JanHendrik

Hallo Leute,
ich habe ein vielleicht spezielleres Anliegen als so manche, vielleicht.

Ich bin seit der Geburt, durch die Ärzte verursacht, schwerbehindert.
Damals war ich eigentlich quasi tot, ich lebe nur noch weil mein Papa wie blöd Sauerstoff in mich reingepumpt hat. Die Ärzte haben nichts getan, nur gesagt, dass ichs wohl nicht schaffen werde.

Nun bin ich Student an einer Hochschule.

Bis ich da ankam, hat meine Mama, damals 18, mit mir fünf mal die Woche alle möglichen Therapien gemacht hat, um meine Motorik, laufen, schlucken, Feinmotorik zu trainieren.

Meine Schullaufbahn lief wie folgt ab: Sonderschule, Grundschule, Gymnasium, High School, Gymnasium, Universität. Damals,1993, war es nicht alltäglich von einer Sonderschule auf die Grundschule zu kommen, mehr oder weniger lag das an einzelnen Menschen, Lehrer, Direktoren, die bereit waren Wagnisse einzugehen. Der Staat stand dem lange recht restriktiv gegenüber und hat kaum geholfen. Aber ich weiss, dass sowas mit einiger Anstrengung möglich ist.

Mittlerweile habe ich auch die wilden Zeiten, wo es mir um Partys und Konzerte ging, hinter mir.

Ich bin gerade dabei ein Haus zu bauen und meinen Bachelor zu schreiben.
Das Haus wird auch einen Fahrstuhl haben.

Ich habe nun ein Mädchen kennengelernt, sie ist sehr niedlich, lieb und lustig.
Sie ist aber auch Schwerbehindert, sitzt im Rollstuhl und kann nicht so viel in körperlicher Hinsicht, vermutlich hat sie auch niee eine Förderung in meiner Intensität genossen.
Sie arbeitet in einer Werkstatt für behinderte Menschen.

Mit nichtbehinderten Frauen habe iich mäßige Erfahrungen gemacht, manche konnten nicht mit mir umgehen, viele haben sich hinter Vorwänden verkrochen, eine war ehrlich zu mir. Ich schätze Ehrlichkeit, ich finde das eine falsche Pietät keinem was bringt, ich bin auch sehr direkt und sage Menschen, wenn mich was stört.

Ich bin nun ein Mensch, der auf Meinungen Anderer sowieso wenig gibt und für den ein Körper auf keinen Fall perfekt sein muss, anders gesagt finde ich Menschen die für viele geradezu imperfekt sind, für mich furchtbar perfekt. Ich finde auch oft die kleinen Fehler und Macken am Menschen so liebenswert, bis auf ein paar Charaktereigenschaften.

Ich weiss, dass ich viel hinbekommen habe, ich glaube im Gegensatz zu den geläufigen Problemen von Mädels und Jungs viel bewältigt habe und das erfolgreich. Ich weiss, dass ich einen sehr guten Freundeskreis habe , die immer hinter mir stehen.

Aber: Schaffe ich es einem solchen Mädchen die nötige Unterstützung zu geben, was in meinen Augen eine ganz schöne Verantwortung ist.
Ich möchte das nicht vertiefen, ehe ich mir darüber klar bin, weil das unfair wäre, geradezu arschig.

Was meint ihr?

hoefti

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Nutzlos

Hallo JanHendrik,
ich finde es einfach nur toll, dass du diese Unterstützung und die Möglichkeit bekommen hast das zu erreichen!
Jetzt zu der Frage die du dir stellst.
Du weisst nicht ob du das mit Ihr schaffst...Ihr die Unterstützung geben kannst.
Natürlich solltest du dir sichern sein ob du sie liebst und Ihr zur Seite stehen kannst oder eben nicht. Hinhalten oder ähnliches ist nicht akzeptabel! Bei behinderten sowie nicht behinderten Menschen!
Du findest sie lieb und witzig, dass ist doch schon mal ein toller Anfang! Lern sie etwas besser kennen und du musst sie ja nicht gleich bei dir einziehen lassen. Allerdings muss ich dir hier auch sagen, dass dein Post sich etwas verurteilend anhört, aufgrund deiner besseren Bildung. Wie gesagt finde ich das toll, aber nur sehr wenigen steht so eine Tür offen. Deswegen ist man aber nicht weniger wert.
Wie gesagt, lerne sie besser kennen und du findest sicher heraus ob du sie liebst.
Viele Grüße
Nutzlos

