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Alt 06.10.2020, 15:14   #11
mav
Junior Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 07/2008
Beiträge: 18
So, jetzt hab ich wieder ein wenig Zeit um zu schreiben.
Ich gebe Euch ja Recht. Ich muß mich echt zurück nehmen und meine Ansprüche und wünsche erst einmal zurück stellen. Das ist aber sehr schwer wenn man den Eindruck hat das etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Meine Frau hat sich so sehr verändert das ich die Frau nicht wieder erkenne. In meinem Kopf hat sich die fixe Idee festgestzt, dass sie jemanden anderen hat und es mir nicht sagt. Das ist so belastenend für mich das ich nichts anderes denken kann. Das nimmt dann so die Energie und auch die Leitigkeit das sich alles nur noch schwer anfühlt. Ich kann dann nichts richtig machen und jede kleine Kritik wird zu einem riesen Drama.

Ich habe aber auch keinen Beweis dafür, dass sie mich betrügt oder betrogen hat.

Ich bin derzeit in phsychologischer Behandlung um das Thema Alk und mein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Ihr könnt Euch sicher denken, dass sowas nicht von heute auf morgen geht. Leider habe ich die Zeit nicht, so mein Gefühl.

Ich gebe mir auf jeden Fall Mühe im Rahmen meiner derzeitigen Möglichkeiten.

LG

Mav
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Alt 06.10.2020, 15:43   #12
MiaMarietta
Special Member
 
Registriert seit: 02/2016
Ort: BW
Beiträge: 2.857
Gib ihr die Zeit. Mein Mann ist auch Alkoholiker und unsere Ehe war schon zweimal so weit an die Wand gefahren, dass ich einfach nicht mehr wollte. Beim zweiten Mal hat es über ein Dreivierteljahr gebraucht, bis ich auch nur ein ganz klein wenig Entgegenkommen konnte. Ich habe ihm die Chance gegeben und ich bereue es nicht. Aber damals war schon so viel kaputt gegangen, dass ich nicht mehr mit ihm konnte und auch nicht mehr mit ihm wollte. Ganz ehrlich, mein Mann ist nüchtern/trocken ein ganz feiner Mensch, aber im Suff hat er sich schlimm aufgeführt und über alles und jenes/jeden runtergeschimpft und alles verbal auf die primitivste Art und Weise runtergemacht. Er hat mich zu diesem Zeitpunkt charakterlich einfach nur angewidert.
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Alt 06.10.2020, 19:00   #13
mav
Junior Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 07/2008
Beiträge: 18
Hallo MiaMarietta,

nach Deinem ersten Post konnte ich mir schon denken, dass auch Du schlechte Erfahrung beim Thema Alkohol gemacht hast.
Ich war etwas anders als Dein Mann, vielleicht auch schlimmer. Ich war Pegeltrinker. Ich brauchte meinen Pegel um gut drauf zu sein und abschalten zu können. Jetzt hab ich das nicht mehr und bin dem entsprechend in einem Loch wo ich erstmal raus muß.
Ich war nie gemein oder ausfallend. Man hat mir einfach nicht angemerkt (vielleicht gerochen) das ich gesoffen habe.
Ist auch egal. Das soll Vergangenheit bleiben und ich muß jetzt meine Dämonen besiegen. Das wird sicher auch noch eine Weile dauern.

Derzeit geht meine Kraft zu Ende. Ich schaue mir Wohungen an und bin die ganze Zeit am überlegen, ob es nicht für alle das Beste wäre wenn ich gehe. Ich bin so müde, kenne mich selbst nicht, vergehe vor Scham und bin traurig sowas großes kaputt gemacht zu haben. ICH IDIOT!!!

Ich wünsche Euch einen schönen Abend und eine gute Nacht!

LG

Mav
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Alt 06.10.2020, 19:16   #14
Anna-Lia
 
Registriert seit: 03/2008
Beiträge: 12.643
Hi mav,

ich finde, du bist viel zu hart zu dir.

Alkoholismus ist ja eine Krankheit, und Hut ab, dass du das angegangen bist.

Menschen machen nunmal Fehler - aber bei Weitem nicht alle haben die Klugheit und Stärke, ihre Fehler einzusehen und etwas zu ändern.

