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Du befindest dich im Forum: Thema Liebe als Diskussionsgrundlage. Hier wird alles besprochen, was mit Liebe, Zwischenmenschlichem und Beziehungsanbahnung zu tun hat. Es soll hier um Grundsatzfragen gehen und nicht um persönliche Probleme! Bitte beachte, daß hier zwar kontrovers und auch mal emotional diskutiert werden kann, persönliche Beleidigungen aber nicht geduldet werden. Wir wollen spannende Diskussionen, in denen das Thema im Vordergrund steht, nicht der Verfasser der Beiträge.

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Alt 20.07.2018, 22:58   #61
Lilly 22
 
Registriert seit: 05/2006
Ort: Alb Donau Kreis
Beiträge: 12.606
Zitat:
Zitat von current74 Beitrag anzeigen
...Meinst Du mit zu nah zu intim, oder über Intimes sprechen?...
Ich mische mich hier mal kurz ein, sorry, aber:

"Nähe" bedeutet hier m.E.n. i.d.R. eben, dass man zwischenmensch-
lich eine emotionale Bindung zu einem anderen Menschen aufbaut
bzw. dieses zulässt. Intimität in diesem Zusammenhang hat in dem
Sinn nichts mit Sex zu tun, sondern mit der tiefe der emotionalen
Verbundenheit, die man miteinander pflegt.

Jemand der zu viel Angst vor Nähe bzw. Intimität hat, lässt andere
Menschen bzw. das Zielgeschlecht nicht an sich heran bzw nicht wirk-
lich in den emotionalen Bereich vordringen. Er hat unbewusst etliche
Strategien entwickelt, um sich davor zu bewahren. Zum Beispiel eben
Vermeidungsstrategien.
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Alt 20.07.2018, 22:58   #62
current74
Golden Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 11/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 1.107
@Lilly

Vielen Dank für Deinen ausführlichen Beitrag.

Das Festhalten von Emotionen, die in solchen Momenten aufkommen, ist wichtig.
Ich habe heute damit begonnen. Dabei ist mir in der Erinnerung an vergangene Situationen aufgefallen, dass ich vor allem an Themen denke, über die man sprechen könnte, aber Hemmungen habe, direktes Interesse an der Person zu zeigen, mit der man spricht. Ich sehe dann, sollte es dazu kommen, unwillkürlich unter mich.

Alles, was früher im Alter bis 18 war, könnte ich nur im Rahmen einer Therapie ausarbeiten. Das ist zu vergraben.
Ja, es ist gut möglich, dass ein Teil meiner Emotionen abgekoppelt ist. Die Beobachtung weist in diese Richtung. Wie und wo, ist mir aber nicht bewusst.
Ich werde mal mit dem Aufschreiben meiner Gefühle in verschiedenen Situationen weitermachen und versuchen, die Ergebnisse auszuwerten.
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Alt 20.07.2018, 23:02   #63
current74
Golden Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 11/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 1.107
Zitat:
Zitat von Lilly 22 Beitrag anzeigen
Ich mische mich hier mal kurz ein, sorry, aber:

"Nähe" bedeutet hier m.E.n. i.d.R. eben, dass man zwischenmensch-
lich eine emotionale Bindung zu einem anderen Menschen aufbaut
bzw. dieses zulässt. Intimität in diesem Zusammenhang hat in dem
Sinn nichts mit Sex zu tun, sondern mit der tiefe der emotionalen
Verbundenheit, die man miteinander pflegt.

Jemand der zu viel Angst vor Nähe bzw. Intimität hat, lässt andere
Menschen bzw. das Zielgeschlecht nicht an sich heran bzw nicht wirk-
lich in den emotionalen Bereich vordringen. Er hat unbewusst etliche
Strategien entwickelt, um sich davor zu bewahren. Zum Beispiel eben
Vermeidungsstrategien.
Ok.
Doch, ich habe Freundschaften in diesem Sinn. Eine dauert schon über zwanzig Jahre. In dem Fall ein Freund, er weiß alles über mich.
Zu einer Ex-Freundin konnte ich auch ein solches Näheverhältnis entwickeln.

