Jantine

Ich mag schon seit einer ganzen Weile einen Typen, wir machen gemeinsam Musik und sehen uns wöchentlich (ist übrigens ein anderer als vom letzten Thread). Bisher hatte er eine Freundin, sie waren sechs Jahre zusammen, aber vor zwei Monaten hat sie sich von ihm getrennt. Als sie noch zusammen waren, hatte ich das Gefühl dass von seiner Seite Interesse an mir besteht, beziehungsweise hatte ich es so gedeutet, wenn er wie ein Honigkuchenpferd strahlte, wenn er mich sah.

Seit seiner Trennung haben wir mehr Kontakt. Wir waren zusammen was trinken, machen zu zweit Musik, er half mir sehr gern beim Umzug, hat mir angeboten mein Zimmer zu streichen... Wir reden viel miteinander und haben Spaß zusammen.

Ich würde mich natürlich freuen, wenn sich daraus eine Beziehung entwickeln würde.
Jedoch gibt es da einige Hindernisse: Erstens redet er noch oft von seiner Ex-Freundin. Neulich waren wir in einem Café und er erzählte, was er hier mit xy erlebt hat... Außerdem haben sie noch gemeinsame Verpflichtungen, erst in den nächsten Monaten wird er wirklich frei sein.

Was mich aber noch mehr beschäftigt: Es gibt quasi keinen Körperkontakt zwischen uns. Außer Umarmungen ist da gar nichts. Neulich habe ich ihm mal übers Haar gestreichelt bei eben solcher, aber das war auch alles. Mir fällt es unheimlich schwer, die Nähe herzustellen, wenn von seiner Seite nichts kommt.

Inzwischen habe ich das Gefühl, dass ich - wie schon so häufig - in die berüchtigte Friend-Zone abdrifte. Ich habe viele gute männliche Freunde, ich will endlich mal einen Freund.

Ich dachte es läge an meinem Äußeren, aber ich habe es neulich mal bei einem Dating-Portal probiert, wo mein Profil auf deutliches Interesse bei der Herrenwelt gestoßen ist, auch wenn ich nicht in jeder Hinsicht dem Bild einer Traumfrau entspreche.

Ich glaube ich habe unbewusst Angst vor Nähe, aber was tu ich dagegen?

Bin über jeden Input dankbar.

hoefti

Hallo Jantine, in jeder Antwort auf deinen Beitrag findest du eine Funktion zum Melden bei Verstössen gegen die Forumsregeln.

White Mountain

Ihr seid - wie du unten schilderst - euch nicht mal körperlich näher gekommen, ganz zu schweigen von Küssen oder Sex. Wieso willst du auf dieser platonischen Ebene plötzlich eine Beziehung herbeisehnen?

Wenn du aktuell mehr willst als die Treffen hergeben, musst du eben auch auf ihn zugehen und evtl. den ersten Schritt machen. Und damit meine ich, durchaus etwas offensiver vorzugehen, als ihm bloß durchs Haar zu streicheln.

Du kennst ihn seit 6 Jahren, er erzählt dir von seiner gescheiterten Beziehung... Schalte mal den Verstand ein, dann merkst du, dass du dich bereits seit geraumer Zeit in der Friendzone befindest.

Absoluter Widerspruch in sich. Du willst eine Beziehung, dessen Substanz größtenteils körperliche und emotionale Nähe ist, sagst aber gleichzeitig, dass du Angst vor Nähe hast. Meines Erachtens nach hast keine Angst vor körperlicher Nähe, sondern schlicht davor, beim Aufbau von körperliche Nähe abgewiesen zu werden.
Dass es in der Regel kaum vorteilhaft ist, sich eine Beziehung herbei zu wünschen und stattdessen Spaß am Kennenlernen hat, wurde hier bereits in zahlreichen anderen Threads diskutiert, daher lasse ich das an dieser Stelle so stehen.