Und falls du weiterhin ernsthafte Suizidgedanken hast, sprich bitte mit deinem Therapeuten darüber.

Es ist extrem wichtig, dass du dir jetzt gut zuredest und stolz darauf bist, dich der Sache zu stellen. Dazu gehört viel, und du brauchst dazu deine Kraft und ein bisschen Optimismus. Du verdienst es, zu lieben und geliebt zu werden, und das wird auch wieder passieren.
Halt die derzeit schwierige Zeit durch, indem du gute Freunde triffst, Sport machst, und vor allem: Sag dir jeden Tag wieder, dass du es verdienst, glücklich zu sein.

Also, es wird sicher nicht immer leicht, aber: Es wird besser. Kopf hoch

Alles Gute!
Anna
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Alt 06.10.2020, 20:10   #15
mav
Junior Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 07/2008
Beiträge: 18
Hallo Anna-Lia,

vielen Dank für die lieben Worte. Tut gut sowas zu lesen.
Eines ist ganz wichtig, ich will mir auf keinen Fall das Leben nehmen. Wenn ich von Schluss rede, meine ich die Ehe/Beziehung. Vielleicht ist besser die Ehe als gescheitert anzusehen und der Zukunft Raum zu geben sich zu entwickeln.

Ich bin schon müde und ausgelaugt. Wie muß es da in meiner Faru aussehen? Ja, Alkoholismus ist eine Krankheit. Aber man braucht sicher sehr viel Kraft, als Angehöriger, sowas durchzumachen, vor allem wenn man keine Ahnung hat, wie es dem Alkoholiker wirklich geht.

LG

Mav
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Alt 06.10.2020, 20:11   #16
MiaMarietta
Special Member
 
Registriert seit: 02/2016
Ort: BW
Beiträge: 2.857
Zitat:
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Hallo MiaMarietta,

nach Deinem ersten Post konnte ich mir schon denken, dass auch Du schlechte Erfahrung beim Thema Alkohol gemacht hast.
Ich war etwas anders als Dein Mann, vielleicht auch schlimmer. Ich war Pegeltrinker. Ich brauchte meinen Pegel um gut drauf zu sein und abschalten zu können. Jetzt hab ich das nicht mehr und bin dem entsprechend in einem Loch wo ich erstmal raus muß.
Ich war nie gemein oder ausfallend. Man hat mir einfach nicht angemerkt (vielleicht gerochen) das ich gesoffen habe.
Ist auch egal. Das soll Vergangenheit bleiben und ich muß jetzt meine Dämonen besiegen. Das wird sicher auch noch eine Weile dauern.

Derzeit geht meine Kraft zu Ende. Ich schaue mir Wohungen an und bin die ganze Zeit am überlegen, ob es nicht für alle das Beste wäre wenn ich gehe. Ich bin so müde, kenne mich selbst nicht, vergehe vor Scham und bin traurig sowas großes kaputt gemacht zu haben. ICH IDIOT!!!

Ich wünsche Euch einen schönen Abend und eine gute Nacht!

LG

Mav
Du hast keinen Grund, dich zu schämen. Du hast dein Problem erkannt und bist es angegangen und immerhin auch bis zum heutigen Tage trocken geblieben. Damit hast du doch allen Grund, richtig stolz auf dich zu sein. Und klar, die Krücke fehlt dir jetzt, du musst jetzt alles ohne sie aushalten und bewältigen. Das ist anstrengend und macht müde. Dieser Zustand hat doch seine Berechtigung. Sieh es mal so, andere haben andere Süchte. Viele Menschen betreiben in irgendeiner Form einen Missbrauch, nur nicht alles wirkt sich in diesem Maße auf Verhalten und Persönlichkeit aus, wie der Alkohol es tut, der nicht nur den vom Alkoholmissbrauch betroffenen, sondern auch sein Umfeld mit kaputt macht. Du hast den richtigen Weg eingeschlagen, bleibe darauf. Und ich weiß, man muss darauf aufpassen, dass es zu keiner Suchtverlagerung kommt, aber meinem Mann hat immer etwas Schokolade geholfen, wenn er so ganz Tief ins Loch runterrutschte. Ich hatte das erste halbe Jahr/Jahr immer welche im Hause. Vielleicht kannst du das ja auch mal probieren.