Um normalerweise aufzutauen, brauche ich allerdings sehr lange.
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current74 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.07.2018, 00:41   #64
Anique
Quotenlesbe
 
Registriert seit: 07/2018
Ort: Hinter den Bergen
Beiträge: 2.090
Zitat:
Meinst Du mit zu nah zu intim, oder über Intimes sprechen?
Lilly hat es ja schon gesagt.
Ich meinte nicht unbedingt so etwas, sondern eher im Sinne von jemanden an sich ran lassen.
Nicht mal beziehungstechnisch, sondern überhaupt. Dinge von sich selbst preisgeben und solche Sachen.
Da gibt es ja diverse Gründe, warum jemand das nicht möchte, oder kann.
Intimes besprechen wäre dann die Folge von Nähe, denke ich.
Freunde, Partner usw.

Zitat:
Ich wurde da also sehr schnell unsicher, dachte, alles sei übergriffig. Das steckt allerdings irgendwo immer noch in mir drin, auch wenn ich es heute erkenne.
Also hast Du den Eindruck, um es mal salopp zu sagen, Dich aufzudrängen, zu viel zu sein. So verstehe ich es.
Das klingt für mich jetzt erstmal nicht negativ.
In der richtigen Dosis ist das ja eigentlich eine sehr gute Eigenschaft, wenn jemand so etwas zurückhaltender ist und über sein Auftreten reflektiert.

Viele Männer glauben ja scheinbar, es sei total in Ordnung, gleich in die Vollen zu gehen und das Frauen es toll finden, stark angegraben zu werden.
Oder angefasst.
Ich mag das nicht, wenn jemand mir so extrem nachstellt oder statt Signale zu senden gleich ein Feuerwerk abbrennt.
Bei Dir denke ich, ein wenig mehr davon, würde Dir halt gut tun.

Das mit dem Rotwerden hast Du ja scheinbar auch schon in den Griff bekommen.



Zitat:
Zitat von current74 Beitrag anzeigen

Schlimm... Ich hätte nicht gedacht, dass das heute noch so ein Thema ist. Bist du ländlich aufgewachsen?
Nein, eigentlich nicht. Ich wohne städtisch. Etwas außerhalb.Das waren auch nur 2 oder 3 Mädchen, die das ans Laufen brachten.
Und dann gab es halt noch Mädels, die streng gläubig waren und die mich dann auch total geschnitten haben. Die haben die Sache auch noch befeuert.
Für die wäre ja nicht mal Sex vor der Ehe in Frage gekommen.
Mit den Jungs war es immer einfacher. Da muss Frau i.d.R nur einige wilde Phantasien aushalten, die sie sich so ausmalen, aber das ist okay gewesen. Das kenne ich heute noch.

Richtig schlimm wurde es erst, als meine Mutter eingegriffen hat und sich an die Schule wandte, was ich leider nicht verhindern konnte.
Die Lehrer sind damit nicht gerade sensibel umgegangen und haben es direkt angesprochen.
Und dann haben sich auch noch die Eltern von der einen da rein gehangen, weil ihre Superprinzessin natürlich nur Opfer war.. ..
Na ja, ist vorbei. Heute kann ich darüber nur lachen.


Zitat:
Nein, warum? Ich lese Deine Beiträge gerne.
Danke schön. Ich frage deshalb, weil ich immer denke, ich bin viel zu jung, um mich zu äußern, da ihr schon mehr erlebt habt, als ich.
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Geändert von Anique (21.07.2018 um 00:59 Uhr)
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Alt 21.07.2018, 00:55   #65
Anique
Quotenlesbe
 
Registriert seit: 07/2018
Ort: Hinter den Bergen
Beiträge: 2.090
Zitat:
Zitat von current74 Beitrag anzeigen
@Lilly

Vielen Dank für Deinen ausführlichen Beitrag.

