Keppa

Ich bin eigentlich gar nicht der Typ für Beratungsforen etc. aber da ich mit absolut niemandem darüber reden kann versuche ich es mal mit euch.

Ich (m32) bin nun seit über sieben Jahren mit meiner Freundin (30) zusammen. Davor kam ich aus einer langen Beziehung die ziemlich drastisch und nachwirkend für mich endete. Meine Freundin ist eher vom Typ geerdete Frau mit Affinität zu Technik und sehr fleißig im Haushalt. Sie ist hübsch und weiblich aber wirklich das glatte Gegenteil zu einer "Tussi". Sie schminkt sich nicht wirklich (muss sie eigentlich auch nicht), was mir immer gefiel. Gleichzeitig hat sie einen sehr impulsiven Charakter, wird schnell genervt und laut.
Das große Problem ist, dass ich meinerseits ein ziemlicher Chaot im Haushalt und ebenso sehr impulsiv bin. Kurzum gibt es wirklich täglich Spannungen und das seit Jahren. Beruflich wollte sie nie die großen Sprünge machen und ist als Geselle schon früh am gewünschten Ende angekommen. Im Gegensatz dazu habe ich mich ständig weiterentwickelt und bin oft umgezogen, wo sie mich dann auch immer begleitete. Mit der Zeit hatte sie ihren Freundeskreis verloren, sich keine neuen gesucht und ihr komplettes Leben um mich aufgebaut.
Jetzt könnt ihr euch schon vorstellen was dadurch ständig für Konfliktpotential vorhanden war. Irgendwann war es dann so weit und es ging mit physischen Auseinandersetzungen los...beiderseits, da schenken wir uns wenig aber es wird manchmal echt heftig. Mich hat das Ganze über die Jahre auf der Gefühlsebene irgendwie stark gekillt .. Dennoch mag ich sie sehr und fühle eine starke Loyalität ihr gegenüber.

Letztes Jahr lernte ich nun das erste Mal seit den Jahren eine neue Frau (28) kennen. Charakterlich und optisch wirklich das KOMPLETTE Gegenteil von meiner Lebensgefährtin. Wir verliebten uns und es wurde intim. Das Ganze habe ich meiner Freundin ziemlich schnell gebeichtet worauf sie natürlich völlig ausflippte. Ich meinte ich möchte die Beziehung beenden und übernehme alle anfallenden Kosten bezüglich Wohnung und helfe ihr wo ich kann wenn sie das möchte.
Nach einigen Tagen begann sie zu kämpfen und hat bis heute nicht aufgegeben. Sie tut mir mega Leid und ich weiß nicht mehr wie ich mich verhalten soll. Wenn ich sie verlasse steht sie mit nichts mehr da und ich mag sie wie gesagt noch so sehr. Mittlerweile herrscht mit der Affäre Funkstille weil sie was Ernstes möchte, was ich ihr nicht bieten kann in meiner Situation. Es kann auch sowieso sein, dass der Zug bei ihr abgefahren ist, weil sie das Ganze psychisch verständlicherweise auch komplett gerädert hat.

Charakterlich, optisch, sexuell und intellektuell passt die Affäre wohl besser zu mir...
Was Vertrauen, Geradlinigkeit, Loyalität, familiären und finanziellen Background angeht ist es meine Freundin.

Andererseits haben all diese Streits einfach so extrem viel in mir kaputt gemacht und ich verstehe nicht warum es meiner Freundin nicht genau so geht.

Bleibe ich mit meiner Freundin zusammen ist sie glücklich, ich habe eine loyale Partnerin, aber ob ich jemals Kinder mit ihr haben werde oder sexuell nochmal die "Erfüllung" finde ist sehr fraglich.
Versuche ich doch noch etwas mit der Affäre aufzubauen tausche ich viele Pros und Contras einfach komplett durch, aber sie wäre es wahrscheinlich genau so wert.

hoefti

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Dexter Morgan

Nach einer Weile ist die Luft raus. Das Spiel kann man beliebig oft spielen, oder einfach zusammenbleiben und die positiven Aspekte in den Vordergrund rücken. Das ist eine Frage der persönlichen Präferenzen, daran gibt's nichts zu verstehen.

