AuraI

Hallo!

Ich hatte hier schon in einem anderen Thema mein Beziehungstief geschildert...
Scheinbar hat sich meine früher so liebevolle Beziehung in ein kumpelartiges Nebeneinander mit gelegentlichem Sex verwandelt. Würde ich mich nicht so mies dabei fühlen und auf einige gute Freunde hören, würde ich meinen, das ist die normalste Sache der Welt ist SO eine Beziehung zu führen.
In der jeder den anderen kennt, man sich nicht wahnsinnig viel mehr zu sagen hat als das alltägliche, immer weiß dass der andere für einen da sein wird, sich auf einander verlassen kann und ab und an Sex hat.
Sind ja auch gute Aspekte dabei. Ich werde nicht betrogen, ich habe keinen anderen Mann im Auge, mir geht es also gut.

Woher weiß man also, ob man eine gute Beziehung führt oder nicht? Allein das Gefühl, es könnte noch mehr geben, reicht das aus? Denkt man nicht immer so nach einer gewissen Zeit? Was macht die gute Beziehung gut? Dauerhauft? Belastbar? Woher weiß ich, dass es nur ein Tief ist und nicht das Ende?

Vielleicht komische Fragen, aber mich würde das wirklich mal interessieren wie andere eine gute Beziehung denn definieren. Ich für meinen Teil bin dafür gerade einfach zu durcheinander....

hoefti

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Zweifler

Die Fragen sind genauso nicht komisch wie sie auch einfach zu beantworten sind. So bald Du nicht mehr zufrieden bist und ins Grüberln kommst, ist es aus mit der guten Beziehung.

Dr. Grey

Hallo Aura!

Du schreibst selbst, du fühlst dich mies. Es würde dich also nicht weiterbringen,
wenn man dir jetzt Dinge aufzählt, die eine gute Beziehung ausmachen.

Sicher gibts Basics wie Loyalität, Verständnis, Treue, die für die meisten
Grundvoraussetzungen sind. Aber auch da setzen viele ihre Prioritäten unterschiedlich.

Du kannst das nicht wie eine Checkliste abarbeiten und dir dann einreden,
daß du glücklich bist, wenn diese Dinge bei dir zutreffen.

Dein Bauchgefühl täuscht dich nicht. Es fehlen dir grundlegende Dinge und
das macht dich unglücklich und unzufrieden.

Wie sieht dein Freund eure Beziehung? Sprecht ihr darüber?

Kinsey

Was eine gute Beziehung ausmacht, weiß ich auch nicht, wenn du fünf Leute fragst, kriegst du fünf verschiedene Antworten.
Wichtiger ist, sie lebendig zu halten. Das heißt Arbeit, nicht stillstehen, Neues ausprobieren. Nicht alles miteinander teilen müssen, die Privatsphäre wahren, für den Partner interessant bleiben (müssen beide tun). Und wenn du merkst, dass dir was fehlt, musst du rauskriegen, was es ist und wie du es bekommen kannst.
Sich deswegen zu trennen, bringt keine Gewähr, dass dir beim nächsten Mal nicht das Gleiche fehlt.

Jetlag

Sterbenslangweilig! Würde unter solchen Bedingungen geistig und emotional veröden.

Dir geht es also „gut“, weil Du nicht betrogen wirst und keinen anderen Mann im Auge hast? Ich bin Single und würde auf keinen Fall mit Dir tauschen wollen.

Wenn man glücklich oder zumindest zufrieden ist. Inwieweit das vorliegt, entscheiden die eigenen Ansprüche. Wobei die trügerisch sein können. Beispielsweise kann man eine Weile die Vernachlässigung eigener Bedürfnisse schon unterdrücken und sich dabei „gut“ fühlen. Auf Dauer geht das jedoch nicht gut.

Eine Beziehung ist gut, wenn die Wünsche und Bedürfnisse beider Partner immer mal wieder erfüllt werden. Was zählt dazu?

