Bèsame

Ein herzliches „Hallo“ :smile:

Ich bin fast 45 Jahre jung und lebe seit 3 Jahren mit meinem 7 Jahre jüngeren Freund in einer Beziehung.
Kennengelernt haben wir uns damals online, als ich schon gar keine Lust mehr auf Dating hatte, die Nachrichten ignorierte und er mich auf den verschiedenen Portalen suchte und mich überall anschrieb :lach::herz:

Wir leben 100km entfernt voneinander (jeder hat Kinder im Haushalt nach der Scheidung) und sehen uns immer einen Wochentag abends und übernachten beinander, sowie jedes zweite WE ganz und das andere WE etwa 24 Std.

Es ist der erste Mann, bei dem ich wirklich so sein kann, wie ich bin -früher hatte ich oft ein Nähe-Distanz-Problem…

Wir haben beide Vertrauen ineinander und auch wenn die Wolke7 leider schon etwas hinter uns liegt, suchen wir immer wieder die Nähe des anderen in kleinen Zärtlichkeiten

Vor einem Jahr stand unsere Beziehung unter keinem guten Stern. Wir drehten uns seit Monaten im Kreis, jeder wurde distanzierter weil wir keinen gemeinsamen Ausweg fanden und jeder Angst hatte etwas Falsches zu sagen usw

Gründe waren damals, dass ich sein laues Kontaktverhalten anprangerte sowie unsere gemeinsamen Zeiten, die immer von seinen Wünschen abhängig waren, da ich (wegen der jüngeren Kinder) eh immer (abends) zu Hause bin und war.
Daraufhin war er sich nicht mehr sicher ob er mich noch liebte (vermutlich war ich zu fordernd) und er zog sich noch mehr zurück. Ebenfalls weil ich versuchte, in den Zeiten wo er nicht hier war, auch mehr für meine Freizeitgestaltung zu organisieren, was bei ihm Unmut und Misstrauen hervorrief:
Jedoch konnten wir nicht ohne einander und er so wie auch ich, schlugen mehrere Treffen für Gespräche vor, die meist recht emotional waren, jeder dem anderen sagte dass man sich liebt aber keine Veränderungen miteinander beschlossen wurden, bzw. Paartherapie hon ihm durch sein Schweigen abgelehnt wurde.
Aufgrund seines immer wiederkehrenden Schweigens in diesen Gesprächen, beendete ich schlussendlich die Beziehung vor einem Jahr - ich konnte einfach nicht mehr und vermeintliche Lösungsansätze meinerseits wurden ausgeschwiegen.

Wir waren einen Monat getrennt- es war hart :cry ich versuchte nach vorne zu blicken obwohl ich ihn liebte…

Er kontaktierte mich, wir kamen wieder zusammen und es war verbindlicher (Kontaktverhalten, Planung, gemeinsame Zeit usw) - wir erkannten wie wichtig es ist, miteinander zu sprechen und ohne Vorwürfe Meinungen auszutauschen im Beziehungsgeflecht:smile:

Bis vor 4 Wochen etwa war alles sehr harmonisch wohltuend und liebevoll zwischen uns, Absprachen und Planungen folgten der Regelmäßigkeit- ein Traum :herz:

Doch die Anzeichen mehren sich wieder dass er (Stress im Job und mit Kind) wieder vermehrt im Kontakt sich zurück nimmt und auch Planungen seinerseits nicht mehr eingehalten werden, bzw. erst gar nicht von ihm danach gefragt wird…
Was wiederum mich traurig macht, ich ihm aber seinen Freiraum nach dem anstrengenden Job usw nicht nehmen möchte und mich dann eben zurück nehme.

Es ist Freitagabend, normal hätten wir FaceTime gemacht (wie jeden Abend) und besprochen wann er morgen kommt.