Ich wünsche dir, dass du stark bleibst und durchhältst. Du hast schon so viel geschafft, jetzt sollst du nicht aufgeben. Sei stolz auf dich! Schau in den Spiegel und betrachte dich mal bewusst ganz genau. Ich wette, du siehst heute sehr viel besser aus, als noch vor einiger Zeit.

Ganz liebe Grüße
Mia
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Alt 06.10.2020, 22:09   #17
MiaMarietta
Special Member
 
Registriert seit: 02/2016
Ort: BW
Beiträge: 2.857
Zitat:
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Hallo Anna-Lia,

vielen Dank für die lieben Worte. Tut gut sowas zu lesen.
Eines ist ganz wichtig, ich will mir auf keinen Fall das Leben nehmen. Wenn ich von Schluss rede, meine ich die Ehe/Beziehung. Vielleicht ist besser die Ehe als gescheitert anzusehen und der Zukunft Raum zu geben sich zu entwickeln.

Ich bin schon müde und ausgelaugt. Wie muß es da in meiner Faru aussehen? Ja, Alkoholismus ist eine Krankheit. Aber man braucht sicher sehr viel Kraft, als Angehöriger, sowas durchzumachen, vor allem wenn man keine Ahnung hat, wie es dem Alkoholiker wirklich geht.

LG

Mav
Ich würde nicht einfach so beenden, sondern zumindest mit meiner Frau zuvor darüber reden. Vielleicht sieht sie ja gar nicht, was die derzeitige Situation mit dir macht und vielleicht möchte sie ja gar nicht, dass du gehst. Vielleicht braucht sie einfach nur etwas Zeit um das Geschehene noch zu bewältigen. Du hattest Therapie - sie nicht! Vergiss das mal nicht.

Ich nehme doch an, du hast in der Therapie etwas Übung darin gewonnen, über deine Gefühle zu reden. Hör nicht wieder auf damit, sonst bleibt dir irgendwann wieder nur der Griff zur Flasche. Und das willst du ja (hoffentlich) nicht mehr. Sprich auch mit deiner Frau darüber und höre ihr aber umgekehrt auch gut zu, was sie dir zu sagen hat. So erfährst du vielleicht auch einiges über sie und das, was in ihr die ganze Zeit vorging und immer noch so vor sich geht. Und Frauen brauchen das, dass ihnen einer zuhört. Das schafft Vertrauen und dir vielleicht ein paar neue Ideen, wie du mit der derzeitigen Situation etwas anders umgehen kannst.

Und vielleicht könntet ihr auch mal zusammen über eine Paartherapie nachdenken, bevor du so einfach aufgibst.
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Geändert von MiaMarietta (06.10.2020 um 22:15 Uhr)
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Alt 08.10.2020, 15:27   #18
mav
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Themenstarter
 
Registriert seit: 07/2008
Beiträge: 18
Hallo,

Sorry, dass ich mich jetzt erst melde. Hatte ziemlich viel um die Ohren. Na ja, lenkt aber auch ab...
Ein zurück in den Alkohol ist für mich keine Option. Dafür habe ich jetzt schon zu viel gekämpft und ehrlich gesagt, gefällt mir das Leben ohne das Zeug deutlich besser. Ist schön morgens aufzustehen und klar in der Rübe zu sein.

Ja, ich rede über meine Gefühle und was mit mir los ist. Ich weiß nur nicht, ob das jemand nachvollziehen kann der diese Probleme nicht kennt. Kommt mir jedenfalls so vor, als ob meine Frau wenig Verständnis dafür hat.

Eine Paartherapie haben wir angefangen. Nach dem dritten mal hat meine Frau einen Rückzieher gemacht, mit dem Argument, dass sie keinen Nerv dafür hat.

Vielen Dank für den Tip womit ich eventuell noch Punkten kann um die Ehe zu retten. Ich werde mir das mal zu herzen nehmen und schauen was und vor allem wann ich es mal anbringen kann.

Ist schon eine komische Situation. Alle sagen, Du machst das richtige. Fühlt sich derzeit aber nicht wirklich so an.