JanHendrik

Also um die Bildung geht es nicht, ich meinte das eher bezüglich ihrer körperlichen Verfassung, sie wird schon viel Hilfe von mir benötigen. Um die Bildung mache ich mir gar keine Sorgen Sie ist nicht dumm, wie ich finde, schon pfiffig. Darum ja auch die Frage, ob ich es schaffen könnte Hinhalten tue ich sie auch nicht!! Ich fände es fatal, wenn ich zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt feststellen müsste, dass ich ihr nicht die nötige Hilfe bieten kann, weil ich es körperlich nicht schaffe.

Kaesekuchen

Wie sehr schränkt dich deine Behinderung denn ein? Kannst du jemand anderem aus dem Rollstuhl helfen?

salsacub

Ist sie im Alltag generell extrem auf die Hilfe anderer angewiesen, oder bekommt sie das meiste selbstständig hin?

Gehe es langsam an und informiere dich was auf dich zukommen würde.

boomer666

hi,

die frage ist ob du oder sie nicht vom staat einen "betreuungs zuschuss" oder sowas bekommt. meine mutter bekommt das und kann davon einen pfleger auf niedriger stundenbasis einstellen.

sich eine professionelle unterstützung für den alltag zu holen ist empfehlenswert. dann bleibt nicht alles auf deinen schultern, das ist auf lange sicht immer schwer.

JanHendrik

Also, ich könnte ihr aus ihrem Rollstuhl helfen, aber damit wäre es nicht getan. Es stünden Körperpflege, Essen, anziehen & ausziehen an. Irgendwie sehr viel, was mir zwar keine Angst macht und mich auch nicht abgeneigt werden lässt. Ich habe überhaupt kein Problem damit, dass ich es theoretisch alles leisten müsste, würde ich gerne tun. Nur man muss das vorher gut durchspielen, weil ich prinzipiell keine Lust habe, mir n fremden, Pfleger oder Zivi ins Haus, in die Intimsphäre zu lassen.

boomer666

das kann ich verstehen. aus der erfahrung in meiner familie kann ich jedoch sagen, dass so eine beziehung ohne hilfe nicht leicht wird. auf lange sicht sogar schwer. da reicht weder liebe noch idealismus. glaub mir.

hilfe holen ist nichts schlimmes. es gibt übrigens auch abgerichtete hunde die sogar die tür aufmachen können, beim ausziehen helfen und die waschmaschiene ausräumen. DAS IST KEIN WITZ!
da gabs mal ne doku drüber.

*edit*
ich glaube du bist ein sehr starker und zielstrebiger mensch. das zeigt deine lebensgeschichte. lass dich nicht abhalten von deinen zielen! mein tipp ist nur: sei nicht zu stolz dir hilfe zu holen. auch ein "supermann" brauch das irgendwann. mit 50 wird das alles eh schwerer

salsacub

Kannst du es dir auch vorstellen, das bis an dein Lebensende zu machen?


Ich finde es sehr gut von dir, darüber so weitgehend nach zu denken - doch letztendlich wüsste ich gerne, was sie selbst davon hielte. Ob sie Gefühle für dich hat, dir das "antun" wollte und generell ihre Sichtweise dazu.

JanHendrik

Ich hätte kein Problem, das solange durchzuziehen. Du musst wissen, für mich ist es ganz normal immer wieder mit Herausvorderungen konfrontiert zu sein und ich weiss, dass ich immer einen Weg finden werde, so war es bisher zumindest. Damit meine ich nicht enttäuschte Liebe oder Uniprüfungen oder das Abitur, sowas ist ein klacks dagegen.

Sie hätte mich am liebsten beim letzten Treffen geküsst, ich bin ausgewichen und habe sie stattdessen in den Arm genommen, als sie auf einer Parkbank auf meinem Schoß saß.