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Du befindest dich im Forum: Thema Liebe als Diskussionsgrundlage. Hier wird alles besprochen, was mit Liebe, Zwischenmenschlichem und Beziehungsanbahnung zu tun hat. Es soll hier um Grundsatzfragen gehen und nicht um persönliche Probleme! Bitte beachte, daß hier zwar kontrovers und auch mal emotional diskutiert werden kann, persönliche Beleidigungen aber nicht geduldet werden. Wir wollen spannende Diskussionen, in denen das Thema im Vordergrund steht, nicht der Verfasser der Beiträge.

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Alt 22.06.2021, 21:08   #11
karlTHEkaiser
Junior Member
 
Registriert seit: 01/2018
Beiträge: 20
Auch wenn die Antwort spät kommt: Ja, so etwas kann man definitiv überwinden .

Hatte eine eher unangenehme Kindheit als Außenseiter, den Anschluss an die ersten Liebeserfahrungen verpasst und war ab ca 12-13 ein überzeugter Nihilist, der vollkommen von der Sinnlosigkeit des Lebens überzeugt war, in den meisten sozialen Interaktion zuerst die Motivation hinterfragte und bereits seinen persönlichen Frieden mit dem Konzept des eigenen Todes oder anderer gefunden hatte.

Durch die Schule kam ich noch mit der Einstellung, aber später, während meines Studiums, wurde das zu einer Art dauerhaften depressiven Verstimmung, die schließlich in einer "Anpassungsstörung" ( aka Burnout) endete, als selbst mein letzter Kumpel/Mitbewohner durch pures Glück seine erste Liebe und jetzige Frau fand, was mich komplett kollabieren ließ, da ich armseliger Sack mich dann nicht einmal mehr mit ihm gleichwertig fühlte, der sonst jahrelang das sex-lose Schicksal mit mir teilte.

Ich war unfähig zu lernen, versaute kurz vor Ende meinen Studiengang und war so gefrustet und enttäuscht von mir, dass ich auch einen harten Exit erwog.

ABER:

Nach großem Krach gelang es mir endlich eine schmerzhafte Aussprache mit meiner Familie. Ich hatte meinen Zustand endlich als nicht vernünftig, sondern krankhaft, anerkannt und stellte mich in einer Notfallsprechstunde in einer Psychiatrie vor, welche mich an einen Psychologen verwies. Der beschrieb mein Problem, weshalb mir der soziale Anschluss und Selbstliebe so schwer fiel, als eine sehr ausgeprägte Trennung von Denken und Fühlen. Nach den ersten Einzelgesprächen nahm ich dann 1 Jahr lang an einer wöchentlichen Gesprächstherapie teil, wo ich im geschützten Rahmen mit anderen Menschen aus allen Ecken der Gesellschaft (junge Frauen, ältere Frauen, ein Knasti, Suchtkranke) und eigenen traumatischen Geschichten, die ihre zwischenmenschlichen Kompetenzen behinderten, mich zu öffnen lernte.

Für mich war das eine Wende. Ich begann noch einmal eine komplett andere Ausbildung, mit der ich sehr zufrieden bin, formte meinen Körper von einer fetten Birne mit dürren Gliedern zu einer wohlproportionierten Mischung aus Schwimmer und Mittelgewichtsboxe, fand ein neues Hobby in der Selbstverbesserung (Selbstanalyse, praktische Psychologie, Philosophie) und Fanfic schreiben (Jo, ich steh dazu, was treibt ihr kreatives ?) und fand endlich meine erste Freundin und meinen ersten Sex.

Ich habe nicht alle Eigenheiten meines früheren Lebens abgelegt,

Ich kann noch immer sehr gut Denken und Fühlen trennen,

Ich verarbeite Emotionen noch immer rasend schnell im Vergleich zu fast allen Menschen, die ich kenne,

und kann daher leicht mit dem Tod und Sterben umgehen (was in meinem Beruf sehr von Vorteil ist),

ich kann mich sehr gut allein beschäftigen,


und sobald ich einen anderen Mann treffe läuft noch immer zuerst eine Abwägung zur effektivsten Gewaltanwendung für den Ernstfall ab. ( Dazu muss ich sagen, dass ich mich seit über zehn Jahren nicht mehr geschlagen habe, dafür aber von Grundschule bis zur 7. Klasse nahezu täglich gegen eine Überzahl und DAS legt man nicht mehr ab.)

Wichtiger ist jedoch:

Ich habe mich wieder lieben gelernt und kann dadurch wieder auch viel besser andere Menschen lesen und beeinflussen,

Ich konnte meine Schüchternheit vor dem anderen Geschlecht ablegen und bin nicht mehr gelähmt durch eine Zurückweisungsangst

und ich konnte meine Überzeugung der Sinnlosigkeit der Existenz als ultimative Freiheit statt einem deprimierenden Loch begreifen.

Am wichtigsten war die Erkenntnis, dass es unfair ist, von anderen Menschen zu verlangen zu den gleichen Einsichten und Ansichten wie man selbst gekommen zu sein. Sie haben ihre eigene individuellen Geschichten und Gründe, die weit vielschichtiger und bunter sind, als jeder gefrusteter Generalisierung, zu der einen die Enttäuschung drängen will.
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Alt 22.06.2021, 21:35   #12
gastdelete
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Beiträge: n/a
Einer der besten und offensten Beiträge, die ich hier seit Langem gelesen habe!

Hut ab! Respekt!
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