monochrom

Selbstverständlich hat fast jeder etwas auf dem Mobiltelefon zu verbergen. Nennt sich Privatsphäre.

041gast

Manche Leute denken immer noch, dass Beziehung = Kernfusion bedeutet...
Wenn man alles bis ins kleinste Detail vom Partner weiss, ist das verdammt langweilig.

Dexter Morgan

Eine rechtliche Frage gibt's erst vor Gericht, und da hält sich die Judikative regelmäßig aus den Betten der Beteiligten heraus. Ist ein Paar bei der Frage angelangt, wer welches Recht hat, ist die Ehe sowieso ideell gescheitert und zur Zweckgemeinschaft verkommen. Viel wichtiger ist die Frage, was man mit den eigenen Möglichkeiten anfängt. Auch da geht es mMn nicht um Schuld, sondern darum, ob ein Gleichgewicht zwischen der Umsetzung eigener Wünsche und dem Respekt vor dem anderen eine stabile Liebesbeziehung begründen kann. Überall in der Küche Prilblumen zu verkleben und Nippes aufzustellen, während der Mann das alles hasst, wäre mal kein gutes Vorzeichen.

Das hab' ich immer noch nicht verstanden. Wie sollte denn jemand das missachten? Ich gehe davon aus, dass wir nicht über Keuschheitsgürtel schreiben.

Paradigma

Da sind wir genau am Knackpunkt. Wenn ich von meinem Partner ein Treuegelübde verlange, dann missachte ich sein/ihr Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. Wenn der Fortbestand einer Beziehung davon abhängig ist, dass absolute körperliche Treue herrscht, dann ist das eine perfide Art der Erpressung und ein schlimmerer Eingriff in die „Privatsphäre“ als jeder Blick ins Handy des Partners.

Treue an sich finde ich eine gute Sache - es ist aber etwas, das freiwillig erfolgen sollte, so wie eine Liebeserklärung freiwillig erfolgt. Weder Treue noch Liebe kann man einfordern und erzwingen. Es ist ein Geschenk, und nicht etwas, auf das ich ein Recht habe.

Genau wie das Gefühl der Liebe in einer Langzeitbeziehung nicht immer gleich fühlbar und intensiv ist, kann es auch Zeiten geben, in denen es mit der (körperlichen) Treue hapert.

Die Frage ist, ob diese körperliche Untreue dann auch automatisch zum Ende der Loyalität zum Lebenspartner führt, ob körperliche Untreue einhergeht mit dem Wunsch, aus der Beziehung auszubrechen, mit all den Konsequenzen, die dran hängen - finanziell, sozial, familiär. ich glaube, das es meistens nicht so ist.

monochrom

Und wir wissen ja alle was bei einer Kernschmelze rauskommt...

Dexter Morgan

... und mit einem solchen Partner möchtest Du nicht zusammen sein, was in der Konsequenz zu deiner Trennung führen würde, oder nicht? Hier würden sich dann beide entweder erpressen, oder, wenn man Anwürfe einfach beiseite lässt, erkennen, dass sie nicht zusammengehören. Optimalerweise verständigt sich ein Paar darüber, bevor es wirklich ernst wird. Man muss es nichtmal direkt aussprechen; wer seinen Partner wachen Auges kennenlernt, wird wissen, wie es um das bestellt ist, was einem wirklich wichtig ist.

Ursachen von Seitensprüngen gibt es unabhängig davon, und sie passieren trotz Vereinbarungen oder Vorsätzen. Und dann geht man den Weg, der einem geeignet erscheint, und nicht den, den der untreue Partner einem als den richtigen vorschreiben möchte. Auch das ist Freiheit.

Paradigma

Tatsächlich hat sich nie ein Mann ein Treueversprechen von mir geben lassen. Umgekehrt habe ich auch ineinander eines verlangt, oder eines gegeben. Es war einfach nie ein Thema, und es gab nie ein Problem mit Eifersucht oder Untreue.

Genau. Und wenn ich nicht der Auffassung bin, das mein Partner ein mir zustehendes Recht verletzt, wenn er/sie der Anziehungskraft einer dritten Person erliegt, dann kann ich gelassener damit umgehen.

Natürlich gibt es Fälle, in denen die Beziehung bereits grundlegend gestört ist und die Außenbeziehung als Austiegstor aus der Beziehung genutzt wird.

Findus

Der Umkehrschluss ist, dass es total spannend ist, so wenig wie möglich zu wissen.

Ich denke nicht, dass Beziehung so funktioniert, das man möglichst viel Privatsphäre hat.

Wer Privatsphäre bevorzugt, bleibt besser Single. Da ist man sehr privat.

monochrom

Viel zu digital gedacht. Es lebe das gesunde Mittelmaß.

041gast

Richtig. Ist nicht alles "entweder/oder", lieber Findus.