Jedoch hat er nicht gefragt nach FaceTime und da ich die letzten Tage fragte und innerhalb der Kommunikation WA merkte, dass er Rückzug braucht, kam auch kein FaceTime zustande und so auch keine Planungen für morgen…

In mir schrillen Alarmglocken, denn so fing das letztes Jahr auch an:nanu:

Wenn ich das Thema wieder anspreche könnten wir wieder im alten Muster landen :blush:

Was würdet ihr mir raten?

hoefti

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Dexter Morgan

Es ist Sonntagvormittag. Wie ging's weiter?

Bèsame

Liebe Dexter,
Dankeschön für Deine Nachfrage.

ich hatte einen tollen Tag mit den Teenagern und war am Nachmittag mit Bekannten im Biergarten um etwas für mich zu machen / abzulenken / Zeit genießen

Da wir später noch wo anders hingehen wollten und mein Freund vorschlug, dass er später zu mir kommen möchte (WA) lud ich ihn dazu ein. Jedoch wollte er leider nicht. Er schlug dann ein Frühstück bei mir vor, jedoch hatte er leider dabei vergessen, dass morgen ein Termin mit den Teenys ansteht, an dem er nicht dabei sein möchte…

Da mein Fuß jedoch mehr schmerzte, wollte ich den Abend lieber zu Hause verbringen und schrieb ihm, dass ich nun meinen Fuß hochlegen werde und schrieb ihm außerdem:
Ich brauche momentan einfach etwas Tapetenwechsel, sonst sitze ich mit dem schmerzenden Fuß echt nur 24 Std in der Bude… Bin für Vorschläge jederzeit offen, wenn es nicht zu spontan ist.

Darauf kam: Alles gut mach nur. (+Smileys)
Wir können ja heute oder morgen FaceTime uns ja am Dienstag wieder sehen mit körperlichem Kontakt.

Da war ich dann sauer, denn er ging nicht wirklich auf mich ein und bestimmte wieder wann er mich sehen will ohne zu fragen oder einen Vorschlag für einen Tapetenwechsel zu machen…

Ich schrieb also nichts. 3 Std später:
Gute Nacht mein Schatz und Schlaf schön vielleicht klappt’s ja morgen mit FT


Da ich jedoch meine beste Freundin spontan zu Besuch hatte, wollte ich ihm im Anschluss liebevoll und in Ruhe antworten, erzählte das gerade meiner Besten. In dem Moment rief er mich an und ich ging sofort in die Verteidigung obwohl ich ja eigentlich nichts falsches gemacht hatte, eben nur nicht gleich geantwortet…

Ich beantwortete seine Fragen und schlug vor ihn nachher anzurufen, wenn ich wieder alleine bin.

Klingelte ihn dann per FT an.
Ich kam mir kontrolliert vor und sagte ihm das auch.
Er war sauer, da er meinte ich würde ihn ignorieren usw. nach dem Meinungsaustausch einiger Sätze, die darauf abzielten, dass ich etwas falsch gemacht hätte, schlug ich vor (es war 24 Uhr vorbei) lieber beim nächsten Treffen darüber zu reden falls es noch nötig wäre.

Denn es wäre sein KK dass da mit ihm durchgeht wenn ich nicht gleich antworte oder ohne ihn etwas unternehme:..


Fazit: Ich glaube jeder von uns beiden hat Angst dass das alte Muster sich wieder manifestiert?
Sobald einer sich zurück zieht / Freiraum braucht / unsicher wird und vom vertrauten Weg abweicht, wird der andere auch unsicher / zieht sich zurück und beansprucht Raum und bei beiden schrillen die Alarmglocken- aber irgendwie klingt das ungut?

Hilft da nun mehr Transparenz? Ich glaube es hilft nur Vertrauen und das habe ich in ihn, das habe ich ihm heute auch gesagt (FT).

Aber ich fühle mich leider irgendwie kontrolliert durch den Anruf heute.

Ich bin auf mich etwas sauer, dass ich mich immer gleich rechtfertige in solchen Situationen wenn ich mir auch mal Freiraum nehme.