Was dein Verhältnis zu dem Kerl angeht: Ich sehe deine Chancen derzeit eher gering, dass sich daraus mehr als Freundschaft entwickelt. Er scheint seine alte Beziehung noch nicht vollkommen verarbeitet zu haben. Zudem erzählt er dir diesbezüglich von seinen Problemen und du dienst demnach eher als Kummerkasten. Ergo, Freundschaftsschiene. Dass ihr gegenwärtig mehr Zeit miteinander verbringt, würde ich nicht überinterpretieren. Vielleicht hat er einfach Lust auf Ablenkung und hat wohl allgemein nun mehr Zeit für Aktivitäten die nicht in Zusammenhang mit seiner Beziehung stehen.

Es ist sicher nicht vollkommen falsch, wenn du nochmals versuchst körperliche Nähe aufzubauen. Für den Fall, dass er darauf aber weiterhin nicht reagiert, würde ich die Sache abhaken.

Jantine

Ich mag diesen Menschen eben sehr. Eine Beziehung kann man doch auf jeder Stufe des Kontakts herbeisehnen, ob es realistisch ist, ist die andere Frage. Deswegen schreibe ich doch hier, weil ich sehe dass ich noch weit davon entfernt bin.

Diese Formulierung "schalte mal deinen Verstand ein" finde ich mehr als überflüssig, aber davon mal abgesehen sind die zeitlichen Dimensionen nicht so, wie es hier dargestellt wird - ich kenne ihn seit diesem Jahr, und seit vier Wochen haben wir mehr miteinander zu tun. So tief ist die Friendzone also noch nicht.


Der Wunsch und die Angst schließen sich meiner Erfahrung nach nicht gegenseitig aus. Ich denke es ist normal, dass man auch vor etwas Angst haben kann, was man sich wünscht.

Wie ich schrieb, habe ich auch Angst vor körperlicher Nähe, aber es stimmt, ich habe auch Angst davor, abgewiesen zu werden, wenn ich Körperkontakt initiiere.

Ich lese nicht so häufig her, daher verstehe ich es nicht. Warum soll ich keine Lust am Kennenlernen haben?

Jo, das ist ja das was ich schon schrieb.
Ich frage mich nur, ob es in ein paar Monaten anders aussieht, wenn er die Trennung verarbeitet hat. Soll ich in der Zwischenzeit Abstand halten?

Tipps dafür? Vielleicht kann ja jemand, der damit auch Probleme hatte, mir Rat geben. Weder er noch ich sind in irgendeiner Hinsicht Draufgänger.

Also ehrlich gesagt hatte ich mir eine Antwort mit etwas mehr Feingefühl erhofft, wozu man ja auch von Forumsseite angehalten wird.

White Mountain

Deine Aussage suggeriert, dass du dem Mensch wegen einer Beziehung näher kommen möchtest und nicht des Mensches wegen. Eine Beziehung führt man nicht, weil man eine Beziehung führen will oder sie sich wünscht, sondern weil sie sich im Laufe eines Kennenlernens zwangsläufig ergibt.

Du hast um Input bzw. Ratschläge gebeten und dies ist einer.

Ungeachtet dessen, wird die Friendzone auch an den anderen genannten Punkte deutlich.

Die Frage ist dann, warum wünscht man sich etwas, wovor man selbst Angst hat?

Weil du, so wie es sich liest, beim Kennenlernen von Anfang an eine Beziehungsbrille trägst. Und demnach ist es wie oben erwähnt nur Mittel zum Zweck.

Das ist alles Zukunftsmusik und das kann an dieser Stelle niemand beurteilen. Einzig das Hier und Jetzt ist entscheidend und da musst du entscheiden, ob du es eben nochmals mit Annäherungen versuchst und es bleiben lässt.

Lade ihn doch mal zu dir ein, kocht gemeinsam was, schaut einen Film und wenn es passt, dann kommt euch näher. So ist bereits eine intimere Atmosphäre geschaffen und er kann ggf. der Einladung schon entnehmen, worauf es hinauslaufen könnte. Ich würde allerdings von Annäherungen bei Aktivitäten wie Spazieren gehen, Musik machen, etc. absehen, da sich hier bei euch vielleicht schon eine gewisse Routine eingespielt hat und es ihn daher sehr überraschen könnte, wenn du dich plötzlich annäherst.