HW124

Oder das Beide mal an ihrer Impulsivität/ Selbstkontrolle arbeiten.

DAS könnte schon ne Menge bringen!

Kronika

Grundsätzlich würde ich mir an deiner Stelle nicht die Frage "Freundin oder Affäre" stellen, sondern es erstmal nur auf die Frage "Freundin oder nicht mehr Freundin" runter brechen.
Denn wie du schon richtig schreibst weißt du ja nicht, ob der Zug bei der Affäre ohnehin schon abgefahren ist und selbst wenn nicht, müsste sich auch diese Beziehung dann erstmal im Alltag bewähren. Im Vordergrund sollte also die Frage stehen ob du deine jetzige Beziehung noch aufrecht erhalten willst oder nicht. Im zweiten Fall, kann es auch immer sein, dass du dann kurz- oder mittelfristig ganz ohne Beziehung da stehst.

Versuche mal die Vergleiche zwischen den zwei Frauen in den Hintergrund zu stellen und konzentriere dich auf die Frage ob du denn noch an die Beziehung zu deiner Freundin glaubst? Was meinst du damit, dass du mit ihr keine Kinder glaubst haben zu wollen? Gibt es noch Maßnahmen die ihr angehen könntet, um eure häufigen Spannungen und Streits zu reduzieren?
Wärst du noch bereit an der Beziehung zu arbeiten oder siehst du darin keinen Sinn mehr?

Grundsätzlich sehe ich es auch so, dass man sich irgendwann zwischen Zusammenbleiben und dem Rausch frischer Verliebtheit entscheiden muss, da Zweiteres einfach nicht für immer Bestand hat. Und eine loyale Partnerin die offenbar auch ziemlich viele tolle Eigenschaften mitbringt ist aus meiner Sicht sehr wertvoll.
Allerdings finde ich es bedenklich, dass ihr einerseits so viel Streit habt und andererseits auch offenbar deutliche Grenzen überschritten habt (da du von physischen Auseinandersetzungen sprichst). Gewalt sollte auch wenn sie beidseitig vorkommt in einer Beziehung keinen Platz haben. Und hier läuft dann offenbar gewaltig etwas schief bei euch. Ich bin auch nicht sicher ob sich das nochmal gerade rücken lässt, wenn ihr diese Muster schon so lange eingeschliffen habt. Zumindest ohne moderierende Hilfe stelle ich mir das schwer vor. Wie viel wärst du denn bereit noch in die Beziehung und ihre Verbessrung zu investieren?

MiaMarietta

Anscheinend ging es immer nur um dich und deine Bedürfnisse. Sie hat alles für dich aufgegeben und du scheinst lustig so weiter machen zu wollen. Mich wundert es nicht, dass sie da irgendwann Aggressionen entwickelt hat. Vielleicht wäre es mal eine Option, dass du auch mal zurücksteckst und ihr erstmal eine professionelle Hilfe in Anspruch nehmt, bevor ihr alles aufgebt. Immerhin bist du ja, trotz einer Affäre, bei ihr geblieben. So egal kann sie dir also nicht sein.

Oder sind es lediglich die bequemen Sicherheiten, die dich bleiben ließen?

Klar, eine Neue puscht das Ego. Aber ob sie alles so mitmachen würde ??? Wahrscheinlich würde sie deutlich mehr von dir einfordern. Sie hat es dir jetzt schon gezeigt und die Beziehung beendet, als du dich nicht sofort ganz klar für sie entschieden hast. Verständnis für dich und deine Freundin hat sie dabei nicht aufgebracht. Sie würde wohl deutlich mehr an sich selber denken.

Aber das ist ja auch gesünder.

Möglicherweise reizt dich auch, was dir nicht sicher ist. Möglicherweise ist alles mehr Schein als Sein.

Dexter Morgan

Nach sieben Jahren muss man keine Erklärungen hervorzaubern. Das kann jedem und jeder passieren. Du hast ja auch jemanden nebenbei, Mia.