Das Festhalten von Emotionen, die in solchen Momenten aufkommen, ist wichtig.
Ich habe heute damit begonnen. Dabei ist mir in der Erinnerung an vergangene Situationen aufgefallen, dass ich vor allem an Themen denke, über die man sprechen könnte, aber Hemmungen habe, direktes Interesse an der Person zu zeigen, mit der man spricht. Ich sehe dann, sollte es dazu kommen, unwillkürlich unter mich.
Du reagierst dann im Prinzip nicht, sondern versuchst die Situation zu analysieren und in den Griff zu bekommen.
Und irgendwie auch, das Empfinden der anderen Person, was Dich betrifft zu lenken.
Weil Du Dir da viele Gedanken drüber machst, wie Du wirkst. Was geht, was geht nicht, was denkt derjenige usw.

Dabei geht die Natürlichkeit verloren.
Jetzt verstehe ich es auch. Das Du dran bist ist super.

Die Tipps von Lilly sind sowieso klasse, wie ich immer finde.

Ich wünsche eine gute Nacht!
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Anique ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.07.2018, 21:38   #66
current74
Golden Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 11/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 1.107
Zitat:
Zitat von Anique Beitrag anzeigen
Du reagierst dann im Prinzip nicht, sondern versuchst die Situation zu analysieren und in den Griff zu bekommen.
Und irgendwie auch, das Empfinden der anderen Person, was Dich betrifft zu lenken.
Weil Du Dir da viele Gedanken drüber machst, wie Du wirkst. Was geht, was geht nicht, was denkt derjenige usw.

Dabei geht die Natürlichkeit verloren.
Jetzt verstehe ich es auch. Das Du dran bist ist super.
Gut erkannt, ja, das ist wohl so.
Dabei geht das ja gar nicht, also das Lenken.

Daher kommt wohl auch die "Langsamkeit".
Das Zeitfenster ist in dem Fall oft zu, bis ich reagiert habe.

Ich versuche, das abzulegen, aber vieles ist wohl verschüttet oder hat sich in Verhaltensweisen eingeprägt, wie es auch im Beitrag von Lilly deutlich wurde. Wird also wieder etwas dauern...
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current74 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.07.2018, 21:59   #67
current74
Golden Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 11/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 1.107
Zitat:
Zitat von Anique Beitrag anzeigen
Lilly hat es ja schon gesagt.
Ich meinte nicht unbedingt so etwas, sondern eher im Sinne von jemanden an sich ran lassen.
Nicht mal beziehungstechnisch, sondern überhaupt. Dinge von sich selbst preisgeben und solche Sachen.
Da gibt es ja diverse Gründe, warum jemand das nicht möchte, oder kann.
Intimes besprechen wäre dann die Folge von Nähe, denke ich.
Freunde, Partner usw.
Ja. Ich denke, dass ich in dem Punkt offen bin und war.
Nur Intimeres wie Partnerschaft, Sex, Vorlieben etc. kam in Gesprächen früher kaum vor.
Hier hat jemand gefragt, wie das früher unter meinen Freunden gehandelt wurde.
Eigentlich ne gute Frage... Ich dachte, das wäre für die meisten generell weniger ein Thema gewesen, vielleicht war's das aber nur mit mir nicht. Darüber hatte ich mir keine Gedanken gemacht, wahrscheinlich war es für die anderen irgendwann ganz normal, dass ich immer alleine auflief und man hat einfach keine Fragen gestellt. Ist aber schon lange her.

Zitat:

Also hast Du den Eindruck, um es mal salopp zu sagen, Dich aufzudrängen, zu viel zu sein. So verstehe ich es.
Das klingt für mich jetzt erstmal nicht negativ.
In der richtigen Dosis ist das ja eigentlich eine sehr gute Eigenschaft, wenn jemand so etwas zurückhaltender ist und über sein Auftreten reflektiert.
Das ist so. Ich konnte mir nie vorstellen, wie es ist, eine Frau anzumachen. Hatte sofort das Bild eines Typen vor Augen, der sexuell übergriffig wird. Was anderes konnte ich mir darunter nicht vorstellen. Wahrscheinlich ging über diese Sorge, so auf keinen Fall sein zu wollen, auch die ganze Natürlichkeit und natürlich auch der Spaß an der Sache verloren.
Es ging lange, bis ich dazu so etwas wie einen Zugang gefunden habe.
Aber völlig weg sind diese Gedanken oder Befürchtungen immer noch nicht.