Liebe Grüße

Mav
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Alt 08.10.2020, 17:36   #19
MiaMarietta
Special Member
 
Registriert seit: 02/2016
Ort: BW
Beiträge: 2.857
Darf ich dich noch etwas fragen: wie viele Aufgaben erledigst du inzwischen wieder selbst, die du zuvor deine Frau hast erledigen lassen? Und um wieviel besseren Zugang hast du mittlerweile zu deiner Tochter? Seh es mal so: du bist wieder klar in der Birne und siehst wieder viel mehr. Da kann es vorkommen, dass die Frau auch ganz plötzlich einiges an Verantwortung/„Macht“ verliert. Damit muss sie eventuell auch zuerst mal fertig werden.

Bei mir kam mein Mann mal aus einer Reha genau so nach Hause, wie ich es mir zuvor eigentlich gewünscht hatte. Glaube mir, ich habe ganz lange dafür gebraucht, damit fertig zu werden. Und weißt, warum? Weil ich ihn nichtmehr einschätzen konnte. Zuvor konnte ich seine Reaktionen und Verhaltensweisen ziemlich genau vorhersagen und jetzt war alles so neu, alles war plötzlich so anders. Es war für mich irgendwie zu viel auf einmal.

Ich hatte Grund, mich zu freuen und wurde auf Dauer auch glücklich/zufrieden damit, aber ich habe ziemlich viel Zeit dazu gebraucht, mich daran zu gewöhnen. Vermutlich musste ich mich aber auch einfach erstmal davon überzeugen lassen, dass es tatsächlich so ist und nicht nur so in der ersten Rückkehrphase ist. Du musst wissen, mein Mann wurde ganz schnell rückfällig und da konnte ich einfach nicht ganz so schnell wieder vertrauen.

Das hat mich übrigens an deiner Beschreibung sehr gestört, dass du meinst, andere merken das nicht. Das ist leider ein oft geglaubter Irrtum der Betroffenen und die Partner kommen sich bei solchen Aussagen für dumm verkauft vor. Sie müssen sich fragen, für wie bescheuert sie vom anderen gehalten werden. Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, wie ernst du deine Partnerin nimmst und was du von ihr hältst, dass du ihr das nicht zutrauen willst. Vielleicht muss aie sich fragen, was du eigentlich von ihr hältst. Auch als Spiegeltrinker ist dir einiges an Veränderungen anzumerken und wie viele Flachmänner sie hinter den Büchern im Regal fand, weißt du auch nicht. Möglicherweise hat sie einfach nur nichts gesagt, weil sie einen Streit vermeiden wollte. Sei doch mal ehrlich, wenn dir der Stoff gefehlt hat, warst du fahrig und nervös, aufbrausend und aggressiv. Mach dir da doch mal nichts vor!
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Alt 08.10.2020, 21:27   #20
Lilly 22
 
Registriert seit: 05/2006
Ort: Alb Donau Kreis
Beiträge: 12.606
Hallo mav,

Zitat:
Zitat von mav Beitrag anzeigen
...Ein zurück in den Alkohol ist für mich keine Option. Dafür habe ich jetzt schon zu viel gekämpft und ehrlich gesagt, gefällt mir das Leben ohne das Zeug deutlich besser. Ist schön morgens aufzustehen und klar in der Rübe zu sein...
das ist, wie ich meine, doch schon mal eine gewinnbringende Erkenntnis.
Zudem eine, die dir wirklich dabei behilflich sein kann, trocken zu bleiben.

Als "Alkoholiker", also jemand, der Suchtverhalten als Strategie für den
Umgang mit Konflikten / Stress usw. "erlernt" hat, sollten aber auf je-
den Fall noch neue Bewältigungsstrategien erlernt und verinnerlicht wer-
den. Damit du einfach wirklich "krisenfest" wirst, egal, was passiert und
ob du allein oder mit Familie/ Partner bist.

Was gerade auch bei Männern überdies gut ist, um Druck/ Stress usw.
abzubauen und seine Mitte zu bewahren, sind: Sport (Radfahren, Jog-
gen, Schwimmen usw.), Yoga und Meditation.

Ansonsten auch alles, was dir, deiner Seele usw. (auf gesunde Art) gut
tut, wie z.B.: gemütliches Kochen mit lieben Freunden/ den großen Kin-
dern usw. (falls Familie z.B. entfällt) und dass du achtsamer mit dir bist.
Also, dass du auch über deine Gefühle lernst, offen zu reden usw.

