Carliff

Hallo, ich wünsche euch einen schönen Abend.

Erst mal ein wenig zu meiner Person. Ich bin Anfang 34 und Single, hatte noch nie eine Beziehung. Bin seit einigen Jahren Angestellter.
Ich war schon mal richtig verliebt in eine azubi-kollegin in einer früheren Ausbildung. Wir haben uns auch ganz gut verstanden, haben uns ein paar mal privat getroffen und was unternommen. Als ich meinen mut dann zusammengenommen habe und ihr meine Gefühle für sie gestanden habe, wollte sie das nicht. Sie sah in mir nur einen guten Freund, vielleicht so etwas wie einen großen Bruder, den sie nie hatte. Das liegt nun gut 11 Jahre zurück.
Aber nun zurück in die Gegenwart und damit zu meinem "Problem", wenn man es denn so nennen mag:
Auf meiner Betriebsstätte sitzt nun seit ein paar Wochen eine junge auszubildende, ich kenne kaum mehr als ihren Namen. Konnte sie aber nun schon in einigen Schichten beobachten. Sie ist sehr pflichtbewusst, lernbegierig, zeigt großes Interesse und Potential.
Charakterlich würde ich sie als gutherzig, offen aber dennoch schüchtern einschätzen. Sie hört gerne zu, wenn wir dienstälteren von Kuriositäten aus unserem Arbeitsleben erzählen und hat auch immer ein aufrichtiges Lächeln auf den Lippen. Kurzum Ein netter, sympathischer Mensch.
In den ersten Wochen saß sie auch mal an meinem Platz während zwei drei Schichten. Wichtig zu erwähnen ist noch, das ich kein Ausbilder im eigentlichen Sinne bin.
Jedenfalls war damals noch alles total normal. Habe nichts spezielles empfunden.
Aber vor knapp 2 Wochen hat es mich schlagartig voll erwischt.
Wenn ich sie sehe schlägt mein Herz höher. Wenn ich sie nicht sehe, kommt in mir schon nach kurzer Zeit eine Sehnsucht auf.
Das geht sogar soweit, dass ich mir Sachen als Vorwand überlege, um sie, außerhalb meiner Arbeitszeiten (ich arbeite im schichtdienst, früh, spät und nacht) auf der betriebsstelle besuchen und beobachten kann. Letztens hatten wir ein Betriebsfest. Am Tag danach, ich hatte frei, bin ich sogar zum aufräumen zur Betriebsstätte gefahren, wusste natürlich dass sie dort ist und im betriebsdirnst eingesetzt ist.
Ich male mir regelmäßig aus, wie ich ihr näher kommen könnte, mit ihr ein bisschen Zeit zu zweit generieren könnte, obwohl ich eigentlich schon weiß, das ich kaum Gelegenheit dazu bekommen würde. Und wenn doch, fehlt mir aller Wahrscheinlichkeit nach die traute, das umzusetzen, was darin begründet ist, das ich extrem schüchtern und introvertiert bin.
Gestern stand noch zur Debatte, das ich morgen in spätschicht gehen sollte, an genau dem Arbeitsplatz, wo sie gerade bei uns eingeteilt ist. Das hätte mir natürlich sehr gefallen. Aber leider hat mir meine diensteinteilerin heute Vormittag dann doch kundgetan, dass ich die regulär geplante Schicht machen soll. Das machte mich einen kurzen Moment sehr traurig, weil ich mich eigentlich schon gefreut hatte.