Zitat:

Viele Männer glauben ja scheinbar, es sei total in Ordnung, gleich in die Vollen zu gehen und das Frauen es toll finden, stark angegraben zu werden.
Oder angefasst.
Ich mag das nicht, wenn jemand mir so extrem nachstellt oder statt Signale zu senden gleich ein Feuerwerk abbrennt.
Bei Dir denke ich, ein wenig mehr davon, würde Dir halt gut tun.
Ja. Ich wusste nur lange nicht wie. Den Mittelweg finden. Denn so wie erstere wollte (und v.a. konnte) ich nie sein. Habe im Übrigen nie erlebt, dass starkes Anbaggern "positiv" ankam, wenn ich es mitgekriegt habe.

Zitat:
Das mit dem Rotwerden hast Du ja scheinbar auch schon in den Griff bekommen.
Ja, war eine Sache von Jahren.

Zitat:

Danke schön. Ich frage deshalb, weil ich immer denke, ich bin viel zu jung, um mich zu äußern, da ihr schon mehr erlebt habt, als ich.
Das Alter nach Jahren ist ja nicht immer ausschlaggebend... Deine Beiträge wirken reflektiert und für Deine jungen Jahre schon sehr reif.
Andere machen in Deinem Alter gerade mal die ersten Gehversuche...

Was das Ausleben von Gefühlen angeht, hast Du wahrscheinlich mehr erlebt als ich.
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current74 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.07.2018, 22:48   #68
Lilly 22
 
Registriert seit: 05/2006
Ort: Alb Donau Kreis
Beiträge: 12.606
Hallo current74,

Zitat:
Zitat von current74 Beitrag anzeigen
Das Festhalten von Emotionen...()...
Dabei ist mir in der Erinnerung an vergangene Situationen aufgefallen, dass ich vor allem an Themen denke...
dein Fokus sollte aber bei den Gefühlen liegen, die du dabei hast.

Beispiel:

Du weißt etwas zum Thema beizutragen, kennst die Leute aber nicht
und bist gehemmt. Dann könntest du dich daran machen, mal genau-
er hineinzufühlen, was dich jetzt konkret wohl hemmt: die fremden
Leute (Angst vor Zurückweisung, Kritik, Lächerlichkeit usw. bzw. das
Gefühl von Unbehagen--> weil kein Vertrauen in die Fremde usw.,
Kleinheits-/Nichtigkeitsgefühl usw.).

Obwohl ich z.B. nicht ganz so ängstlich bin, hatte ich z.B. mal die Si-
tuation, dass mehrere kräftige Männer einen Jungen (so um die 10-12)
umzingelt hatten und sich als "Fahrkartenkontrolleure" ausgegeben
haben, diesem aber körperlich dermaßen Angst eingeflößt haben,
dass sogar ich im ersten Moment das Gefühl von Angst verspürte,
als ich diesem Beistand leisten wollte. Die ca. 5- 6 Männer wirkten
sowohl aufgrund ihrer Körpersprache sehr übergriffig, als auch ver-
bal und klar, dass ich darüber befürchtete, es könnte eskalieren. Im
Vertrauen darauf, dass es dort aber eine Videoüberwachung gab und
noch andere Passanten vorbei liefen, bin ich dann doch zu dem Jun-
gen rüber und habe ihn gefragt, ob er sich Beistand wünsche und
habe ihn nebenher darüber aufgeklärt, dass er weder hätte ausge-
setzt werden dürfen, noch, dass er ohne seine Eltern usw. derart
"verhört" und überhaupt in die Klemme genommen werde dürfe,
ich mich gern als Zeugen usw. zur Verfügung stelle und ihm mei-
ne Kontaktdaten in die Hand gedrückt. Und klar hatten diese Ty-
pen gewaltig etwas dagegen und hatten mit ihren Gestikulierun-
gen zunächst versucht, mich ebenfalls einzuschüchtern usw. Egal,
denn ich bin darauf überhaupt nicht eingestiegen. Am Ende haben
sie von dem Jungen endlich abgelassen, so dass dieser dann doch
nach Hause fahren konnte. Quasi also das selbe Programm: Was
will ich eigentlich gerade, was konkret hemmt mich, was fühle ich
dabei, Überprüfung der Wirklichkeit und Absicherung bzw. Selbst-
motivation und entsprechende Handlung.