Es reicht, wenn du hier wenigstens 1-2 wirklich gute Freunde zur Seite
hast. Von daher finde ich es auch gut, dass du dich geoutet hast.

Der schwierigste Teil liegt vermutlich aber noch vor dir. Meines Erachtens
nach wird dieser das Erwachen über deine wirkliche Beziehung sein. Ich
vermute, du hast dir hier viel zu lange Zeit, vieles einfach nur schön ge-
redet. Warst aber nie wirklich auf gesunder Augenhöhe, sondern vermut-
lich eher nur das Objekt, das entsprechend funktionieren sollte.

Solche "Männer" bezeichnen ihre "Liebe (des Lebens)" gern damit, dass
sie sie "immer auf Händen" getragen haben, es ihr "immer, also auch fi-
nanzell usw, gut ergangen ist bzw. ergehen hat sollen" usw. usf.

Sie opfern sich unglaublich selbst darin auf, dass "Madame" hoffentlich
bei ihnen bleibt und sie aus Dank für ihre Mühe, irgendwann für liebens-
wert erachtet. So in etwa jedenfalls. Oft steckt dahinter ein ungesundes
Muster aus Kindheitstagen, das man unbewusst hier, auf seine Beziehung,
überträgt. Da wollte der kleine Junge schon immer mit besonderen Glanz-
leistungen erreichen, dass Mami ihn endlich mal anerkennt. Seltener war
es der Vater, der im Grunde emotional durch Abwesenheit glänzte oder
gar dem eigenen Sohn ständig auf Konkurrenzebene begegnete, ihn ab-
wertete usw. Jedenfalls fehlte es oft an echter Herzlichkeit, Anerkennung
usw.

Da wärst du nicht allein. Nur, dass Männer (in Deutschland jedenfalls) ja
zu oft zudem mit der Härte erzogen worden sind, keine Gefühle haben
bzw. zeigen zu dürfen und einfach mal "funktionieren" zu müssen. Mit
51 passt du da auch prima in das Schema, das "Glück" gehabt zu haben,
sog. "Nachkriegseltern" gehabt zu haben. Da fallen eben zum großen
Teil leider auch Frauen drunter, die alles andere, als "liebevolle" Mütter
gewesen sind. Das ist -gerade für diese Generationen jedenfalls- ein ge-
sellschaftlich relevantes Thema. Da es zu viel psychischem Leiden geführt
hat. Da gab es nicht nur oft "Gefühlskälte" usw., sondern eben auch oft
arg grausame Erziehungsmethoden usw., die als "normal" betrachtet wor-
den sind. Also, wo Eltern zum Teil selbst nur "Opfer" bzw. "Werkzeuge"
für irgendwelche Ideologien usw. gewesen sind und danach "brav" zu
funktionieren versuchten, selbst, wenn sie im Grunde schon das Zeug
hatten, auch empathisch usw. sein zu können.

Das soll nicht als "Ausrede" herhalten, denn, im Heute bist du selbst da-
für verantwortlich, wie du mit dir selbst, anderem, deinem Leben, deinem
Wohl usw. umgehst. Aber, man muss das durchaus aufarbeiten, um ge-
wisse Muster usw., die eher ungesund für einem selbst sind, erkennen
und durchbrechen zu können. Um, seinen inneren Frieden mit sich finden
zu können usw. usf.

Ich glaube dir alles, was du schreibt und auch, wie du es umschreibst hal-
te ich für glaubwürdig. Einen meiner heute besten Freunde, mit einer ver-
dammt ähnlichen Geschichte, habe ich damals, als er in genau so einer
Krise, wie du jetzt, gesteckt hatte, kennen gelernt. Auch er, alkoholkrank
(Pegeltrinker). Und ja, man hat ihm das nicht angemerkt. Er ist ein total
fürsorglicher, harmoniebedürftiger usw. Typ. Geht geregelt seinem Job
nach usw. Er sieht mega gut aus und ist auch stets gepflegt usw. unter-
wegs, hält seinen Haushalt nicht nur auf Vordermann, sondern hat hier
auch den Blick für das "Gemütliche, Harmonische" usw. usf.
Die Trennung von Seiten seiner Frau hatte ihm arg zugesetzt, er ging in
den Entzug, in eine Psychotherapie (stationär, ambulant usw.) und er hielt
es auch monatelang "ohne" aus. Im Gegensatz zu dir arbeitet er zudem
im direkten Kundenkontakt, darf sich hier keine Ausfälle usw. erlauben und
er funktioniert dann einfach. Also genau so, dass niemand sein Problem er-
kannte. Er kümmert sich zuverlässig um sein Kind usw. usf.

Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass er alkoholkrank usw. sein könn-
te. Er hat sich mir gegenüber allerdings irgendwann mal geoutet. Er meinte,
er habe noch nie mit jemanden so offen über wirklich jeden Scheiß reden
können, wie mit mir. Für ihn seien das alles zuvor immer arge Tabu- The-
men gewesen. Gerade eben auch solche emotionalen Themen usw. Das
habe man auch schon immer in seiner Familie schön unter dem Teppich
gekehrt usw. usf.

Er hat sich mit all seinen Gefühlen, also gerade auch diese sog. Scham-
und Reuegefühle usw. anvertraut. In unserer Frau-Mann-Begegnung hat
er zudem von Anfang an (nach dem Outing) klargestellt, dass wir lediglich
"gute Freunde" werden würden. Das läge nicht an mir oder gar daran, dass
er mich als Frau usw. nicht als attraktiv empfinden würde. Sondern, weil er
mir in seiner Phase usw., sicher nicht das geben könne, was man als Part-
ner leisten können sollte, soll das "gesund" ablaufen usw. usf.

Warum ich das überhaupt erwähne ist der Punkt, weil ich weiß, wie es ihm
emotional ging, wie er gelitten bzw. auch falsche Strohhalme ergriffen hat.
Vom Verstand her wusste er so u.a. nach langer Therapie und Zeit nach
der Trennung, dass diese das Beste für ihn war. Er hegte da auch keinen
Groll drüber usw., nichts. Obgleich seine Ex eher einer Gouvernante glich
und ihn auch Jahre nach der Trennung nicht verschonte, brauchte sie für
ihre eigene Unzufriedenheit mal wieder einen "Sandsack". Aber auch er
selbst, klammerte sich lange Zeit an den Gedanken der "Wiedergutma-
chung". Sprich: all der Scham usw. hätte ja an Bedeutung verlieren kön-
nen, würde die Beziehung in einer Neuauflage (gerade auch mit Kind usw.)
nun doch ideal funktionieren.

Sobald ihn die bitterböse Realität über sein gepflegtes und gehegtes Be-
ziehungsbild einholte, wurde er "rückfällig". Also nicht bei kleinstem An-
lass, aber schon, legte sie emotional (Umgangsstreitigkeiten usw.) nach.

Quasi alles für die Katz, was er die Monate zuvor bewerkstelltigte. Er hat
ihr damit viel zu viel Macht, auch über die Trennung hinaus, gegeben und
diese eben über sich, sein Wohlbefinden, sein Wirken, seine Karriere usw.

Ich höre ihm gern zu, ermuntere ihn usw., wir unternehmen viele Ablen-
kungsaktivitäten (Sport, Wandern, Kochen, Quatschen usw.). Ich bevor-
munde ihn auch nicht, er muss selbst wissen, was er tut. Allerdings pfle-
ge ich von Anfang an halt auch die Grenze, mir nicht verbieten zu lassen
(egal, wie er toben oder eingeschnappt sein könnte usw.), ihm meine
Meinung zu bestimmten Dingen offen mitzuteilen bzw. auch mal zu kon-
tern (sachlich), wenn er aus meiner Sicht Unfug redet, treibt usw.