Im Kern gibt es vier Sachen, um die ich mir Gedanken mache

1. Ich gehe nun für 3 Wochen in den Urlaub. Ich weiß nicht, ob sie nach meiner Rückkehr noch auf meiner Betriebsstätte ist. Da ich Ihre Nummer nicht habe, könnte es dazu kommen, das ich sie ganz sus den Augen verliere
2. Da wir eigentlich nur dienstlich gesprochen haben, kenne ich nichts über ihre privaten Umstände. Nicht einmal ihr Alter. Und im Schätzen bin ich ohnehin sehr schlecht.
Daher meine Angst, das da dann doch eine zu große Differenz besteht. Ich meine lediglich mitbekommen zu haben, das sie ein Studium angefangen hatte, was diese angst aber nicht sonderlich schmälert.
3. Die Sorge, die wohl jeder frisch verliebte kennen dürfte, ob die Angebetete Person nicht schon in einer Beziehung ist.
4. Eine Ablehnung Ihrerseits, unabhängig davon, ob es lediglich um etwas Zeit zu zweit geht oder ein näher kommen darüber hinaus.

In unseren großen Betrieb ist es übrigens nichts ungewöhnliches, dass es Beziehungen innerhalb und über die unterschiedlichsten Abteilungen hinaus gibt.

Habe auch schon in den sozialen Netzwerken recherchiert, aber leider gesuchte Infos über alter und beziehungsstatus nicht gefunden. Habe lediglich auf Facebook ein etwa vier Jahre altes Foto von ihr gefunden. Welches ich mir schon fast zwanghaft mehrmals am Tag anschaue.

Ich weiß das wirkt alles ziemlich peinlich, und ich bekomme auch ständig von meiner großen Schwester zu hören, dass ich mich da ziemlich reinsteigere, was ich auch alles einsehe. Aber gegen meine Gefühle kann ich nichts.
Wenn ich meinen Gemütszustand auf einer Skala von eins bis 10 zu bewerten hätte, dann würde ich sagen, alles vorhanden mit Tendenz von spontanen stimmungsschwsnkungen über die gesamte spanne hinweg. In einem Moment beflügelt durch das frische Gefühl ihr zugetan zu sein. Im nächsten dann sehr traurig aufgrund der Ängste die ich bereits oben geschildert habe.

Darüber hinaus mache ich mir auch andere Gedanken.
Angenommen es würde so laufen wie in der Situation vor 11 Jahren. Also wir verbringen ein bisschen Zeit zu zweit. Ich versuche dann den nächsten Schritt einzuleiten und setze sie damit unter Druck. Das könnte sie in ihrer Ausbildung behindern und mich zu einem der topthemen unter den Arbeitskollegen machen, was ich auch nicht sonderlich gerne hätte.

Aufgrund meiner Schüchternheit habe ich, was dass zwischenmenschliche angeht, eine große Hürde zu überwinden.
Leider sehe ich sie nicht mehr vor dem Urlaub, da Azubis bei uns nur von Montag bis Freitag auf den betriebsstellen sind. Ertappe mich sogar dabei, mir zu wünschen, den Urlaub zu verschieben.

Mich würde mal interessieren, was ihr so zu der Situation denkt, oder ob ihr vielleicht in einem vergleichbaren Dilemma steckt oder gesteckt habt ich freue mich schon auf eure Antworten, gerne aus beiden Sichtweisen (Also männlich und weiblich)

Liebe Grüße
Carliff

hoefti

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Sportismylife

Moin Carliff.

Mann mann mann hast du dich da reingesteigert. Ich enttäusche dich nur ungerne, aber das alles existiert nur in deinem Kopf. Ob sie wirklich nett und gutherzig ist, oder überhaupt zu dir passt, weißt du garnicht. Das ist nur ein Schatten und ein Gedanke, den du da hast. Man sollte niemals Gefühle in eine Frau investieren, die man nicht mal kennt.

Du erinnerst mich an mich selbst. Ich habe es auch so gemacht und bin immer auf dem Hintern gelandet. Wirst du auch wenn du so handelst.

Ansonsten: Sei locker, finde eine Gelegenheit (wenn sie noch am Arbeitsplatz sein sollte) und sprech sie an. Lad sie auf einen Kaffee ein oder auf ein Eis etc.

Viel Glück!

sontas

Moin Carliff,

Ich kann mich sportismylife nur anschließen.

