Muser

Hallo allerseits,

vor gut einem Monat hat sich mein Freund von mir getrennt. Wir wären bald 7 Jahre zusammen gewesen. Es kam ziemlich aus heiterem Himmel. Gründe waren, dass er mich nicht vermisste, wenn er mal von mir getrennt war (halt auch mal länger: Urlaub, Arbeit etc) und dass wir kaum Sex hatten.
Er hat auch Dinge gesagt wie, dass wir zu unterschiedlich geworden wären, uns zu sehr verändert hätten und er sich die Zukunft die wir uns mal zusammen ausgemalt hatten nicht mehr mit mir vorstellen kann und dass ja auch demnächst einige Trennungen auf uns zukommen würden (Arbeit im Ausland) und dass es ja sehr schwer werden würde... normalerweise war er immer derjenige der bei sowas an uns gegelaubt hat.
Na ja er hatte schon ein wenig länger drüber nachgedacht und mich dann ins kalte Wasser geschmissen.
Eine Woche lang haben wir auch noch zusammen gewohnt. Dann habe ich ihn gebete auszuziehen. Jetzt haben wir nur selten Kontakt, nach einem kleinen Streit und einer Woche kompletter Funkstille verstehen wir uns jetzt wieder ziemlich gut, wenn wir uns sehen.
Habe ihm jetzt auch gesagt, dass ich seinen Schritt zwar nicht verstehe, aber weiß, dass es vielleicht ganz gut ist, wenn wir uns beide nochmal alleine weiterentwicklen können und dass ich erstmal Abstand möchte und wir dann, wenn wir beide von einer (nun getrennten) Reise zurück sind sehen können wie es läuft, ob wir Freunde werden oder doch nochmal mehr.
Den Schritt zu sagen, dass ja vielleicht nochmal was kommen könnte bereue ich mittlerweile, da ich viel gelesen habe, dass man dem Ex doch das Gefühl geben sollte sich weiterentwickelt zu haben und nicht unbedingt zurück zu wollen.

Da ich noch in der gemeinsamen Wohnung wohne ist es ab und zu nötig noch Kontakt zu haben, auch haben wir viele gemeinsame Freunde. Dennoch gerade weil ja einer seiner Punkte war, dass er mich kaum vermisst, würde ich gerne so eine Art Kontaktsperre machen. Nur weiß ich nicht wie und auch nicht, ob es jetzt überhaupt noch sinnvoll ist? Wir schreiben so alle paar Tage mal etwas und auch nicht viel, aber ab und zu kommen dann schon so Sachen aus dem Alttag und ich habe irgendwie das Gefühl, dass er sich auch noch nicht ganz dran gewöhnt hat, dass ich jetzt vielleicht nicht mehr da bin und mir seinen ganzen Kram anhöre, bzw. er hat vielleicht immer noch das Gefühl, dass ich halt immer weiterhin noch da bin und mir seine Geschichten anhören möchte.
Ich würde ihm halt gerne das Gefühl geben, dass dem nicht so ist. Das ich nicht selbstverständlich bin und auch nicht unbedingt auf ihn warten werde.

Ich dachte immer wir wären zwar nicht perfekt, aber irgendwie perfekt füreinander. Das einzige große Problem war wirklich der Sex - also der wenige- und das lag eindeutig an mir. Scheinbar habe ich nicht doll genug versucht daran zu arbeiten, was ihn letztlich auch zu diesem Schritt brachte...
Ich glaube immer noch, dass wir eine tolle Zukunft zusammen hätten und auch glücklich sein könnten. Er scheint dies momentan halt nicht so zu sehen und ein wenig seine Freiheit genießen zu wollen..

Hat irgendwer Tipps wie ich mich am Besten verhalte? Wie schaffe ich es doch, dass er mich vermisst? Wir waren 7 Jahre lang fast täglich zusammen. Da kann er mich doch nicht einfach nicht vermissen?
Und vor allem wie schaffe ich es, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen? Ich kann ja jetzt nicht mehr schreiben ich möchte keinen Kontakt mehr, dann denkt er doch ich trauere ihm immer noch hinter her? Wenn ich aber einfach nicht mehr schreibe wird er vermutlich sauer und denkt sich na ja dann lass sie mal machen... was soll das Ganze?


Tut mir Leid für den langen Text. Ich hoffe irgendwer hat Lust es sich durchzulesen und mir Ratschläge zu geben.
Vielen Dank!

hoefti

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Lilly 22

Hallo Muser,

ich denke, du solltest jetzt vor allem erst einmal akzeptieren,
dass er sich von dir getrennt hat. Und das bitte ohne "wenn"
und "aber". Derzeit bist du gedanklich und gefühlsmäßig nur
damit beschäftigt, das eben gerade nicht zu akzeptieren (ver-
mutlich wegen deiner Verlustangst usw.) und ihn hoffentlich
wieder für dich (zurück) gewinnen zu können.

Gefühle und Beziehungen kann man aber nicht erzwingen.

Eine Kontaktsperre dient dazu, sich auf sich selbst zu besin-
nen und neue Perspektiven für sein Leben zu erarbeiten.

Eine Kontaktsperre dient nur im manipulativen und kommer-
ziellen Bereich dazu, den Partner dadurch angeblich zurück
zu gewinnen. Gesund kann das aber sicher nicht sein. Denn
wer sich nur deshalb zurück gewinnen lässt, zeigt, dass es
ein ungleiches Gefälle in der Beziehung gibt.