Achja, eine Freundin von mir ist auf dem selben Bahnsteig von sol-
chen Kontrolleuren krankenhausreif zusammen geschlagen worden,
bis sie andere Passanten da heraus holten. Aber, diese damaligen
Kontrolleure sind allesamt rechtskräftig verurteilt worden. Dank
der beherzten Zeugen, derer Videoaufnahmen und der der Bahn.
Ein weiteres mal vor dem Erlebnis mit dem Jungen stand ich selbst
noch in der Bahn, die kurz vor dem Abfahren war, als ein Passagier
auf dem Bahnsteig von solchen massakiert worden ist und ja, in
dem Moment hatte ich zu lange gezögert, um hier zu Handeln. Ge-
nau das wollte ich eben aber nicht noch einmal zulassen.

Und zum Thema, ob man zum Thema etwas Geistreiches beizutra-
gen hat, wie man meint und ob das überhaupt wichtig ist: Mein Ex
Freund meinte damals zu mir (er studierte selbst u.a. Psychologie
usw.), dass das im Grunde in geselliger Runde, gerade unter Män-
nern, eigentlich Quatsch sei. Es würde genügen, wenn man gewis-
se Standartsätze einwerfen würde, um sich in die Runde einbrin-
gen zu können und es tendenziell dabei weniger tiefgründig hinter-
fragt würde, weil kein Mann sich dabei freiwillig die Blöße geben
wollen würde. Ich zweifelte das zunächst an, obgleich mir ein gewis-
ses Profilierungsgehabe durchaus bekannt sein mag. Am Anfang
übte ich mir zur "Sicherheit" z.B. zum Thema Fußball so eben ein
paar dieser Standartkommentare ein und herrje, das klappte tat-
sächlich, ohne, dass ich auch nur wirklich Ahnung von dem hatte,
was ich sagte. Später übte ich mich darin, dass sogar ohne solcher
Standartkommentare usw. zu probieren, vor allem bei Themen,
die mich selbst so gar nicht interessierten. So hatte ich einmal ir-
gendwelche IT- Freaks neben mir sitzen und hörte denen einfach
nur zu, um dann "fachmännisch" einzuwenden, was ein anderer
zuvor als These rausgehauen hatte. Die Runde war sehr beein-
druckt von meinem Einwurf und schon war man im weiteren Ge-
spräch, das man dann selbst auch mitlenken kann und wo das
Ganze dann doch zu einer eher entspannten Feierabendrunde
wird. Dann zählen Witz, Charme und Selbstironie plötzlich eben
doch mehr, als das verkrampfte Festhaltenwollen an irgendeinem
Fachwissen über die Arbeitszeit hinaus. Wenn solche Leute aber
z.B. so überhaupt nicht aus ihrem Sicherheitsmodus heraus kom-
men, kann man sich selbst auch gern eher ein bisschen unwis-
send geben, damit das Gegenüber durch`s Erklären etwas mehr
Sicherheit/ Lockerheit erlangt (im Zweiergespräch).

