darin verstrickt sein könntest. Damit wär dein eigenes Leiden vorprogrammiert. Ich weiß nicht, wie lange du ihn überhaupt schon kennst. Je nachdem, wie vertraut ihr ggf. doch bereits miteinander seid, stellt wenigstens Regeln für euren Umgang miteinander auf. Eine sollte dann u.a. sein, dass er dir eben zu erkennen gibt, sollte er sein Schneckenhaus benötigen und bevorzugen und du ihm während dieser Zeit diesen Freiraum lässt, ohne ihn eben mit Nachrichten, Nachfragen usw. zu bombardieren. Nun kann das aber den- noch sein, dass er sich in der Folge u.a. über Wochen nicht bei dir meldet, allein, weil es ihm schlecht geht. Hier sollte er berücksichtigen, dass du dennoch zwischendurch ein Feedback von ihm brauchst, weil es dir ande- renfalls auch unter Anbetracht etwaiger Sorgen über seinen Zustand ein- fach mal emotional schlecht geht. In einer guten Phase wird er dir dann ggf. versprechen, sich zumindest z.B. am Wochenende mal kurz bei dir zurück zu melden. Nur wird ihn das selbst enorm unter Druck setzen, sollte es ihm während dieser Zeit dann eben schlecht gehen und er dabei das zusätzliche Gefühl pflegen, sich bei dir nun aber melden zu müssen, weil er dir das verspro- chen hat bzw. weil du anderenfalls über ihn enttäuscht sein wirst. Von daher wär es aus meiner Sicht tatsächlich besser, du würdest derzeit nicht all zu sehr daran festhalten wollen, mit ihm eine "Beziehung" zu ha- ben, sondern den Fokus mehr auf dein Leben ausrichten können und ihn quasi nur immer dann an Board holen bzw. selbst haben wollen, wenn er einigermaßen fit und bereit dazu ist. Ohne große Erwartungen, ohne Vor- haltungen und auf den jeweiligen Moment konzentriert. Das allerdings nur für den Fall, dass du dich hierfür eben nicht erst verbiegen musst, sondern, weil das für dich so in Ordnung ist und du in deinem Leben genug zu tun, als nur auf ihn zu warten, hast. Wenn es mit euch beiden ernst ist, könnte er dich später in seine Therapie mit einbeziehen, wenn er das möchte. Du kannst dich unabhängi davon a- ber jederzeit an Selbsthilfegruppen für Angehörige von depressiven Erkran- kungen usw. wenden. Nur bedenke eben, dass es m.E.n. eine falsch verstandene Liebe deinerseits sein dürfte, falls ihr euch erst seit kurzem kennt und du ihn nun mit seiner Krankheit zu deinem "alleinigen" Lebensinhalt machst.
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01.02.2018, 10:33 | #3 | ||||||||
Forumsgast
Beiträge: n/a
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Zitat:
Die Verschreibung selbst sollte von einem Psychiater erfolgen, der aber meist nur einmal im Monat oder seltener Zeit fuer einen Patienten hat (auch darum ist eben zur zusaetzlichen Psycho-Begleitung zu raten). Da Du schreibst, er nimmt dieses Medikament seit drei Monaten und die eigentliche Therapie wird erst noch beginnen: das heisst in der Praxis oftmals, es ist zunaechst erst mal ein "Breitband"-Antidepressivum in eher geringer Dosis verschrieben worden. Spaeter koennen dann Medikamentenwechsel oder Dosisanpassungen noetig werden. Bei jeder Veraenderung ist wieder neu mit Nebenwirkungen zu rechnen - "viel hilft viel" ist bei Psychopharmaka nicht moeglich, es muss immer vom Fachmann abgewogen werden, ob eine Dosisanpassung wsl. mehr nuetzen oder mehr schaden kann, dann folgt ein Versuch, eine Beobachtung und ggf. muss die Aenderung verstaerkt oder wieder zurueckgenommen werden. Das Obige gilt besonders fuer eine