Marie-will

Hallo Keppa,

Ich finde es spricht sehr für dich, dass du deiner Lebensgefährtin deinen Seitensprung gebeichtet hast und ihr bei der Trennung so entgegen kommen möchtest. Ich verstehe auch ein stückweit dein schlechtes Gewissen ihr gegenüber, aber andererseits ist sie ein erwachsener Mensch der Entscheidungen selbst trifft. Ich lese nicht heraus, dass du sie davon abgehalten hättest, Freunde zu finden, oder? Und ich nehme an sie ist freiwillig mit dir umgezogen?

Garantie gibt es in der Liebe leider keine, nie.

Du lebst dein Leben für dich, nicht für andere. Deine Freundin kommt über die Trennung früher oder später hinweg - natürlich wird es weh tun, wahrscheinlich euch beiden, aber ihr hättet so BEIDE die Chance, jemanden kennenzulernen, mit dem es wirklich passt. Ob das für dich deine Bekanntschaft ist oder nicht mag dahingestellt sein, aber ein Ja zu einer Person ist gleichzeitig ein Nein zu allen anderen und da sollte die Basis schon stimmen, was ich bei dir und deiner Lebensgefährtin in der jetzigen Situation nicht sehe.

Du darfst dich für dein Glück entscheiden, auch wenn das für eine andere Person eine ungewollte Trennung bedeutet. Ich wünsch dir die Kraft, die für dich richtige Entscheidung zu treffen!

Dexter Morgan

Es hat sieben Jahre gehalten. Viel besser kann es nicht mehr passen. Der Rest ist *immer* reiner Wille, das Gute zu bewahren. Oder eben nicht.

Aber nach der Zeit zu sagen, es hätte nicht gepasst, ist absurd.

Der LT ist doch immer noch ein reines Trennungsforum .

Keppa

Also an der Impulskontrolle arbeiten haben wir schon durch. Fakt ist, dass das nur temporär wirkt, bis es sich normalisiert und man sich wieder in gewohnten Bahnen bewegt inkl. der Konsequenzen.
Ihr Ex war vom Typ "alles scheiß egal, immer mit der Ruhe". Da hat es im Alltag funktioniert weil eben nur sie der progressive Part war. Gleiches bei mir und meiner Ex. Das wird man nicht raus bekommen.

Vor einigen Jahren war ich mir sicher, dass ich mit spätestens 30 mein erstes Kind möchte. Mittlerweile kann ich mir nicht mehr vorstellen wie das mit ihr funktionieren soll. Das fängt damit an, dass ein Kind auch viel Stress und somit Spannungen mitbringt und naja...sexuell ist meinerseits auch nicht mehr viel Lust da.

Und ja, es ging definitiv die Jahre primär immer um mich, aber nicht weil ich das unbedingt so wollte. Kann sein, dass es Männer gibt die das geil finden aber mich setzt das teilweise eher unter Druck. Sie möchte halt ein Nest, einen Save Space von mir generiert bekommen in den sie dann auch viel investiert. Aber in sich selbst hat sie halt gar nichts mehr investiert, obwohl ich ihr so oft gesagt habe geh doch zb ins Fitness, da lernst du Leute kennen... Es ist halt nie was passiert.

Was ich noch investieren würde? Ich sag mal all die Probleme waren schon lange vor irgend einer anderen Frau da und ich ebenso wie sie haben es weiter durchgezogen. Ach, und mein Ego hat die Affäre nicht gepusht, ich hatte mich wirklich komplett verliebt. Nebst der ganzen Beziehungskatastrophe bin ich nicht unbedingt die schlechteste Partie die man erwischen kann.

Kronika

Grundsätzliche Zustimmung dass eine Beziehung die so viele Jahre hält normalerweise so verkehrt nicht sein sollte - aber was mich stutzig macht ist allerdings das Zitat vom TE:
Denn das klingt auch für mich nach schon lange bestehenden durchgängigen Problemen.
Es soll durchaus auch Leute geben die jahrelang eine Beziehung führen, wo es eigentlich von Anfang an nicht stimmt - ich würde also nicht sagen dass die reine Dauer jetzt heißen muss, dass es passt.

Außerdem kann es natürlich auch nach Jahren vorkommen, dass einer von beiden sich aus irgendeinem Grund stark verändert und ein eigentlich zuvor stabiles Gefüge dadurch ins Wanken gerät (das lese ich aber hier nicht raus.)