Ich kenne dich garnicht, warum also Feingefühl? Ein Forum erfüllt den Zweck von Diskussion und Meinungsaustausch, da sind sämtliche Emotionen und Gefühle sowieso fehl am Platz. Abgesehen davon, dass Feingefühl meines Erachtens nach sowieso selten dazu führt, eine Situation rational und mit Verstand zu betrachten.

Kaesekuchen

Ich würde auch andere Aktivitäten empfehlen. Konzerte besuchen und Filme gucken zum Beispiel.
Versuch's doch erst mal ein wenig flirty und beobachte wie er darauf reagiert.

Damien Thorn

Allenfalls (falls gegeben) ein Teilproblem. Dein Hauptproblem besteht darin, dass Du nicht ihn willst, sondern endlich mal einen Freund willst - wie Du schon geschrieben hast. Hollywood und "Bild der Frau" vermitteln Dir, dass Du nur wertvoll bist, wenn Du eine Beziehung hast. Und jetzt "willst Du das auch mal". Deswegen tritt Angst an der Stelle von Spaß bei einem Kennenlernen an Deiner Seite, und deswegen haut es auch nicht hin. Glaubst Du wirklich, ein Typ sehnt sich nach einer verzweifelten Frau, die einem Klischee hinterherrennt? Wie bereits oben geschrieben, bist Du mitten in der Friendzone. Eine körperliche Annäherung ist nicht geschehen. Ein Beziehungswunsch kommt einer unfreiwilligen Komik gleich, gleich einer 12-jährigen, die zwar noch keinen Sex hat aber eine Prinzessin sein will, die den Prinzen heiratet. Deine Aussage, dass der Wunsch nach Beziehung in jeder Phase des Kontakts geschehen kann, spricht zusätzlich für Bedürftigkeit und Oberflächlichkeit Deinerseits. Du hast nämlich keinerlei Ahnung, wovon Du da redest, denn einen normale Freundschaft lebt stets von einer gewissen Distanz. Zusätzlich tritt einem diese Person unter vollkommen anderen Augen entgegen.

Ergo: Du machst aus der Sache einen Krampf, weil Du aus Verzweiflung und Bedürftigkeit heraus agierst, nicht aus dem Spaß an der gegenseitige Annäherung. Stets getrieben von "Ich will einen Freund" kannst Du ein Kennenlernen oder Annäherung jeglicher Art komplett vergessen. Zudem scheinst Du keine Ahnung zu haben, was eine Beziehung überhaupt ist, sonst wüsstest Du, dass man sie sich nicht herbeiwünschen kann, sondern sie lediglich eine Definition dessen ist, worin eine Person sich ggf. bereits befindet. Denn die Natur einer Beziehung ist entweder ein Hirngespinst oder sie ist individuell und real präsent, WEIL und nur FALLS man sie auslebt. Du folgst ersterem, und dafür hält kein halbwegs intelligenter Mann her.

Ich kann Dir nur empfehlen, von Deiner oberflächlichen Kontrolltour abzulassen und somit vom Beziehungsgedanken. Zeig ein wenig Tiefsinnigkeit und hör auf, einem Hollywoodklischee hinterherzurennen. Dann wird Dir aufgehen, dass Du (noch) keine Ahnung hast, wie der Typ drauf ist, wenn Du ihn unter anderen Gesichtspunkten als die der Freundschaft kennenlernst und Du somit gar nicht wissen kannst, was Du alles mit ihm willst oder nicht willst. Und dann gehst Du auch etwas lockerer an die Sache heran, weil Du Dir keinen solchen Druck aufbaust.

Cucco

Hallo Jantine

er war 6 Jahre lang in einer Beziehung, nach 2 Monaten wird er diese wohl kaum verarbeitet haben. Kein Wunder also, dass er noch viel über sie spricht und gerade jetzt eine gute Freundin braucht, die ihm zuhört und ihn auch mal stoppt, falls es zuviel wird. Für eine echte Annäherung ist es mMn noch zu früh.