Ersttherapie. Sofern er frueher schon mal medikamentoes behandelt wurde, liegen daraus schon Erfahrungen vor und insbesondere die Medikamentenauswahl ist dann oftmals schon gezielter moeglich. Außerdem kann es in der Psychotherapie auch vorkommen, dass die bekannten Beschwerden zunaechst schlimmer werden oder neue auftauchen, z.B. weil der Patient sich Problemen / Aengsten zu stellen beginnt, die er zum Selbstschutz bisher verdraengt hat. Auch dann muessen die Therapeuten ggf. mit einer Dosisanpassung reagieren koennen. Zitat:
Zitat:
Wenn sich herausstellt, dass durch Dein Du-selbst-Sein Probleme auftauchen, ist es vielleicht besser (fuer alle) die Beziehung zu beenden. Das ist wie bei jeder anderen Beziehung auch! Zitat:
Es waere aber auch falsch, ihn stets wie eine Mimose zu behandeln und ihm gar nichts mehr zuzutrauen bzw. zuzumuten. Dadurch kann man sich auch zusaetzlich "krankgemacht" fuehlen. Eine Beziehung muss stets in einem Gleichgewicht gehalten werden ... eine Beziehung mit einem psychisch erkrankten ist schwieriger, u.a. weil das Gleichgewicht evtl. leichter wegkippt (Gratwanderung) als bei einem psychisch stabilen, robusten Gegenueber. Zitat:
ABER das sollte man m.E. nicht unbesehen und von vorneherein fuer sich feststellen, sondern offen und ehrlich zu sich sein, und sich in der Selbstreflexion hin und wieder fragen, ob ein Punkt, an dem Dir die Beziehung schadet, erreicht wurde. Zitat:
Ihn belasten (mit jeglicher Art von Druck / Ausloesung von Versagensaengsten etc.) ist zu unterlassen. Viel Glueck!
Geändert von gastlovetalk (01.02.2018 um 10:40 Uhr) |
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01.02.2018, 12:17 | #4 | ||
Special Member
Registriert seit: 02/2011
Ort: Nerdpol
Beiträge: 3.446
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Hier wird mal wieder viel zu voreilig zur Beziehungspause geraten, totaler Schwachsinn in deinem Fall.
Die Erkrankung deines Freundes ist dir ja bereits länger bekannt und keine plötzliche Überraschung die dich nun überfordert. Ich gehe mal davon aus, dass du also zumindest bewusst das Risko eingangen bist. Mein Tipp: Gar nichts machen. Die Depression im Alltag zu keinem Thema machen. Ihn ganz normal wie jeden anderen auch behandeln. Ich hatte ein paar Freunde mit Depressionen, sie sagten immer es wäre toll wenn jemand nicht ständig versucht "zu helfen" und ständig Rücksicht nimmt bzw. hinterfragt, es würde sie nur noch mehr bekloppt machen und erinnern das ja was nicht stimmt. Normalität ist das größte Geschenk das du solchen Menschen machen kannst. Wenn er explizit über seine Situation mit dir sprechen will, dann wird er das schon äußern.
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05.02.2018, 01:44 | #5 | ||||||||
Member
Themenstarter
Registriert seit: 08/2008
Beiträge: 64
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Hallo Lilly,
vielen Dank für deine Antwort! Zitat:
Ich habe mir nur erhofft hier Tipps zu erhalten, die mir eventuell helfen können das besser zu meistern. Zitat:
Zitat:
Zitat:
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Zitat:
Geändert von Schmunzelhäschen (05.02.2018 um 01:54 Uhr) |
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05.02.2018, 01:47 | #6 | |||||||
Member
Themenstarter
Registriert seit: 08/2008
Beiträge: 64
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Danke CtrlAltDel für deine ausführliche Antwort und die ganzen Infos Fand ich sehr informativ!