Als ersten Schritt würde ich sie nach deinem Urlaub, wenn sie dann noch auf eurer Dienststelle ist, fragen ob sie mit dir zusammen Pause machen will. So könnt ihr euch schonmal besser kennenlernen und vielleicht deine offenen Fragen schon ganz unauffällig nebenbei beantworten und nach ein paar zusammen verbrachter Mittagspausen kannst du dann ja, wenn kein Partner im Weg steht, fragen ob sie Lust hätte mit dir nach der Arbeit noch etwas zu unternehmen
Gruß

Sportismylife

Würde ich gar nicht erst danach fragen. Einfach einladen. Dann sieht er ja sowieso ob sie einen Partner hat.

Damien Thorn

Du veranschaulichst in Deinen Ausführungen die zwei größten Fehler, die man beim Kennenlernen machen kann. #1 damals:

Man gesteht niemals Gefühle. Emotionale Verbundenheit entsteht - falls überhaupt - IMMER nonverbal. Gefühle zu gestehen, ist in 99% der Fälle ein Schuss ins eigene Bein, weil man das Gegenüber dadurch nötigt, Stellung zu beziehen und sich sogesehen einen münndlichen Vertrag aufdrücken zu lassen. Und die übliche Reaktion ist logischerweise Flucht. Ein Kennenlernen verfestigt sich ggf. zunehmend mit der Qualitätszeit, und wer versucht, mittels Gefühlsgeständnis das Ganze abzukürzen, legt damit nur seine sozialen Inkompetenzen offen - frei nach dem Motto: "Ich krieg es nicht hin, mit ihr zwischenmenschlich zu reifen, also versuche ich sie, in eine Beziehung zu quasseln".

Fehler #2 ist, sich in eine fremde Person reinzusteigern herumzulungern, zu beobachten, sie real oder auf sozialen Medien zu stalken, sich irgendeine "Beziehung" mit ihr vorzustellen, sein Leben um sie herum aufzubauen etc. etc. So eben, wie Du es gemacht hast. Das einzig Reale ist:

Alles andere ist ein riesiges Hirngespinst und ein einziges "Auf ein Podest heben". Das Problem dabei ist, dass Du durch diese Spinnerei außerstande bist, auch nur ansatzweise locker und gemütlich aufzutreten, selbst FALLS Du je den Mut haben solltest, sie anzusprechen. Insofern rate ich Dir dringend davon ab, sie weiterhin zu stalken und erst recht, sie anzusprechen. Das wird nur ein peinliches Gestammele, vom Understatement ganz zu schweigen, und diese Frau wird sich unwohler nicht fühlen können. Weil sie Dich wahrscheinlich noch nicht mal wahrgenommen hat, während Du emotional schon vor dem Traualtar stehst. Stattdessen empfehle ich Dir, von der Sache abzulassen und einfach wieder Deinen Job zu tun und Dein Leben zu leben.

Für die nächste Frau empfehle ich Dir, von Anfang an geradeaus auf sie zuzugehen und ein nettes Gespräch anzufangen. Eben mit einer positiven Neugier, aber auch kritisch genug, um Dir klarzumachen, dass das nur eine fremde Frau ist, die Du kein bisschen kennst und bei der es null feststeht, ob sie überhaupt zu Dir passt. Dazu ist nämlich die Kennenlernphase da - um sich kennenzulernen und nicht schon reingesteigert in den Kontakt zu treten.

Robertalk

Wie kommt das, dass Du mit 34 noch nie eine Beziehung hattest?

So eine holperige Annäherung als völlig Unerfahrener habe ich auch mal gemacht. Ich meine, ich hätte sogar ein Art Liebesbrief geschrieben. Aus heutiger Sicht maximal peinlich. Aber da war ich 17 und ging noch zur Schule.

Wie kommt es, dass Du so wenig Erfahrung im Kennenlernen hast?