An oberster Stelle die erfahrene, gelebte und vermittelte *Zuneigung*. Direkt oder vielleicht sogar auf gleicher Stufe die gelebte *Anerkennung*. Ebenso in diesem Dreigespann das gelebte *Vertrauen*. Dieses Dreigespann, sofern tatsächlich gelebt, resultiert automatisch in immer wieder gelebten und vermittelten *Interesse* am Anderen: an seinen Wünschen, seinen Einstellungen, was er auf dem Herzen hat, was er für Ideen und Vorstellungen hat.

Zuneigung, Anerkennung, Vertrauen. Spürbar, gelebt, vermittelt.

Und dann gibt es auch ganz bestimmt nicht nur öde „Alltagsgespräche“ über Belanglosigkeiten. Da ist dann in den Gesprächen und Verhalten immer wieder positives Prickeln & Knistern im Spiel.

Nein, bzw. nur dann, wenn entscheidende Bedürfnisse zu lange unbefriedigt bleiben. Z.B. das Bedürfnis nach Anerkennung. Woher schöpft man das, wenn sich der Dialog nur noch um langweilige „Alltagsthemen“ rankt? Wie soll man da Zuneigung merken? Oder reicht es, den anderen „Hasi“ zu nennen; ist das schon genug Zuneigungsbekundung? Ich glaube nicht.

Eine Beziehung kann dauerhaft und belastbar sein, wenn zentrale Bedürfnisse immer wieder erfüllt werden. Kein zentrales Bedürfnis darf länger als eine Woche (vielleicht sogar nur ein paar Tage) unerfüllt bleiben. Im Mindesten muss man alle paar Tage definitiv offen und ehrliche Zuneigung spüren, die sich sicher nicht damit vermitteln lässt, kurz vorm Gähnen noch einen Gute-Nacht-Kuss zu geben. Alle paar Tage ist eine echte Anerkennung gegeben. Etc.

Das Problem in den meisten Beziehungen ist, dass zentrale Bedürfnisse über längere Zeit oder gar dauerhaft vernachlässigt werden. So frage Du Dich doch: wann hast Du das letzte Mal sowas wie echte Anerkennung von Deinem Partner erfahren? Wie bzw. wann hat er das letzte Mal echte Zuneigung gezeigt? Wann hat er sich das letzte Mal für Deine Wünsche, Bedürfnisse, Sorgen, Freudiges, für DICH und was Dich bewegt definitiv interessiert?

Liegt das länger als 1 Woche zurück: Grund für leichte Verstimmung.
als 2-3 Wochen: da liegt dann schon was im Argen.
Liegt es noch länger zurück? Upsala…

Manche sind nur in einer Beziehung, weil sie Angst vor Einsamkeit haben und nicht allein sein können. Klar, denen ist die Vernachlässigung zentraler Bedürfnisse erstmal egal. Hauptsache der andere geht nicht fremd und bleibt schön bei einem. Der Rest ist egal.

Gruß, Jet

Jetlag

Ich finde, dass Du abgeleitete Eigenschaften einer (guten) Beziehung anführst. Also keine Basics. Wie wäre es mit Zuneigung als Basic? Und zwar gelebte und vermittelte? Also Zuneigung, die Du immer wieder spürst. Was nutzt Dir ein treuer Partner, der entweder keine Zuneigung in sich trägt oder sie nicht vermitteln kann? Oder als nächstes Basic: Anerkennung. Gelebte Zuneigung ist selbst schon eine Form der Anerkennung. Herausragend sogar. Aber es gibt noch andere Formen der Anerkennung. Kann man auch leicht überprüfen: wann wurde man das letzte Mal für eine Sache aufrichtig *gelobt* (wertgeschätzt), die von Bedeutung ist? Ich meine damit jetzt nicht zu sagen: "das Essen hast wie üblich wieder fein hinbekommen", wenngleich auch solche anerkennenden Worte im Kleinen gut sind.

