InsGesicht

Hallo,

man liest hier ja immer wieder, dass die Ansprüche heute so immens hoch sind (nicht nur der "bösen" Frauen ), dass es immer schwieriger wird, einen passenden Partner zu finden, usw.

Findet ihr, dass die Ansprüche an einen Beziehungspartner heute wirklich größer sind als früher, also sagen wir mal so bis vor 20, 30 Jahren?

Oder liegt es daran, dass man heute freier in seiner Wahl ist, sich nicht mehr soviel gefallen lassen muss, da die sozialen und finanziellen Zwänge und Notwendigkeiten in der Form heute nicht mehr existieren und man daher sorgfältiger in seiner Partnerwahl vorgeht?

Trägt die Möglichkeit des massiven, jederzeit verfügbaren Informationsaustauschs, die das Internet mit sich gebracht hat dazu bei, dass die Menschen unsicherer und kritischer in der Beziehungsanbahnung geworden sind, bevor sie sich wirklich festlegen (Stichwort Austauschbarkeit)?
Worin seht ihr die Ursachen?

Welche Kriterien muss ein Mensch unbedingt erfüllen, welche Eigenschaften mitbringen, damit er für euch als Partner/in in Betracht kommt? Auf was könntet ihr verzichten bzw. hinwegsehen?

Bitte keine Schuldzuweisungen und Anfeindungen dem anderen Geschlecht gegenüber (damit ist vor allem die bekannte DS-Fraktion gemeint), sondern eine sachliche Diskussion, danke

hoefti

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dudeldi

Eva Illouz hat darüber mehrere Bücher geschrieben.
Das Thema ist ausgesprochen komplex.

Kurzzusammenfassung der Hauptthese, wie ich sie verstanden habe:

-durch die große Mobilität hat sich der Kreis potentieller Partner von dem direkten sozialen Umfeld auf nahezu "unendlich" ausgedehnt
-war man früher zufrieden, einen Partner zu finden, der im Vergleich zu den wenigen anderen verfügbaren Kandidaten "ganz passabel" war, ist heute für jeden das Gefühl allgegenwärtig, dass es stets tausende andere gibt, die dem Optimum näher kommen
-bewusste Beschränkung ist eine Option. Das kann man lernen und üben, genau wie man das Dauerfressen trotz allgegenwärtiger Supermärkte erst lernen und üben muss.
-neue Partnerschaftsmodelle sind eine andere Option für die, die diese Selbstbeschränkung / die Zufriedenheit mit dem "kleinen Glück" nicht lernen können oder wollen.
-Das Glück muss unter dem "Druck" allgegenwärtiger, "besserer" Partner nicht unbedingt leiden, wenn man sich intensiver mit den Bedürfnissen des Partners auseinandersetzt
-Nicht die Konkurrenzfähigkeit zu den Millionen anderer potentieller Partner hinsichtlich Aussehen oder gar Einkommen stellt den neuen "Evolutionsdruck-Faktor" dar, sondern die Fähigkeit, sich in einer Partnerschaft intensiv und differenziert miteinander auszutauschen, um dem Verlangen nach einem noch optimaleren Partner zu begegnen.
-Es fehlt an Strategien und Modellen, wie die eher schlicht gestrickten Charaktere, die diese Differenziertheit im Umgang mit dem Partner nicht aufbringen können, mit diesem Druckfaktor umgehen.
-insofern ist die neue Partnerwahl-Unendlichkeit lediglich eine Verlagerung der Ansprüche an den modernen Menschen, bei der es zwar durchaus Verlierer gibt, aber ebensoviele Gewinner, was eine moralische Bewertung oder gar eine Verdammung der neuen Situation verbietet (zumal man die Zeit nicht mehr zurückdrehen kann).

Das hat -nach meinem Verständnis- ein wenig was von Sozialdarwinismus, auch wenn Illouz jeden Verweis darauf sorgfältig vermeidet. Beziehungserhaltungskompetenz wird danach sozusagen zum neuen Auslesekriterium für die Wahl eines dauerhaften Partners.

prone

Das sind meiner Meinung nach die Hauptgründe für die hohen Ansprüche. Vor allem das Internet und das Fernsehen sind Schuld. Ständig bekommen wir Bilder einpflanzt was als hip, inn, toll, schön, hübsch usw gilt. Das Resultat ist, dass es immer mehr Trendopfer gibt, die eigentlich überhaupt keine eigene Meinung mehr haben, und keinen eigenen Geschmack mehr haben. Das was das Internet und das Fernsehen uns eintrichtern, wird einfach als richtig akzeptiert.

Hat der Typ A dann diesen "Haircut", diesen drei-tage-Bart, diese Statur, diese Klamotten, dann gilt er als "attraktiv" und die Frauen fliegen auf ihn. (als Beispiel)