Er dagegen hält es nicht für nötig mich zu fragen ob er kommen kann oder sagt nicht dass er mich gerne sehen möchte (oder schweigt darüber) - ist dann aber sauer, wenn ich meine Zeit ohne ihn verbringe

Dexter Morgan

Dafür, dass das schon drei Jahre läuft, ist das alles sehr verkrampft. Jeder denkt sich seins, ohne sich auszusprechen, habe ich das Gefühl. Typisch Fernbeziehung, in der man die wenige Zeit anders nutzen möchte als durch Gespräche. Im Virtuellen dann gibt's zuviel Potential für Missverständnisse. Die Einschränkungen durch den Anhang kommen hinzu.

Wie sehen die langfristigen Vorstellung zur Beziehung aus?

Bèsame

Da gebe ich dir recht, dass uns irgendwie immer die Leichtigkeit abhanden kommt

Eigentlich wollten wir nach einigen Monaten (2018) zusammenziehen das war unser Plan und damals war er auch fast täglich hier (was mich freute - Anfangsphase eben ) dann entschied sich aber sein Sohn zu ihm zu ziehen und somit wurde daraus nichts:.:

Unser „Plan“ (wir haben vor einigen Monaten darüber gesprochen) wäre, dass wir in 2-3 Jahren (wenn sein Sohn mit seiner Ausbildung fertig ist) aber spätestens in 5 Jahren (wenn meine jüngste 18 ist) zusammenziehen wollen, was natürlich noch sehr lange hin ist….

Was mir gerade im Kopf rum spukt ist auch seine Art mit Emotionen meinerseits umzugehen oder besser gesagt nicht… ich bin eine starke Frau und ich weine echt selten, bin in Ausnahmesituationen eher die rationale um zu überleben - aber wenn ich mal weinte, hat er mich äußerst selten in den Arm genommen und mich getröstet.
Obwohl ich ihn im alltäglichen als einen oft nähebezogenen und öfters liebevollen Partner empfinde.

Ich selbst hab ihn noch nie weinen gesehen- auch bei der Trennung nicht… aber ich merkte ihm ansonsten sehr an, wie traurig ihn das macht und er berichtete mir auch schon im Nachgang als er in einer solchen Situation fluchtartig ging, dass er ansonsten geweint hätte und das vor mir verbergen wollte:.:

Ich liebe ihn sehr, aber ich habe Bedenken dass sich die Situation vom letzten Jahr wiederholen könnte, wenn wir jetzt nicht aus der Spirale rauskommen…

Dexter Morgan

Die Konstellation ist jetzt nicht grade gut geeignet, den emotionalen Teil der Beziehung zu vertiefen. Da dominieren rationale Aspekte. Dessen sollte man sich bewusst sein und nicht alles auf die Goldwaage legen. Ihr erlebt sozusagen eine superlange Kennenlernphase.

Ein sinnvoller Rat fällt mir grade aber auch nicht ein, um die Situation zu entkrampfen.

Bèsame

Ich danke dir für deine Antwort, auch wenn ich nun gerade nicht weiß, was uns helfen könnte….

Ich habe oft versucht lustige gemeinsame Aktivitäten einzubauen oder vorzuschlagen- was mir auch oft gelang, bzw. er sich darüber freute

Jedoch von seiner Seite kommt da wenig, evtl mal ein Spaziergang oder früher mal miteinander einige Tage weg zu fahren.

Da wir Anfang August 5 Tage zusammen Urlaub haben. (Ohne Teenys) hatte ich die Idee wenigstens 2 Nächte wegzufahren. Vielleicht sollte ich zu einem anderen Zeitpunkt das nochmal ansprechen

StG44

Nun ja, die "superlange Kennenlernphase" scheint _nach meinem Empfinden_ inzwischen seit einem Jahr in eine längere Trennungsphase übergegangen zu sein.