Aber nun mal zu den von ihn angesprochenen Problemen:

Weshalb hattest du nicht so ein großes Verlangen nach ihn?
Wenn es dir hier schon an einer entsprechenden Leiden-
schaft fehlte, was soll dir dann die Fortsetzung dieser Bezie-
hung bringen? Willst du es lediglich über dich ergehen und
somit wertvolle Zeit für euch beide sinnlos verstreichen las-
sen, in welcher ihr ggf. den passenden Partner finden könntet,
nur, weil du dich in 7 Jahren Beziehung an ihn gewöhnt hast?

Oder was konkret willst du hier ändern können, ohne dich da-
für verbiegen bzw. dich selbst verleugnen zu müssen?

Und wenn das so ein wichtiger Punkt für ihn gewesen ist, wie
hat er das Problem ggf. zwischenzeitlich für sich gelöst? Könn-
test du damit "leben", hätte er sich sexuell anders orientiert?

Nebenher schreibst du noch, er würde dich häufig kontaktie-
ren und dich als selbstverständlich zumindest darin betrach-
ten, als dass du für ihn da bist. War das in eurer Beziehung
womöglich bereits der "Killer"? Hast du dich zu sehr emotio-
nal von ihm abhängig gemacht? Dich selbst zu sehr aufge-
opfert und vernachlässigt? Bist du für ihn zu selbstverständ-
lich und rund-um-die-Uhr verfügbar gewesen? Drehte sich
alles nur um ihn?

Sollte das so sein, brauchst du keine manipulative Kontakt-
sperre, sondern solltest eher lernen Grenzen zu setzen.

Hier könntest du ihn einfach auf seine Entscheidung zurück
werfen und ihm erklären, dass es dir leid tut, wenn er Prob-
leme hat, du aber gerade selbst mehr Zeit für dich allein be-
nötigst, weil du dein Leben jetzt neu planen und erleben möch-
test. Dabei geht es einfach darum, dass er erkennt, dass du
jetzt dich selbst zum Mittelpunkt hast und gerade deshalb
nicht ständig zu seiner Verfügung stehen kannst / willst und
du ihm das klar und direkt vermittelst. Dazu solltest du dann
allerdings tatsächlich mehr auf dich selbst achten, anstatt
den ganzen Tag auf seine Rückmeldung zu warten.

Dann wirst du auch kein Problem damit haben, ihm zu sagen,
dass du dich jetzt leider gleich mit Freunden treffen oder zum
Friseur gehen wirst, neue Möbel besorgst und alte entsorgst
usw. usf.

Es geht also nicht darum, seinen Ex manipulieren und diesem
etwas vorgaukeln zu wollen, sondern darum, im Hier und Jetzt
(die Zukunft kennt niemand) zu akzeptieren, was ist und dabei
gut auf sich selbst zu achten. Es tut dir nicht gut, wenn deine
Gedanken -trotz der Trennung- nur um ihn drehen. Es tut dir
nicht gut, solltest du den ganzen Tag auf seine Rückmeldung
warten. Es tut dir nicht gut, solltest du den ganzen Tag trau-
rig darauf warten, dass er sich bald besinnt und zu dir zurück
kehren wird. All das macht dich auch nicht attraktiv und än-
dert schon gar nichts an euren alten Problemen.

Vielleicht passt ihr in ein paar Monaten, Jahren besser zusam-
men als je zuvor. Vielleicht findest du aber einen noch viel pas-
senderen Partner in der Zeit. Niemand weiß das. Du weißt nur,
dass es im Hier und Jetzt diese Trennung gibt und daran ein-
seitig nichts zu ändern ist. Das mag schmerzlich sein, das mag
sehr traurig sein, aber sieh es auch als Chance. Entweder, um
aus deinem bequemen Schlaf zu erwachen und dein Leben nun
in die Hand zu nehmen oder einfach, um tatsächlich zunächst
einmal für dich selbst zu erkennen, was konkret schief gelau-
fen ist in eurer Beziehung und wie es dazu kommen konnte.

All das ist besser, als dich auf ihn zu fixieren und in Selbstmit-
leid zu verfallen.

Mach dir bewusst, dass allein du im Hier und Jetzt darüber ent-
scheidest, ob du an der derzeitigen Trennung erstarken oder zer-
brechen willst. Im ersteren Fall zeigst du zumindest, dass du dir
selbst auch wichtig bist. Im letzteren Fall gestehst du eher deine
emotionale Abhängigkeit und damit eben Unselbständigkeit ein.

Also, lenk dich nicht von dir selbst ab, indem du ihm hinterher
rennst, sondern erkenne an, was ist und das es dir damit gera-
de schlecht geht. Dir darf es gerade auch schlecht gehen, das
ist nun mal so, wenn etwas zerbricht. Erkenne aber auch, dass
du derzeit daran nichts ändern kannst und trotzdem auf dich
achten solltest/ musst, weil du dir wichtig bist. Wenn du dich
selbst nicht für wichtig erachtest, wird das auch kein anderer
tun. Und dann schau, was du dir Gutes tun kannst und handle
danach. Schritt für Schritt. Alles Gute.