So meinte er u.a. (als jemand, der auch alles aufgegeben hat, für seine
Beziehung) mal, ihm fehle halt das gesellige, das man normaler Weise
beim Konsum von Alkohol habe (Freundestreffen, Parties usw.). Wo ich
dann halt konterte, ich denke, ihm fehle einfach nur sozialer Rückhalt/
soziale Geborgenheit, die man auch ohne Alkohol haben könne und dass
er halt schauen solle, wie er das für sich wieder herstellt. Zumal er zu je-
nen gehört, die keinem "kontrollierten" Ausnahmetrinken zugänglich sind.
Sprich: fängt er überhaupt wieder damit an, verliert er die Kontrolle darü-
ber und ist mittendrin, in der Sucht. Zum Glück trinkt er kein Hartalk usw.
Seine Leber, sein Hirn (ZNS) usw., sind alles noch "gesund". Da sind mir
andere bekannt, die sich das alles schon kaputt gesoffen haben.

Weil er als Mensch trotz allem, eine voll coole, liebenswerte Socke ist, hat
er auch immer gemeint, Mann brauche halt irgend so einen krassen Rück-
schlag, um überhaupt mal aus seinem Tran heraus zu kommen. Etwas, wo
man sich total am Boden fühle, um aufzuwachen, seine Lebenskräfte zu a-
larmieren und um wirklich neu durch zu starten.

Inzwischen hat er es längst begriffen. Also auch, dass das Festhaltenwol-
len an dieser gescheiterten Ex-Beziehung usw. eben gerade keinen Stroh-
halm darstellt, der auch nur irgendwie gesund für ihn sein könnte. Dass er
das allein, für sich, meistern muss. Dass sein "Heil" gerade nicht davon ab-
hängig ist, ob sie sich irgendwann mal mit sich selbst zufrieden fühlt oder
ihm gar, gnädiger Weise mal "vergeben" mag usw. usf.

Männer deiner Altersklasse, also gerade Männer, brauchen da oft leider viel
länger, mit dem inneren Aufräumen, dem Loslassen von toxischen Verstrick-
ungen usw. usf. Aber: nix ist unmöglich.

PS: Ich könnte mir bzgl. dessen, was Mia über ihre Lebensgeschichte usw.
schreibt, eher vorstellen, dass du mehr in der Haut von Mia, als der ihres
Mannes steckst. Das nur mal so am Rande und aus der Fernbetrachtung.
Du wirst halt gerade, so meine Sicht, nur schnell auf diese Alkohlkrankheit
reduziert. Pass da ein bisschen -gerade auch auf dich selbst- auf. Nicht je-
der Mann mit diesem Krankheitsbild "tickt" gleich dem anderen. Ganz im
Gegenteil. Ich habe lange Zeit in Szenekneipen nebenher nicht nur Geld
verdient, sondern meine Menschenkenntnis damit um Vieles bereichern
können. Von gefühlt 10 Männern, ist nur ein sehr geringer Anteil wirklich
emotional unnahbar (abgespalten) und im Suff dann auch aggressiv usw.
usf. Die Mehrheit versucht sich allerdings eher (sonst normal) positive Ge-
fühle runter zu schlucken, um in der Kälte nicht direkt unterzugehen. Die
bezeichnete ich immer als Raten- Suizidale. Sie trauen sich nicht direkt
von der Kippe zu springen, weil sie sehr wohl noch Hoffnung in sich tra-
gen, dass irgendwann mal menschliche Wärme in ihr Leben treten könn-
te. Die werden auch nicht (wirklich) aggressiv, sondern maximal distan-
zierend aus Unsicherheit. Die kann man auch jederzeit ins Boot holen,
wenn es darum geht, z.B. für andere etwas Gutes zu tun. Man muss sie
nur anzusprechen wissen usw. usf. Aber: am Ende fühlen sie sich viel
mehr "allein", als die sog. Haudegen bzw. die wirklich emotional unnah-
baren.

Also aus meiner Sicht ist Mia eher jemand, der sehr leidensfähig ist und
der sich bis heute immer noch alles schön usw. redet (nicht böse ge-
meint). Jemand, der hier kaum gesunde Grenzen zu setzen wagt. Da
passt ihr m.E.n. vom Typus halt einfach viel eher zueinander, als dass
du, aus meiner Sicht, in das Bild ihres Mannes passt. Aber, überprüfe das
gern selbst.

Vor allem: du musst hier ja nun wirklich niemanden etwas vor machen.
Klar, manche suchen das allein für ihren Ego-Push. Nur, helfen wird ihnen
das nie wirklich.

Alles Gute.
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Geändert von Lilly 22 (08.10.2020 um 21:35 Uhr)
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