Warum ist Verständnis für Dich so wichtig? Was bedeutet Verständnis? Alles zu billigen, was der andere sagt/macht? Verständnis kommt von verstehen, was jedoch nicht bedeutet, dass das, was man versteht auch billigt. Wir machen alle Fehler, sind auch mal (unbeabsichtigt) verletzend oder vernachlässigen Interessen/Wünsche des Anderen. Darüber kann und sollte schon geredet werden, wenn sowas auftritt.

Vielleicht ist die wichtigste Eigenschaft Vertrauen. Tiefes Vertrauen bildet sich nur im Hinblick auf Menschen, denen man zugeneigt ist und die einem zugeneigt sind. Die ebenso Anerkennung erfahren und vermitteln. Und vor allem: die sich jeweils für sich auch selbst(-)vertrauen.

Zuneigung kann ein gestörtes (Selbst-) Vertrauen nicht reparieren. Im Gegenteil, da kann Zuneigung sogar als Brennstoff dienen.

Bei gestörtem (Selbst-) Vertrauen wird es immer wieder vorkommen, dass man bei zwei gegebenen Alternativen die ungünstigere wählt. Das ist schlecht.

Gruß, Jet

Dr. Grey

Meine paar Beispiele hatten keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Daß Zuneigung Grundvoraussetzung ist,
versteht sich von selbst. Wer ist schon mit jemandem zusammen, den er nicht mag?

Auch finde ich es müssig, jetzt alle Zutaten einer guten Beziehung und deren
Sinn oder Nicht-Sinn zu diskutieren. Das wird die TE nicht weiterbringen.

Fakt ist, sie ist unzufrieden.

Jetlag

Das dürfte wohl ein Irrtum sein. Oder kennst Du keine Ehe/Beziehung, in der offenkundig keine Zuneigung mehr herrscht und die dennoch zusammen sind?



Wenn man dem anderen nicht zugeneigt ist, dann bedeutet das nicht, dass man ihn nicht mag. Es kann auch sein, dass der andere einem i.W. egal ist. Und das ist bei den Ehen/Paarbeziehungen, in denen nebeneinander vor sich hin gelebt wird mehrheitlich der Fall.


Was die TE weiter bringt, entscheidet einzig die TE. Sie wählt aus. Nicht Du, nicht ich oder sonstwer. Nur die TE.

Richtig: Die Frage war jedoch: WARUM?

Gruß, Jet

AuraI

Hallo!

Danke für eure Antworten!
Es ist nicht so, dass ich von euch hören will, dass meine Beziehung gut ist oder dass ich unzufrieden scheine und sie beenden sollte.
Mir ging es lediglich darum, mal den Blickwinkel anderer erhaschen zu können, was sie sich in groben Zügen unter einer guten Beziehung vorstellen und wie sie nicht laufen darf, wenn in die Beziehung einfach der Alltag eingekehrt ist.

Dass die Antworten natürlich in mein Beziehungstief irgendwo einfließen ist klar, aber nicht mein Ziel. Ich habe den Eindruck, dass ich zwar unzufrieden bin, aber nicht weiß ob ich das zurecht bin - meine Freunde verstehen mich leider nicht wirklich wenn ich ihnen von meiner momentanen Situation erzähle. Ich scheine also zu viel von einer Beziehung zu erwarten und bin mir deswegen unsicher, was eine gute Beziehung denn überhaupt ausmacht.

Purpleswirl

Wenn sich eine Beziehung nicht gut anfühlt, dann wird sie vermutlich auch kaum gut sein - egal, was man für sich selbst als Anspruch ansetzt, als Basic bezeichnet oder zu tolerieren bereit wäre.

Allerdings soll es durchaus manchen Zeitgenossen gegeben sein, sich mit "nicht gut" noch ganz gut zu arrangieren.