Zitat:
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Zitat:
Die Vorgehensweise halte ich auch für sinnvoll Manchmal ist das gar nicht so einfach, weil mir das gerade am Anfang der Beziehung jetzt noch schwer fällt einzuschätzen was ihn alles unter Druck setzt. Ich setze ihn ja nicht absichtlich unter Druck und manchmal lassen sich so Situationen leider nicht verhindern... Zitat:
Und eine plötzliche Überraschung war es tatsächlich nicht. Wir waren knapp zwei Wochen zusammen, da erzählte er mir von selbst, dass er depressiv ist und Tabletten nehmen muss. Er hat von Anfang an mit offenen Karten gespielt. Das fand ich toll von ihm Zitat:
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05.02.2018, 17:13 | #7 | |||
Registriert seit: 05/2006
Ort: Alb Donau Kreis
Beiträge: 12.606
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Hallo Schmunzelhäschen,
Zitat:
sehe ich kein Problem mit eurer Beziehung. Problematisch empfände ich diese nur, wär es stattdessen ein in der Ferne liegendes Ziel, mit dieser mal "glücklich" zu werden und ständig nur im darauf hin zu arbeiten zu verweilen. Gut ist es sicher auch, dass du dein Leben nebenher pflegst und hast. Verlier das nicht bzw. dich aus den Augen. Alles Gute.
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06.02.2018, 11:34 | #8 | |||
Guiding light
Registriert seit: 05/2000
Beiträge: 12.240
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Zitat:
Renn, renn, renn! Lauf so schnell du kannst und dreh dich nicht um... Der PET
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08.02.2018, 05:40 | #9 | |||
Special Member
Registriert seit: 03/2008
Beiträge: 7.190
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Zitat:
Ich kann nur sagen : Eine Depression oder eine depressive Veranlagung des Partners zwingt einen dazu, immer unabhängig bleiben zu müssen. Man kann nicht sein Leben in dessen Hände legen, weil man nie wissen kann, ob er z. B. morgen in der Lage sein wird, das heute Besprochene zu erledigen. Oder ob er für einen sorgen kann, wenn man selber mal krank im Bett liegt. Dass man sich in so jemanden verlieben kann, kann ich voll verstehen. Leute mit besonderen Defiziten haben oft auch besonderes Potenzial. Ob man auf Dauer aber mit ihm zusammenleben möchte - nun, das muß sich wohl einfach herausstellen.
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08.02.2018, 08:17 | #10 | ||
Inventar
Registriert seit: 07/2011
Ort: Sauerland
Beiträge: 3.216
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Liebe TE, als selbst betroffener kann ich mich voll und ganz dem Nick anschließen.
Sei du selbst, behandle ihn normal, mach seine Krankheit nicht zum Thema. Sei offen dafür, wenn er es von sich aus anspricht. Aber ansonsten behandle ihn wie jeden anderen auch. Das, was depressiven am meisten hilft, ist Normalität. Das ist ja nicht zuletzt auch das Therapieziel Nr 1, Normalität herzustellen. Wenn sie hier User raten, du sollst dich distanzieren, oder gar um dein Leben rennen, dann zeigt das lediglich den Zeitgeist Der Spaßgesellschaft. Dein Freund scheint einen relativ stabilen Eindruck zu machen deinen Erzählungen nach. Er ist reflektiert genug dir sagen zu können, wenn er Zeit für sich braucht. Dieses Zeiten sind im Wesentlichen die einzigen, die in Beziehungen mit kranken Menschen kritischer sind als in anderen Beziehungen. Dein Freund erkennt diese und kommuniziert sie. Sprecht euch ab, dass er dir sagt, wenn solche Zeiten anstehen, nehme darauf Rücksicht. Sag ihm aber auch (bitte persönlich, wenn er das Thema von sich aus anspricht), dass du erwartest, dass er sich alle x Tage bei dir meldet, wenn es ihm schlecht geht, nur damit du auch Bescheid weißt und dir keine Sorgen machst. Mehr braucht es für den Anfang eigentlich nicht. Der Vorschlag mit der Selbsthilfegruppe für Angehörige ist auch ein sehr wertvoller. Nimm das in Anspruch. Ich jedenfalls wollte nie, dass mich eine Partnerin therapiert. Ich wollte mit einer Partnerin immer nur Normalität. Anders ist man alleine schon genug. Ich wüsste wirklich keinen Grund, wieso eine Beziehung mit einem depressiven Partner - so lange er denn reflektiert ist und eine Therapie macht - eine besonders starke Belastung darstellen sollte. In einer solchen sind die gleichen Dinge wichtig wie in einer "normalen" Beziehung, mit dem Unterschied, dass man vielleicht mehr kommunizieren muss. Das tun die meisten Paare aber ohnehin viel zu wenig, sie wissen es nur nicht.
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