Du darfst dir also gern vor Augen halten, dass auch andere um
dich herum zum Teil so ziemlich selbstunsicher sind und sich ge-
rade deshalb gern an Themen festklammern wollen, wo sie eher
das Gefühl haben, die Kontrolle über alles zu behalten bzw. hier-
mit zumindest so einigermaßen punkten zu können. Um so mehr
sie daran festhalten wollen, um so verkrampfter/ unsicher sind
sie im Grunde selbst. Die überwiegende Mehrheit will das so a-
ber gar nicht sein und ist froh, wenn man einfach mal nicht stän-
dig unter dem Druck steht, den vermeintlichen Erwartungen an-
derer entsprechen zu müssen. Du kannst das selbst mal für dich
ausprobieren und dabei gleichzeitig mehr Wert auf Humor und
tatsächliche Freizeitunterhaltung/ Spaß legen. In dem Moment
hörst du auf damit, ständig herum zu grübeln, was den anderen
nun gefallen könnte bzw. was diese wohl von dir halten könnten
usw. usf. und könntest gerade auf diese Art eine Menge an Ängs-
ten ablegen usw. usf. Ich vermute mal, dass du im Grunde auch
eine Menge Humor usw. besitzt, der so aber gar nicht zur Geltung
kommen kann. Dabei sind es gerade die Leute, die eben einen
gesunden Humor besitzen, sich nicht dermaßen arg selbst wich-
tig nehmen und die auch über sich selbst lachen können jene,
die solche verkrampften Situationen im Handumdrehen auflösen
können und echten Spaß in die Runde bringen. Also jene, wo man
sich beim Heimkommen sagt: "Wow, das war echt ein cooler Abend
heute".
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Geändert von Lilly 22 (21.07.2018 um 22:55 Uhr)
Lilly 22 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.07.2018, 00:02   #69
current74
Golden Member
Themenstarter
 
Registriert seit: 11/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 1.107
Hallo Lilly,

Zitat:
Zitat von Lilly 22 Beitrag anzeigen

dein Fokus sollte aber bei den Gefühlen liegen, die du dabei hast.

Beispiel:

Du weißt etwas zum Thema beizutragen, kennst die Leute aber nicht
und bist gehemmt. Dann könntest du dich daran machen, mal genau-
er hineinzufühlen, was dich jetzt konkret wohl hemmt: die fremden
Leute (Angst vor Zurückweisung, Kritik, Lächerlichkeit usw. bzw. das
Gefühl von Unbehagen--> weil kein Vertrauen in die Fremde usw.,
Kleinheits-/Nichtigkeitsgefühl usw.).
Ok, das verstehe ich. Unbehagen ist dabei, was auch auf die konkrete Situation und das Umfeld ankommt. Meistens entsteht bei solchen "kalten" Ansprechsituationen eine Leere im Kopf sowie das Gefühl des Abgeschnittenseins, so, als ob man hinter einer Glasscheibe sitzen würde, zwar alles beobachtet, aber an nichts teilhat.


Zitat:
Obwohl ich z.B. nicht ganz so ängstlich bin, hatte ich z.B. mal die Si-
tuation, dass mehrere kräftige Männer einen Jungen (so um die 10-12)
umzingelt hatten und sich als "Fahrkartenkontrolleure" ausgegeben
haben, diesem aber körperlich dermaßen Angst eingeflößt haben,
dass sogar ich im ersten Moment das Gefühl von Angst verspürte,
als ich diesem Beistand leisten wollte. [...]
Krasse Situationen. In echten Gefahrensituationen war ich selten, aber ein paar Mal, handelte da aber intuitiv, ohne zu überlegen. Das lief alles anders ab als in den Fällen, in denen um mich herum eigentlich nichts Außergewöhnliches passiert und ich nur in Kontakt kommen möchte.