Sein Verhalten, sich von dir immer wieder emotional zu distanzieren _und nichts anderes ist es, wenn jemand kein Bedürfnis nach Kontakt und Nähe hat_, trifft auf deine zunehmende Unzufriedenheit die Ausdruck in deiner latenten Anspannung und Gereiztheit findet.

Das sind alles Anzeichen für eine sich auflösende Beziehung, deren Dynamik durch diese ständig anwesende negative Energie nur angetrieben wird.

Dazu passt durchaus, dass du sehr wohl bereit warst, die Beziehung schon mal zu beenden und er dieser Situation ja offensichtlich ohne größeren Widerstand zustimmen konnte. Ebenso ist es typisch, dass nach einer Weile des Abstandes, die mit der Beziehung verbundenen unangenehmen Empfindungen verblassen, man sich eine Fortsetzung der Beziehung wider vorstellen kann, jedoch nach einer kurzen Zeit des erneuten Versuches, die Last der Beziehung wieder wahrnehmbar wird und der gleiche Kreislauf erneut beginnt.
Manche Paare schaffen es so, sich von Trennung zu Trennung hangelnd durch ein paar Jahre zu schleppen aber eine wirkliche Qualität und Zukunftsperspektive haben solche ON/OFF-Geschichten in aller Regel nicht mehr. Sie fühlen sich eher wie der Ritt auf einem Pulverfass an, bei dem man unter ständiger Unsicherheit und Verspannung darauf wartet, wann einem das Ding wieder unter dem Hintern explodiert.

Miteinander werdet ihr kaum einen Zustand der Entspannung erreichen können, wenn ihr nicht beide ganz klar jeder für sich selbst und gemeinsam für eure Beziehung klären könnt, wie ihr zukünftig leben wollt.
Vielleicht kann es euch noch gelingen, durch ein ehrliches Gespräch, einen gemeinsame Lösungsweg zu finden.
Anderenfalls werdet ihr euch noch eine Weile aneinander aufreiben und miteinander kämpfen, bis dann einer oder bestenfalls beide die Nase endgültig davon voll haben, unter so einem Stress und derart verkrampft und zwanghaft eine Beziehung zu führen, die keine anhaltende Positivität mehr generieren kann.

Bèsame

Lieber Siggi, Dankeschön für deine ehrlichen Worte, die ganz schön gerade an mir nagen.
Ich bin eine Optimistin und hoffe auf unser Wiedersehen und ein positives, klärendes und ehrliches Gespräch am Dienstag.

Ich glaub was wichtig wäre zwischen uns, zu besprechen was und wie man sich zukünftig das Miteinander wünscht - damit es beiden dauerhaft gut gehen kann und nicht zu sehr alles auf die Goldwaage zu legen, was die letzten Tage war und was nicht…
Ich versuche die Zeit bis dahin positiv für mich zu nutzen und schönes zu erleben.

StG44

Wer ist Siggi?
Okay, ich gehe mal davon aus, dass du mich meinst und möchte in diesem Zusammenhang durchaus darauf hinweisen, dass ich weiblich bin.

Zu deiner Antwort. Ja, genau das meinte ich.
Man kann eine Beziehung auch durch das ständige Aufwerfen von Problemen und die daraus resultieren ständigen Problemgespräche auch zerquatschen und unnötig belasten, sodass es gelegentlich auch mal mit der eigenen Einsicht in Fehlverhalten und entsprechender Abänderung getan sein kann.
In eurem Falle sehe ich jedoch eine Abhängigkeit und Wechselwirkung eures jeweiligen Verhaltens, sodass ihr um den ehrlichen Austausch und die gemeinsame Suche nach einer Problemlösung nicht herumkommt.

Deine Idee zur Paartherapie ging ja bereits in diese Richtung. Nachdem er das jedoch nicht will, habt ihr nur die Chance, euch dann eben ohne neutralen Coach die Karten offen auf den Tisch zu legen, um dann zu erkennen, ob und wie ihr damit ein gemeinsames Spiel fortsetzen könnt und wollt.