Ich denke nicht, dass du nur eine Beziehung möchtest weil die Medien es so suggerieren. Schließlich sind (emotionale) Nähe und Intimität normale, menschliche Bedürfnisse. Du sagst, du landest öfter in der friendzone. Vermutlich sendest du (als Kumpeltyp) schlicht keine Signale an die Herren der Schöpfung. Dass du auf Dating Portalen Zuspruch erhalten hast, bei denen Männer zunächst nur dein Aussehen und nicht deinen Charakter bewerten können, spricht dafür.

Du glaubst, du hast Angst vor Nähe? Vielleicht hast du Angst, abgewiesen oder verletzt zu werden. Weißt du, es ist echte Zeitverschwendung über das "was-wäre-wenn" nachzudenken, Gedankenkarusselle zu starten und sich Sorgen über die Zukunft zu machen. Du lebst im hier und jetzt. Emotionen, Gedanken und Gefühle erliegen dem ständigen Wandel und du kannst Augenblicke nicht festhalten. Versuch dir das mal zu verinnerlichen. Das ist aber nichts, was dir Angst machen sollte.

Versuch doch mal, dein Auftreten etwas zu verändern. Sei ruhig ein Kumpeltyp (das ist nichts schlechtes!) aber zeig ruhig auch, dass du eine Frau bist und versteck dich nicht. Du scheinst wenig Selbstvertrauen zu haben und an deinem Äußeren zu zweifeln. Aber wenn du mit etwas unzufrieden bist, dann ändere es. Nicht später oder morgen, sondern arbeite jetzt daran.

Damien Thorn

Ja, wenn die Zeit soweit ist, aber ganz sicher nicht aus diesem Grund:

Sie bezieht sich noch nicht mal auf diesen Typen - der hält schließlich nur dafür her, was sie "endlich mal will". Das ist selbstverständlich Gesellschaftsprogrammierung durch die Medien. Ihr primäres Ziel ist nämlich total vorgegriffen. Sie will körperlichen Kontakt, weil das der Weg zur Beziehung ist. Liest sich bei ihr alles als spaßloser Mittel zum Zweck, um endlich behaupten zu können, sie sei unter der Haube. Deswegen hat sie auch Angst: Weil sie der Druck nach Erfolg treibt, anstatt der Spaß und Neugier am Kennenlernen unter neuen Aspekten.

Fazit: Wer Spaß an einem Kennenlernen mitbringt, ist locker und hat auch keine Angst - wovor auch? Das Kennenlernen an sich steht schließlich im Fokus und nicht irgendetwas, das danach kommt.

Lilly 22

Hallo Jantine,

ich sehe es ähnlich wie Cucco und denke, er braucht noch seine
Zeit zur Verarbeitung. Lass euch die Zeit des Kennenlernens und
schau, wie sich das weiter entwickelt. Nach vier Wochen davon
zu reden, in der Friendzone stecken geblieben zu sein, erachte
ich unter diesen Umständen (er, frisch getrennt usw.) für völlig
überzogen. Ebenso aber, wenn du von ihm erwartest, dass er
sich dir gleich emotional öffnen solle, obgleich du selbst davon
ausgehst, dass er eben nicht der Draufgängertyp ist. Macht wei-
ter was gemeinsam und schau, wie sich das entwickelt. Ohne
Druck.

Trimalchio

@Jantine: Schon als die beiden noch zusammen waren, hattest Du das Gefühl, dass er Interesse an Dir hatte? Und Du meinst damit wohl ausdrücklich körperliches Interesse? Das wäre dann doch schon mal gut. Und eine nicht für ihn aussagekräftige Überprüfung Deiner Attraktivität per Datingbörse braucht es dafür dann nicht mehr.

Wenn Du aber richtig liegst und er Dich attraktiv findet, geh doch mal weiter ran. Wenn er über seine Ex erzählt, solltest Du zwar erst mal zuhören, aber dann auch einwerfen, dass Du auch noch mehr über ihn hören wolltest.

Und wenn Du mehr körperliche Nähe willst, versuch doch einfach mal ihm vorsichtig näher zu kommen. Wenn er signalisiert, das nicht so sehr zu wollen, kannst Du ja in einem harmlosen Stadium auf ein wenig mehr körperliche Distanz gehen.