Zitat:
Und zum Thema, ob man zum Thema etwas Geistreiches beizutra-
gen hat, wie man meint und ob das überhaupt wichtig ist: Mein Ex
Freund meinte damals zu mir (er studierte selbst u.a. Psychologie
usw.), dass das im Grunde in geselliger Runde, gerade unter Män-
nern, eigentlich Quatsch sei. Es würde genügen, wenn man gewis-
se Standartsätze einwerfen würde, um sich in die Runde einbrin-
gen zu können und es tendenziell dabei weniger tiefgründig hinter-
fragt würde, weil kein Mann sich dabei freiwillig die Blöße geben
wollen würde. Ich zweifelte das zunächst an, obgleich mir ein gewis-
ses Profilierungsgehabe durchaus bekannt sein mag. Am Anfang
übte ich mir zur "Sicherheit" z.B. zum Thema Fußball so eben ein
paar dieser Standartkommentare ein und herrje, das klappte tat-
sächlich, ohne, dass ich auch nur wirklich Ahnung von dem hatte,
was ich sagte. Später übte ich mich darin, dass sogar ohne solcher
Standartkommentare usw. zu probieren, vor allem bei Themen,
die mich selbst so gar nicht interessierten. So hatte ich einmal ir-
gendwelche IT- Freaks neben mir sitzen und hörte denen einfach
nur zu, um dann "fachmännisch" einzuwenden, was ein anderer
zuvor als These rausgehauen hatte. Die Runde war sehr beein-
druckt von meinem Einwurf und schon war man im weiteren Ge-
spräch, das man dann selbst auch mitlenken kann und wo das
Ganze dann doch zu einer eher entspannten Feierabendrunde
wird. Dann zählen Witz, Charme und Selbstironie plötzlich eben
doch mehr, als das verkrampfte Festhaltenwollen an irgendeinem
Fachwissen über die Arbeitszeit hinaus. Wenn solche Leute aber
z.B. so überhaupt nicht aus ihrem Sicherheitsmodus heraus kom-
men, kann man sich selbst auch gern eher ein bisschen unwis-
send geben, damit das Gegenüber durch`s Erklären etwas mehr
Sicherheit/ Lockerheit erlangt (im Zweiergespräch).
Sicherheitsmodus trifft's schon gut.
Interessant, habe ich noch nie gemacht. Ich verstehe, was Du meinst.
Bisher kam ich eigentlich nur über einen Aufhänger in lockere Gespräche, nie ohne. Die Leute aus Deinem Beispiel anzusprechen wäre mir nie in den Sinn gekommen, weil ich mit den Themen nichts anfangen kann.
Aber es ist klar, dass es darüberhinaus noch eine andere Art von Kommunikation gibt, die nicht auf Themen basiert. In die kam ich bisher aber nur über den Umweg von irgendwelchen Themen.
Das andere ist für mich komplettes Neuland.

Zitat:

Du darfst dir also gern vor Augen halten, dass auch andere um
dich herum zum Teil so ziemlich selbstunsicher sind und sich ge-
rade deshalb gern an Themen festklammern wollen, wo sie eher
das Gefühl haben, die Kontrolle über alles zu behalten bzw. hier-
mit zumindest so einigermaßen punkten zu können. Um so mehr
sie daran festhalten wollen, um so verkrampfter/ unsicher sind
sie im Grunde selbst. Die überwiegende Mehrheit will das so a-
ber gar nicht sein und ist froh, wenn man einfach mal nicht stän-
dig unter dem Druck steht, den vermeintlichen Erwartungen an-
derer entsprechen zu müssen. Du kannst das selbst mal für dich
ausprobieren und dabei gleichzeitig mehr Wert auf Humor und
tatsächliche Freizeitunterhaltung/ Spaß legen. In dem Moment
hörst du auf damit, ständig herum zu grübeln, was den anderen
nun gefallen könnte bzw. was diese wohl von dir halten könnten
usw. usf. und könntest gerade auf diese Art eine Menge an Ängs-
ten ablegen usw. usf. Ich vermute mal, dass du im Grunde auch
eine Menge Humor usw. besitzt, der so aber gar nicht zur Geltung
kommen kann. Dabei sind es gerade die Leute, die eben einen
gesunden Humor besitzen, sich nicht dermaßen arg selbst wich-
tig nehmen und die auch über sich selbst lachen können jene,
die solche verkrampften Situationen im Handumdrehen auflösen
können und echten Spaß in die Runde bringen. Also jene, wo man
sich beim Heimkommen sagt: "Wow, das war echt ein cooler Abend
heute".
Schön beschrieben.
Ich kannte auch mal solche Leute, solche, die frei mit jedem sprechen konnten, und andere, die sofort ins Dozieren gerieten.
Ich tat weder das Eine noch das Andere und blieb meistens in der Beobachterposition. Als nett empfunden, aber nicht handelnd. Wenn man in der Runde auftaute, war ich auch dabei, und so kam ich zu den Gelegenheiten neuer Kontaktmöglichkeiten. Allerdings war ich ganz selten der, der das initiierte.
Bis ich dazu wieder einen Zugang gefunden habe, muss ich mir deinen Text noch mehrfach durchlesen.
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Geändert von current74 (22.07.2018 um 00:07 Uhr)
current74 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.07.2018, 10:30   #70
Anique
Quotenlesbe
 
Registriert seit: 07/2018
Ort: Hinter den Bergen
Beiträge: 2.090
Zitat:
Zitat von Lilly 22 Beitrag anzeigen

Du darfst dir also gern vor Augen halten, dass auch andere um
dich herum zum Teil so ziemlich selbstunsicher sind und sich ge-
rade deshalb gern an Themen festklammern wollen, wo sie eher
das Gefühl haben, die Kontrolle über alles zu behalten bzw. hier-
mit zumindest so einigermaßen punkten zu können.
Da steckt viel wahres drin, lieber Current.
Ich bin auch innerlich sicher nicht die selbstsicherste Person auf Erden.
Nur kann ich es wunderbar überspielen und Du würdest es wahrscheinlich nicht merken.
Ich bin keine laute Person, aber ich habe auch so meine Punkte, wo ich mich sicher fühle.
Zumal ich mir meiner Wirkung auch bewusst bin, vor allem Männern gegenüber und das auch einzusetzen weiß. So umschiffe ich dann Themen, wo ich ins Schlingern gerate.

Zitat:
Eigentlich ne gute Frage... Ich dachte, das wäre für die meisten generell weniger ein Thema gewesen, vielleicht war's das aber nur mit mir nicht. Darüber hatte ich mir keine Gedanken gemacht, wahrscheinlich war es für die anderen irgendwann ganz normal, dass ich immer alleine auflief und man hat einfach keine Fragen gestellt. Ist aber schon lange her.
Lange her, aber eventuell doch gut, es mal so im Nachhinein und aus der Ferne zu betrachten.
Da kannst Du Dir vielleicht doch noch was raus ziehen und Deine Verhaltensweisen anschauen.

Zitat:
Aber völlig weg sind diese Gedanken oder Befürchtungen immer noch nicht.
Nach allem was ich so lese, ist die Gefahr extrem gering, bis nicht vorhanden, dass Du Dich zu sehr aufdrängst.
Richtig kanalisiert können Dir diese Instinkte eher helfen und Dich sogar aus der Masse herausheben.
Ich habe, von Freundinnen, genug gehört, wie Männer manchmal so sind.
Und auch ich selbst erlebe es ja öfters. Mir steht ja auch nicht "vom anderen Ufer" auf der Stirn geschrieben.

Zitat:
Denn so wie erstere wollte (und v.a. konnte) ich nie sein. Habe im Übrigen nie erlebt, dass starkes Anbaggern "positiv" ankam, wenn ich es mitgekriegt habe.
Es mag sicher Frauen geben, die das toll finden. Das sind dann wohl aber auch nicht die, welche Du kennen leren möchtest.

Zitat:
Was das Ausleben von Gefühlen angeht, hast Du wahrscheinlich mehr erlebt als ich.
Ja, wahrscheinlich.
Nur mich dabei an Dingen hochgezogen und Energien investiert, die an anderen Punkten besser aufgehoben gewesen wären.
Das ist jetzt mein Thema, wie es scheint. So hat jeder sein Päckchen zu tragen.
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